Erzbischof Gänswein über „Benedikt XVI. – Seine Papstjahre aus nächster Nähe“

Aus nächster Nähe berichtet über die Päpste, Rom und die Weltkirche EWTN-Romkorrespondent Paul Badde. Nun legt der bekannte Autor und Historiker ein Buch über die Papstjahre 2005 – 2013 vor, in dem er, zum Teil sehr persönlich, das Pontifikat von Papst Benedikt XVI darstellt.

Vorstellen kann ein solches Werk wohl niemand besser als Benedikts treuer Privatsekretär und auch unter Franziskus weiter als Präfekt des Päpstlichen Hauses dienende Erzbischof Georg Gänswein. Auf Anfrage von CNA Deutsch hat sich Erzbischof Gänswein freundlicherweise bereit erklärt, das Buch vorzustellen.

Dieses Buch ist lebendige Erinnerung. Es sind über 60 ausgewählte Berichte aus jenen Tagen, als Joseph Ratzinger nach über 400 Jahren der erste Papst aus Deutschland war und Badde als Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ ihn dabei aus großer Nähe begleitet hat. Es ist ein Werk aus fast acht Jahren und ich erinnere mich noch an viele dieser Stücke, als hätte ich sie gestern gelesen. Benedikt XVI. habe ich im Januar 1995 im Campo Santo Teutonico in Rom als Kardinal und Hüter des Glaubens der katholischen Kirche kennengelernt. Badde kenne ich seit dem Fest Peter und Paul 2003.

Ich kam gerade aus dem Petersdom und einem päpstlichen Hochamt mit dem heiligen Johannes Paul II., wohin ich Kardinal Ratzinger als dessen Sekretär begleitet hatte, noch im Talar und Rochett, als Badde mich in Begleitung seiner Frau auf der Piazza della Città Leonina ansprach. Es stellte sich als der neue Korrespondent der WELT vor, der von seiner Redaktion in Berlin von Jerusalem nach Rom entsandt worden war, und fragte, ob er mich einmal zu einem Gespräch einladen könne. Er wohnte in der Via delle Grazie nebenan; ich wohnte damals noch in der Domus Sanctae Marthae und der Kardinal an der Piazza Città Leonina vor dem Passetto, der alten Fluchtmauer aus dem päpstlichen Palast.

So trafen wir uns bald mehrmals, wobei es an brisanten Themen in Rom nie mangelte, über die es sich auszutauschen lohnte. Bald gingen danach auch verschiedene Anfragen Baddes an den Kardinal über meinen Schreibtisch, über die ich ihn näher kennenlernte – und Zeuge seiner hartnäckigen Recherchen wurde. Kurz danach hatte ich auf Empfehlung eines Freundes sein Buch über „Maria von Guadalupe“ gelesen, als eine große Reportage ganz eigenen Stils, an die sich das hier vorliegende Buch heute als letztes aus seiner Hand einreiht.

Auffällig war von Anfang an in seinen Arbeiten für mich, dass Badde in der säkularen Welt der Medien ein unverwechselbares katholisches Profil hatte, das er ohne Scheu und souverän zum Ausdruck brachte. Dass es dabei an Gegnern und Anfeindungen gegen ihn nicht mangelte, wird keinen wundern. Seinem Handwerk haben dieser Konflikt und seine klare Position nie geschadet – im Gegenteil. Ich habe in Rom kaum einen Journalisten kennengelernt, der sorgfältiger, mutiger, hartnäckiger und analytischer bei seiner Spurensuche war als er, und der danach das Ergebnis seiner Recherchen immer mit außerordentlichem Sprachwillen auszudrücken versuchte.

Nach der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst am 19. April 2005 verfolgte ich Baddes Arbeit dann vor allem in seiner Berichterstattung über Benedikt XVI., in der er ebenfalls wieder eine Ausnahmestellung unter den Journalisten Roms innehatte, von dessen Arbeiten dieses Buch nun eine kleine Auswahl bereitstellt – und von denen nicht wenige Arbeiten in diesem Zeitraum auch Papst Benedikt XVI. selbst schon bei ihrem Erscheinen beeindruckt haben, wie ich weiß.

Es ist also kein Schnellschuss, sondern ein Buch, das in acht Jahren – von 2005 bis 2013 – mit vielen Mühen entstanden ist. Mehr Arbeit, mehr Sachverstand, mehr Recherchen und Reisen und mehr Nähe wird wohl in kaum einem zweiten Buch über „unseren Papst“ stecken. Dennoch ist es keine Heiligenbiografie, sondern die kritische, humorvolle und hier und da auch kämpferische Begleitung des Papstes durch acht Jahre aus dem Blickwinkel eines gestandenen Reporters, als Zeugenschaft eines zuverlässigen Chronisten.

Ich habe mich immer gewundert, wie nah Paul Badde Papst Benedikt XVI. in diesem Zeitraum von draußen erfasst hatte, über alle Mauern des Vatikans hinweg. Dass er dessen revolutionären Schritt seines Amtsverzichts nicht vorhergesehen hat, ändert daran nichts. Diesen Schritt hat keiner voraussehen können, mich aus der allernächsten Nähe des Papstes aus Bayern eingeschlossen. Badde hat allerdings so früh wie kaum ein anderer erkannt und oft beschrieben, dass Benedikt ein Radikaler im Wortsinn war, das heißt, dass er sein Leben daran setzte, die katholische Kirche immer neu an ihre Wurzel (lateinisch: Radix) in Jesus Christus aus Nazareth zu erinnern und anzubinden – und dass der große Konservative auch immer ein Revolutionär war, wenn es darum ging, die Glut des Glaubens unter der Asche vieler Ruinen zu schützen und neu anzufachen.

Darum freue ich mich jetzt auch besonders über dieses Denkmal, das Badde dem „Papa emeritus“ über die Jahre seiner Vollmacht auf dem Stuhl Petri hier weit über unsere Zeit hinaus errichtet hat. Dieses Zeugnis hat Bestand. Es wird unsere Zeit überdauern. Für dieses Buch können besonders auch die Deutschen deshalb nur dankbar sein und für immer stolz auf Benedikt XVI., diese einzigartige Figur in den Schuhen des Fischers Petrus – in einem einmaligen Zeitfenster der Geschichte, dessen Zeugen wir alle sein durften.

Rom, am 19. Dezember 2017

+ Georg Gänswein

Präfekt des Päpstlichen Hauses,

Privatsekretär von Papst em. Benedikt XVI.

(CNA Deutsch)

„Diener der Diener und einer Herrin und Mutter“: Georg Gänswein wird heute 60 Jahre alt

cna_Gaenswein_60VATIKANSTADT – Er ist einer der bekanntesten Deutschen in der Kurie und Privatsekretär von Benedikt XVI.: Der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein. Heute wird er 60 Jahre alt.

„Im Vatikan verkörpert Georg Gänswein die Kontinuität der beiden Pontifikate zwischen Benedikt und Franziskus“, schreibt Bernhard Müller in der kommenden Ausgabe des „Vatican Magazin„. Unter dem Titel „Diener der Diener und einer Herrin und Mutter“ widmet die Publikation dem Prälaten einen Foto-Essay.

Der katholische Verleger und Publizist Müller würdigt in dem Artikel den Einsatz des Geistlichen für die Kirche – etwa im Umgang mit den Medien: „Auch unsere inzwischen legendären Journalistentreffen in Rom hat er von der ersten Begegnung an geschmückt, indem er sich allen Kollegen immer als freimütiger Gesprächspartner zur Verfügung stellte“, schreibt Müller.

Tatsächlich hat Erzbischof Gänswein wiederholt mit Journalisten Interviews geführt, die große Aufmerksamkeit erregten – zuletzt mit Hendrik Groth.

Nicht nur über den „bisweiligen flapsigen“ Papst Franziskus, auch über dessen Vorgänger hat Gänswein gesprochen, etwa in dem aufsehenerregenden Gespräch mit EWTN-Romkorrespondent, Historiker und Autor Paul Badde.

Was ihm Freunde wie Feinde – beide werden ihm heute gratulieren und „ad multos annos“ wünschen – bescheinigen: Letztlich dient Georg Gänswein immer der Kirche, und ihrem Herrn, unserem Erlöser. (CNA Deutsch)

Erbischof Gänswein: Exkommunikation bei Kirchenaustritt übertrieben

Erzbischof GänsweinAls „übertrieben und nicht nachvollziehbar“ hat Kurienerzbischof Georg Gänswein die Praxis der Exkommunikation bei Kirchenaustritt bezeichnet. Der Präfekt des Päpstlichen Hauses äußerte sich in einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung, das jetzt vorab veröffentlicht wurde. Gänswein sagte, es müsse die Frage diskutiert werden, ob die Kirchensteuerpflicht die einzig richtige und angemessene Form der Finanzierung kirchlicher Aufgaben sei. „Die einen sagen: Weg mit der Kirchensteuer, die anderen stilisieren sie hoch zu einem Glaubensgut. Beide Extreme taugen nichts“, so der Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt. „Wem ist gedient, wenn eine Diözese superreich ist, aber der Glaube nach und nach versickert?“, sagte Gänswein in dem Interview, das in der Montagsausgabe der Schwäbischen Zeitung erscheint. (rv)

Erzbischof Gänswein: Mosaiksteine zum Verstehen von Benedikt XVI.

Papstsekretär Gänswein

Er lebt zurückgezogen im Schatten des Petersdoms, wie er es versprochen hatte: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. zeigt nicht nur durch den Rücktritt vor drei Jahren, sondern auch durch das Leben, das er nun führt, dass auf diese Weise ein Amtsverzicht funktionieren kann. Aber je weniger sichtbar der emeritierte Papst wird, desto interessanter wird er für die Historiker, die sich ein Bild von seiner Zeit als Bischof von Rom machen wollen.

„Was das Pontifikat von Papst Benedikt hinterlässt, kann man heute noch nicht sagen.“ Klare Worte von Erzbischof Georg Gänswein, und er muss es wissen, stand er doch jahrelang an der Seite von erst Kardinal Josef Ratzinger und dann Benedikt XVI., bis heute ist er Sekretär des emeritierten Papstes und lebt mit ihm gemeinsam in dessen Ruhestandswohnung.

Über drei Jahre liegt der Amtsverzicht von Benedikt XVI. nun zurück, Zeit sich mit etwas zeitlicher Distanz neu dem Pontifikat zu nähern, weg von den tagesaktuellen und journalistischen Bewertungen, hin zu mehr historischen und reflektierenden. Einer, der das unternimmt, ist der italienische Kirchenhistoriker Roberto Regoli, dessen Buch „Oltre la crisi della Chiesa“, also „Jenseits der Kirchenkrise“ an diesem Freitagabend in der Päpstlichen Universität Gregoriana vorgestellt wurde. Dort sprach auch Erzbischof Gänswein, und gegenüber Radio Vatikan machte er danach den Vergleich, dass es mit dem Verstehen dieses Pontifikates sei wie bei einem Mosaik: „Zusammengesetzt gibt es ein Bild. Man hat jetzt schon einige Stücke, die auch erkennen lassen, was dann das Bild sein wird. Man wird sehen, dass dieses Pontifikat, das viele Herausforderungen hatte und das in dieser Zeit auch viele Kritiker hatte, einen wirklich großen Nachhall haben wird. Vor allem deswegen, weil mit Benedikt ein Mann an der Spitze der Kirche war, der überzeugend war, der geglaubt hat und aus dem Glauben heraus Theologie getrieben hat und aus diesem Glauben heraus auch die Kirche geführt hat.“

Als einige der großen Herausforderungen nennt Gänswein die Pädophilie, die Frage nach der Integration der Pius-Bruderschaft oder die Kirche in China. Auch die Befreiungstheologie sei ein Element gewesen, das noch ins Pontifikat hinein gegangen ist. Der Autor des Buches habe die Quellen gut ausgewertet, so Gänswein, „und er kommt zu einigen guten Überlegungen. Die Tageswertung damals stimmt mit der Wertung heute, drei Jahre nach dem Pontifikat, nicht überein. Viele Kritiker sehen heute das Pontifikat auf andere Weise.“ Damals mussten die Herausforderungen aber direkt angegangen werden.

Heute, in der Rückschau, sieht Gänswein einige Linien, oder in seinem eigenen Bild einige Mosaiksteine zum Verstehen. „Er ist in erster Linie ein Theologe. Seine große Begabung, die Gott ihm gegeben hat, ist sicherlich das Lehren und das Schreiben. Er war ein Leben lang Professor an verschiedenen Universitäten und er hat viele Bücher geschrieben, man kann sehen, dass er sehr produktiv war, und zwar auf eine Weise, die auch anderen Menschen im Glauben geholfen hat. Das heißt, ein großer Denker, der mit der Kirche denkt und der versucht, das Gedachte anderen Menschen schriftlich und mündlich weiter zu geben.“

Daneben sind da aber auch Dimensionen, die der Papst seinem Pontifikat selber gegeben hat. „Frieden und christliche Tradition, das sind zwei wichtige Elemente, zwei Steine auf denen das Pontifikat von Papst Benedikt aufgebaut war.“ Bereits die Namensgebung macht deutlich, wie Benedikt XVI. selber Schwerpunkte gesetzt haben wollte, erklärt der langjährige Sekretär. „Er wollte zurückgehen auf den großen Friedenspapst Benedikt XV., der leider im Ersten Weltkrieg gescheitert ist, und natürlich auch auf den großen Patron Europas, auf den Mönchsvater Benedikt.“

Einen dritten Mosaikstein nennt Gänswein dann auch noch, aber bei dem wird er dann sehr persönlich: „Der Aspekt seiner Menschlichkeit ist für mich etwas, was mich Tag für Tag immer wieder neu in Bann zieht und was mir auch hilft, im Glauben zu wachsen.“ (rv)

Papst illuminiert Weihnachtsbaum und Krippe in Assisi

Erzbischof GänsweinPapst Franziskus wird auch heuer wieder am 6. Dezember von Rom aus den Weihnachtsbaum und die Krippe in Assisi illuminieren. Baum und Krippe am Platz vor der Basilica San Francesco sind Flüchtlingen gewidmet. Deshalb wird auch ein sieben Meter langes Boot am Platz installiert, das neun Tunesier gerettet hat. Es soll außerdem alle Boote repräsentieren, die Menschen lebend nach Europa gebracht haben, und auch jene Boote, die am Meeresgrund liegen.

Der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein, wird um 17 Uhr einer Messe in der päpstlichen Kapelle vorstehen. Am Ende des Gottesdienstes um 18.20 Uhr findet die Beleuchtung und Segnung statt. Währenddessen können Kinder aus bedürftigen Familien mit Spielsachen spielen, die von den italienischen Staatsbahnen zur Verfügung gestellt sind. Unter den Anwesenden werden auch 31 Flüchtlinge aus Afghanistan, Kamerun, Nigeria und Syrien sein, die von der Caritas Assisi aufgenommen wurden. Um 15 Uhr gibt es eine Veranstaltung der Initiative „No hate speech“ gegen gewalttätige und diskriminierende Sprache in der Sala Stampa Sacro Convento. (rv)

 

Im Heiligen Jahr gibt es samstags Extra-Generalaudienzen

Erzbischof GänsweinIm Heiligen Jahr der Barmherzigkeit soll jeweils an einem Samstag im Monat eine zusätzliche Generalaudienz stattfinden. Das kündigte der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, im Interview mit Radio Vatikan an. Beginnen werde man 2016, die erste finde am 30. Januar statt, so der deutsche Kurienerzbischof, der für die Organisation der Generalaudienzen des Papstes zuständig ist, im Gespräch mit Mario Galgano.

RV: Millionen von Pilgern werden für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit hier in Rom und im Vatikan erwartet. Gibt es diesbezüglich Besonderheiten?

Erzbischof Gänswein: Gerade in der vergangenen Woche wurde in einer Sitzung beschlossen, dass über die Generalaudienzen und die wichtigen anderen Begegnungen über das Heilige Jahr verteilt, einmal im Monat an einem Samstagvormittag eine Art Generalaudienz des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit stattfinden soll. Die Termine werden in den nächsten Tagen auch via Internet bekannt gegeben, sodass Anfragen – es sind sehr viele schon gekommen – von Gruppen, Schulen, Pfarrgemeinden zu diesen Samstagen beantwortet werden können. Damit soll an den entsprechenden Samstagen eine zweite Generalaudienz auf dem Petersplatz stattfinden. Wie das ganz konkret abläuft, das wird sich noch zeigen. Da sind noch einige Überlegungen notwendig.“

RV: Weiß man aber schon, wann die erste Extra-Generalaudienz beginnen soll?

Gänswein: Das erste Datum ist der 30. Januar. Und das zweite kann ich auch schon nennen: es ist der 20. Februar 2016.

RV: Kann man sich jetzt schon dafür anmelden?

Gänswein: Man kann ab sofort diese Daten ernst nehmen und mit diesen Daten planen.

RV: Wenn man auf die bisherigen Generalaudienzen des Papstes zurückschaut: Wie ist es bisher statistisch gelaufen?

Gänswein: Papst Franziskus wird am 5. August wieder die Generalaudienzen aufnehmen, nach einer Unterbrechung von einem Monat im Juli. Die Audienzen finden im August in der Audienzhalle Paolo VI statt, damit wir von der brutalen Hitze Gottseidank bewahrt sind.

Was Zahlen betreffen: Von Januar bis Juli 2015 waren bei den Generalaudienzen etwa 370.000 Personen. Bei den Privataudienzen waren knapp 300.000 und dann gibt es den Bereich ,Liturgie´ – also Gottesdienste im Vatikan – und auch da waren etwa 300.000 Gläubige. Eine weitere Zahl, die überrascht: von Januar bis Juli haben 1.030.000 Menschen bei den Angelus-Gebeten sonntags auf dem Petersplatz teilgenommen.

RV: Wie können wir das einschätzen? Wie war es in den vergangenen Jahren?

Gänswein: Verglichen mit Vorgängerzahlen so kann man für die Mittagsgebete sagen, dass es eindeutig ein Mehr ist. Bei den Privataudienzen und bei den liturgischen Handlungen des Heiligen Vaters sind etwa gleich wie früher, wobei man beachten muss, dass wir bisher nur die Zahlen für die erste Jahreshälfte 2015 haben.

RV: Weiß man denn, wie viele Menschen Papst Franziskus bisher im Vatikan getroffen hat?

Gänswein: Am 26. August – in knapp vier Wochen – wird Papst Franziskus seine 100. Generalaudienz halten. Die Zahl der Teilnehmer, die er in diesen Audienzen trifft – wenn wir alle Zahlen zusammenzählen – etwa 3.300.000 erreicht. Im Hinblick auf das gesamte Pontifikat ist es so, dass bis gestern, 31. Juli, etwa 15 Millionen Menschen an den Audienzen mit dem Papst teilgenommen haben. (rv)

Müller und Gänswein mahnen gerechten Umgang mit Limburger Bischof an

Kardinal MüllerDer Umgang in der Öffentlichkeit mit der Causa Limburg war in den vergangenen Monaten nicht immer glücklich. Im Vatikan haben zwei einflussreiche deutsche Kirchenmänner dazu gemahnt, der Person des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst– ungeachtet eventuellen Fehlverhaltens – Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Gerhard Ludwig Müller stellten sich dem Mikrofon der ARD; die Interviews entstanden wenige Tage vor der Übergabe des Limburger Prüfberichts im Vatikan. Der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Müller sagte:

„Erstens ist ihm [Bischof Tebartz-van Elst] nichts an Verfehlungen nachzuweisen, was das Bischofsamt unmöglich machen würde, und auch wenn es dann vorkäme – erst muss noch über die Faktenfrage gesprochen werden – kann man mit einem solchen Menschen auch nicht so umgehen, dass er von Reportern gejagt wird, wo immer er sich aufhält.“

Erzbischof Georg Gänswein, der Sekretär des emeritieren Papstes Benedikt XVI. und Präfekt des päpstlichen Haushaltes, sekundiert Kardinal Müller. Wenn viele der Medienberichte über Limburg …

„… In Bezug auf die Person, auf das was [Bischof Tebartz] getan hat, Realität wären, müsste man sagen, er ist ein Unmensch. In jeder Hinsicht. Aber da ist die virtuelle Realität von der konkreten Realität doch sehr unterschiedlich. Ich möchte auch gar keine Presseschelte anstellen, aber es ist so, dass ihm gegenüber in vielen Punkten einfach Unrecht geschehen ist. Das ist nicht zu akzeptieren, da muss man auch den Mut haben sich dem entgegenzustellen und zu sagen: Das hat dieser Mann nicht verdient.“

Eine Entscheidung für die Zukunft der Bistumsleitung in Limburg wird in den kommenden Tagen erwartet. Viele – nicht alle – Katholiken der Diözese beklagen über die Frage des Umgangs mit Geldern hinaus ein unangenehmes Klima des Misstrauens, das sich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe. Im Bistum führt provisorisch der Generalvikar Wolfgang Rösch die Geschäfte. Papst Franziskus hatte Röschs noch von Bischof Tebartz-van Elst vorgenommene Ernennung um mehrere Monate vorgezogen und gleichzeitig dem Bischof eine Auszeit von der Diözese gewährt.
(rv)

Erzbischof Gänswein: Zum Abschied eines Papstes

Erzbischof Gänswein28. Februar 2013 – Abschied eines Papstes. Benedikt XVI. verzichtet auf sein Amt, lebend, ohne Druck von außen, nach reiflicher Überlegung und langem Gebet. Zum bevorstehenden Jahrestag des Amtsverzichtes sprachen wir mit Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses und nach wie vor Privatsekretär von Benedikt XVI. Gudrun Sailer führte das Gespräch und wollte von Erzbischof Gänswein zunächst wissen, wie es dem emeritierten Papst geht.

„Es geht ihm gut! Er ist guter Dinge, er ist mit sich und Gott im Frieden.“

Papst Benedikt, so war zu erfahren, empfängt nach wie vor allerlei Post. Wie viel?

„Nach der Verzichtserklärung kamen stapelweise, sackweise Briefe. Dann ist es Gottseidank nach der Wahl von Papst Franziskus ruhiger geworden, und erst nach einem halben Jahr ging es wieder ganz langsam los, und es ist in er Musik würde man sagen ein Crescendo: es steigt. Es kommen Briefe über das Staatssekretariat, oder über mich oder direkt ins Kloster Mater Ecclesiae [an den Wohnort des emeritierten Papstes, Anm.], und am Ende kommt es zu ihm. Manchmal hat man den Eindruck, die Post nimmt kein Ende.“

Welche Anliegen tragen die Menschen an den emeritierten Papst heran?

„Es sind Briefe, die Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, auch Briefe, die nicht Enttäuschung, sondern ein Schocksituation zum Ausdruck gebracht haben, weil viele nicht wahrhaben wollten, dass es so etwas gibt , wie auf das Amt des Petrus zu verzichten; es gibt Briefe mit der Bitte um Gebet, Briefe mit der Bitte um Begegnung, es sind viele Formen des Inhalts der Briefe. Alle werden so gut es geht beantwortet, aber der Heilige Vater kann natürlich nicht allen Bitten um Begegnung entgegenkommen, weil ihm das über den Kopf wachsen würde.“

Wie erklären Sie sie, dass so viel geistlicher Bedarf daran besteht, mit diesem versteckten Papst in Verbindung zu bleiben?

„Ich glaube, dass es eine natürliche Empfindung der Dankbarkeit ist, die sich nach dem ersten Schock des Verzichtes deutlich gezeigt hat, und dass nicht wenige Menschen diese Dankbarkeit nicht nur für sich behalten, sondern auch Papst Benedikt mitteilen wollen, und ich finde das eine schöne und menschliche Geste, und man will dadurch wohl auch zum Ausdruck bringen, dass man die Jahre Benedikts nicht vergessen hat, zumal die ersten Monate von Papst Franziskus ein wahrer Euphorismus ausgebrochen ist, und das ist auch gut für die Kirche und für den Glauben, und manche haben die Sorge, dass darunter die Vorgängerjahre von Papst Benedikt XVI. total vergraben werden. Da möchten sie auch zeigen, dem ist nicht so.“

Vor einem Jahr, am 28. Februar 2013: Der Abschied des sich zurückziehenden Papstes aus Rom, der Hubschrauberflug nach Castelgandolfo; Sie waren dabei. Was ist Ihr innerer Soundtrack für diesen Abschied, was werden Sie daran nie vergessen?

„Die Optik war wunderbar vom Hubschrauber aus, noch einmal Peterskuppel und Petersplatz, das alte klassische antike Rom bis hin zu den Ville Pontificie in Castelgandolfo. Der Seelenzustand bei mir war alles andere als heiter, schön und großartig. Es war schon eine große Traurigkeit, weil es Abschied bedeutete und auch ein Lassen von Jahren, von großen Erfahrungen, die natürlich auch Schweres beinhaltet haben. Es war ein Feedback von all dem in kurzer Zeit, was die Jahre des Pontifikates von Papst Benedikt XVI. für mich bedeutet haben.“

Ein Lassen ist doch auch etwas Leichtes?

„Im Augenblick des Lassens war es für mich schwer. Ich habe danach gelernt, dass Lassen schön ist, wichtig ist, und dass man Lassen können muss, sonst wird’s schwierig. Es ist mir geschenkt worden, das zu sein was ich war, Sekretär von Papst Benedikt, nun ist ein anderer dran, nun ist die Aufgabe eines anderen die, die ich hatte, und dem wünsche ich viel Glück.“

Herr Erzbischof, Sie sind Diener zweier Herren in einer Form, die noch nie da war. Sie arbeiten an der Seite zweier Päpste, sehen beide jeden Tag aus der Nähe. Was ist aus Ihrer Sicht der wesentliche Unterschied – nicht der äußerliche, sondern der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden Päpsten?

„Der wesentliche Unterschied ist die Erfahrung, die sie mit hineingebracht haben ins Papstamt. Siewissen, Papst Benedikt hat als Kardinalpräfekt der Glaubenskongregation 23 Jahre an der Seite mit Johannes Paul II. gearbeitet, und Papst Franziskus hat als Erzbischof, als Kardinal Bergoglio fast 20 Jahre eine große Erzdiözese in Argentinien geleitet. Die Erfahrungen, die aus dieser Zeit gewachsen sind, haben beide mit ins Papstamt genommen, und das ist der große wesentliche Unterschied.“

Was lernen Sie mit Papst Franziskus?

„Zunächst habe ich gelernt, dass Papst Franziskus ein Mann ist, der unberechenbar ist und bleibt. Natürlich, ein Tag muss geplant werden, vor allem, das ist unsere Aufgabe als Präfektur, dass wir Vorschläge machen für die Audienzen, damit ein ordnungsgemäßer Ablauf da ist, das war am Anfang nicht ganz so einfach, dass sich das einmal kurzzeitig überschlägt; ich habe gelernt, dass man auch auf kurzzeitige Änderungen richtig, schnell, beherzt und auch humorvoll reagieren muss.“

Viele sagten, der Amtsverzicht eines Papstes hat Auswirkungen auf das Amt selbst. Wie sehen Sie diese Aussage nach Ablauf eines Jahres?

„Ich glaube schon, dass es Auswirkungen hat auf die Sicht des Petrusamtes, aber nicht auf das Wesen, sondern dass man noch besser unterscheiden lernt zwischen der Person und dem Amt, zwischen dem Amt und dem Amtsinhaber. Das Petrusamt ist einer Person gegeben worden, momentan ist es so, dass eben das Kardinalskollegium wählt, in der Regel einen aus ihrer Reihe, und dass man tatsächlich das Amt mit dem Papst so verbunden hat, dass es gar nicht mehr anders ging als ein Amtsende, das durch den Tod des Papstes eintritt, und dann die Sedisvakanz. Aber es gab immer auch im kanonischen Recht, in der Theologie, das Faktum, dass auch eine Verzichtserklärung zur Sedisvakanz führen kann. Nur das hat Jahrhunderte nicht mehr stattgefunden. Jetzt erst wieder und deshalb ist es für viele neu, vor allem empfindungsmäßig neu. Insofern glaube ich, dass ein tieferes Nachdenken über Amt, Amtsperson, stattfinden wird und dass da auch gute Früchte herauskommen werden.“

Wie empfindet der eine Papst den anderen auf diesem engen Raum? 44 Hektar ist nicht viel!

„Es ist Luft genug für beide gut zu leben – das ist gar keine Schwierigkeit, ganz im Gegenteil, sie suchen auch die Nähe. Sie meinen, dass sie nahe aufeinander leben, und diese Nähe würde Schwierigkeiten bereiten? Ganz im Gegenteil. Sie leben in einem Abstand von 400 Metern und manchmal suchen sie den Abstand von 30 Zentimetern. Das heißt, die Nähe ist eine gute, hilfreiche Form der Begegnung und in dieser Zeit ist auch eine große tiefe Freundschaft gewachsen, vor allem auch ein gemeinsame Miteinander und überhaupt keine Schwierigkeit zwischen dem, was der regierende Papst zu tun hat und dem, was der Papa emeritus Tag für Tag tut.“

Erzbischof Gänswein, wohin wird die vieldiskutierte Kurienreform führen?

„Da bin ich selber gespannt, was einmal die Kommission der acht Kardinäle, die von Papst Franziskus eingesetzt worden ist, was die dem Papst aus Hausaufgaben mitgebracht haben. Bis jetzt ist noch nichts Konkretes herausgekommen. Ich selber bin gespannt, so wie Sie, so wie andere, glaube aber nicht, dass da Umstürzendes geschehen wird. Ich arbeite jetzt 15 Jahre da, kenne ein bisschen Personen und Strukturen Situationen und erwarte mir nicht allzu große Veränderungen. Es gibt einige Elemente, die man verbessern muss, und ich kann nur hoffen, dass das gemacht wird.“

Welche Elemente muss man verbessern?

„Da möchte ich der Kommission nicht vorgreifen und nichts sagen, wenn es soweit ist, werde ich sagen, ob das, von dem ich meinte, dass man es verbessern kann, auch verbessert worden ist.“

(Das Gespräch wurde vor dem Konsistorium vom 22. Februar zur Schaffung von 19 Kardinälen aufgezeichnet, bei dem Papst Benedikt XVI. überraschend im Petersdom anwesend war.)  (rv)

Gänswein: „Die Gefahr eines Gegenpapstes existiert nicht“

Erzbischof Georg Gänswein sieht keine Gefahr, dass es im Vatikan „einen Papst und einen Gegenpapst" geben könnte. „Wer Benedikt XVI. kennt, weiß, dass diese Gefahr nicht existiert. Er hat sich nie in die Regierung der Kirche eingemischt und tut das auch jetzt nicht, es gehört nicht zu seinem Stil", sagte Gänswein in einem Interview in der römischen Tagsészeitung „Il Messaggero". Auch wisse der emeritierte Papst, dass jedes Wort von ihm Aufmerkamkeit erregen und entweder für oder gegen seinen Nachfolger interpretiert werden würde. Erzbischof Gänswein ist nach wie vor Papst Benedikts Sekretär und gleichzeitig Präfekt des Päpstlichen Hauses von Franziskus.

Dem emeritierten Papst gehe es gut, „er betet, liest, hört Musik und widmet sich der Korresopndenz, die umfangreich ist", so Gänswein. Auch Besuche gebe es. Jeden Tag unternehme man einen Spaziergang in dem kleinen Laubwald hinter dem Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten und bete dabei den Rosenkranz. Es sei ein strukturierter Tagesablauf.

Papst Benedikts Entscheidung, auf sein Amt zu verzichten, habe er, Gänswein, einige Zeit vorher gekannt, aber mit niemandem darüber gesprochen. Nach dem 28. Februar, dem letzten Tag im Amt, sei eine schwierige Zeit gekommen, sagte der Erzbischof, der Joseph Ratzinger schon in seiner Zeit an der Glaubenskongregation als Sekretär gedient hatte. „Ich werde nie vergessen, wie ich das Licht im päpstlichen Apartment ausgeschaltet habe und Tränen in den Augen hatte." Die erste Märzhälfte sei auch deshalb schwierig gewesen, „weil man nicht wusste, wen das Konklave wählen würde". Glücklicherweise sei mit dem neuen Papst sofort eine menschliche Beziehung der Zuneigung und der Wertschätzung entstanden, „auch wenn Benedikt und Franziskus Menschen mit unterschiedlichem Stil und Persönlichkeit sind".

Von einer „Revolution" könne dennoch nicht die Rede sein. „Sicher, einige Gesten und Initiativen von Papst Franziskus haben überrascht und überraschen weiterhin", sagte Gänswein der Zeitung. „Aber es ist normal, dass ein Pontifikatswechsel Änderungen mit sich bringt." Der neue Papst müsse sich einen Mitarbeiterstab mit Personen seines Vertrauens aufbauen: „Das ist aber keine Revolution, sondern einfach ein Akt des Regierungs und der Verantwortung". Zur Arbeit des achtköpfigen Kardinalsrates, den Franziskus im Zug seiner Kurienreform eingesetzt hat, bekannte Gänswein, er sei neugierig, was dabei herauskommen werde. (rv)

Papst bestätigt Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Hauses

Papst Franziskus hat an diesem Samstag die wichtigsten Mitarbeiter im Staatssekretariat sowie Erzbischof Georg Gänswein als Präfekten des Päpstlichen Hauses bestätigt. Namentlich erwähnt werden Erzbischof Giovanni Angelo Becciu als Substitut für die Allgemeinen Angelegenheiten, Erzbischof Dominique Mamberti als Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten, Monsignor Antoine Camilleri als Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten sowie Monsignor Peter Wells als Assessor der Sektion für Allgemeine Angelegenheiten. Papst Franziskus hatte nach seiner Wahl die führenden Vertreter der Kurie zunächst nur provisorisch in ihre bisherigen Ämter eingesetzt und um Fortsetzung ihrer Aufgaben „bis auf Weiteres" gebeten. (rv)