Neue Anweisungen über das Engelwerk

Seit Wochen war darüber spekuliert worden – nun ist es offiziell: Es gibt Neuigkeiten der Glaubenskongregation über die Bewegung „Engelwerk". In einem Schreiben an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen fasst das Dikasterium die Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre zusammen. Das letzte offizielle Dokument war am 6. Juni 1992 erschienen. Es sei „angebracht", die Bischofskonferenzen über die „seither eingetretenen Entwicklungen zu informieren, damit sie besser damit umgehen" könnten, heißt es in dem Schreiben.

Prinzipiell kann man sagen: Die Glaubenskongregation sieht eine positive Entwicklung beim „Opus Angelorum", dem „Engelwerk". Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Wie sich das Opus Angelorum heute darstellt, ist es ein öffentlicher Verein der Kirche in Übereinstimmung mit der überlieferten Lehre und den Weisungen der höchsten Autorität." Es bestehe daher für die Bischöfe „kein Hindernis lehrmäßiger oder disziplinärer Art, diesen Verein in ihren Diözesen aufzunehmen und sein Wachstum zu fördern."Das Engelwerk führt sich auf die als „Mutter" verehrte Gabriele Bitterlich aus Tirol zurück. Ihre Privatoffenbarungen über Engel und deren Namen sind Grundlage einer besonderen Engelsfrömmigkeit. Außerdem gehören zwei Ordensgemeinschaften mit zu dieser Bewegung, nämlich der Orden der Regularkanoniker von Heiligen Kreuz und die Schwestern vom Heiligen Kreuz.In zwei Dokumenten von 1983 und 1992 hatte die Glaubenskongregation verfügt, „dass die Mitglieder des Opus Angelorum sich bei der Förderung der Verehrung der heiligen Engel an die Lehre der Kirche, an die heiligen Väter und an die Kirchenlehrer halten müssen und weder die „Namen" gebrauchen, die aus den Frau Gabriele Bitterlich zugeschriebenen angeblichen Privatoffenbarungen stammen, noch die aus diesen angeblichen Offenbarungen hervorgegangenen Theorien in irgend einer Weise lehren, verbreiten oder benutzen dürfen." Außerdem war geregelt worden, dass die Mitglieder sich streng an die liturgischen Vorschriften zu halten haben, besonders bei der Feier der Eucharistie.
Um das zu überprüfen und die Entwicklung des Engelwerks zu begleiten, hatte der Vatikan einen Delegaten ernannt. Der Dominikanerpater Benoît Duroux hatte in den vergangenen Jahren diese Aufgabe inne. Ihm folgte im Frühjahr der Dominikaner Daniel Ols nach. Durch deren Arbeit, so die Glaubenskongregation, sei eine „Normalisierung der Situation" im Engelwerk zu verzeichnen. Diese Normalisierung zeigt sich dem Schreiben nach vor allem darin, dass am 31. Mai 2000 die Glaubenskongregation für das Opus Angelorum die Formel einer Weihe an die heiligen Engel approbiert hat. Außerdem hat die Ordenskongregation dann das „Statut des Opus Sanctorum Angelorum" approbiert, in dem unter anderem die Beziehungen zwischen dem Opus Angelorum und dem Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz geregelt werden.
Das neue Dokument enthält aber auch eine deutliche Warnung: In den vergangenen Jahren haben einige Mitglieder des Engelwerk, darunter verschiedene ausgetretene oder entlassene Priester des Ordens der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz, die von der Kongregation erlassenen Normen nicht akzeptiert. Diese Engelwerks-Mitglieder arbeiteten daran, das ihrer Auffassung nach „echte Engelwerk" wieder herzustellen. Wörtlich schreibt die Glaubenskongregation: „In dieser Bewegung wird all das vertreten und praktiziert, was in den genannten Dokumenten verboten worden ist." Diese Bewegung weicht nach Aussage des neuen Schreibens „vom gesunden Weg ab" und sei „jeglicher kirchlicher Kontrolle entzogen". Die Werbung dafür geschehe „auf sehr diskrete Weise; sie präsentiert sich, als ob sie in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stünde." (rv)

Bischof Hanke zum Engelwerk: „Hier geht es nicht um politische Entscheidungen“

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke verteidigt erneut die Haltung des Heiligen Stuhles zum so genannten „Engelwerk“. Die Glaubenskongregation hatte kürzlich das Statut der Vereinigung gebilligt. Vorausgegangen war eine Distanzierung und Loslösung der Gemeinschaft von umstrittenen Lehren und Praktiken. Im Gespräch mit uns meinte Bischof Hanke dazu:

„Es war ein Reinigungs- und Klärungsprozess, der von der Glaubenskongregation angestoßen und auch begleitet wurde. Es kam daraufhin innerhalb des Engelwerks sozusagen zu einer Scheidung der Geister: Ein Teil derer, die diese römischen Regeln nicht anerkennen wollten, ist ausgestiegen und lebt eigentlich jetzt im kirchlichen Niemandsland. Der größere Teil will, soweit ich das beurteilen kann, mit der Kirche gehen, mit der Kirche leben, mit der Kirche beten. Und ich glaube, es ist mehr als recht und billig, diesen Menschen auch eine Plattform für ihre Spiritualität im größeren Ganzen unserer Kirche zu geben.“ (rv)