Eine immer voranschreitende Ebola-Epidemie hat nun zur Grenzen-Schließung in Liberia geführt. Alle Ein- und Ausreisenden müssten sich strikten Kontrollen unterziehen, so die Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. Thomas Kratz, ein 38-Jähriger Arzt, der für Ärzte ohne Grenzen im Juni im Einsatz in Sierra Leone war um dort in Sierra Leone zu helfen, erlebte eine sehr wechselhafte Situation. Denn anfangs waren sie nur vier internationale Helfer, keine Infrastruktur und viele Infizierte:
„Und ringsherum aus den Dörfern lauter Horrormeldungen kamen. Dort sind mehrere Leute erkrankt und dort sind wieder welche gestorben. Und das wir erstmals mit der Arbeit überhaupt nicht hinterher kamen. Dann konnten wir das Ebola- Behandlungszentrum in Kailahuhn aufbauen. Ein paar Tage hatten wir dann Ruhe, aber gegen Ende meines Einsatzes wurde uns förmlich die Bude eingerannt.“
Das war im Juni. Bislang meldet die UNO-Weltgesundheitsbehörde WHO 1.100 Menschen, die sich mit dem tödlichen Virus infiziert haben und mehr als 660 sind daran gestorben. Die Todesrate liegt bei 60 Prozent, aber das große Problem ist die Ansteckungsgefahr. Infizierte leiden an hohen Fieber, Erbrechen, Durchfall und starken Schmerzen. In schweren Fällen kommt es zu Blutungen, Organversagen.
Laut Ärzte ohne Grenzen, ist die Epidemie bereits außer Kontrolle. Es sei eine große Herausforderung, so der Arzt, dass es kein klares Epizentrum der Krankheit gebe, es an qualifizierten medizinischen Personal mangele und die Menschen in Westafrika sehr unvorbereitet seien, denn sie hätten es noch nie mit Ebola zu tun gehabt.
„Das wichtigste ist, dass sie die Regeln der Hygiene respektieren, dass sie die Botschaft erreicht, dass Ebola nicht über die Luft, aber durch Körperflüssigkeiten übertragen werden kann und dass vor allem kranke Menschen und Leichname hoch ansteckend sind. Eine wichtige Botschaft ist, dass sie wenn sie einen kranken Menschen sehen, sich zuerst an ein Gesundheitszentrum wenden sollten.“
Auch bei einer Beerdigung heißt das „totaler Schutz“, denn eine Beerdigung ist eben ein Hochrisiko-Szenario, erklärt der Arzt. Natürlich kann es schwer sein, den geliebten Menschen nicht näher kommen zu dürfen, aber das kann im Falle des Falles das eigene Leben retten.
„Sobald ein Todesopfer aufgefunden ist und auch wenn es noch so tragisch ist und auch wenn es jemanden aus der eigenen Familie ist, und auch wenn man denkt die Todesursache war Altersschwäche, eben in einem Kontext einer Ebola Epidemie, müssen Profis heran, die die Beerdigung geschützt vornehmen.“
Wissen ist hier also Voraussetzung um mit der Krankheit richtig umgehen zu können, denn eine Medizin gegen Ebola gibt es bislang nicht. Mit der richtigen Behandlung kann die Überlebenschance jedoch gesteigert werden.
In europäischen Medien bricht bereits jetzt der Panik-Wahn vor einer Ebola Epidemie aus, aber so gefährlich die Situation in Westafrika auch sei, sagt der Arzt, in Europa sei diese noch weiter weg, denn hier gebe es ausreichend Hygiene und Wissen um eine Verbreitung abzuwenden. Keine Panik, sondern helfen, sollte besser das Motto in Europa sein.
„Vom wissenschaftlichen Standpunkt kann ich sagen, dass der Virus wird durch direkten Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden oder Körperflüssigkeiten übertragen wird. Das Horrorszenario was man aus dem Film Outbreak kennt, jemand sitzt im Flugzeug und alle stecken sich an, das ist sicher nicht der Fall. Die Leute sollten sich lieber überlegen, wenn sie aus dem medizinischen Bereich oder auch logistischem Bereich kommen, ob sie nicht lieber für solche Unternehmen vor Ort tätig werden wollen.“ (rv)