In den Fall Rimsah Masih schaltet sich jetzt auch ein Kardinal ein. Die elfjährige Christin mit Down-Syndrom ist in Pakistan wegen Blasphemie verhaftet worden; sie soll in einem christlichen Slum am Stadtrand von Islamabad Fragmente eines verbrannten Koran mitgeführt haben. Der französische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran sagt zu dem Fall:
„Es handelt sich bei ihr um ein Mädchen, das weder schreiben noch lesen kann. Sie hat Müll aufgelesen, um zu überleben; dabei hat sie auch die Fragmente dieses Buches aufgesammelt, die sie im Abfall gefunden hat. Bevor man behauptet, dass ein heiliger Text geschändet worden sei, sollte man erst einmal die Fakten verifizieren!"
Es ist das erste Mal, dass ein hochrangiger Vatikanmann zu dem Fall Stellung nimmt. Papst Benedikt XVI. hat letztes Jahr öffentlich gefordert, Pakistan solle sein Blasphemiegesetz fallenlassen; das Gesetz gegen religiöse Beleidigung führt immer wieder zur Verhaftung oder Diskriminierung von Christen. Die pakistanische Regierung hatte den Aufruf des Papstes zurückgewiesen. Kardinal Tauran leitet den Päpstlichen Dialograt. In seinem Gespräch mit Radio Vatikan brach er erneut eine Lanze für die Religionsfreiheit:
„Religionsfreiheit ist aus unserer Sicht der Raum, wo der Mensch frei ist, um auf die grundlegenden Fragen eine Antwort zu finden. Außerdem geht es hier um den Platz, den die Religion in der Gesellschaft haben darf. Hier wird auch an die Rolle des Staates bei der Verteidigung der Menschenrechte gerührt; das Recht auf Religionsfreiheit ist so etwas wie die Grundlage für die anderen Menschenrechte." (rv)