Der Heilige Stuhl blickt konzentriert auf die Krisenländer im Nahen Osten: Im Vatikan hat an diesem Donnerstag ein dreitägiges Treffen aller Päpstlichen Nuntien aus der Region begonnen. Papst Franziskus hatte die Begegnung nach einem Vorschlag aus seinem Dialograt eingeleitet. Er ist bei den Gesprächen ebenso anwesend wie die Chefs der wichtigsten Kurienbehörden. Es ist das erste Mal, dass ein solches Krisentreffen stattfindet. Nuntius Erzbischof Mario Zenari ist aus Damaskus angereist und sagte uns:
„Wir sprechen miteinander über grenzüberschreitende Probleme, denken wir an Syrien, Irak, Libanon, Jordanien. Die Kirche steht mit ihren Mitteln ganz vorne in diesem Moment, in dem die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen ist, die Geißel der Gewalt und des Terrorismus zu besiegen und eine Lösung der Konflikte zu finden.“
Der „Plan der Kirche“ ergänzt jenen der internationalen Gemeinschaft, „wo jeder seinen Teil leisten muss“, sagt Erzbischof Zenari.
„Die Kirche hat keine Kriegswaffen, aber sie hat eine äußert effiziente spirituelle Waffe. Als Kirche sind wir dazu aufgerufen, diese Mittel wie etwa das Gebet einzusetzen, die Begegnung mit den Menschen zu suchen, sie zum Nachdenken zu bringen. Dieser spirituelle Plan ist das, was der Nahe Osten gerade am meisten braucht.“
In Syrien ist die Ausgangslage, um zum Frieden zurückzukehren, gar nicht so schlecht, behauptet der Nuntius. Die tragende Rolle zur Lösung der Konflikte der ganzen Region schreibt er den drei monotheistischen Religionen zu.
„Ich bin seit sechs Jahren in Syrien, und vor allem von den Leuten her sehe ich eine gute Basis. Das Zusammenleben ist gut, bisweilen sogar vorbildlich zwischen den Angehörigen der verschiedenen Religionen – wir hoffen, dass es von dem Konflikt nicht langfristig ruiniert worden ist. Es gibt gegenseitigen Respekt und Wertschätzung, auch zwischen den Religionsführern in Syrien. Besonders die monotheistischen Regionen Judentum, Christentum und Islam, die in dieser Region geboren sind, haben in diesem Moment eine grundlegende Aufgabe. Ich glaube, bei unserem Treffen im Vatikan wird man darüber sprechen, wie man diesen Dialog weiter verstärken kann, denn diese drei Religionen müssen eine wichtige Rolle bei der Lösung des Konflikts haben.“
(rv)