Auch zwei Jahre nach dem Mord am Bischofsvikar von Anatolien, Luigi Padovese, kommt der Prozess gegen seinen mutmaßlichen Mörder nicht von der Stelle. Eine fünfte Anhörung wurde schon nach sieben Minuten wieder aufgehoben. Die erste Anhörung hatte letzten Oktober fünfzehn, die zweite im November sogar nur vier Minuten gedauert. Die Verteidigung will durch den Aufruf zahlreicher Zeugen belegen, dass der mutmaßliche Mörder, Padoveses Fahrer, geistig verwirrt und damit nicht schuldfähig sei. Die Mitra des italienischen Kapuziner-Bischofs ist derweil seit zwei Tagen in der römischen Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel zu sehen; die Kirche dient dem Andenken von Märtyrern unserer Zeit. (rv)
Schlagwort: Ermordung
Türkei: Keine Neuigkeiten im Mordfall Padovese
Im Fall des ermordeten Bischofs Luigi Padovese gibt es keine Neuigkeiten. Das sagt der italienische Priester Domenico Bertogli, der als Pfarrer in der Türkei arbeitet, in einem Gespräch mit der italienischen Nachrichtenagentur SIR an diesem Montag. Derzeit würden weitere Untersuchungen zu dem Mord durchgeführt. Der mutmaßliche Täter sei nach Istanbul überführt worden. Man müsse nun abwarten. Der Vorsitzende der türkischen Bischofskonferenz Luigi Padovese war am 3. Juni letzten Jahres in seinem Wohnhaus im türkischen Iskenderun von seinem Chauffeur Murat Altun erstochen worden.
Am 5. Februar jährt sich derweil zum fünften Mal der Mord am italienischen Priester Andrea Santoro in Trabzon am Schwarzen Meer. In Rom wird an diesem Tag mit einer Messfeier in der Basilika Santa Croce in Gerusalemme an Santoro erinnert werden. Wie im Fall Padovese wird auch der Mörder von Santoro von der türkischen Justiz als nicht voll zurechnungsfähig dargestellt. In diesen Fällen wie bei anderen Morden an Christen in der Türkei hatten die Täter aber offenbar Kontakt zu Polizei- und Sicherheitskreisen. (rv)
Vatikan/Türkei: Papst ernennt Padovese-Nachfolger ad interim
Papst Benedikt hat am Samstag einen Interims-Nachfolger für den ermordeten Bischof Luigi Padovese ernannt. Padoveses italienischer Landsmann, Erzbischof Ruggero Franceschini, wird der neue Apostolische Administrator für Anatolien in der Türkei. Der 70-jährige Kapuziner, der in den 90-er Jahren schon einmal Apostolischer Vikar von Anatolien war, ist derzeit Erzbischof im westtürkischen Izmir. Ein Apostolischer Administrator kann vom Papst eingesetzt werden, um eine vakante Diözese bis zur Ernennung eines neuen Bischofs zu leiten.
„Die Aufgabe wird nicht leicht“, meint Franceschini im Gespräch mit uns, „denn die christliche Gemeinschaft in Anatolien ist völlig verunsichert; aber es ist eine Gemeinschaft von jungen Leuten, die diese schwierigen Momente überwinden wollen. Ich habe mit den jungen Leuten gesprochen, und die sagen, dass sich in ihre Gemeinschaft viele Moslems sozusagen infiltriert haben – vielleicht hätte man da besser aufpassen sollen… Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, wir werden alles tun, um diese schöne, kleine Gemeinschaft wieder aufleben zu lassen.“
Padovese war am 3. Juni von seinem Fahrer, einem jungen Moslem, erstochen worden. Für Franceschini – der damit auch dem Vatikan widerspricht – deutet alles auf ein islamisches Tatmotiv hin.
„Ich war vor zwei Tagen dort und habe viel Wut erlebt, vor allem aber Tränen – die Menschen dort haben ihren geistlichen Führer verloren und sehen jetzt keine Zukunft mehr für sich.“
Die sterblichen Überreste Padoveses sind derzeit in einem Kapuzinerkloster in Mailand aufgebahrt; Tausende defilieren täglich daran vorüber. Am Montag wird der ermordete Bischof feierlich beigesetzt. Dazu werden im Mailänder Dom 40 Bischöfe aus ganz Europa erwartet; aus Deutschland kommt der frühere Münchener Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter. Der Heilige Stuhl schickt seinen früheren Nuntius in der Türkei (und übrigens auch in Österreich), Erzbischof Edmund Farhat. (rv)