Vatikanvertreter sind keine Bürokraten. Daran erinnerte der Papst an diesem Montag die künftigen Apostolischen Nuntien bei einem Empfang im Vatikan. Er sprach nämlich vor den Mitgliedern der Päpstlichen Diplomaten-Akademie. Der Dienst eines Nuntius sei tiefgründig und eben nicht bürokratisch, so der Papst.
„Als Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Ortskirchen und den weltlichen Behörden müssen die Apostolischen Nuntien die Normen und Richtlinien der Kirche nicht einfach als Gesetze verbreiten, sondern als Zeichen der Liebe gegenüber der Kirche verkünden. Deshalb müssen Vatikan-Diplomaten einen gepflegten Lebensstil an den Tag legen. Das heißt, sie sollten eine Leidenschaft für die kirchliche Gemeinschaft entwickeln.“
Selbstverständlich zähle auch die Treue gegenüber dem Papst zu den Qualitäten eines Nuntius. Es gehe in erster Linie nicht um formale Richtlinien, fügte der Papst aus.
„Meistens stellt man sich die Diplomatenarbeit als eine Tätigkeit vor, die einzig mit Äußerlichkeiten zu habe. Doch die Arbeit eines Nuntius besteht gerade darin, persönliche Ansprüche beiseite zu stellen und einen priesterlichen Dienst auszuüben. Besonders unter schwierigen Umständen ist es wichtig, die Verbindung mit dem Stuhl Petri und der Gemeinschaft mit der Kirche herzustellen.“
Hintergrund:
Die 1701 gegründete päpstliche Diplomatenakademie ist ein Ausbildungsinstitut für angehende Botschafter des Heiligen Stuhls. In einem zweijährigen Aufbaustudiengang werden die Priester auf ihre künftige Aufgabe als Vatikandiplomat vorbereitet. Schwerpunkte des Studiums sind Völkerrecht, Diplomatiegeschichte sowie Fremdsprachen. Ein Ausbildungsjahrgang umfasst rund zehn Kleriker. Seit dem Wiener Kongress 1815 steht der Apostolische Nuntius im Rang eines Botschafters. Außerdem vertritt er den Papst bei den jeweiligen Bischofskonferenzen. Ein Nuntius muss wie jeder Diplomat vom aufnehmenden Staat akkreditiert werden. Ist der Gesandte des Papstes nicht beim Staatsoberhaupt oder bei der Regierung des Aufnahmestaates akkreditiert, sondern pflegt nur den Kontakt zu den kirchlichen Institutionen und Personen, so heißt er Apostolischer Delegat. (rv)