Erzbischof Fisichella: „Leider existiert die Hölle

 

„Wir können nicht anders, als die Spiritualität der Barmherzigkeit weiterzuführen, die von der gesamten Kirche und Abermillionen von Gläubigen während des Jubiläums der Barmherzigkeit gelebt wurde“: Das sagt uns der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, mit Blick auf das große Treffen der Missionare der Barmherzigkeit ab Sonntag in Rom.

Christine Seuss und Antonella Palermo – Vatikanstadt

Das von Erzbischof Fisichellas Rat organisierte Seminar wird über 550 Beichtväter aus allen Ecken der Erde für einige Tage in der Ewigen Stadt zusammenführen, auch Begegnungen mit dem Papst sind vorgesehen. Bei dieser Gelegenheit wird ihnen auch das Jahrbuch übergeben, in dem die Kontaktdaten aller 897 Missionare der Barmherzigkeit aufgeführt sind.

„Erinnern wir uns daran“, erklärt Fisichella im Gespräch mit Vatican News, „dass der Papst überraschend in seinem Brief zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit verfügt hatte, dass die Missionare der Barmherzigkeit ihren Dienst nicht beenden, sondern ihn für weitere Zeit ausführen sollten. Das ist der Grund, weshalb wir diese Tage vorgesehen haben, die im Zeichen der Reflexion, des Gebetes und der Begegnung mit Papst Franziskus stehen.“

Die Tage sollten dazu dienen, ein Resümee über die bisher geleistete Tätigkeit zu ziehen und gewissermaßen ein „Profil“ des Missionars der Barmherzigkeit zu erstellen, um daraus Lehren für den weiteren Weg der Missionare zu ziehen, betont Fisichella, der gleichzeitig auf die Bedeutung der stillen Präsenz der besonders bevollmächtigten Beichtväter hinweist. „Es ist sehr interessant, denn dies ist ein Dienst, der in vollständiger Diskretion versehen wird, doch sie sind eine enorm wichtige Präsenz für das Leben der Kirche, denn die Missionare der Barmherzigkeit sind das Zeichen dafür, dass keiner Schwierigkeiten oder Hindernisse dabei antreffen kann, die Barmherzigkeit Gottes zu spüren und zu erfahren. Die Missionare sind da, um genau das zu bezeugen.“

“ Die Kirche wird niemals sagen können, dass eine Person in der Hölle ist ”

Die vollumfängliche Barmherzigkeit Gottes also, die jeden erreicht. Doch wie passt das zusammen mit dem Konzept der Hölle, die – wir erinnern uns – nach den Worten eines italienischen Journalisten selbst Papst Franziskus in Zweifel gezogen haben soll? Der Vatikan hat die Äußerung, die der über 90-jährige Journalist in einer Tageszeitung aus dem Gedächtnis zitierte, allerdings postwendend dementiert. Fisichella meint dazu:

„Leider existiert die Hölle – und ich unterstreiche „leider“. Aber nicht, weil Gott in seiner Barmherzigkeit die Hölle will, sondern vielmehr wegen der Dickköpfigkeit des Menschen. Der Mensch ist es, der sich einbildet, er könne seine Freiheit bis ins Letzte ausreizen – und dadurch erniedrigt er sich schliesslich.“

Der Präsident des von Papst Benedikt XVI. gewollten Neuevangelisierungsrates erinnert daran, dass man vom „Mysterium des Jenseits“ spricht. „Ich gehöre der Schule an, die glaubt, dass die Hölle existiert, aber ich hoffe – hoffe – dass sie leer ist. Ich will hinzufügen, dass die Kirche mit Sicherheit sagen kann, dass eine Person heilig, also in der Anschauung Gottes ist, aber die Kirche wird niemals sagen können, dass eine Person in der Hölle ist. Das steht der Kirche nicht zu, denn es ist das letzte Gericht für einen Menschen, der vor Gott steht. Deshalb ist dies der unverletzliche und unantastbare Bereich, über den niemand richten kann. (vatican news)

Erstmals Petrus-Reliquien öffentlich ausgestellt

Zum Abschluss des „Jahres des Glaubens" will der Papst erstmals Reliquien des Apostels Petrus öffentlich zeigen. Das schreibt Erzbischof Rino Fisichella, der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, in der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano". Demnach sollen die Reliquien am 24. November, dem Christkönigssonntag und feierlichen Abschluss des Jahres des Glaubens, zur Verehrung ausgestellt werden. Welche Überreste genau gezeigt werden, gab Fisichella nicht an, er schrieb von „Reliquien, welche die Tradition als diejenigen des Apostels anerkennt". Fisichella hielt an diesem Samstag eine Predigt am Petrusgrab vor norditalienischen Pilgern. Über die Bedeutung des Apostelgrabes sagte er ihnen:

„Hättet ihr die Möglichkeit, hier acht Meter hinunterzusteigen, dann würdet ihr das Grab sehen können. Zirka im Jahr 160 oder 170 erhielt ein römischer Priester namens Gaio einen Brief von weit weg mit der Frage, für wen haltet ihr euch eigentlich? Wir in Pamphilien haben die Gräber so vieler Märtyrer. Gaio antwortet: Wir haben hier in Rom die Trophäe der Apostel. Genau deshalb sind wir auch heute hier: Hier ist das Zeichen dessen, der sein Leben gegeben hat, der wirklich geglaubt hat. Und immer noch sind wir eingeladen, vom Papst, der verschiedene Namen hat und doch immer Petrus ist. Ob er Benedikt heißt, Franziskus, Pius, Johannes Paul, Klemens: Alle sind sie Petrus. Und das geht uns an. Er ist Petrus. Er ist hier, uns um Glauben zu stärken; gerade hier am Grab des Apostels."

Die ersten archäologischen Grabungen am Petrusgrab unter den Grotten des Petersdomes fanden auf Anordnung von Papst Pius XII. ab 1940 statt. Ob die dabei geborgenen menschlichen Knochen wirklich zu dem Jünger Jesu gehören, ist nicht mit letzter Sicherheit zu klären. (rv)

Katechesekongress im Vatikan: Einsatz für die Einheit der Kirche

Rino FisichellaAn diesem Donnerstag beginnt im Vatikan eine internationale Konferenz zur Katechese, organisiert vom Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung im Rahmen des Jahres des Glaubens. Vorgestellt wurde dazu unter anderem auch eine App für Tablets und Smartphones, Teil einer erneuerten Verkündigung. Für den Päpstlichen Rat hat die Konferenz eine ganz besondere Bedeutung, denn er ist erst seit einigen Monaten im Vatikan für den Katechismus zuständig. Die Katechese-Konferenz ist so eine Gelegenheit, Katecheten aus aller Welt kennenzulernen, die in diesen Tagen in Rom sind – insgesamt sind es 1.600. Der Präsident des Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, sagte dazu gegenüber Radio Vatikan:

„Dieser Kongress ist auch deswegen wichtig, weil die Glaubenskrise, die wir täglich sehen und mit der wir täglich in Berührung kommen, leider auch das Wissen um die zentralen Inhalte des Glaubens betrifft. Der Katechismus ist deswegen ein Weg, im Glauben zu wachsen und ihn in der Welt zu bezeugen."

Für Erzbischof Fisichella ist es vor allem die Einheit im Glauben, die im Vordergrund stehen muss und die sich im Katechismus zeigen könne. Auch der Papst war in seiner Katechese bei der Generalaudienz am Mittwoch auf diesen Aspekt eingegangen. Fisichella:

„Ich denke, dass wir etwas brauchen, das der Kirche ermöglicht, die Fragmentierung zu überwinden, in der wir gegenwärtig leben. Das können wir auch durch eine Einheit schaffen, die wir im Studium des Katechismus gewinnen, dem grundlegenden Inhalt unseres Glaubens."

Abgeschlossen wird die Katechese-Tagung durch eine Pilgerreise von Katecheten aus aller Welt zum Grab Petri am kommenden Wochenende, am Samstag empfängt Papst Franziskus die Teilnehmer in Audienz und am Sonntagmorgen wird er mit den Katecheten auf dem Petersplatz die heilige Messe feiern, Radio Vatikan überträgt ab 10.30 Uhr live. (rv)

Firmung mit dem Papst: Ein ‚Muss’ im Jahr des Glaubens

Rino FisichellaAn diesem Sonntagmorgen wird Papst Franziskus auf dem Petersplatz 44 Jugendlichen und Erwachsenen unterschiedlicher Nationalitäten das Sakrament der Firmung spenden. Zur Firmung mit dem Papst, die in die Initiativen zum Jahr des Glaubens eingebettet ist, werden Pilger aus aller Welt erwartet. Unter den Firmlingen sind auch Deutsche, wie Erzbischof Rino Fisichella im Vatikan bekannt gab:

„Es kommen Christen aus dem Kongo, Nigeria, Madagaskar, Libanon, Kolumbien, Sri Lanka, Philippinen, USA, Argentinien, Brasilien, Weißrussland, Frankreich, Deutschland, Irland – und das sind nur einige der vertretenen Länder. Es wird auch ein Firmling mit einem Handicap dabei sein, um zu zeigen, dass diese Menschen in den Augen der Kirche besonders wertvoll sind und ihre volle Aufmerksamkeit verdienen, auch beim Empfang der Sakramente."

Die Firmlinge seien im Alter von 11 bis 55 Jahren, um jung wie alt zu repräsentieren, die verschiedenen Nationalitäten stünden für die Weltkirche, so Fisichella. Es seien zudem besonders auch Firmlinge aus Kriegs- und Krisengebieten gewählt worden sowie aus Ländern, in denen Christen in der Minderheit sind oder von Naturkatastrophen erschüttert wurden, führte Fisichella aus. Der Präsident des päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung wird am Sonntag gemeinsam mit Papst Franziskus konzelebrieren.

„Der Ritus ist sehr einfach: neben dem Gebet sieht er die Auftragung des Kreuzes mit dem vom Papst am vergangenen Gründonnerstag gesegneten Chrisamöl vor. Dazu spricht der Papst die Worte: ‚sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.´ Anschließend folgt der Friedensgruß. Mit der Einfachheit wird eine wichtige Tatsache des Glaubens ausgedrückt: Die Wahl, das Leben als Christ in der Kirche und in der Welt kohärent zu bezeugen. Ein solcher Moment kann im Jahr des Glaubens also auf keinen Fall fehlen!"

Die Messe zur Firmung mit Papst Franziskus beginnt am Sonntag um 10 Uhr; Radio Vatikan überträgt live und mit deutschem Kommentar ab 9.50 Uhr. Mit dem Vatican Player können Sie diese Übertragung verfolgen: Der entsprechende Link befindet sich rechts auf unserer Internetseite radiovatikan.de. Unsere Kommentatorin ist Anne Preckel. (rv)

Synodentelegramm: Entwurf der Schlussbotschaft vorgestellt

Auf der Bischofssynode im Vatikan ist an diesem Samstag der erste Entwurf der Schlussbotschaft vorgestellt worden. Die Bischöfe, die über das Thema Neuevangelisierung beraten, können Änderungen vorschlagen und am nächsten Freitag dann über einen endgültigen Text abstimmen. Der Entwurf betont, dass alle Christen, Geweihte wie Laien, zur Verkündigung des Evangeliums berufen seien. Die Frohe Botschaft sei kein Marktprodukt, darum würden zur neuen Evangelisierung auch keine neuen Strategien gebraucht. In dem Entwurf werden auch Familien, junge Leute und Politiker direkt angesprochen, außerdem gibt es eigene kurze Absätze zu jedem einzelnen Kontinent; der Text unterstreicht die Bedeutung des interreligiösen Dialogs, der Caritas und des Engagements im Erziehungswesen. Entscheidend sei, dass die Christen ihre Angst im Glauben überwänden und Mut fassten, um das Evangelium in die Welt hinauszutragen.

Bereits am Freitagabend hat der Vatikan die Redetexte von der Vormittagssitzung der Bischofssynode veröffentlicht. Auf der Sitzung im Plenum berichteten Bischöfe von den Debatten in den einzelnen Sprachgruppen. Danach regte Erzbischof Rino Fisichella an, „den Begriff Neuevangelisierung genauer zu definieren". Er verlangte „eine ernsthafte Gewissenserforschung über einzelne Bereiche der Seelsorge, die im Lauf der Zeit eingeschlafen sind". In jedem Bistum sollten „ein oder zwei Orte benannt werden, wo die Gläubigen immer einen Priester dazu bereit finden, um ihnen auf ihrem Weg der Bekehrung zu helfen". Bischöfe sollten sonntags wieder in ihrer eigenen Kathedrale predigen. Fisichella leitet den von Papst Benedikt gegründeten Rat für Neuevangelisierung.

Kardinal (Anm. von VH: Erzbischof) Philip Tartaglia, Erzbischof von Glasgow in Schottland, schlug vor, dass der Katechist „ein stabiles Amt innerhalb der Kirche" werden solle. Die Neuevangelisierung werde scheitern, wenn die Kirche nicht stärker auf die Frauen setze und „die ernsthaften seelsorglichen Probleme rund um die Ehe" angehe.

Der Bischof von Fréjus-Toulon in Frankreich, Dominique Rey, wies auf die Wichtigkeit der „Einführung ins Christentum" und des Katechumenats hin, „für Anfänger wie für Neustarter". Seine Sprachgruppe wolle die vatikanischen Behörden bitten, „die katechetische und sakramentale Praxis der Initiation ins Christentum komplett zu revidieren". Aus der Neuevangelisierung in Gebieten, wo es das Christentum schon lange gebe, könne außerdem eine Art „Welt-Mission" werden. Der Papst könne diese „Welt-Mission" im Lauf des jetzigen „Jahres des Glaubens" ausrufen, schlug Rey vor.

Der Bischof von Basel, Felix Gmür, hat am Freitag vor Journalisten erneut um mehr Verständnis in der Kirche für geschiedene und wiederverheiratete Personen geworben. „Wie sprechen wir denn die Leute an, die in etwas anderen Familienformen leben?", fragte Gmür. Er kenne ein Paar, „das seit fünfzig Jahren zusammen ist"; beide Partner seien zuvor kurz mit einem anderen verheiratet gewesen. Gmür wörtlich: „Gelten denn diese fünfzig Jahre gar nichts in unseren Augen?" Die Kirche könne doch entweder ihre Regeln im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen überdenken oder „den Pfarrern eine besondere Verantwortung in dieser Sache zusprechen". (rv)

133 Kardinäle treffen Papst hinter verschlossenen Türen

Über das Thema Neuevangelisierung reden 133 Kardinäle an diesem Freitag hinter verschlossenen Türen mit dem Papst. Einen Tag vor seiner Schaffung von neuen Kardinälen hatte Benedikt XVI. seinen „Senat" zu einem Tag des Nachdenkens und Betens zusammengerufen. Die Beratungen starteten am Morgen mit Reden von Kardinaldekan Angelo Sodano sowie den Erzbischöfen Timothy Dolan aus New York und Rino Fisichella von der Kurie. Danach folgten sieben frei gehaltene Ansprachen; für diesen Abend ab 17 Uhr ist eine neue Runde angesetzt. Insgesamt gehören 213 Personen zum Kardinalskollegium, wenn man die 22 „Neuen" mit einrechnet.

Fisichella, der den neuen Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung leitet, stellte den Kardinälen und dem Papst unter anderem den voraussichtlichen Kalender von Ereignissen für das „Jahr des Glaubens" ab Oktober 2012 vor; der Kalender ist noch nicht öffentlich bekannt. Dolan, der am Samstag zum Kardinal wird, unterstrich, „nicht nur Guinea" müsse missioniert werden, sondern auch seine Bischofsstadt New York. Die Säkularisierung sei „keine Bedrohung für Gläubige, die von außen kommt, sondern entstellt den christlichen Glauben von innen". Dolan fuhr fort, „als Gläubigen müssen uns aber vor allem auch die am Herzen liegen, die sich als Agnostiker oder Atheisten bezeichnen". Die Kirche solle „immer vertrauensvoll sein, aber nie triumphal". (rv)

Erzbischof Fisichella: Die neuen Wege der Neuevangelisierung

Eine Botschaft der Hoffnung für die Menschheit, die in der Krise steckt. Darin sieht der Präsident des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, die Herausforderung für die Christen gegenüber der Säkularisierung der Gesellschaft. Der Erzbischof ist am Freitag im Rahmen der Vollversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen in der albanischen Hauptstadt Tirana auf die Worte des Papstes eingegangen, neue Wege zu finden, um die frohe Botschaft zu verbreiten.

„Die neuen Wege der Neuevangelisierung sind jene, die unterschiedliche Zusammenhänge aufgreifen, in denen dann unsere Arbeit liegt. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die sich ständig bewegt. Europa steht vor großen Aufgaben: Die Migration von einem in andere Länder, die verschiedene kulturelle und religiöse Standpunkte mit sich bringt. Wir leben in einer Zeit der Kommunikation, die unweigerlich neue Sprachformen hervorbringt, die wiederum nötig sind, um den jeweiligen Gesprächspartner zu erreichen. Wir leben in einer besonderen und widersprüchlichen Zeit, in der auf der einen Seite eine große Gleichgültigkeit dem Glauben gegenüber besteht, auf der anderen Seite gibt es aber auch viele, die Gott suchen."

In seinem Schreiben an den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen hat Papst Benedikt XVI. neuen missionarischen Mut gefordert. Erzbischof Fisichella dazu:

„Das ist ein schöner Ausdruck, weil Mut die Fähigkeit erfordert, vertrauen und damit sich treiben lassen zu können. Ich glaube, dass wir gerade das wieder finden müssen: Den großen Mut, wieder Missionare zu werden und vor allem eine missionarische Gemeinschaft zu sein. Die Neuevangelisierung darf nicht nur Wunsch einzelner Gläubiger sein, sondern muss im Bewusstsein der ganzen Kirche sein. Ich bin überzeugt, dass die christliche Identität gestärkt werden muss, aber auch das tiefe Gefühl der Zusammengehörigkeit zur Gemeinschaft, also zur Kirche." (rv)

Vatikan plant Mission in elf Städten Europas

Die Leiter wichtiger Bistümer aus Europa waren am Montag zu Beratungen hinter verschlossener Tür im Vatikan. Eingeladen hatte sie der neue Päpstliche Rat für die Förderung der Neuevangelisierung, geleitet von dem italienischen Erzbischof Rino Fisichella. Und es kam auch gleich etwas Konkretes dabei heraus: „Missione metropoli", eine Großstadt-Mission. Fisichella:

„Das ist eine der Initiativen, die sich der Päpstliche Rat für die Neuevangelisierung für die nächsten Monate vorgenommen hat. Wir haben sie Großstadt-Mission genannt. Sie soll eine Antwort sein auf die Herausforderung der Neuevangelisierung in einem Augenblick, in dem Europa sich in der Krise befindet."

Mit Europa will der neue Vatikan-Rat zunächst einmal anfangen, schließlich geht es beim Projekt der Neuevangelisierung vor allem um den alten Kontinent:

„Es hat schon zwei Bischofssynoden zum Thema Europa gegeben: die eine 1991 und die zweite 1999. Vergessen wir auch nicht, dass der selige Johannes Paul II. 2003 seinen grundlegenden Text „Ecclesia in Europa" geschrieben hat: Unsere Initiative liegt auf der gleichen Linie."

Die Großstadt-Mission ist sozusagen zweigleisig geplant: Auf der einen Seite sollen die Bistümer ihr Engagement in Schulen und in der Ausbildung verstärken.

„Außerdem soll es dann in der Fastenzeit 2012 in diesen elf großen europäischen Städten gleichzeitig untereinander abgestimmte Initiativen geben."

Die elf großen Städte sind die, deren Erzbischöfe am Montag im Vatikan waren oder zumindest einen Vertreter dorthin geschickt hatten: Köln, Wien, Paris, Budapest, Dublin, Lissabon, Brüssel, Liverpool, Warschau, Turin, Barcelona. In einigen von ihnen, etwa in Wien, gab`s schon vor ein paar Jahren eine große Stadtmission. Doch Fisichella sagt:

„Ich finde, das hier ist etwas Neues: ein gleichzeitiges, gemeinsames Zeichen. Kurz gesagt – das ist eine erste Antwort auf das, worum der Papst auf unserer ersten Vollversammlung gebeten hat: die Fragmentierung überwinden und Zeichen der Einheit geben."

Der Erzbischof von Liverpool, Patrick Kelly, war von dem Projekt Stadtmission überrascht. Er hatte mit nichts Besonderem gerechnet, als er am Montag im Vatikan eintraf:

„Man muss ja sehen, dass das überhaupt die ersten Tage dieses Päpstlichen Rates sind: Er hat zwar schon ein Statut, aber das war`s dann auch. Als ich die Teilnehmerliste des Treffens vom Montag sah, habe ich mich gefragt: Warum stehe ich denn auch auf dieser Liste?"

Aber im Vatikan begriff Erzbischof Kelly dann: Es geht ja gar nicht nur um diese Mission in den Großstädten.

„Offenbar sollen diese Erzbistümer auch eine Art Pilotgruppe bei der Evangelisierung bilden und sich untereinander eng vernetzen, weil sie ja vor ähnlichen Herausforderungen stehen."

Allerdings findet der Erzbischof, dass seine Stadt Liverpool eine Art Betlehem unter diesen elf Großstädten ist:

„Liverpool ist bei weitem die kleinste dieser Städte, wenn es um die Zahl der Katholiken dort geht. Wir halten in dieser Hinsicht kaum den Vergleich mit Barcelona, Paris oder Dublin aus. Außerdem sind wir – anders als die anderen – eine demographisch stark schrumpfende Stadt. Allenfalls passen wir doch auf die Liste dieser Großstädte, weil die Wirtschaftskrise, die ja zu unserem heutigen Kontext gehört, Liverpool äußerst hart trifft."

Die Großstadt-Mission, die sich der Vatikan da ausgedacht hat (und für die es offenbar noch kein gemeinsames Leitwort gibt), schweißt also sehr unterschiedliche Metropolen aneinander. Aber das könnte auch zu einer Stärke werden, glaubt Kelly:

„Es kann etwas sehr Starkes entstehen, wenn diese unterschiedlichen Erfahrungen auf eine einheitliche Vision hinweisen. Das erinnert mich an die Schilderung der Kirche als Leib Christi, die der heilige Paulus gibt. Er geht so weit zu sagen: Da sind die schwächsten Glieder die unentbehrlichsten!"

Und so könnte die Stadtmission nicht nur zu einer Parade der Glaubensstarken werden, sondern auch die ermutigen, deren Glaube ziemlich schwach ist. „Das gehört", so Erzbischof Kelly, „zum Zeichen, das wir geben wollen."

„Mir ist aufgefallen, wie der Papst beim Angelus gesagt hat: Gott zwingt uns nicht, zu lieben. Er lädt uns dazu ein… Das ist es."

Natürlich ist die 11-Städte-Mission auch eine Vorlage für die Bischofssynode zum Thema Neuevangelisierung, die im Herbst 2012 im Vatikan stattfinden soll. Erzbischof Fisichella vom Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung:

„Die „Großstadt-Mission" will ein konkretes Zeichen sein, das große Städte und Bistümer Europas gemeinsam der Bischofssynode vorstellen, als ein gemeinsames Projekt, an dem sich auch andere dann inspirieren können." (rv)

Papst: „Von der Moderne das Gute annehmen“

Ende Juni letzten Jahres hatte er die Gründung eines neuen Vatikan-Rates angekündigt – an diesem Montag nun konnte Papst Benedikt „mit Zufriedenheit feststellen, dass der neue Rat eine Realität geworden ist". Im Vatikan empfing er erstmals die Vollversammlung des „Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung" unter Leitung von Erzbischof Rino Fisichella. Und er gab dem Gremium Hinweise und Hausaufgaben für den Start. Tenor: „Unsere Mission ist die gleiche" wie früher, aber der „kulturelle Wandel" macht es nötig, eine „neue", ja „effizientere… Art und Weise der Verkündigung" zu finden.

„In unserem heutigen Kontext haben die Entwicklungen der Säkularisierung auch in Ländern mit christlicher Tradition tiefe Furchen hinterlassen. Die Krise, die wir heute erleben, schließt häufig Gott aus dem Leben der Menschen aus und zeigt eine weitverbreitete Gleichgültigkeit gegenüber dem christlichen Glauben – bis hin zum Versuch, ihn aus dem öffentlichen Leben abzudrängen. In den letzten Jahrzehnten war es noch möglich, einen allgemeinen christlichen Sinn wiederzufinden, der das gemeinsame Fühlen ganzer Generationen untereinander verband. Heute hingegen erleben wir leider das Drama der Fragmentarisierung: Es gibt kein einigendes Band mehr, und viele Personen, die schon ganz gerne zur Kirche gehören würden, sind zutiefst geprägt von einer Sicht des Lebens, die im Widerspruch zum Glauben steht."

Christliche Verkündigung sei „heute komplexer als in der Vergangenheit" und in hohem Maß auf die persönliche Glaubwürdigkeit der Gläubigen angewiesen: „Es ist vor allem durch ihr Verhalten und durch ihre Lebensführung, dass die Kirche die Welt evangelisiert", zitierte Benedikt XVI. zustimmend seinen Vorgänger Paul VI., den Papst von „Evangelii Nuntiandi" (Apostolische Exhortation von 1975).

„Viele Menschen hängen an ihren christlichen Wurzeln, haben aber eine schwierige Beziehung zur Moderne. Da ist es wichtig, ihnen zu erklären, dass das Christsein nicht eine Art Kleidungsstück ist, das man sich zuhause oder bei ein paar feierlichen Anlässen überstreift, sondern etwas Lebendiges und Umfassendes, das auch alles aufnimmt, was es in der Moderne an Gutem gibt."

Im November nächsten Jahres wird sich eine Bischofssynode im Vatikan mit der Neuevangelisierung beschäftigen. Bis dahin erhofft sich der Papst von seinem neuen Rat zumindest „die Skizzen zu einem Projekt, das der ganzen Kirche und den einzelnen Ortskirchen beim Einsatz für eine Neuevangelisierung helfen kann". (rv)

Vatikan: Beratungen aller Dikasterien-Chefs

Papst Benedikt XVI. schart an diesem Freitag die Leiter aller Vatikan-Ministerien um sich. Solche Vollversammlungen mit den Präsidenten von Kongregationen bzw. den Leitern Päpstlicher Räte sind im Vatikan eine Seltenheit; sie finden hinter verschlossenen Türen statt. Dem Vernehmen nach könnte es bei den Beratungen unter anderem um das Thema Neuevangelisierung gehen. Der Papst hat zu diesem Thema, einem der wichtigsten seines Pontifikates, einen eigenen Rat gegründet, der von Erzbischof Rino Fisichella geleitet wird. Mit der Neuevangelisierung beschäftigt sich auch die nächste große Bischofssynode im Jahr 2012. Für den Freitag nächster Woche hat Papst Benedikt ein außerordentliches Konsistorium der Kardinäle angesetzt – auch das eine Seltenheit. Als Themen dieser Beratungen mit Kardinälen nennt der Vatikan u.a. die Missbrauchsskandale und der Umgang mit Anglikanern, die zur katholischen Kirche übertreten wollen. (rv)