Die katholische Erzdiözese Sydney gehört zu den Gründern der neuen australischen „Koalition für die Ehe“. Wie die Website sydneycatholic.org berichtet, setzt sich die Vereinigung aus Katholiken und Anglikanern für ein „Nein“ beim kommenden Referendum über die Ehe von Gleichgeschlechtlichen ein. Im Interview mit der Zeitung „The Australian“ erklärte der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, man fürchte unter anderem, dass Lehrer in christlichen Schulen bald nicht mehr ihre Vorstellung der Ehe, sondern eine „politisch korrekte“ Version lehren müssten. „In anderen Teilen der Welt, wo die juristische Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren bereits legalisiert wurde, werden diejenigen, die an die traditionelle Ehe glauben, schikaniert oder gezwungen, sich der neuen Sichtweise anzupassen. Es wäre extrem naiv zu glauben, das würde nicht auch hier passieren“ sagte der Erzbischof. (rv)
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Dominikaner und Bioethiker: Gespräch mit dem Erzbischof von Sydney
Die Glaubenskongregation hat seit Mittwoch zwei neue Mitglieder: den französischen Erzbischof Roland Minnerath von Dijon sowie aus Australien den Erzbischof von Sydney, Anthony Colin Fisher. Fisher ist Dominikaner, er hat u.a. in Oxford Bioethik studiert; dementsprechend will er vor allem sein bioethisches Know-How in der Glaubenskongregation zur Geltung bringen. Das sagte er in einem Gespräch mit Radio Vatikan.
„Gerade im Bereich Bioethik und in verwandten Bereichen kommen ständig neue Fragenstellungen auf, die eine Antwort erfordern. Und da sind oft auch aufrechte Katholiken mit soliden Prinzipien untereinander gespalten. Eine dieser Fragen lautet zum Beispiel: Darf ein Ehepartner ein Kondom benutzen, wenn sein Partner mit Aids infiziert ist? Oder: Was tun mit eingefrorenen Embryonen? Oder: Sollte die Kirche das Klonen rundweg verdammen? Jeden Monat, jedes Jahr kommen ernste, neue Fragen auf, über die die Kirche nachdenken muss, nicht nur im bioethischen Bereich, sondern überhaupt in dem der Moral und der kirchlichen Lehre.“
Schon bisher habe er informell immer wieder die Glaubenskongregation in Sachen Bioethik beraten, so Erzbischof Fisher. Er äußerte sich uns gegenüber auch zum synodalen Prozess, mit dem der Papst eine neue Ehe- und Familienpastoral in Gang bringen will. „Synoden sind sehr pastoral von ihrer Ausrichtung, aber natürlich haben die Themen, über die auf ihnen nachgedacht wird, auch Implikationen für die Lehre. Was sehen wir als eine gültige Ehe an? Ist der Ehe-Begriff gewissermaßen dehnbar, oder hat Ehe eine intrinsische Bedeutung, etwas, das im Menschen selbst angelegt ist, so dass das, was wir als Ehe bezeichnen, eine Grenze hat? Wie gehen wir damit um, wenn zwei Menschen desselben Geschlechts sich voneinander sexuell angezogen fühlen, oder wenn eine Ehe scheitert? Das sind alles sehr reelle Fragen, die das Leben der Menschen betreffen, aber natürlich haben sie auch ein Lehr-Element.“
Erzbischof Fisher ist davon überzeugt, dass die Kirche den Menschen von heute eine sehr attraktive Sicht des Menschseins anzubieten hat, die durchaus mit anderen, gängigen Vorstellungen der Moderne konkurrieren kann. „Erstens – und das macht einen großen Unterschied aus – glauben wir, dass Menschen für das gute Leben in diesem Leben und für das ewige Leben gemacht sind – sie sind für Unsterblichkeit gemacht, sie sind für Größe in diesem und im nächsten Leben gemacht! Und das ist doch ein sehr anderer Ansatz, als wenn man sagt, Menschen sind eigentlich Konsumenten von Ressourcen, Objekte des Lustempfindens, oder untereinander austauschbar. Unsere Sicht ist, dass sie von unermesslichem Wert und für das Große gemacht sind.“
Nach der Bischofssynode vom vergangenen Oktober sei er mit sehr vielen Menschen ins Gespräch über die Themen Ehe und Familie gekommen, berichtet der Erzbischof von Sydney; er stoße in diesem Bereich immer auf sehr großes Interesse. „Wir sind zu schnell abgelenkt durch Kontroversen oder modische Themen, mit denen die Medien für Aufmerksamkeit sorgen wollen; dabei stellen diese Synoden sehr grundlegende Fragen, und eine davon heißt: Wie sollen oder können wir lieben? Interessanterweise ist das offenbar die am häufigsten bei Google eingegebene Frage! Die Moderne spricht ständig von Liebe, Liebeslieder werden gesungen, die Leute reden über Sex – aber tief im Innern wissen viele Leute doch, dass sie nicht sehr gut im Lieben sind, dass sie sich nicht über die Opfer, die Liebe mit sich bringt, im Klaren sind, dass sie Angst vor Verpflichtungen haben oder vor der Verletzlichkeit, die das Lieben mit sich bringt. Und auch Angst vor den Folgen, wenn die Liebe scheitert. Also: Obwohl die Menschen der modernen Welt ständig von Liebe reden, sind sie – glaube ich – nicht sehr gut darin.“ (rv)
Kardinal Pell: „Wir sind kein Kabinett“
Acht Kardinäle sollen den Papst beraten, im Oktober geht es los – jetzt ist erstmals einer dieser Kardinäle, der Australier George Pell, mit Franziskus zusammengetroffen. Wir fragten den Erzbischof von Sydney, wie er sich die Beratungen des neuen Gremiums vorstellt.
„Ich kann Ihnen ja zunächst mal erklären, was wir nicht sind: Wir sind kein Kabinett. Der Papst ist uns in keiner Weise verantwortlich. Wir sind keine Gruppe, die eine Politik entwirft; wir sind keine Exekutive. Wir sind als Berater des Heiligen Vaters da. Wie das funktionieren wird, da bin ich noch nicht so sicher: Es könnte sein, dass er für unsere Treffen bestimmte Themen vorgibt und wir die vorher etwas vorbereiten, damit wir dann darüber sprechen können. Oder es könnte sein, dass er sagt: Wir haben jetzt einen halben Tag zur freien Verfügung, sagt ihr mir doch bitte, worüber wir mal sprechen sollen. Aber in jedem Fall ist es sehr wichtig, die Vorrechte des Nachfolgers Petri zu beachten: Der Papst ist der Bischof von Rom. Er entscheidet – wir sind nur dazu da, ihm zu helfen, da wo wir nützlich sein können. Wir sind nicht mehr als das."
Die acht Kardinäle sollen sich vor allem mit einer Reform der römischen Kurie beschäftigen; unter ihnen ist auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx. Was kann der Australier Pell in den Gesprächen einbringen?
„Ich glaube, wir Englischsprachigen sind ziemlich praktisch veranlagt, wir können Sachen organisieren. Ich glaube, wir haben bestimmte Gaben, die wir der Weltkirche anbieten können; aber wir haben nicht viele Mystiker, und zum Beispiel im ehemals protestantischen, jetzt säkularisierten Australien oder den USA ist der Geist des heiligen Franz von Assisi bei weitem nicht so stark. Worüber wir mit dem Papst reden werden? Ich denke, über die Haupt-Herausforderungen: Wie geben wir jungen Leuten den Glauben weiter? Zu seiner Zeit hat der Herr Wunder gewirkt und damit Interesse geweckt – was können wir tun, was haben wir anzubieten?"
(rv)