Pater Federico Lombardi, der scheidende Pressesprecher des Vatikans, denkt eigenen Angaben zufolge nicht daran, in Pension zu gehen. „Das ist ein Ausdruck, den es nicht gibt für einen Ordensmann“, sagte der bald 74 Jahre alte Jesuitenpater im Interview mit Radio Vatikan. „Wenn es also in Zukunft nicht mehr die Anrufe der Journalisten sind, die eine Antwort auf eine dringende Frage brauchen, dann werden es wahrscheinlich andere Anrufe oder Beziehungen sein, auf die ich versuche, aus vollen Herzen zu antworten.“ Lombardi leitet seit zehn Jahren den Pressesaal des Heiligen Stuhles, am Montag gab er seine Ablösung durch den US-amerikanischen Laien Greg Burke zum 1. August bekannt. Über den Stabwechsel sei er gar nicht überrascht, „ich habe dem Papst in diesen drei Jahren öfter gesagt, ich sei völlig offen für jede Entscheidung“. Beobachter vermuten, Lombardi werde eine verantwortungsvolle Aufgabe im Jesuitenorden übernehmen.
Der scheidende Pressesprecher zeigte sich überzeugt, dass seine beiden Nachfolger – als Vize wurde die 40-jährige spanische Radiojournalistin Paloma Garcia Ovejero benannt – in ihre Aufgabe gut hineinwachsen würden. „Man lernt unterwegs“, sagte Lombardi, der das vatikanische Umfeld als nicht weiter schwierig charakterisierte. „Ich habe immer eine große Verfügbarkeit von allen in der vatikanischen Welt und in der Kurie vorgefunden, wenn es um den Bedarf an Informationen ging oder um erbetene Ratschläge. Wir bewegen uns nicht in einer Welt, wo die Leute ein gezücktes Gewehr auf uns richten. Wirklich nicht! Auch in der journalistischen Welt, der unsere beiden Kollegen dienen werden, stoßen sie, denke ich, auf viel Sympathie, auf Wertschätzung und Vertrauen.“
Die für ihn schwierigste Phase war für Lombardi, wie er sagt, die Zeit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle durch Kleriker. „Das war sehr schmerzhaft.“ Er habe gewusst, das sei „der Weg der Reinigung der Kirche, von dem Papst Benedikt oft gesprochen hatte“. Auch selbst habe er versucht, in dieser Sache zu Klarheit und Transparenz beizutragen, „sodass diese Dinge nicht mehr vorkommen können oder man sie zumindest von Anfang an korrekt und schnell und entschieden angeht.“ Auch der Dokumentenschwund, der als „Vatileaks“ in die Chronik eingegangen ist, war laut Lombardi schwierig – „nicht in beruflicher Hinsicht, man sagt die Wahrheit und man sagt die Dinge, die zu sagen sind, das ist nicht schwer – aber die Frage ist, dass man hier mitleidet und einem bewusst ist, dass man auch in der kommunikativen Dimension einen Weg zur Besserung durchläuft.“ Es gehe darum, der Wahrheit zum Recht zu verhelfen, sodass die Probleme angemessener, gelassener und vollständiger betrachtet werden können. (rv)