Vatikan/Ägypten: Dialog mit Al Azhar rückt wieder in den Blick

Eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Heiligem Stuhl und der Kairoer Al Azhar Universität wird immer wahrscheinlicher. An diesem Dienstag empfing der Vize-Imam der Einrichtung den Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Das gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bekannt. Das „sehr positive und konstruktive Treffen" habe 45 Minuten gedauert und lasse auf eine Wiederaufnahme der Gespräche hoffen. An der Begegnung nahm neben dem Sekretär des Dialogrates, Pater Miguel Ángel Ayuso Guixot, der päpstliche Nuntius in Kairo, Erzbischof Jean-Paul Gobel, teil. Die Al Azhar Universität gilt als die höchste Lehrautorität des sunnitischen Islam. Sie hatte die Gespräche mit dem Heiligen Stuhl im Januar 2011 ausgesetzt, nachdem Papst Benedikt XVI. bei einem Angelusgebet blutige Terroranschläge auf koptische Kirchen in Ägypten verurteilt hatte. (rv)

Kardinal Tagle: „Dialog mit traditionellen Religionen möglich und nötig“

Wie sieht die Kirche in Asien Papst Franziskus? Und worauf kommt es bei der Missionierung dort an? Darüber hat Radio Vatikan mit Kardinal Luis Antonio Tagle, dem Erzbischof von Manila, gesprochen. Der Philippiner ist überzeugt: Missionierung ist in Asien nur über Dialog möglich, und sie müsse sich von der „missio ad gentes" hin zur „missio inter gentes" entwickeln. Tagle nennt hier drei Arten des Dialoges:

„Den Dialog mit den Armen, den Dialog mit den traditionellen und aufsteigenden Kulturen sowie den Dialog mit den traditionellen Religionen. Wir sind sehr froh, dass wir einen Papst haben, der diesen Weg des Dialogs verfolgt. Es ist zwar nicht einfach, als Minderheit mit den großen Religionen in Asien Dialog zu führen, es ist nicht einfach, aber es ist möglich."

Die katholische Kirche in Asien sei auch sehr froh, dass Erzbischof Parolin zum neuen Staatsekretär ernannt wurde, berichtet Tagle weiter. Parolin sei erfahren in Verhandlungen mit der Volksrepublik China und habe Asiens Kirche sehr viel geholfen, besonders, was die Beziehungen zu Vietnam angehe. Die Kirche in Asien beschreibt Tagle als eine Kirche der Armen, der Minderheiten und der Einwanderer. Der Erzbischof von Manila berichtet weiter, dass Papst Franziskus auf den Philippinen sehr gut ankommt:

„Die Leute hier haben Papst Franziskus mit Liebe, Sympathie und Enthusiasmus aufgenommen, denn er zeigt ein Gesicht der Kirche, das der asiatischen Kultur sehr nahe ist: So wie der Papst legen auch wir sehr viel Wert auf die zwischenmenschlichen Beziehungen – jeder Mensch ist wichtig! Wenn der Papst jemanden trifft, dann konzentriert sich für ihn in diesem einen Menschen die ganze Welt. Für die Asiaten ist das ein Ausdruck von Spiritualität, von der Nähe zum Herrn. So hat Papst Franziskus die Herzen der Gläubigen hier erobert." (rv)

P. Hofmann: Papst wird Dialog zwischen Juden und Christen auf eine fruchtbare Weise fortführen

LeuchterAn diesem Montag hat Papst Franziskus eine jüdische Delegation getroffen. Etwa 30 Mitglieder des International Jewish Committee on Interreligious Consultations waren im Vatikan zu Gast, um den neuen Papst kennen zu lernen und die jüdisch-katholische Zusammenarbeit innerhalb des neuen Pontifikates einzuläuten. Pater Norbert Hofmann ist innerhalb des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen für den Dialog mit dem Judentum zuständig, er begleitete die Delegation zu Papst Franziskus. Vor dem Treffen haben wir mit ihm gesprochen und ihn gebeten, uns zu erklären, was die Begegnung für den zukünftigen Dialog zwischen Judentum und Christentum bedeutet.

„Zunächst einmal empfängt Papst Franziskus zum ersten Mal während seines Pontifikates eine jüdische Delegation, von daher hat dieses Treffen eine besondere Bedeutung. Das International Jewish Comittee on Interreligious Consultations ist seit 1970 unser offizieller Partner, es ist eine Dachorganisation aus mehreren jüdischen Organisationen. Es ist ein Antrittsbesuch: Der Papst will die Leute kennen lernen, die Leute wollen den Papst kennen lernen, und natürlich wird es auch darum gehen, die Prämissen des jüdisch-katholischen Dialogs zu bestätigen. Das heißt, das Konzilsdokument Nostra Aetate, das den Dialog mit den Juden eröffnet hat, weiterhin als Kompass herauszustellen. Es geht auch um Kontinuität von Johannes Paul II., über Benedikt XVI. und jetzt auch Franziskus."

Pater Hofmann ist sich sicher, dass Papst Franziskus den Dialog zwischen Judentum und Christentum auf eine fruchtbare Weise fortführen wird. Die interreligiösen Beziehungen, die dem gegenseitigen Einvernehmen nach unter dem Pontifikat Benedikt XVI. große Fortschritte gemacht hatten, könnten unter Franziskus auch um eine persönliche Komponente bereichert werden:

„Es ist zu bemerken, dass Franziskus ein besonderes Augenmerk auf den Dialog mit den Juden gelegt hat. Bereits als Kardinal in Buenos Aires hat er sehr gute Beziehungen zu den Juden gepflegt. Er hat persönliche jüdische Freude, die er auch jetzt noch privat empfängt und mit ihnen isst. Es ist ganz sicher so, dass Franziskus den Dialog auch intensivieren möchte, und dazu ist es wichtig, dass er unsere Strukturen im Vatikan kennen lernt, wie wir den Dialog hier führen."

Im Vatikan wird in diesen Tagen bereits das nächste große jüdisch-katholische Dialogtreffen vorbereitet: es wird im kommenden Oktober in Madrid stattfinden und trägt den Titel „Herausforderungen an den Glauben in den zeitgenössischen Gesellschaften". (rv)

Vatikan: Neue Mitglieder der Kommission für den Dialog mit dem Islam

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Freitag neue Mitglieder der Kommission für den Dialog mit dem Islam ernannt. Darunter sind auch der deutsche Jesuitenpater Felix Körner, der als Professor an der päpstlichen Universität Gregoriana lehrt, und die Bamberger Islamwissenschaftlerin Rotraud Wieland. Die Kommission ist dem Rat für den interreligiösen Dialog zugeordnet und auch von dessen Präsidenten, Kardinal Jean-Loius Tauran, geleitet. (rv)

Anglikanischer Erzbischof: „Dialog mit Katholiken tut uns gut“

Im norditalienischen Kloster Bose läuft in diesen Tagen die dritte Runde im theologischen Gespräch zwischen dem Vatikan und der anglikanischen Kirche. Bis Freitag nächster Woche treffen sich die Delegationen unter Leitung des katholischen Erzbischofs von Birmingham, Bernard Longley, und des anglikanischen Erzbischofs von Neuseeland, David Moxon. Erzbischöfe verschiedener Kirchen und auf verschiedenen Kontinenten – und doch haben sie viel gemeinsam, erzählt der Katholik Longley:

„Es war schön, festzustellen, dass wir uns schon in unserer Studentenzeit in Oxford oft begegnet sind. Jetzt sitzen wir uns gegenüber, jeder mit dem Mandat seiner jeweiligen Kirche. Unser Mandat erinnert uns auch am Start dieser dritten Gesprächsrunde daran, dass wir dasselbe Ziel haben, nämlich die volle, sichtbare Einheit der kirchlichen Gemeinschaft."

Einer der jüngsten Stolpersteine auf dem Weg zu diesem Ziel kam – zumindest nach anglikanischer Lesart – vom Vatikan: Papst Benedikt hat für Anglikaner, die katholisch werden wollen, eine eigene Struktur innerhalb der katholischen Kirche geschaffen. Es ist das so genannte Personaloralordinariat.

„Wir hatten ein sehr nützliches, wenn auch informelles Gespräch darüber, weil beiden Seiten klar war, dass die Einrichtung des Ordinariats nicht zu den Themen gehört, die uns unsere Kirchen vorgegeben haben. Andererseits gehören das Ordinariat und die Wirkungen, die es vor Ort gehabt hat, natürlich zum Kontext unseres Treffens. Wir konnten das Thema also nicht einfach ignorieren und haben vor allem seine Realität in England besprochen. Dabei stellten wir auch fest, dass unsere Art des ökumenischen Umgangs sich nicht geändert hat. Ich glaube, wir sollten die Reserven und in einigen Fällen auch die Entgeisterung ernstnehmen, die die Einrichtung des Ordinariats (bei Anglikanern) ausgelöst hat. Aber wir lassen uns auch nicht von unserem eigentlichen Dialogthema ablenken, nämlich der Welt- und der Ortskirche, und wie sie zu ethischen Entscheidungen kommt. Das ist unser Fokus!"

Die Spannung zwischen Ortskirchen und der weltweiten Gemeinschaft sind für die Anglikaner ein heikles Thema, leidet ihre Kirche doch gerade unter starken Fliehkräften. Mit einer Art Bundesschluss versucht der anglikanische Primas Rowan Williams, die Einheit seiner Gemeinschaft zu retten. Erzbischof Moxon meint:

„Das Thema rührt an die Wurzel einiger Konflikte in unseren Kirchen derzeit… Wenn wir genau hinschauen, können wir aber nur staunen, welches Niveau an Übereinstimmung wir inzwischen mit den Katholiken haben bei Themen wie Taufe, geistliches Amt und Mission. Die dritte Runde der anglikanisch-katholischen Gespräche scheint mir auch eine Art Geschenk an die anglikanische Kirche zu sein, wenn es gelingt, die Schlußdokumente wirklich in die anglikanische Gemeinschaft einzuspeisen. Der Dialog tut der anglikanischen Kirche nämlich gut: Er zwingt uns dazu, auf unsere Gemeinsamkeiten zu schauen. Und das tun wir in einem Moment, wo die anglikanische Gemeinschaft sich intern fragt, wie sie zu einer weltweiten Einheit in der Vielfalt finden kann."
(rv)

Ägypten: Dialog wird „eingefroren“

Die islamische Universität al-Azhar in Kairo hat ihren Dialog mit dem Vatikan „eingefroren". Das teilt ein Statement der Universität an diesem Donnerstag mit. Der Generalsekretär der wichtigsten Lehrautorität im sunnitischen Islam, Ali Abdel Dayem, erklärt, die Maßnahme habe etwas „mit den islamkritischen Äußerungen von Papst Benedikt XVI. in jüngster Zeit" zu tun. Al-Azhar wehrt sich gegen den Eindruck, als ob Moslems im Nahen Osten die Gläubige anderer Religionen unterdrückten. Papst Benedikt XVI. hatte nach dem blutigen Anschlag auf christliche Kopten in Alexandria zu Jahresbeginn wiederholt deutlich zu Religionsfreiheit aufgerufen. Das hatte al-Azhar und die ägyptische Regierung verstimmt; die Führung in Kairo rief ihre Vatikanbotschafterin kürzlich „zu Konsultationen" zurück. Normalerweise treffen sich Vertreter des Vatikans und der al-Azhar-Universität zweimal im Jahr zu einem Dialog. Der Vatikan wurde von der Absage aus Kairo offenbar überrascht: Der Päpstliche Dialograt „sammelt derzeit noch Informationen", erklärte Papstsprecher Federico Lombardi am frühen Nachmittag. Man bemühe sich „um ein adäquates Verständnis der Situation". Lombardi wörtlich: „Auf jeden Fall bleibt es bei der Linie der Offenheit und der Gesprächsbereitschaft." Die letzte größere Verstimmung im Dialog des Vatikans mit der islamischen Welt hatte es nach der so genannten „Regensburger Rede" von Papst Benedikt im September 2006 gegeben. Danach kam es allerdings zu einer Art Blüte im Dialog, was u.a. auf der Jordanienreise des Papstes im Mai 2009 sichtbar wurde. (rv) 

Kardinal Kasper wünscht sich „dialogischen Stil“

Der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Walter Kasper, ist nicht völlig zufrieden mit der Rezeption des Dokuments „Dominus Iesus“ aus dem Jahr 2000. Das Papier wurde von der Glaubenskongregation unter dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger erstellt, der heute Papst ist, und handelt vom Wesen der Kirche. Es sei „unser Fehler gewesen“, dass der katholische Kirchenbegriff, wie er in dem Text entfaltet wird, in der anschließenden Debatte von einigen als Abgrenzung gegenüber anderen empfunden wurde „und nicht stattdessen als eine Öffnung“. Das sagte Kasper am Montag bei einem ökumenischen Kongress in Rom. Uns gegenüber erklärt der deutsche Kardinal seine Haltung so:
„Natürlich ist das kein Fehler in der lehrhaften Aussage, denn dieses Dokument repräsentiert die katholische Lehre – aber ich hätte mir einen etwas dialogischeren Stil gewünscht, einen Stil, der zugänglicher und ansprechender ist, für unsere eigenen Leute wie für unsere Partner. Das Dokument sagt auch ein bißchen zuviel, was die anderen nicht haben; ich würde eher betonen, was wir haben, was wir schenken können – und dann, dass wir auch von den anderen erwarten, bereichert zu werden. Also ein dialogischerer Stil – das mangelt diesem Dokument etwas, das ist eigentlich schade. Und das hat die Rezeption auch sehr erschwert.“
Das Dokument „Dominus Iesus“ zeigt auf, was aus katholischer Sicht Kirche ausmacht. Es sorgte im Jahr 2000 in Deutschland für Widerspruch bei anderen christlichen Konfessionen, die bemängelten, sie würden von den Katholiken nicht als Kirche anerkannt. Gleichzeitig ist es aber ein wichtiger Text für das katholische Selbstverständnis und für das Gespräch mit anderen christlichen Kirchen. Auf dem ökumenischen Kongress „Die Früchte ernten“ will Kasper mit hochrangingen Vertretern anderer Kirchen auch über das Vatikan-Dokument von 2000 sprechen. (rv)