Kardinal Schönborn: Vielleicht weihe ich eines Tages auch Frauen als Diakone

 

WIEN – Kardinal Christoph Schönborn hat am heutigen Samstag im Stephansdom über die Weihe von Frauen zu Diakonen gesprochen. „Grundsätzlich ist alles offen“, so der Erzbischof von Wien wörtlich laut der österreichischen Agentur „Kathpress„.

Schönborn habe beim Abschlusstag der Diözesanversammlung zur spirituellen Erneuerung als Basis für die Reformbemühungen aufgerufen: „Wenn die Liebe zu Gott wächst, dann wächst eine Gemeinde, dann ist sie stark und lebendig“, so der Vorsitzender Österreichischen Bischofskonferenz.

Der Kardinal berichtete, vor wenigen Tagen 14 Männer zu Ständigen Diakonen geweiht zu haben.

„Vielleicht eines Tages auch Frauen als Diakone“, fügte Schönborn unter großem Applaus der 1700 Delegierten der Diözesanversammlung hinzu, meldet „Kathpress“, und weiter: Es habe Diakoninnen in der Kirche gegeben, in manchen Ostkirchen bis heute, erinnerte Schönborn. „Grundsätzlich ist das offen.“

Auch Papst Franziskus hat oft über die Bedeutung der Rolle der Frau in der Gesellschaft gesprochen und 2016 eine neue Kommission eingesetzt, um die Möglichkeit zu untersuchen, Frauen als Diakone zu weihen.

Erzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, wurde zum Präsidenten einer aus 12 Mitgliedern – 6 Männern und 6 Frauen – bestehenden Kommission ernannt, darunter Karl-Heinz Menke und Marianne Schlosser.

Deren Abschlussbericht wurde Quellen zufolge bereits im April entworfen, wie CNA Deutsch berichtete. Ob er dem Papst bereits vorgelegt wurde, ist unbekannt.

Bericht der Internationalen Kommission

Die Frage eines Diakonats der Frau wurde in der jüngsten Vergangenheit diskutiert: Ein Bericht der Internationalen Theologischen Kommission von 2002 mit dem Titel „Der Diakonat: Entwicklungen und Perspektiven“ widmete der Rolle weiblicher Diakone in der frühen Kirche ein ganzes Kapitel über den „Dienst der Diakonissen“.

Im Hinblick auf die Weihe von Frauen zum Diakonat wird im Bericht betont, dass „Diakonissen“ in der frühen Kirche des Westens kein Weihe-Amt ausübten. Eine Quelle aus dem 10. Jahrhunderts wird zitiert mit den Worten:

„Früher wurden auch Diakonissen geweiht; sie hatten die Aufgabe, sich der erwachsenen Frauen anzunehmen, damit sie sich nicht vor dem Bischof ausziehen mussten. Aber als der Glaube sich ausbreitete und entschieden wurde, Kindern die Taufe zu spenden, erübrigte sich diese Aufgabe.“

Der Bericht der Internationalen Kommission schreibt auch:

„Im Mittelalter haben Nonnen in Krankenhäusern und als Lehrerinnen faktisch die Aufgaben der Diakonie erfüllt, ohne allerdings zu diesem Dienst geweiht zu werden. Der Titel, dem kein Dienst mehr entspricht, wird Frauen gegeben, die zu Witwen oder Äbtissinnen eingesetzt werden. Bis zum 13. Jahrhundert werden Äbtissinnen manchmal Diakonissen genannt.“

(CNA Deutsch)

Kommunionstreit: Diese Woche hat die Kirche verändert

Selten hat die Kirche eine solche Woche durchgemacht, wie die vergangene. Mit seinem Brief an die deutschen Bischöfe hat Erzbischof Luis Ladaria, der Präfekt der Glaubenskongregation, nicht nur die deutsche Kirche in Unruhe versetzt. In der ganzen Kirchenwelt scheinen die Lager mehr gespalten denn je. Ist es kirchenrechtlich vertretbar evangelische Ehepartner zur Kommunion zuzulassen? Egal, wer im Streit gewinnt, im Moment ist die Kirche der Verlierer.

„Das hat mich schockiert.“ – „Ich bin traurig.“ – „Ich bin ratlos.“

Diese drei Sätze habe ich am häufigsten gehört, seit vergangenen Montag der Brief der Glaubenskongregation an die Öffentlichkeit gelangt ist. Bis in die höchsten Etagen der Kurie scheint niemand so wirklich zu wissen warum der Papst anscheinend seine Position auf einmal um 180 Grad gewendet hat.

U-Turn auf vatikanisch?

Die deutschen Bischöfe waren vor einem guten Monat zum Gespräch in Rom geladen, um Ihre Initiative einer Handreichung zum Thema Kommunion für konfessionsverbindende Ehen zu erörtern. Schon Anfang Mai ist von diesem Gespräch so gut wie nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Ungewöhnlich. Nur ein kurzes Statement mit Worten wie “ möglichst einmütig“ und „brüderlich“ – und der Bitte um einen weiteren Prozess der Entscheidungsfindung in Deutschland.

Was bedeutet das?

Sofort gingen die Spekulationen los. Papst Franziskus sei grundsätzlich dafür den nationalen Bischofskonferenzen mehr Entscheidungsgewalt zu überlassen. Heißt das jetzt die Einwände von sieben Diözesanbischöfen seien abgewiesen, und die deutschen Bischöfe entscheiden doch nach Mehrheit? Das war zumindest der Tenor, der in den Medien zu lesen und hören war. Wenn auch nicht die Bischöfe, wenigstens die Medien waren „einmütig”.

Roma locuta – Rom hat gesprochen

Umso größer war der Knall in Rom am vergangenen Montag, als es auf einmal hieß: Stopp! In der jetzigen Form sei das Kommunionschreiben der DBK nicht zur Veröffentlichung geeignet. – Wieder ging die Spekulation los. Dieses Mal in die andere Richtung. Hat die Welt den großen Reformer Franziskus überschätzt? Ist er doch so schlimm konservativ, wie seine Vorgänger? Die Kommentare und Schlagzeilen haben sich überschlagen, auch in Medien, die sonst nichts mit Kirche am Hut haben. „Von der Revolution zur Kapitulation”, kommentiert Christiane Florin im Deutschlandfunk.

Wie immer aber, wenn es in den Nachrichten und Kommentaren um einen komplexen Sachverhalt geht, gibt es die Gefahr die Welt in schwarz und weiß, gut und böse aufzuteilen. Der Brief der vergangenen Woche zeigt aber vor allem anderen: So einfach ist das nicht.

Hier muss vor allem eine ganz klare Unterscheidung getroffen werden: Wo geht es um Politik, und wo geht es um die Glaubenslehre? Natürlich liegen die zwei Felder in der Frage der Eucharistie nahe beieinander, die Entscheidung des Papstes und der Glaubenskongregation allerdings rein politisch zu deuten ist schlicht und einfach der falsche Weg. Das löst auch keine Probleme.

Fakt ist …

Das Ladaria-Schreiben spricht davon, dass der Kommunion-Text der DBK in der aktuellen Version nicht zur Veröffentlichung geeignet ist. Dies muss nicht heißen, dass der Vatikan der Idee grundsätzlich widerspricht. Vielleicht ist es ja so, dass es schlicht und einfach um eine Frage des Kirchenrechtes geht. Die geplante Handreichung der deutschen Bischöfe will konfessionsverbindende Ehen grundsätzlich als „schwere geistiche Notlage“ definieren, nach Überzeugung der Kirche ist das ein Zustand kurz vor der Todesgefahr. Kölns Kardinal Woelki hat an Fronleichnam die Frage der Kommunion als eine Frage von „Leben und Tod“ bezeichnet, und damit hat er nach katholischer Überzeugung Recht. Kann man eine solch zentrale Frage für die Katholiken wirklich mit einem Winkelzug der Logik für immer ändern? Und das auf der Ebene einer einzigen nationalen Bischofskonferenz? Das ist kein stabiles Fundament für die möglicherweise größte Entwicklung in 500 Jahren abendländischer Kirchenspaltung. – Stockholms Kardinal Arborelius, der für die Ökumene offen ist, als gebürtiger Lutheraner, hat das im Gespräch mit Vatican News am besten zusammengefasst: „Das Ideal wäre natürlich, dass die ganze Kirche zu einer gemeinsamen Lösung kommen könnte.“ Politische Alleingänge, wie in Deutschland, sind bei einem so großen Thema einfach nicht angebracht.

Das Problem

Die ganze Diskussion wäre viel einfacher, wenn sie nicht von beiden Seiten so emotional aufgeladen wäre. Es geht nicht um die Frage: Ist der Papst/der Vatikan/die Kirche progressiv oder konservativ, es geht um eine reine Frage des Kirchenrechtes, und so lange sich beide Seiten im Groll gegenüber sitzen, wird es keine sachliche Diskussion, keinen Konsens, keine Lösung geben können.

Am Morgen nach dem „Leak” des Schreibens habe ich mich mit einem vatikanischen Entscheidungsträger zum Interview getroffen. Eine Einschätzung der Lage habe ich mir erbeten. Der Herr sagte mir aber, nach reiflicher Überlegung, dass er nichts zum Streit sagen werde. Jedes Wort, das von ihm dazu in die Medien kommen würde, würde die Flammen des Streites nur noch weiter anfachen. – Ich war natürlich enttäuscht, dass mir der Artikel und die Schlagzeile durch die Lappen gegangen sind, aber diese Einstellung respektiere, ja bewundere ich. Es gibt einen politischen Graben zu überwinden. Dieser darf weder tiefer gegraben, noch ignoriert werden. Versöhnung ist jetzt angesagt. Und die wird es nicht geben, wenn sich beide Seiten weiterhin voller Häme übereinander in den Medien auslassen. Rechts wie links. In dieser Debatte gibt es keine Gewinner und Verlierer. Wenn es so weiter geht wie jetzt, dann sind alle Verlierer. Verlierer an Vertrauen und Glaubwürdigkeit der Kirche.

Renardo Schlegelmilch ist freier Journalist mit Schwerpunkt Religion und Gesellschaft. Unter anderem für den Deutschlandfunk und Vatican News berichtet er über Christen in aller Welt. Regelmäßig recherchiert er im Vatikan. (CNA Deutsch)

Franziskus spricht mit Kardinal Marx

Kardinal Reinhard Marx war an diesem Montag bei Papst Franziskus zu einer Privataudienz, wie aus dem Tagesprogramm des Papstes hervorgeht. Der Erzbischof von München und Freising war in seiner Eigenschaft als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates angekündigt.

Kardinal Marx war zusammen mit weiteren deutschen Bischöfen am 3. Mai im Vatikan gewesen, um mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, über die Handreichung der Bischöfe zum Thema Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner zu sprechen.

Eine Begegnung mit dem Papst war zu diesem Anlass nicht vorgesehen. Franziskus würdigte indes Anfang Mai das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe und bat sie, sich über die Frage des Kommunionempfangs selbst ins Einvernehmen zu setzen.

Marx ist auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Über eine geplante pastorale Handreichung zum Kommunionempfang ist ein Streit unter Bischöfen entbrannt. (Vatican News – gs)

Interkommunion: Papst Franziskus will das Antwortschreiben an die DBK geheim halten

Edwin Pentin enthüllt auf National Catholic Register (NCR) die vom Papst gewünschte Vorgehensweise im Fall der deutschen Interkommunion.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Kongregation für die Glaubenslehre hat offenbar mit Zustimmung des Heiligen Vaters einen Brief an die deutschen Bischöfe verfasst, in dem sie ihren Vorschlag, einigen protestantischen Eheleuten die heilige Kommunion zu spenden, ablehnt. Laut NCR wünscht Franziskus jedoch, dass der Brief nicht öffentlich gemacht wird.

Quellen aus dem Vatikan und aus Deutschland berichten, dass Erzbischof Luis Ladaria, der derzeitige Pro-Präfekt der Glaubenskongregation, den Brief geschrieben hatte und dass er dem Papst zustimmte. „Es ist eine Ablehnung des Pastoralplans“, sagte eine hochrangige Quelle in der deutschen Kirche unter der Bedingung der Anonymität und fügte hinzu, dass es „keine Unterschiede“ zwischen Erzbischof Ladaria und seinem Vorgänger, Kardinal Gerhard Müller, in dieser Angelegenheit gebe.

Gestern berichtet Vaticanhistory unter Bezugnahme auf CNA- Deutsche Ausgabe, dass der Vatikan seine Antwort abgefasst habe, nachdem sieben deutsche Bischöfe unter der Leitung von Kardinal Rainer Woelki aus Köln der Glaubenskongregation letzten Monat geschrieben hatten, der Vorschlag widerspreche den katholischen Doktrin, untergrabe die Einheit der katholischen Kirche und übersteige die Zuständigkeit der Deutschen Bischofskonferenz.

NCR erfuhr, dass nur 13 der 67 deutschen Bischöfe gegen den Vorschlag der Interkommunion stimmten oder sich der Stimme enthielten. Aber der Vorschlag verursachte an anderer Stelle großes Unbehagen: Die Kardinäle Francis Arinze, Gerhard Müller, Walter Brandmüller und Paul Cordes verurteilten diesen Schritt.

Kardinal Müller bezeichnete den Vorschlag als einen „rhetorischen Trick“, der sich an Gläubige richtete, von denen die meisten nicht Theologen sind. Er betonte, dass die interkonfessionelle Ehe „keine Notsituation“ sei und dass „weder der Papst noch wir Bischöfe die Sakramente neu definieren können, um geistige Not zu lindern und spirituelle Bedürfnisse zu befriedigen“, da sie „wirksame Zeichen der Gnade Gottes“ sind. „

Kardinal Brandmüller sagte, die schwache Opposition der deutschen Bischöfe gegen den Vorschlag sei ein „Skandal, keine Frage“.

Die Gegenstimmen in der Deutschen Bischofskonferenz kamen primär aus Bayern, also aus der kirchlichen Heimat von Kardinal Marx. So gesehen erlebte Marx eine Revolte seiner eigenen Bischöfe.

Edwin Pentin stellt die berechtigte Frage:

„Warum wünscht der Papst, dass der Ablehnungsbrief geheim bleibt? Ein wahrscheinlicher Grund, nach Ansicht einiger Beobachter, ist, weil die Ablehnung der Vorgehensweise der Deutschen Bischofskonferenz der Richtung dieses Pontifikats nicht entspricht.“

Es bleibt abzuwarten, wie der Vatikan nach bekannt werden dieser Details nun weiter verfahren wird.   (vh – mm)

Vatikan-Dokument: Keiner kann sich selbst erlösen

Keiner kann von sich aus das Heil erlangen: Das ist die Kernthese eines Briefs, den der Vatikan an diesem Donnerstag veröffentlicht hat.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

Zum ersten Mal, seit Erzbischof Luis Ladaria im letzten Sommer die Leitung der Glaubenskongregation übernommen hat, publiziert das vatikanische Spitzenministerium einen längeren Text. „Placuit Deo“ heißt er, „Es hat Gott gefallen“, die Form ist ein Brief, gerichtet an die Bischöfe der Weltkirche. Thema: „Einige Aspekte des christlichen Heils“. „Die Lehre über das Heil in Christus muss immer wieder neu vertieft werden“, begründet die Kongregation ihre Themenwahl.

Vor allem zielt der Brief auf den heute verbreiteten Individualismus: Da werde der Mensch „als ein Wesen“ betrachtet, „dessen Verwirklichung allein von seinen eigenen Kräften abhängt“ und das ganz für sich, ohne andere, das Heil erlangen kann. Eine Tendenz, die an zwei alte Häresien erinnert, nämlich Pelagianismus und Gnostizismus: Das Erstgenannte meint Selbsterlösung, das Zweite einen Aufschwung des Verstands zum göttlichen Mysterium. Leibfeindlichkeit also, wenn man’s in ein Wort pressen will.

Beidem erteilt der Brief eine deutliche Absage. „Der Individualismus des Neu-Pelagianismus sowie die Leibverachtung des Neu-Gnostizismus entstellen das Bekenntnis des Glaubens an Christus, den einzigen und universalen Retter. Wie könnte Christus den Bund mit der ganzen Menschheitsfamilie aufrichten, wenn der Mensch ein isoliertes Individuum wäre, das sich nur mit eigenen Kräften selbstverwirklichen könnte, wie der Neu-Pelagianismus vorgibt? Und wie könnte das Heil durch die Menschwerdung Jesu, sein Leben und Sterben und die Auferstehung in seinem wahren Leib zu uns kommen, wenn nur das wichtig wäre, was das Innere des Menschen von den Begrenzungen des Leibes und der Materie befreit, wie der Neu-Gnostizismus meint?“

Zitate von Augustinus bis Benedikt XVI.

Das Vatikan-Schreiben hält den neuen Irrlehren unter Berufung auf Augustinus, Thomas von Aquin und Papstdokumente von Johannes Paul II. bis Franziskus die christliche Sicht der Erlösung entgegen. Das Heil bestehe „in unserer Vereinigung mit Christus“. Und wir gelangen nur dann zum Heil, „wenn Gott selbst dies möglich macht und uns an sich zieht“. Im Übrigen sei das Heil umfassend, es betreffe „unser ganzes Menschsein“. „Die ganze Person, Leib und Seele, ist nämlich durch die Liebe Gottes nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen, und sie ist berufen, in Gemeinschaft mit ihm zu leben.“ Und der „Ort, wo uns das von Christus gebrachte Heil geschenkt wird“, sei die Kirche.

Das neue Vatikan-Dokument orientiert sich spürbar am Denken von Papst Franziskus; Bezüge zu seiner Ansprache auf einem italienischen Kirchentreffen vom November 2015 in Florenz sind deutlich. Am Schluss steht ein missionarischer Impuls, wie er auch für den jetzigen Papst kennzeichnend ist: „Das Bewusstsein der Lebensfülle, in die uns Jesus, der Retter, hineinnimmt, drängt die Christen zur Mission, um allen Menschen die Freude und das Licht des Evangeliums zu verkünden.“ (vatican news)

Amtszeit nicht verlängert: Kardinal Müller nicht mehr Präfekt der Glaubenskongregation

VATIKANSTADT – Für Kardinal Gerhard Ludwig Müller endet am morgigen Sonntag sein Amt als Präfekt der Glaubenskongregation: Papst Franziskus hat es abgelehnt, seine Amtszeit zu verlängern.

Warum Franziskus das fünfjährige Mandat des deutschen Würdenträgers nicht erneuert hat, teilte der Vatikan bislang nicht mit. Zu lesen war nur, der Papst danke dem scheidenden Kardinal.

Kardinal Müller selber erklärte dazu in einem Interview, der Papst wolle dazu übergehen, Amtszeiten nicht zu verlängern. Er sei der erste gewesen, bei dem dies umgesetzt wurde, so Kardinal Müller gegenüber der „Allgemeinen Zeitung“.

Differenzen habe es nicht gegeben, trotz unterschiedlicher Sichtweisen über manche Dinge, so der Kardinal weiter.

Sichtweise zu „Amoris Laetitia“

Tatsächlich betrifft die Frage der Sichtweise eine ganze Reihe hochbrisanter Themen, von der Frage über die Interpretation von „Amoris Laetitia“ bis zur vollen Versöhnung mit der Piusbruderschaft.

So hat Kardinal Müller etwa immer wieder betont, „Amoris Laetitia“ sei „klar“ verständlich und könne, ja, müsse im Licht der Tradition interpretiert werden. Das Schreiben, samt seines umstrittenen achten Kapitels, breche nicht mit der Lehre der Kirche.

Eine Haltung, die nicht nur die Fragen der Dubia offen ließ – welche Kardinal Müller begrüßte, gleichzeitig aber deren Autoren kritisierte, weil sie diese veröffentlichten. Müllers Haltung war auch eine zunehmend schwierige, weil Papst Franziskus selber Interpretationen von Amoris Laetitia begrüßt hat, die nicht mit Kardinal Müllers vereinbar sind. Was Kardinal Müller nicht davon abhielt, öffentlich solche Interpretationen zu kritisieren, welche der Lehre der Kirche widersprechen – ein klares Signal an die Deutsche Bischofskonferenz und die Maltesische, deren Interpretation etwa der Müllers und anderer Bischofskonferenzen widerspricht.

Das Schreiben über „Die Freude der Liebe“ und die bis heute unbeantworteten Dubia war jedoch nur ein Faktor von vielen, die dazu führten, dass Beobachter von einem klaren Mangel an Vertrauen sprachen, und einer zunehmenden Isolierung des Präfekten der Glaubenskongregation.

Zuletzt hatte Franziskus zudem unter anderem ohne Rücksprache drei Mitarbeiter der Glaubenskongregation entlassen – was Kardinal Müller im Interview „bedauert“.

Wie es für den deutschen Würdenträger weitergeht, ist noch unklar: Eine neue Aufgabe hat der ehemalige Bischof von Regensburg erst einmal nicht.

Als neuen Präfekt der Glaubenskongregation bestimmte Papst Franziskus deren bisherigen Sekretär, Erzbischof Luis Ladaria, ein spanischer Jesuitenpater. (CNA Deutsch)

Glaubenskongregation: Wer ist Erzbischof Luis Ladaria?

Der Präfekt der Glaubenskongregation ist eines der wichtigsten Ämter im Vatikan, Papst Franziskus hat es an diesem Samstag mit Erzbischof Luis Ladaria neu besetzt. Er sei ein „moderater Konservativer“, hatte er in einem Interview über sich selber gesagt. „Mir gefallen Extremistmen nicht, weder die progressistischen noch die traditionalistischen. Ich glaube, dass es einen Mittelweg gibt, dem es zu folgen gilt.“

Ladaria ist Jesuit, wie Papst Franziskus auch, und auch wie Pater Bernd Hagenkord, unser Redaktionsleiter. Deswegen unsere Frage: Wer ist Luis Ladaria?

Hagenkord: Luis Ladaria ist ein Theologieprofessor, der schon seit bald neun Jahren der zweite Mann in der Glaubenskongregation ist und damit zuständig für die Organisation und die inneren Abläufe. Ich kenne viele Leute, die ihn in dieser Arbeit schätzen gelernt haben. Er ist mit über siebzig Jahren nicht mehr der Jüngste, aber dafür ist er sehr erfahren und muss sich nicht erst einarbeiten.

Luis Ladaria ist Jesuit und ist auch nach seiner Bischofsweihe in seiner Jesuitenkommunität wohnen geblieben, regelmäßig begegnen wir uns auf der Straße vor dem Vatikan, auf dem Weg zur Arbeit. Da ist er ein wenig wie damals Kardinal Ratzinger, zu Fuß, Aktentasche unter dem Arm, irgendwie unauffällig auf der Straße. Unprätentiös würde ich ihn nennen. Aber er hat auch Energie, das habe ich in den Gesprächen bemerkt, in denen es um Missbrauchsfälle ging, deren Aufarbeitung fällt und fiel ja in seine Kompetenz, da wirkt er auf mich sehr konzentriert und ernsthaft. Was ich als gutes Zeichen werte.

Interessant ist vielleicht das Detail, dass Luis Ladaria sein Theologiestudium in Frankfurt am Main absolviert hat, er spricht also nicht nur gut Deutsch, sondern kennt auch die theologische Tradition bei uns gut, Rahner, Balthasar und so weiter.

RV: Damit bekommt jetzt ein zweiter Jesuit – nach Papst Franziskus – einen der wichtigsten Posten in der Weltkirche.

Hagenkord: Ich glaube, dass man das gelassen sehen sollte. Gerne werden ja Listen geführt, wer Nummer zwei, wer Nummer drei und so weiter sei. Der Posten ist wichtig, einflussreich weil er Disziplinfragen wie auch Lehrfragen betrifft, man darf das also nicht unterbewerten, aber auch eine Überbewertung tut dem nicht gut.

Und was den Jesuiten angeht: Die Ernennung zum Sekretär hat damals Papst Benedikt XVI. vorgenommen, das halte ich nicht für „Jesuit ernennt Jesuiten“. Wenn man auf all die Ernennungen des Papstes schaut, da sind sehr wenige Jesuiten dabei. Er hat einen erfahrenen Mann ernannt und der ist halt Jesuit, mehr ist da glaube ich nicht dabei.

RV: Steht nach Kardinal Pell, der in der vergangenen Woche sich hat beurlauben lassen, und jetzt Kardinal Müller jetzt eine größere Umorganisierung an der Spitze der Kurie an?

Hagenkord: Dass der Prozess in Australien, zu dem Kardinal Pell fährt, und das Ende der Amtszeit von Kardinal Müller zeitlich eng beieinander liegen, halte ich für Zufall. Es sieht natürlich nicht so schön aus, dass in einer Woche gleich zwei gehen, zumal unter nicht ganz einfachen Umständen. Pell will sich in einem Prozess verantworten und Kardinal Müller ist noch nicht an der Altersgrenze. Trotzdem hielte ich es für falsch, dahinter einen Zusammenhang zu vermuten. (rv)

Vatikan zur Piusbruderschaft: Wenn Eingliederung, dann über Personalprälatur

Die Gespräche zwischen dem Heiligen Stuhl und der Piusbruderschaft sind in eine neue Phase getreten: An diesem Mittwoch haben sich Verantwortliche beider Seiten im Vatikan getroffen, um die Bedingungen zu besprechen, unter denen die Bruderschaft überhaupt Teil der Kirche werden kann. Auf Vatikanseite führten die Gespräche Kardinal William Levada, Präfekt der Glaubenskongregation, und deren Sekretär, Erzbischof Luis Ladaria.

Eine Personalprälatur für die Piusbruderschaft ist der Vorschlag, mit dem der Vatikan in die Gespräche mit der Piusbruderschaft eingetreten ist. Das teilte der Pressesaal des Vatikan an diesem Donnerstag mit. Beim Treffen der Glaubenskongregation mit Bischof Bernard Fellay im Vatikan habe zunächst die Antwort der Piusbrüder vom April gestanden; die Bruderschaft hatte mit einem Schreiben auf die so genannte „Dogmatische Präambel" geantwortet. Bei dem Treffen im Vatikan habe Bischof Fellay nun die aktuelle Situation erläutert, in der sich die Bruderschaft befindet, geht aus der Vatikanerklärung weiter hervor. Fellay habe versprochen, als Antwort auf die Bewertung dieser Stellungnahme durch den Vatikan „in einem annehmbaren Zeitraum" eine Antwort der Bruderschaft vorzulegen. Im Klartext heißt das: Der Vorgang der Eingliederung der Bruderschaft in die volle Gemeinschaft der Kirche ist noch nicht abgeschlossen. Das hat ebenfalls Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Donnerstag gegenüber Journalisten betont: Es sei „die letzte Etappe der Untersuchung der Situation durch die Bruderschaft angebrochen", sagte Lombardi. Der Vatikan drückt in seinem Statement die Hoffnung aus, dass diese neue Zeit für Reflexion dazu dienen kann, die volle Einheit zu erreichen. Die letzte Entscheidung von seiten der katholischen Kirche über eine Wiedereingliederung steht dem Papst zu.

Wie könnte eine solche Wiedereingliederung konkret geschehen? Dazu hat der Vatikan den Entwurf eines Dokumentes vorgelegt, das die Errichtung einer Personalprälatur für die Piusbruderschaft vorsieht. Bisher gibt es in der Kirche nur eine einzige Organisation mit dieser Rechtsform, das Opus Dei. Diese Personalprälatur sei die angemessene Form für eine kanonische, also kirchenrechtliche Anerkennung, betont die Vatikanerklärung von diesem Donnerstag. Das Kirchenrecht sieht vor, dass der Heilige Stuhl diese errichten kann, Mitglieder können Priester und Diakone des Weltklerus sein (Kanon 294), es handelt sich also nicht um einen neuen Orden oder eine Kongregation. Eigene Statuten sollen das Verhältnis einer Personalprälatur zu den Bischöfen bestimmen (Kanon 297).

Die Pressemeldung des Vatikan hebt ebenfalls noch einmal die Feststellung vom vergangenen Mai hervor, dass es ein von diesem Prozess getrenntes Vorgehen in Bezug auf die anderen drei Bischöfe der Piusbruderschaft geben wird. Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta waren mit Bernard Fellay gemeinsam unerlaubt zu Bischöfen geweiht worden und hatten sich in der Vergangenheit eher kritisch zu der Annährung zwischen Bruderschaft und katholischer Kirche geäußert.

Der Vatikan erwartet eine Antwort der Piusbrüder auf seinen jüngsten Einigungsvorschlag im Verlauf des Monats Juli, fügte Lombardi vor Journalisten hinzu. Nach dem Gespräch vom Mittwochabend liege der "Ball nun im Feld der Traditionalisten". Diese müssten entscheiden, ob sie mit der vatikanischen Bewertung ihrer Antwort vom April einverstanden seien, so Lombardi. Inhaltliche Angaben, ob die Antwort "positiv" und somit eine Einigung möglich sei, wollte Lombardi nicht machen. (rv)