D: DBK dementiert Bericht des „Focus“

DBK_LogoDie Prüfungskommission zur Causa Limburg hat noch keinen Bericht vorgelegt. Mit diesen Worten widerspricht der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, einem Bericht des Magazins Focus. In einem Online- Bericht behauptet der Focus, aus Rom erfahren zu haben, dass die von Erzbischof Robert Zollitsch eingesetzte Kommission bereits zu einem Ergebnis gekommen sei. Bischof Tebartz-van Elst sei weder Geldverschwendung noch das Übergehen der Kontrollgremien vorzuhalten, berichtet der Focus über die angeblichen Ergebnisse der Kommission. „Die Prüfungskommission arbeitet weiterhin an ihrem Bericht. Es liegt – anders als der Focus berichtet – noch kein Ergebnis vor“, so Kopp in einer Stellungnahme. Bei der noch anstehenden Arbeit gehe es nicht ‚um abschließende Formulierungen‘, wie der Focus schreibe, sondern um das „kontinuierliche Aufarbeiten inhaltlicher Fragen.“ Wegen der aktuellen Arbeiten am Bericht werde die Kommission diesen erst im Laufe des Monats Februar dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Zollitsch vorlegen, so Kopp weiter. "Inhalte des Berichts sind dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz bisher nicht bekannt.“ (rv)
 

Bischöfe zwischen Schock und Respekt

 Kardinal DziwiszUngläubiges Staunen, Respekt, Betroffenheit: Die Entscheidung des Papstes zum Rücktritt hat viele in der Kirche in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt. „Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes schockiert!“ Das sagt der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, enger Vertrauter des scheidenden Papstes. „Das habe ich mir gar nicht vorstellen können. Damit muss man sich jetzt auseinandersetzen. Jetzt muss ich an einer weiteren Papstwahl teilnehmen, das Kardinalskollegium muss jetzt die Kirche regieren. Da muss ich nach Rom anreisen, da sind die täglichen Sitzungen zur Vorbereitung des Konklaves. Das gab es ja seit 700 Jahren nicht. Da gibt es die Fragen: Gibt es eine Abschiedsfeier? Wo wird er wohnen? Wie wird er dann angesprochen?“

Dziwisz: „Benedikt XVI. ist groß“

Er sei „traurig“, „überrascht“, „tief berührt“, sagt Meisner. Italienische Zeitungen behaupten, der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz habe eine böse Bemerkung gemacht: Christus sei nicht vom Kreuz herabgestiegen. Dzwisz war Privatsekretär von Papst Johannes Paul II., der trotz seinem Leiden bis zum Tod 2005 im Papstamt durchhielt. Uns gegenüber sagt er: „Ich habe diese Nachricht mit großem Schmerz und Überraschung aufgenommen! Denn ich schätze und liebe den Heiligen Vater, Benedikt XVI. Er war Johannes Paul II. immer so eng verbunden, diesem großen Papst dieses Jahrhunderts. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir einen nach dem anderen Päpste von solch großer Tragweite haben. Man kann die beiden nicht direkt vergleichen, denn jeder hat sein eigenes Charisma.“ Es stimme nicht, dass er zu verstehen gebe, Benedikt XVI. flüchte aus der Verantwortung, so Dziwisz: „Absolut nicht, denn Benedikt XVI. ist groß! So wie Johannes Paul II. groß war und auch Papst Paul VI., dessen Pontifikat von einer großen Öffnung gekennzeichnet war.“

„Er wird uns fehlen“: So reagiert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. „Aber es wird viel von ihm bleiben, denn Theologie und Kirche hat er nachhaltig geprägt, als Brückenbauer, als Hirte seiner Herde, als Wissenschaftler und Lehrer.“ Der Freiburger Erzbischof scheint nicht an den völligen Rückzug Benedikts XVI. ins Unsichtbare zu glauben: „Wir wissen, dass er seine Lebenskraft weiterhin in den Dienst der Menschen stellen wird. Wir wünschen ihm dazu die nötigen Kräfte…“

Vingt-Trois: „Papst ist nicht Bischof der ganzen Welt“

Der Pariser Kardinal André Vingt-Trois glaubt, dass die Entscheidung des Papstes zum Rücktritt „wohlüberlegt“ war. „Zunächst einmal bin ich natürlich überrascht, aber mein zweiter Gedanke war gleich große Dankbarkeit für diese acht Jahre als Papst, eine echte Bewunderung für den Mut, den er hatte, um wohlüberlegt diese Entscheidung zu treffen.“ So der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz im Interview mit Radio Vatikan. „Es ist immer mutig, wenn jemand anerkennt, dass er nicht mehr die Kraft zu seiner Aufgabe hat. Dass wir jetzt alle im Durchschnitt länger leben, führt dazu, dass man jetzt mehr zu entscheiden hat, als einfach auf den Tod zu warten. Dank Benedikt XVI. wissen jetzt auch seine Nachfolger, dass sie sich bis aufs Äußerste einsetzen können, ohne aber bis zum Schluss im Amt bleiben zu müssen.“

Vingt-Trois wird in Paris genau zur Stunde des Rücktritts von Benedikt eine öffentliche Dankmesse für das Pontifikat zelebrieren. Dass die Katholiken in aller Welt sich jetzt als Waisen fühlen müssen, findet der Hausherr der Pariser Notre-Dame-Kathedrale ganz und gar nicht. „Ich habe es bisher immer so gesehen, dass die Bischöfe die Hirten ihrer Herden sind. Ich verstehe nicht ganz, warum die Leute sich verwaist fühlen sollten, weil der Papst zurücktritt – dann sollen sie sich eben im Gebet an Gott wenden. Wenn die Römer sehen, dass ihr Bischof geht, dann verstehe ich, wenn sie sich fragen: Wer kommt denn als Nächstes? Aber der Papst ist nicht der Bischof der ganzen Welt! Man muss nun mal verstehen, dass die Kirche sich keineswegs auf die Person des Papstes reduziert.“

Das sagt Kardinal Meisner noch sporadischer: „Ich weiß nur: Päpste kommen und gehen, die Kirche bleibt. Da bin ich selber gespannt, wie der neue Papst aussehen wird.“ Die Belastungen für einen Pontifex Maximus seien heutzutage enorm, gibt Meisner zu bedenken – das sei „eine Aufgabe, die einen hoffnungslos überfordern kann“. „Vielleicht war die Aussage der Ärzte, dass er wegen seines Herzens nicht mehr zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro fahren kann, ausschlaggebend. An vielen Ecken und Enden spürt er, dass die Kräfte nicht mehr aussreichten, um die täglichen Dinge zu bewältigen.“ Das lange und qualvolle Sterben von Johannes Paul II. im Amt habe dem Nachfolger sicher auch vor Augen gestanden, sinniert Kardinal Meisner. „Das wollte er mal nicht ähnlich erleben, dass Ponitikat weiterzuführen ohne die Kräfte, selber zu entscheiden und angewiesen zu sein auf die Hilfe anderer. Da will er lieber die Verantwortung in andere Hände übergehen lassen. Eine nachvollziehbare Erklärung!“

„Einer der großen Kirchenväter ist wiederauferstanden“

„Es ist eine große menschliche und religiöse Geste.“ Das sagt wiederum Erzbischof Zollitsch. Er würdigt den scheidenden Papst als „großen Lehrer der Kirche“. „Ja, Papst Benedikt ist in vielerlei Hinsicht ein Pontifex: Er wollte Brücken bauen zwischen Glaube und Vernunft, Brücken hin zu Gott, Brücken zwischen Konfessionen und Religionen, um so dem Frieden der Welt den Weg zu bereiten und dem Reich Gottes Wachstum zu schenken.“ Noch einmal Meisner, der ins selbe Horn stößt: „Wir haben einen gesegneten Theologen auf dem Stuhle Petri gehabt. Die orthodoxen Bischöfe haben mir gesagt, mit Benedikt XVI. sei einer der großen Kirchenväter des klassischen Christentums wiederauferstanden. Die haben alle seine Worte übersetzt für ihre Studenten! Es war ein großes Pontifikat, weniger quantitativ, aber qualitativ!“

„Wir sind voll des Dankes für sein segensreiches Wirken“. Das sagt der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx. „Benedikt XVI. hat die Weltkirche nun acht Jahre lang mit höchstem Einsatz geführt und entscheidend mit seiner klaren Theologie geprägt. Wir als seine bayerische Heimatdiözese fühlen uns ihm als Priester und vormaligem Erzbischof des Erzbistums München und Freising auch in dieser Stunde eng verbunden. Wir sind voll des Dankes für sein segensreiches Wirken als Oberhaupt der katholischen Kirche… Wir wollen uns für die Zukunft unserer Kirche weiter von der bedeutenden Theologie Benedikt XVI. inspirieren lassen.“ Der neue Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erklärt, er mache sich große Sorgen um die Gesundheit des Papstes.
(rv)

DBK: Viel zu besprechen in Regensburg

Zum ersten Mal seit 15 Jahren treffen sich die deutschen Bischöfe in Regensburg zur Frühjahrsvollversammlung. Bis Donnerstag beraten die 67 Bischöfe und Weihbischöfe über aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft. Johannes Schröer vom Kölner Domradio wird die Konferenz vor Ort mitverfolgen. Für uns fasst er die Themen zusammen, über die die deutschen Oberhirten beraten werden.

„Ein Schwerpunktthema ist die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses an den theologischen Fakultäten. Diskutiert wird vermutlich auch über den Verkauf des kircheneigenen Weltbild-Verlags, der nach Medienberichten wieder auf dem Prüfstand steht. Ein Zwischenbericht zum Entschädigungsfonds für Heimkinder steht ebenfalls auf der Tagesordnung. Außerdem geht es unter anderem um den weiteren Verlauf des innerkirchlichen Dialogprozesses, der die Kirche aus der Missbrauchs- und Vertrauenskrise herausführen soll."

Zu der Tagung werden auch Nuntius Erzbischof Jean-Claude Périsset und drei Bischöfe aus Indien, Kamerun und Bolivien erwartet.

Ablauf
Das Programm sieht nun folgendermaßen aus: Am Montag ab 18.30 Uhr beginnt die Versammlung mit einem Auftaktgottesdienst im Regensburger Dom St. Peter. Hauptzelebrant ist Erzbischof Robert Zollitsch. Die Regensburger Domspatzen gestalten den Gottesdienst musikalisch. Am Dienstag feiert Reinhard Kardinal Marx mit den Mitgliedern der Vollversammlung und den Gläubigen in der Basilika St. Emmeram die Heilige Messe. Am Mittwoch wird in der Schottenkirche St. Jakob die Heilige Messe gefeiert. Hauptzelebrant ist Karl Kardinal Lehmann. Am Donnerstag feiert Joachim Kardinal Meisner in der Dominikanerkirche St. Blasius mit den Gläubigen den Morgengottesdienst. Am Donnerstag, um 14.00 Uhr, findet die Abschlusspressekonferenz mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz im Priesterseminar Regensburg statt.

Hintergrund
Zur Erinnerung: Das oberste Organ der Bischofskonferenz ist die zwei Mal jährlich tagende Vollversammlung. Die Frühjahrstreffen finden an wechselnden Orten statt, die Herbstvollversammlung tagt stets in Fulda und damit am Grab des „Apostels der Deutschen", des heiligen Bonifatius. (rv)

Deutsche Bischofskonferenz: Bilanz des Vorsitzenden zur Vollversammlung

In Fulda ist an diesem Freitag die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zu Ende gegangen. Die Ergebnisse wurden an diesem Nachmittag der Presse vorgestellt.

Papstbesuch
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zog vor Journalisten auf der Schluss-Pressekonferenz zunächst mal eine positive Bilanz des Papstbesuches: Er sei „wahrhaft historisch" gewesen.

„Ohne übertreiben zu wollen, möchte ich sagen: Die Tage mit Papst Benedikt XVI. waren ein Ereignis für ganz Deutschland und haben großes Interesse auf nationaler und internationaler Ebene ausgelöst. Der Besuch des Heiligen Vaters hat die Einheit der Kirche gezeigt und gestärkt. Der Papst fühlt sich getragen durch die deutschen Bischöfe."

Die Bischöfe hätten sich ausführlich mit den Ansprachen des Papstes in Deutschland beschäftigt; sie wollten die „wertvollen Impulse" aufnehmen.

„Es mutet allerdings teilweise grotesk und verwunderlich an, wenn jetzt bereits einige genau kontrollieren wollen, ob sich die deutschen Bischöfe an das halten, was der Heilige Vater gesagt hat; dabei wollen sie selber bestimmen, was er gesagt hat."

Beim Treffen mit der evangelischen Kirche in Erfurt habe sich Benedikt XVI. „auf den Reformator Martin Luther zu bewegt", aber vor einem „kurzschlüssigen Ökumeneverständnis" gewarnt.

„In aller Deutlichkeit: Das wirklich Große an der ökumenischen Begegnung war, dass sie stattgefunden hat und vor allem, dass sie an diesem Ort stattfand. Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass jemals ein Papst die Schwelle des Klosters überschreiten würde, in dem Martin Luther Mönch gewesen ist?"

Die Rede Benedikts XVI. im Freiburger Konzerthaus habe „einen kräftigen Impuls für die Bestimmung des Weges der Kirche" gegeben, so Erzbischof Zollitsch. Sie bedeute aber keineswegs, dass der Papst „der Kirche in Deutschland einen Rückzug aus dem öffentlichen Engagement anraten wolle".

„Wortwahl und Gedankenführung weisen nicht darauf hin, dass er von der Kirche in Deutschland eine grundstürzend neue Verfassung erwartet. Ihm geht es um die richtige Verbindung von christlichem Weltdienst aus dem Glauben und christlicher Kritik und Distanz gegenüber der modernen Welt mit ihren vielen Defiziten und Fragen. In diesem Zusammenhang spricht er von der Abschaffung von „Privilegien", ohne damit die kurzschlüssige, antikirchliche Verwendung dieses Wortes als eines Kampfbegriffs fördern zu wollen."

Papst Benedikt XVI. habe alle Christen ermutigt, „die Gesellschaft im Geist Jesu Christi zu prägen und sich so mitten hinein in die Fragen und Sorgen der Menschen von heute zu begeben". Die Kirche solle dabei „zu mehr Einfachheit und Eindeutigkeit finden und sich nicht auf falsche Stützen verlassen".

„Im Klartext: Der Papst spricht nicht von der Abschaffung des Kirchensteuersystems. Es handelt sich dabei auch nicht – wie fälschlicherweise behauptet wird – um Privilegien der Kirche, sondern um die institutionelle Ausgestaltung der Religionsfreiheit."

Der Papst habe auch keineswegs „zur Ablösung der Staatsleistungen" an die deutsche Kirche aufgefordert. „Wir verstellen uns der Debatte aber nicht", so Zollitsch wörtlich: Schon heute träfen die Kirche und einzelne Bundesländer immer wieder Absprachen über Änderungen einzelner Staatsleistungen. Die Verfassung gehe von einer Ablösung der Staatsleistungen aus, doch seien damit „sehr erhebliche Kostenverpflichtungen" verbunden.

„Die Kirche wird sich Lösungen nicht verschließen, wenn diese ausgewogen sind. Die Entscheidung liegt bei den betroffenen Bistümern. Konkrete Überlegungen gibt es gegenwärtig nicht."

Gespächsprozess
Ein weiteres Thema der Beratungen der Bischofskonferenz war der Gesprächsprozess in der deutschen Kirche. Zollitsch kündigte an, dass dazu Mitte September 2012 eine weitere „Jahreszusammenkunft" stattfinden wird, diesmal mit dem Thema „Unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft". Zwar habe Benedikt in seinen Redetexten in Deutschland den Gesprächsprozess nicht direkt angesprochen. Trotzdem gelte:

„Durch die Reise von Papst Benedikt fühlen wir uns zur Fortsetzung dieses Weges gestärkt. Zu Recht warnt der Papst vor zu vielen Strukturen, um gleichzeitig daran zu erinnern, dass wir bei allem Nachdenken und Handeln uns auf den Kern des Glaubens und der Glaubensverkündigung konzentrieren sollen."

Fragen der Seelsorge
Die Journalisten in Fulda sprachen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz auch auf sein Interview in der Wochenzeitung „Die Zeit" in diesem Sommer an. Darin hatte er noch vor dem Kommen des Papstes mehr Barmherzigkeit in der Seelsorge gewünscht, vor allem mit Blick auf Katholiken, die geschieden und wiederverheiratet sind. Zollitsch stellte dazu klar:

„Ich habe nie die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage gestellt. Wer das hineininterpretiert in meine Äußerungen, der interpretiert etwas Falsches hinein! Ich gehe selbstverständlich von der Unauflöslichkeit der Ehe aus, und ich sehe dann, wenn vierzig Prozent der Ehen in Deutschland leider scheitern, dass wir damit eine pastorale Aufgabe haben. Wir werden an der Frage dranbleiben und das auch beim nächsten Ständigen Rat miteinander besprechen." (rv)

D: Wiederverheiratete, „eine Frage der Barmherzigkeit“

Es ist für ihn eine „Frage der Barmherzigkeit": Der Freiburger Erzbischof, Robert Zollitsch, rechnet mit Reformen im Umgang der Kirche mit Menschen, die geschieden und wiederverheiratet sind. Der Wochenzeitung „Die Zeit" sagte er wenige Wochen vor dem Papstbesuch in Deutschland – und auch in Freiburg – wörtlich: "Wir stehen ja ganz allgemein vor der Frage, wie wir Menschen helfen, deren Leben in wichtigen Dingen unglücklich verlaufen ist. Dazu gehört auch eine gescheiterte Ehe."

„Darüber werden wir in nächster Zeit intensiv sprechen", so Zollitsch. Und er zeigt sich überzeugt, dass die katholische Kirche in den nächsten Jahren in dieser Frage weiterkomme. Der Erzbischof bezieht sich in dem Interview auch auf Bundespräsident Christian Wulff, der als Katholik geschieden ist und wieder geheiratet hat: Wulff sei ein Katholik, der „seinen Glauben lebt und darunter leidet, wie die Situation ist".

„Erzbischof Zollitsch hat in keiner Weise die Unauflösbarkeit der Ehe in Frage gestellt. Das steht auch überhaupt nicht zur Disposition, das ist in der katholischen Kirche selbstverständlicher Bestandteil ihres Glaubens."

Darauf weist der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff hin. Er hat gerade ein Buch zum Thema geschrieben – der Titel: „Chancen zur Versöhnung"… mit Fragezeichen. Im Gespräch mit dem Kölner Domradio meint er:

„Was Erzbischof Zollitsch angemahnt hat, ist ein barmherziger Umgang mit denjenigen Christen, die in ihrer ersten Ehe gescheitert sind, vielleicht auch schuldlos verlassen wurden, und die nun aus Gründen, die sie in ihrem Gewissen, in der Deutung ihrer Lebenserfahrung verantworten können, ein zweites Mal geheiratet haben, vielleicht auch um Verantwortung für den Partner und Kinder, die in dieser zweiten Ehe leben, zu übernehmen."

Diese Christen sind von Sakramenten ausgeschlossen. Überdies, und das ist weniger bekannt, sind sie auch mit anderen Kirchenstrafen belegt: Sie dürfen zum Beispiel kein kirchliches Amt übernehmen, im Pfarrgemeinderat oder als Lektor. Bei einem kirchlichen Dienstherrn müssen sie sogar die Kündigung befürchten.

„Da lautet der Vorstoß nun, dass diese kirchenrechtlichen Disziplinarmaßnahmen, die die Kirche bisher für unabdingbar hält, überprüft werden und dass man einen anderen Weg geht, der barmherziger ist und der auch mehr dem Wesen der Eucharistiefeier entspricht, die ja nicht nur eine Anerkennung für tadelloses Verhalten darstellt, auch nicht nur die Dankesfeier der Erlösten ist, sondern gleichzeitig auch selbst sündenvergebende Kraft hat: der ausgestreckte Arm der Liebe Gottes, den er auch den Sündern hinhält, so dass auch die wiederverheirateten Geschiedenen an der Eucharistiefeier teilnehmen könnten. Dadurch würde deutlich, dass die Kirche auch Versöhnungsgemeinschaft ist."

Das ist sie allerdings auch jetzt schon. So besteht etwa unter kirchenrechtlich genau umrissenen Bedingungen die Möglichkeit abzuklären, ob die Ehe wirklich gültig zustande gekommen ist. Wenn nicht, kann sie annulliert werden, was den Weg für eine neue kirchliche Ehe freimacht. Zugegeben: ein manchmal langwieriges Verfahren, dessen Ausgang überdies von Fall zu Fall offen ist. Dem Moraltheologen Schockenhoff geht es aber um einen anderen Fall: Eine erste Ehe hatte Bestand, war gültig – und scheiterte. Wenn ein katholischer Partner in einer solchen Situation eine neue Verbindung eingehe, dann müsse es doch eine Möglichkeit geben, ihn zu den Sakramenten zuzulassen, vor allem zum Empfang der Kommunion.
„Das könnte die Kirche einmal dadurch tun, dass sie die Gewissensentscheidung der Betreffenden anerkennt und das moralische Verdikt, das über einer zivilen Zweitehe liegt, aufhebt. Wie gesagt, das kann ein verantwortlicher Weg sein, man kann von außen nicht jede Entscheidung für eine zivile Zweitehe als objektiv schwere Sünde qualifizieren. Man kann das Leben in einer zivilen Zweitehe auch nicht als fortgesetzten Ehebruch darstellen, wie das die kirchenamtliche Lösung tut. Sondern es ist durchaus möglich, dass die Einzelnen, auch wenn sie Schuldanteile beim Zerbrechen der ersten Ehe zu bereuen haben, das wiedergutmachen. Damit sie nun in der zweiten Ehe das leben können, was eigentlich von den menschlichen Werten her, auch nach katholischem Verständnis, einer Ehe entspricht: also Treue, Entschiedenheit für einander, das gegenseitige für einander Einstehen, Verantwortung für die Kinder."

Das wäre dann nicht „Ausdruck von Verantwortungslosigkeit oder von Verharren in offensichtlicher öffentlicher Sünde", sondern könne „durchaus ein verantwortlicher Lebensweg sein", glaubt Schockenhoff. Und wörtlich: „Das sollte die Kirche aus Respekt vor der Lebenserfahrung ihrer Gläubigen und ihrem eigenen Gewissensurteil anerkennen."

„Und diese Anerkennung könnte sie dadurch zum Ausdruck bringen, zum Beispiel in einer Segensfeier für in einer zivilen Zweitehe lebende Christen oder in einem Akt der
Wiederaufnahme in die Kommunionsgemeinschaft, da gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Mit seinem Vorstoß möchte Erzbischof Zollitsch die Debatte innerhalb der deutschen Diözesen darüber eröffnen. Das ist sicher auch im Zusammenhang mit dem Dialogprozess zu sehen."

Beim Dialogprozess der deutschen Kirche, der vor kurzem in Mannheim startete, war tatsächlich der Ruf nach einer barmherziger auftretenden Kirche deutlich zu hören. Schockenhoff glaubt, dass im Rahmen des Dialogprozesses – und in der Tradition eines berühmten Hirtenbriefes von oberrheinischen Bischöfen vor zwanzig Jahren – die deutsche Kirche vielleicht zu einem neuen Umgang mit Geschiedenen und Wiederverheirateten findet. Dazu müssten sich jetzt die einzelnen Bischöfe einmal über die Frage austauschen.

Der erste, der damit anfängt, ist der Kölner Kardinal Joachim Meisner: Er hat sich, nachdem ihn viele Anfragen erreichten, den kompletten Text des Interviews mit Erzbischof Zollitsch kommen lassen.

„Und da war ich doch zunächst positiv überrascht – das muss ich ehrlich sagen – aufgrund der vielen Anfragen. Das erste, was ich sagen muss: Ich war froh, dass der Erzbischof von Freiburg das Interview gegeben hat und nicht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Denn wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ein solches Interview gibt, dann kann er nur der Sprecher aller Bischöfe sein und dann muss er sich auch des Konsenses der Bischöfe vergewissern. Aber so hat der Erzbischof von Freiburg ein Interview gegeben und ich betone es noch einmal: Ich war sehr berührt von dem Glaubenszeugnis, das er darin gegeben hat."

Allerdings sieht der Kardinal von Köln nicht viel Spielraum für die Kirche, sich gegenüber Geschiedenen und Wiederverheirateten barmherziger zu gebärden. Schließlich dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Kirche an der Unauflöslichkeit der Ehe rüttle.

„Ich kann nur ganz schlicht Folgendes sagen: Die Ehe ist und bleibt unauflöslich. Und zwar ist das keine Marotte der Kirche, sondern die Ehe ist die reale Repräsentanz für die unaufkündbare Hingabe Christi an die Kirche und damit an die Welt. Und das macht auch die große Würde und die Schönheit und vielleicht auch die Last der Ehe aus, weil die Hingabe Christi an die Welt, an die Menschen, an die Kirche unkündbar ist. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass die Unauflöslichkeit der Ehe von der Kirche aufgegeben werden kann."

Schon in der Bibel ist die unkündbare Ehe Abbild des dauerhaften Bundes Gottes mit seinem Volk. Das weiß auch der Moraltheologe Schockenhoff.

„In die Theologie der Ehe müssen natürlich die Unauflöslichkeit der Ehe, die Forderung nach Einhaltung der ehelichen Treue, die Monogamie, die Ausrichtung auf Kinder, als Grundaussagen auf weltkirchlicher Ebene gemeinsam bekannt werden. Das gehört zum katholischen Glaubensverständnis."

Das sei das eine – die seelsorgerische Praxis im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sei aber das andere, meint Schockenhoff.

„Da könnte auch eine Ortskirche einen Vorstoß wagen, der dann von der Weltkirche zunächst einmal entgegengenommen oder auch positiv angenommen wird. Das müsste also nicht immer ein Akt des Papstes von oben sein, sondern da könnten auch die deutschen Diözesen untereinander, vielleicht als Ergebnis des Dialogprozesses, zu einer Neuregelung kommen".

Der Papst immerhin wird gelegentlich auch von Priestern darauf angesprochen, ob sie nicht barmherziger verfahren können mit wiederverheiratet Geschiedenen, die zu ihnen in die Kirche kommen.

„Ja, das ist ein schmerzliches Problem, und gewiss gibt es kein einfaches Rezept, mit dem es gelöst werden könnte. Wir alle leiden unter diesem Problem, weil wir alle in unserer Nähe Menschen haben, die sich in solchen Situationen befinden. Und wir wissen, dass es für sie schmerzhaft und leidvoll ist, weil sie in voller Gemeinschaft mit der Kirche stehen wollen."

Das meinte Benedikt XVI. im Sommer 2007 bei einem Frage-Antwort-Auftritt mit Priestern im Aosta-Tal. Was tun? Der Papst setzt zunächst einmal auf Prävention: Bessere Ehevorbereitung vor allem. Ein Priester könne heute nicht mehr einfach davon ausgehen, dass zwei Partner vor dem Altar heiraten wollen, weil sie wirklich zu einer christlichen Ehe entschlossen sind. Vielleicht geht es den beiden ja auch nur um ein schönes Foto fürs Familienalbum: Hochzeit in Weiß, weil das alle so machen.

„Und das, was heute alle tun, entspricht nicht mehr einfach nur der natürlichen Ehe gemäß dem Schöpfer, gemäß der Schöpfung. Das, was die meisten tun, ist zu heiraten mit der Vorstellung, dass die Ehe eines Tages scheitern könnte und man so eine andere, eine dritte und eine vierte Ehe eingehen könne. Dieses Modell »wie alle es tun« wird so zu einem Modell, das im Gegensatz zu dem steht, was die Natur sagt. So wird es normal, zu heiraten, sich scheiden zu lassen, sich wiederzuverheiraten, und niemand meint, dass es etwas sei, das gegen die menschliche Natur geht, oder wenigstens findet man nur sehr schwer jemanden, der so denkt."

Als Benedikt XVI. New York besuchte, da ging auch der frühere Bürgermeister Rudy Giuliani bei der Papstmesse in der St. Patrick Cathedral zur Kommunion: ein Katholik, der mittlerweile zum dritten Mal verheiratet ist. Benedikt XVI. betont: Die Priester müssten schon bei der Ehevorbereitung ganz klar machen, dass die kirchliche Ehe nicht auflösbar ist.

„Wir müssen hinter dem, was alle tun, das wiederentdecken, was die Natur selbst uns sagt. Und sie sagt etwas anderes als das, was heute zur Gewohnheit geworden ist. Sie lädt uns nämlich ein zu einer Ehe für das ganze Leben, in lebenslanger Treue, auch mit den Leiden, die das gemeinsame Wachsen in der Liebe mit sich bringt."

Doch der Papst aus Deutschland ist Realist: „Die Vorbereitung allein genügt nicht; die großen Krisen kommen später", sagt er. Und darum sei „eine ständige Begleitung" der Eheleute „wenigstens in den ersten zehn Jahren sehr wichtig". Aus seiner Sicht eine Aufgabe für die Pfarreien: nicht nur für die Seelsorger, sondern auch für Familien, die schon durch Krisen gegangen sind.

„Es ist wichtig, dass es ein Netzwerk von Familien gibt, die einander helfen, und verschiedene Bewegungen können hier einen großen Beitrag leisten."

Und wenn die Ehe trotzdem scheitert? Dann verweist Benedikt XVI. als erstes auf die Möglichkeit des Ehenichtigkeits-Verfahrens. Aber:

„Wenn es eine wirkliche Ehe war und sie also nicht wieder heiraten können, dann hilft die ständige Gegenwart der Kirche diesen Personen, eine andere Form des Leidens zu tragen: … das Leiden, in einer neuen Bindung zu stehen, die nicht die sakramentale Bindung ist und die daher die volle Gemeinschaft in den Sakramenten der Kirche nicht zulässt. Hier muss gelehrt und gelernt werden, mit diesem Leiden zu leben."

Der Papst ist davon überzeugt, dass die Menschen unserer Zeit ganz allgemein wieder „den Wert des Leidens lernen" und Leiden aushalten sollten.

„Wir müssen lernen, dass das Leiden eine sehr positive Wirklichkeit sein kann, die uns dabei hilft zu reifen, mehr zu uns selbst zu kommen, näher beim Herrn zu sein, der für uns gelitten hat und der mit uns leidet. Auch in dieser Lage ist daher die Gegenwart des Priesters, der Familien, der Bewegungen, die persönliche und gemeinschaftliche Nähe, die Hilfe der Nächstenliebe, eine ganz besondere Liebe, außerordentlich wichtig."

Die Christen sollten wiederverheiratet Geschiedenen „in vielerlei Form" ihre Liebe zeigen und ihnen zur Seite stehen. Dann könnten die Betroffenen erkennen, dass sie „von Christus geliebte Menschen" sind und „Glieder der Kirche, auch wenn sie sich in einer schwierigen Situation befinden".

Zurück zur Debatte in Deutschland: Der Nuntius hat in dieser Frage vor überhöhten Erwartungen an den Papstbesuch gewarnt. In Sachen wiederverheirat Geschiedene sei die Lehre der Kirche klar und mit einer Veränderung nicht zu rechnen", so Erzbischof Jean-Claude Périsset. (rv)

Dialogprozess in Mannheim: „Ein neuer Stil, eine neue Sprachfähigkeit“

Der Dialogprozess in der deutschen Kirche hat begonnen: Anderthalb Tage lang saßen in Mannheim 300 Katholiken hinter verschlossenen Türen zusammen, um ins Gespräch zu kommen. Direkter Auslöser der Initiative waren die Missbrauchs-Skandale im letzten Jahr, die zu einem massiven Vertrauenverlust der Kirche gegenüber geführt haben. Die deutschen Bischöfe zogen ein positives Fazit des Auftaktes von Mannheim: Erzbischof Robert Zollitsch sprach von einer „neuen Kommunikations- und Sprachfähigkeit" in der deutschen Kirche. Er werde die Ergebnisse des Treffens in den kommenden Wochen auswerten, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Nach zwei Tagen intensiver Diskussion, des Gebets und des gemeinsamen Gottesdienstes traten einige der Vertreter vor die Presse und zogen am Samstag Mittag Bilanz. So zeigte sich Bischof Fanz-Josef Bode, in der Bischofskonferenz zuständig für pastorale Grundfragen, von Beginn an zufrieden, nicht zuletzt auch auf Grund des Aufbaus der Gespräche,

„denn wir haben nicht einfach damit angefangen, dass auf der einen Seite Bischöfe sitzen, auf der anderen Seite alle anderen, und jetzt werden die Dinge und Probleme und Fragen vorgertragen, sondern in dieser einzigartigen Mischung, in der wir hier zusammen waren, haben wir erst einmal danach gefragt, was wir gemeinsam an Befürchtungen haben, was an gemeinsamen Hoffnungen da ist, wo unsere gemeinsamen Quellen liegen und wo wir unsere Bilder von Kirche und unsere Erwartungen an Kirche haben."

Für den Prozess sollen nicht jede Menge neuer Veranstaltungen erfunden werden, er soll sich in bereits geplanten Treffen abspielen, bei Katholikentagen und anderem. Dazu gehört auch der Papstbesuch in Deutschland. Darauf wies der Sekretär der Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, hin:

„Besonders schön finde ich, dass Erzbischof Zollitsch heute sagte, dass der Papst daran interessiert ist, zu erfahren, was ein Gesprächs- und Dialogprozess in der Deutschen Bischofskonferenz ist, und zwar im Vorfeld seiner Deutschlandreise. Das Gespräch wird im Sommer stattfinden. Und diejenigen, die hier waren, sind ihrerseits eingeladen, wenn sie es ermöglichen können und wollen, an der programmatischen Abschlussrede des Papstes in Freiburg teilzunehmen. Das ist das Korrespondenzstück zu der Bundestagsrede. Wenn eine ganze Reihe von Anwesenden von hier auch da wäre, dann mag das symbolisch sein, aber es schafft eine Verknüpfung."

Eine Verknüpfung, die die Einzelereignisse in dem Prozess zusammenbringt. Bischof Bode wies auf die ersten Früchte hin, die sich schon jetzt, nach dem Auftakt zeigen:

„Natürlich ist es ein Anfang, aber es hat einen Stil gebildet, den wir nicht unterschätzen dürfen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass das nicht fruchtlos bleibt. Ich habe gestern gesagt, der Grundwasserspiegel des Vertrauens und des Miteinanders hat sich gehoben, und auf einem solchen Grundwasserspiegel lässt sich dann auch weiter auch über schwierigere Fragen nachdenken."

Und diese Themen werden den Prozess in der nächsten Zeit sicherlich begleiten. Alle Teilnehmer an der Pressekonferenz in Mannheim waren sich einig, dass das Rufen von Schlagworten und nach schnellen Änderungen zunächst nicht weiter führt. Bischof Bode:

„Wie gestalten wir Kirche überhaupt im Miteinander von Männern und Frauen, in Partizipazion, im Umgang mit Scheitern, mit schwierigen Lebenssituationen, wie werden wir kommunikationsfähig in einer Gesellschaft, die so viele Krisen durchlebt – auch das ist ja in den letzten Jahren dazu gekommen, dass wir erhebliche Krisen bis in die Tiefe der Gesellschaft erleben; was machen wir in diesem Heute eigentlich mit Kirche? Dann werden manche Fragen etwas relativiert, weil es noch um viel herausforderndere Dinge geht als um die, die manchmal als erste genannt werden." (rv)

Frankreich: Zollitsch lobt Ökumene in Taizé

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Bedeutung Taizés für den ökumenischen Dialog gewürdigt. Zolltisch besuchte am Wochenende die seit 70 Jahren bestehende ökumenische Gemeinschaft in Burgund. Gegenüber Radio Vatikan sagte er am Sonntag:
 „Ich glaube, die Einheit, die hier in Taizé gelebt wird, ist ein ständiger Impuls zu schauen, dass die Einheit unter den Christen ein Auftrag Jesu Christi ist. Je offener wir dafür sind, je mehr wir aufeinander zugehen und uns verstehen, je mehr wir darum beten, desto schneller kann auch Gott diese Einheit uns schenken. Er muss sie uns schenken, wir allein können sie nicht machen."
Gerade Jugendliche, die so zahlreich nach Taizé pilgern, glaubten an die Kraft des Gebets, so Zollitsch, und dass Gott Wunder wirken könne:
„Es war ja schön, kurz bevor die Mauer gefallen ist, war das Jugendtreffen in Pécs. Und in Pécs waren damals viele Jugendlichen aus der damaligen DDR, aber auch von der Bundesrepublik Deutschland. Als sie sich verabschiedeten, fragten sie ‚Wer weiß, ob wir uns wieder sehen?’ Und dreiviertel Jahr später ist die Mauer gefallen. Wir hatten selber das nicht zu hoffen gewagt. Aber man sieht: Gott hat Wege, die wir nicht kennen. Ich gehöre zu denen, die offen sind für ein Wunder, das Gott wirkt."
Das im Süden Burgunds gelegene Dorf gilt als Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Bruderschaft, die der evangelische Pfarrer frère Roger gegründet hatte, gehören rund 100 Brüder aus mehr als 25 Ländern an, die aus verschiedenen evangelischen Kirchen und aus der katholischen Kirche stammen. (rv)

Zollitsch: „Heute wissen wir es besser“

Seit Sonntag ist Erzbischof Robert Zollitsch wieder in den Medien, in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ging er noch einmal auf einen Fall vor fast zwanzig Jahren ein, bei dem ihm – dem damaligen Personalreferenten – und anderen Mitgliedern der Bistumsleitung vorgeworfen worden war, sie wären einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch gegen einen Priester nicht nachgegangen. Am Montag legte das ARD Magazin Report Mainz nach und brachte den Vorwurf, es sei damals vertuscht worden, noch einmal vor. Zollitsch hatte in seinem Interview Fehler eingeräumt, man habe vor allem Schaden abwenden wollen, heute wisse man mehr und sehe viele Dinge anders.
 Der Generalvikar des Erzbistums Freiburg geht in einer Stellungnahme auf der Bistumswebsite ebenfalls auf die Vorwürfe ein:
„Diese Vorwürfe sind weder neu noch gerechtfertigt, denn es ging auch den damals Verantwortlichen unseres Erzbistums nicht darum, etwas zu vertuschen, sondern Schaden zu begrenzen und Missbrauch zu verhindern. Heute wissen wir mehr und wir arbeiten diese Vorfälle von sexuellem Missbrauch in früheren Jahrzehnten selbstkritisch auf. Daraus lernen wir."
Der Ortspfarrer, dem Missbrauch an mindestens 20 Jugendlichen vorgeworfen werden, sei in den Ruhestand versetzt worden, die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet worden. Auch die Gemeinde wurde nicht informiert, da der Priester als selbstmordgefährdet galt und diese Anzeige – in damaliger Sicht – auch den Opfern nicht geholfen hätte.
„Auch früher wurde vieles unternommen, was aus damaliger Sicht hilfreich schien. Mit dem Blick von heute bedauern wir, dass die Verantwortlichen im Ordinariat Freiburg früher nicht konsequenter vorgegangen sind. Deswegen hat Erzbischof Robert Zollitsch Opfer und ihre Angehörigen auch in einem persönlichen Gespräch um Verzeihung gebeten. (rv)

D: Erzbischof Zollitsch würdigt Zentralrat der Juden

Die deutschen Bischöfe haben den Zentralrat der Juden zu seinem 60. Gründungstag als „unverzichtbare Institution“ innerhalb der Gesellschaft gewürdigt. Er schätze den Zentralrat „als Partner des Dialogs und der öffentlichen Mahnung“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in einem am Montag in Bonn veröffentlichten Brief an Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch. Er sei dankbar, dass die Beziehungen zwischen Bischofskonferenz und Zentralrat so gut seien, schreibt Zollitsch. Zugleich erteilte Zollitsch jeder Form von Judenfeindlichkeit eine klare Absage.
 Der am 19. Juli 1950 gegründete Zentralrat der Juden in Deutschland ist die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Er vertritt heute nach eigenen Angaben etwa 105.000 Mitglieder in 108 Gemeinden. (rv)