Nigerias Kardinal sieht einen Hoffnungsschimmer für die von Boko Haram entführten Mädchen. Erzbischof John Olorunfemi Onaiyekan von Abuja würdige es als einen positiven Schritt vor allem von Seiten der Islamistengruppe, die Gespräche mit der Regierung aufzunehmen. Bisher habe sich Boko Haram immer geweigert, mit staatlichen Vertretern zu reden. Im Nordosten Nigerias hat die Terrorgruppe bei einem gezielten Schlag vor zwei Wochen fast 300 Schulmädchen entführt. Erst nach einer internationalen Kampagne hat sich die nigerianische Regierung bereit erklärt, Gespräche mit den Entführern anzubahnen. Unklar sei nun aber, wer genau am Gesprächstisch sitzen werde. Kardinal Onaiyekan meint, eine Einbindung von Religionsführern könne sinnvoll sein.
„Schade finde ich, dass bisher die nigerianische Regierung die Causa Boko Haram nicht auch als ,religiösen Konflikt´ betrachtet. Wohlgemerkt, es geht nicht in erster Linie um einen Religionskrieg, aber es ist auch falsch zu behaupten, Boko Haram habe nichts mit Religion zu tun. Ich rufe deshalb muslimische Religionsführer auf, sich für den Dialog und für die angekündigten Gespräche einzusetzen. Bisher haben sie Boko Haram als nicht-muslimische Gruppe betrachtet und sie als ,einfache Kriminelle´ bezeichnet.“
Der Kardinal sieht hier vor allem gemäßigte Muslime in der Pflicht. Man müsse sich darüber klar sein, dass die Terrorsekte ihre Untaten mit religiösen Motiven rechtfertigt, sonst sei jedes Gespräch sinnlos.
„Man muss doch nur die Videos anschauen, in denen die Führer von Boko Haram ganz klar vom Islam sprechen. Wir Christen und Muslime müssen mit Klarheit sagen, dass wir damit ein Problem haben. Nur gemeinsam können wir einen Beitrag für den Dialog leisten, wenn wir Christen und Muslime in dieser Hinsicht vereint sind. Ich weiß aber nicht, ob das die Regierung auch so sieht und uns Religionsführern mehr Platz einräumen wird. Da habe ich so meine Zweifel.“
Es genüge auch nicht, wenn muslimische Religionsführer Appelle richten. Sie müssten konkrete Schritte unternehmen, so Kardinal Onaiyekan.
„Sie müssen einen Schritt weiter gehen, als nur Boko Haram zu verurteilen. Es geht darum, dass die Mentalität und die Einstellung dieser Menschen geändert wird. Einen solchen konkreten Schritt müssten die muslimische Religionsführer akzeptieren, damit wir vorwärts kommen können. Wenn dies geschehen würde, dann würde sich die Situation rasch ändern und wir hätten auch sicherlich Erfolg.“ (rv)