Neben Taizé gedenkt noch eine weitere Gemeinschaft dieser Tage an den Geburtstag ihres Gründers: Die Salesianer haben am Sonntag die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag ihres Gründers Don Bosco beendet. Höhepunkt war ein internationales Jugendfestival in Turin. Etwa 4.500 Jugendliche aus 50 Länder nahmen teil, um den „Jugendheiligen“ zu ehren. Die Hauptstadt der italienischen Region Piemont ist nicht nur Heimat des „Jugendheiligen“ sondern auch Ausgangspunkt des Ordens und dessen weltweiten Engagements für junge Menschen in Not.
Schon früh war für Johannes Bosco klar, dass er sich für andere Menschen einsetzen wollte. In Turin half er bedürftigen Jugendlichen, die mit Beginn der Industrialisierung auf der Strecke geblieben waren. Mit einer Ausbildung wollte er sie fitmachen fürs Leben. Revolutionär zur damaligen Zeit war sein Erziehungsstil, der auf Liebe, Einsicht, Glaube und Prävention aufbaute, anstatt auf harte Strafen. 1859 gründete er die „Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales“ – die Salesianer Don Boscos. Als zweitgrößte Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche sind die Ordensmänner heute in 132 Ländern aktiv und erreichen mit ihrer Arbeit mehrere Millionen Mädchen und Jungen auf der ganzen Welt. Zu ihren Aufgaben gehören die Jugendsozialarbeit, Schulen und Tageseinrichtungen. Am 16. August 2015 wäre der „Vater und Lehrer der Jugend“, wie ihn Papst Johannes Paul II. einmal nannte, 200 Jahre alt geworden. Der Generalobere der Salesianer, Angel Fernandez Artime, erzählt von den Feierlichkeiten:
„Es sind Tage der großen Gefühle, Tage des tiefen Gebets, der Reflexion und ich muss sagen, dass wir erstaunt sind über die Resonanz bei den Jugendlichen. Man sah kein einziges trauriges Gesicht, ohne eine einzige Sorgenfalte. Die Feier mit den Jugendlichen war wirklich die beste Art und Weise, den 200. Jahrestag zu beschließen.“
Das Anliegen Don Boscos, jungen Menschen eine Stimme zu geben und ihr Leben selbst zu gestalten, ist auch heute für die Salesianer wichtig: Seien es Sozialprojekte oder Bildungsarbeit. In Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz leben heute rund 265 Salesianer Don Boscos und 70 Don-Bosco-Schwestern an 45 Standorten. In den Einrichtungen für junge Menschen arbeiten die Ordensmitglieder mit rund 2.000 angestellten Mitarbeitern und vielen Ehrenamtlichen zusammen. Aber auch in Regionen, wo es gefährlich ist und Krieg herrscht, sind Salesianer aktiv:
„Mich berührt es zu sehen, dass Salesianer im Nahen Osten, Syrien, in Nigeria, Pakistan oder im Ebola-Gebiet Sierra Leone sagen: Wir wollen für immer dort bleiben und mit den Ärmsten sein. Wie Papst Franziskus es der ganzen Kirche und auch uns aufgetragen hat: Wir müssen wirklich dort hingehen, wo Menschen auf uns warten, die am nötigsten Hilfe brauchen.“
Auch für Menschen, die ihre Heimatländer aufgrund von Krieg, Krankheiten und Armut verlassen, setzt sich der Don-Bosco-Orden ein, insbesondere für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Es sei wichtig auch immer wieder an das Schicksal dieser Menschen zu erinnern, sagt Angel Fernandez Artime:
„Wir können hier nicht Don Bosco feiern und den Glauben, und dann die gleichen Kriterien vertreten, die in Europa in den Institutionen vertreten werden und Schwierigkeiten bringen, wie etwa bei der Einwanderung.“
Auch Papst Franziskus, der persönlich sehr mit dem Orden verbunden ist, hat den Salesianern in einem Brief gratuliert und ihre Arbeit gelobt. Er besuchte ein Salesianer-Internat und sein Vater lernte bei diesem Orden seine Mutter kennen.
Für die Zukunft des Ordens sei es insbesondere wichtig, die Erziehung nach der christlichen Anthropologie auch in der Sprache Sozialer Medien zu gestalten. Des Weiteren brauche es neue Formen der sozialen Freiwilligenarbeit. Hierbei gelte es, eine wirksame Allianz zu schaffen zwischen religiösen und Laienorganisationen. Insbesondere die Familien der Jugendlichen müssten mit einbezogen werden. „Es kann in der Tat keine erfolgreiche Jugendpastoral ohne eine wirksame Familienpastoral geben“, so der Papst. Der Generalobere der Salesianer, Artime, ist zuversichtlicht:
„Wir stehen vor einer großen Herausforderung und einer großen Hoffnung: Wir glauben, dass wir heute den Jugendlichen auf der Welt im Namen Don Boscos viele schöne Dinge bieten können. Somit beginnen wir ein weiteres Jahrhundert mit Don Bosco, weil wir auf diesem Weg der Treue weitergehen wollen.“ (rv)
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen...