Ehemaliger Kommunikationschef des Vatikan hält Vortrag über Fake News

VATIKANSTADT – Sechs Wochen nach seinem Rücktritt vom Amt des Kommunikations-Chefs des Vatikan wegen eines „Fake News“-Skandals hat Monsignore Dario Viganò auf einer hochkarätigen Konferenz in Rom einen Vortrag über „Fake News“ gehalten.

Bei der Veranstaltung am 28. April mit dem Thema „Fake News und die ethischen Verantwortlichkeiten der Medien“, erklärte Msgr. Viganò, wie wichtig es sei, dass die Medien transparent arbeiten und dass Journalisten, die falsche oder ungenaue Informationen veröffentlichen, ihre Leser „vergiften“ könnten.

Das Podiumsgespräch war Teil der „Unite to Cure“-Konferenz im Vatikan, die vom 14. bis 20. April neben Wissenschaftlern und Ärzten auch Darsteller und Unterhaltungskünstler wie Katy Perry und Orlando Bloom zusammenbrachte. Veranstalter waren der Päpstliche Rat für Kultur und die Stiftung CURA.

In seinen Aussagen auf dem Podium betonte Viganò, dass der Drang nach Transparenz im Internet, besonders wenn es um große Organisationen geht, „absolut dringend“ sei.

Weiter schlug der italienische Monsignore vor, ein Buch über den „Job des Reporters“ zu lesen, welches das „Paradigma“ zwischen einem Arzt und einem Journalisten umreiße und argumentiere, dass ein Arzt zwar das körperliche Wohlbefinden seiner Patienten beeinflusse, ein Journalist aber das psychische Wohlbefinden seiner Leser.

„Der Journalist, wie der Arzt, hat die Fähigkeit, seine Leser zu vergiften, [aber] mit einem Unterschied, dass der Journalist mehr Leser vergiften kann als ein Arzt Patienten“, sagte Monsignore Viganò.

Journalisten hätten somit eine „große ethische Verantwortung“, und diese Verantwortung werde angesichts einer Zunahme gefälschter Nachrichten größer.

Auf das Gespräch zwischen Adam, Eva und der Schlange im Paradies verweisend, sagte Viganò, der Kommentar der Schlange – „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ (Gen 3,1) – sei ein klassisches Beispiel für „Fake News“.

„Falsche Nachrichten haben eine mimetische Dynamik“, sagte Viganò weiter. Damit meine er, dass etwas nicht sofort als falsch erscheine, da es wahrscheinlich einige Elemente der Wahrheit enthalte. Dies sei der Grund, warum es „gerade jetzt sehr wichtig sei, sich an die große ethische Verantwortung zu erinnern“.

Angesichts des rasanten Medienwandels, der zunehmend auf digitalen Plattformen statt auf traditionellen Angeboten wie Zeitungen basiere, werde Wissen nicht mehr durch einen spezifischen „pädagogischen Weg“ vermittelt, sondern durch weit reichende, unspezifische Netzwerke geteilt, so Viganò weiter.

Das erzeuge eine „komplexe Situation“, sagte Viganò, weil Benutzer, die im Internet surfen, wahrscheinlich keine „Aufmerksamkeit auf Verfälschung“ oder eine „Askese des Fragens“ haben. „Das heißt, sie sind anfälliger für gefälschte Nachrichten.“

Viele Medien, etwa Blogs, würden schnell zu ihren eigenen kleinen Unternehmen, sagte der Monsignore den Zuhörern. Diese Unternehmen veröffentlichten Nachrichten, für bestimmte Gruppen – was es einfacher mache, Falschinformationen zu verbreiten um Klicks zu bekommen, so Viganò vor seinen Zuhörern.

Im Gegensatz zur medizinischen Kommunikation, die gezielter und persönlicher sei, seien digitale Medien und Soziale Netzwerke global, sagte Viganò. Was bedeute, dass der Risikofaktor höher sei.

Viganòs Rede fiel gerade mal sechs Wochen nach seinem Rücktritt am 21. März als Präfekt des Vatikanischen Sekretariats für Kommunikation wegen eines als „Lettergate“ weltweit bekannt gewordenen „Fake News“-Skandals.

Viganò hatte von Papst emeritus Benedikt ein Unterstützungsschreiben angefordert für die Reihe „Die Theologie von Papst Franziskus“. Benedikt lehnte diese jedoch in einem persönlichen Brief ab.

Daraufhin gab das Kommunikationssekretariat jedoch sein Ablehnungsschreiben als „Empfehlungsschreiben“ aus, und retuschierte sogar eine Photographie des Ablehnungsbriefs.

Als die „Associated Press“ den Skandal aufdeckte, gab das Kommunikationssekretariat des Vatikans zu, das Foto verfälscht zu haben.

Tage später wurde bekannt, dass weitere Absätze des Schreibens unterschlagen worden waren, in denen Benedikt die Aufnahme eines deutschen Theologen in die Reihe kritisch in Frage stellte, der für seine „anti-päpstlichen Initiativen“ bekannt ist.

Unter dem Druck der Medien sah sich das Kommunikationssekretariat schließlich gezwungen, das ganze Schreiben des Papst emeritus zu veröffentlichen. Monsignore Viganó trat zurück und Papst Franziskus ernannte Monsignore Lucio Ruiz, ehemaliger Sekretär der Abteilung, zum Interimspräfekten – aber bat Viganò, dem neuen Präfekten in „beratender Rolle beizustehen“, was Viganò bis heute tut. (CNA Deutsch)

Pater Hagenkord relativiert Medien-Manipulation

Quelle: Laudetur J. Ch. (Screenshot am 23. März)

Gestern hat der Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Vatican News Pater Bernd Hagenkord auf seinem Blog „Laudetur Jesus Christus“ die Vorwürfe gegen seinen Chef Msgr. Viganò relativiert.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Hagenkord gesteht ein, dass die Geschichte um den Brief des emer. Papst Benedikt XVI. nicht schön war aber sein Chef von Tag Eins an persönlich im Kreuzfeuer stand. Er argumentiert:

„Es ist niemand persönlich zu Schaden gekommen. Es sind auch keine Millionen von Euro versenkt worden. Und trotzdem hat gestern der Präfekt des Medien-Sekretariats des Vatikans, mein Chef, seinen Rücktritt eingereicht. Einen Rücktritt, den der Papst dann auch angenommen hat“.

Medienkritik:

Pater Hagenkord macht die Medien und ihre „Polemik“ für den Fall von Msgr. Viganò verantwortlich und schreibt:

„Auf den deutschsprachigen Medienseiten und im Netz war die Aggressivität, die hier in Italien zu beobachten war, zum Glück nicht zu lesen. Aber selten habe ich hier eine solche Gehässigkeit gesehen wie in diesem Fall. Und niemand hat versucht, die Gegenseite – Viganò – zu verstehen (Zusatz 16:48 Uhr, das stimmt nun nicht mehr, im Laufe des Tages sind einige Artikel erschienen, die das doch versuchen, das nehme ich also zurück)“.

Und zum eigentlichen Rücktritt bemerkte Pater Hagenkord:

„Hut ab, Don Dario, wir haben zu viele gesehen, die sich an Amt und Würde klammern. Auch der Rücktritt wird also – wider Willen – zu einem Teil der Reform des Vatikans“.

Pater Hagenkord steht seinem, nun ehemaligen Chef, mit Sicherheit näher als die meisten Medienjournalisten. Ebenso steht ihm selbstverständlich eine eigene Meinung in diesem Fall zu.

Ich stimme P. Hagenkord zu, wenn er darauf verweist, dass niemand persönlich zu Schaden gekommen ist und keine Millionen versenkt wurden. Beide Punkte sind jedoch nicht das Kernproblem. Hier wurde schlicht und einfach die Wahrheit manipuliert. Die Öffentlichkeit wurde durch die Vorgehensweise Viganòs getäuscht.

Ich selbst bin kein Freund des Begriffs „Fake News“, aber mal kurz zur Erinnerung, was „Fake News“ eigentlich bedeutet. Es sind Falschmeldungen, vorgetäuschte Nachrichten oder manipulierte Nachrichten und Msgr. Viganò hat genau hier einen Kardinalsfehler begangen. Er hat den Inhalt eines Briefes, der nach meiner Überzeugung durchaus persönlich war, für eine Presseverlautbarung verwendet, um Zusammenhänge zu konstruieren die nicht Inhalt des Schreibens waren beziehungsweise wichtige Details des Schreibens verschwiegen. Er hat somit „Halbwahrheiten“ veröffentlicht und wer so handelt, setzt sich dem Verdacht aus, die Öffentlichkeit für dumm verkaufen zu wollen. Halbwahrheiten sind genauso schlimm wie Fake News.

Pater Hagenkord beklagt die Polemik der Medien, Aggressivität im Netz bis hin zu Gehässigkeiten gegenüber der Person Viganò. Der Fall Viganò war nicht nur in der Berichterstattung in Italien und Deutschland in aller Munde, P. Hagenkord kann eigentlich nicht entgangen sein, dass dieser Fall auch in Spanien, Polen und den Vereinigten Staaten von Amerika für Schlagzeilen gesorgt hat. Er ging durch die gesamte Weltpresse.

Viganò hat sich nicht an Amt und Würden geklammert und Pater Hagenkord zieht, wie er sagt, „den Hut“ vor Don Dario. Diese Einschätzung halte ich für fragwürdig.

Ich erinnere an dieser Stelle an Aussagen des Heiligen Vaters zum 52. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel. Hier sprach der Papst über „Fake News“ und betonte:

„Fake News und Desinformation seien raffiniert konstruiert und dementsprechend schwer zu bekämpfen, so der Papst weiter. Nichtsdestotrotz könne sich niemand „der Verantwortung entziehen, solchen Unwahrheiten entgegenzutreten“. Desinformation sei nämlich keinesfalls harmlos: „Im Gegenteil: dem zu vertrauen, was falsch ist, hat unheilvolle Folgen. Schon eine scheinbar leichte Verdrehung der Wahrheit kann gefährliche Auswirkungen haben“, so Franziskus“.

Viganò selbst hat beim selben Ereignis Folgendes auf Vatican News zu „Fake News“ gefordert:

„[Eine] neue Allianzen zwischen Bürgern und Institutionen gegen die Verbreitung so genannter „Fake News“ … Insbesondere Journalisten seien gefragt, gegen das Phänomen vorzugehen, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren sowie den eigenen Berufsethos zu beschädigen“.

Beide Aussagen sind Originalton „Vatican News“ vom Januar diesen Jahres. Da erscheint mir die Frage durchaus berechtigt:

„Hat der Leiter des Kommunikationssekretariats Dario Viganò so ein schlechtes Erinnerungsvermögen, das er binnen kürzester Zeit seine eigenen Worte speziell zum Berufsethos ergessen hat?“

Die persönliche Relativierung von Pater Hagenkord, geht auf den Inhalt des Rücktrittsgesuchs von Viganò nicht ein. In diesem Schreiben ist die Rede von Polemik der Medien gegenüber seiner Person. Mit keinem Wort gesteht Viganò seine Manipulation ein oder zeigt Einsicht, einen Fehler gemacht zu haben. Letztendlich hätte der Papst hier einen klaren Schlussstrich ziehen und Msgr. Viganò aus dem Kommunikationssekretariat gehen lassen müssen. Hat er aber nicht! Viganò zieht sinnbildlich nur ins Nachbarbüro um und wird Assessor. Basta. Mit dieser Entscheidung hat Franziskus, den ihm zustehenden Primat durchgesetzt und den Medien vor Augen geführt, wie er Personalführung im Vatikan in Zeiten der Kurienreform praktiziert. (vh – mm)

Vatikan: Fragwürdig und schlecht inszeniert – der Rücktritt von Msgr. Viganó

Vaticanhistory – Martin Marker.

Der Rücktritt des Präfekten des Kommunikationssekretariats ist sehr ungewöhnlich, um nicht zu sagen merkwürdig.

Da verwendet Msgr. Viganò ein privates Dankschreiben des emeritierten Papstes Benedikt XVI., manipuliert es und veröffentlicht Unwahrheiten des Inhaltes. Erst auf Druck der Weltpresse kommt die ganze Wahrheit ans Tageslicht und der Vatikan kommt nicht umhin, den gesamten Inhalt des Schreibens zu veröffentlichen. Der Schwindel fliegt prompt auf und bringt den verantwortlichen Präfekten zum Fall. Dieser Skandal ist schon schlimm genug. Schließlich geht es hier um das offizielle Medien-Organ des Vatikans, um die Berichterstattung von Vatican News.

Bulletin vom 21. März:

Als ich das Bulletin vom 21. März gelesen hatte, war ich zuerst mal erleichtert. Msgr. Viganò hatte die Konsequenzen aus seinem Fehlverhalten gezogen. Doch dieses Gefühl war nur von kurzer Dauer. Das Bulletin, die Erklärung des Direktors des Pressesaals, Greg Burke, war eher ungewöhnlich. Üblicherweise wird die Annahme des Rücktritts eines Präfekten der Kurie mit zwei drei Sätzen im Bulletin veröffentlicht. Basta. Doch im Fall Viganò wurde sowohl das Rücktrittsgesuch als auch die schriftliche Antwort von Papst Franziskus als PDF-Datei dem Bulletin angehängt. Eigenartigerweise erscheinen beider PDF-Dateien nur in der italienischen Ausführung des Bulletins. In der englischen und spanischen Ausgabe fehlen diese Dateien. Warum?

Schreiben Msgr. Viganò

Das Rücktrittschreiben von Msgr. Viganò:

Viganò hat zwar seinen Rücktritt am 19. März an den Papst eingereicht, doch von Einsicht und persönlichem Fehlverhalten liest man hier kein Wort. Viganò bedauert lediglich, der großen und komplexen Reformarbeit des Papstes durch Kontroversen um seine Arbeit im Weg zu stehen. Er bedankt sich bei den Mitarbeitern für die Zusammenarbeit und die großzügige väterliche Unterstützung des Papstes und bittet um Annahme seines Rücktritts.

Kein einziges Wort über seine Manipulation des Papstschreibens. Viganò schreibt nur von Kontroversen um seine Arbeit. Monsignore, Einsicht zum persönlichen Fehlverhalten sieht anders aus! Kein Wort über die Täuschung und den Schwindel. Ein Rücktritt, den man als „respektvoll“ bezeichnen könnte, ist dieser Rücktritt nicht. Aus dem Schreiben geht hervor, dass Viganò vorab ein Gespräch zwischen ihm und dem Papst stattgefunden hatte.

 

Schreiben Papst Franziskus

Das Antwortschreiben von Franziskus an Viganò:

Die Antwort des Papstes erhielt Msgr. Viganò zwei Tage später, am 21. März. Doch auch diese Antwort kann ich nur als merkwürdig und ungewöhnlich bezeichnen. Der durch Viganó genannte Rücktrittsgrund ist eigentlich keiner. Trotzdem respektiert der Papst Viganòs Gründe zum Rücktritt. Auch er verweist auf ein letztes Gespräch. Über den Inhalt gibt er aber keinen Hinweis. Franziskus schreibt, er akzeptiere:

„Mit großer Anstrengung“ und nach einer „langen und aufmerksamen Reflexion“, Viganòs Rücktritt.

Franziskus entlässt mit diesem Schreiben Msgr. Viganò aus seiner Verantwortung als Präfekt des Kommunikationssekretariats und ernennt ihn im gleichen Atemzug zum Assessor desselben Kommunikationssekretariats. Er bittet ihn, mit seiner professionellen Haltung den künftigen Präfekten in seiner Arbeit zu unterstützen. Schließlich müsse noch die Fusion der Vatikanzeitung Osservatore Romano und der Vatikanischen Druckerei in das Sekretariat abgeschlossen werden.

Die Schreiben kommen mir vor, wie eine große Lüge, eine schlecht inszenierte Show vor der Weltöffentlichkeit. Ferner habe ich den Eindruck, weder Msgr. Viganò noch Papst Franziskus sind von ihrer Entscheidung wirklich überzeugt. Anzumerken ist noch, dass in beiden Schreiben eine Entschuldigung gegenüber dem emeritierten Papst Benedikt XVI. fehlt. Man kann nur hoffen, dass Msgr. Viganò wenigstens soviel Anstand besitzt, sein Fehlverhalten in einem persönlichen Schreiben an Benedikt zu entschuldigen.

„Der Papst hätte gut daran getan, einen klaren Schlussstrich zu ziehen, dass hat er aber nicht getan“.

Stattdessen bekommt das Amt einen anderen Namen und der Papstvertraute bleibt, wo er ist. Das ist der neue Führungsstil eines Papstes, der die Kirche des 21. Jahrhunderts reformieren und in seinem Sinne verändern will. Fehler machen nur die, die dieses Pontifikat kritisieren. Franziskus beherrscht die Klaviatur des Papstprimats aus dem Effeff und zeigt der Weltpresse, was er von ihr hält.

Bildquellen: Bulletin vom 21. März (Screenshots vom 21.03.2018)

(vh-mm)

Vatikan: Benedikt-Brief – Wahrheit kommt doch ans Licht

Quelle: VN (Screenshot am 18. März)

Am Samstag gab das Sekretariat für Kommunikation endlich den vollständigen Text des Briefes des emer. Papst Benedikt XVI. an den Leiter des Kommunikationssekretariats Msgr. Viganò bekannt, gesteht aber die bewusste Täuschung der Öffentlichkeit nicht ein.

Unter dem Titel „Der vollständige Brief des emeritierten Papstes“ gab Vatican News (VN) folgende Mitteilung heraus:

„Der Brief von Papst emeritus Benedikt XVI. anlässlich einer Buchvorstellung vor einer Woche wurde von Polemiken begleitet, ausgelöst von einem Foto, das nur einen Teil des Briefes zeigte. Der Pressesaal des Vatikans veröffentlichte nun den vollständigen Text, gemeinsam mit einer kurzen Erklärung des Kommunikations-Sekretariats.

Aus dem Brief sei nur das vorgestellt worden, was zur Initiative in Beziehung gestanden habe, heißt es in der Erklärung. Vor allem sei das die Aussage des emeritierten Papstes über die philosophische und theologische Bildung von Papst Franziskus gewesen, außerdem die „innere Einheit der beiden Pontifikate“.

Ausgelassen worden seien einige Bemerkungen zu den Autoren der vorgestellten Buchreihe. Am 12. März war eine auf Italienisch erschienene kleine Buchreihe zur „Theologie von Papst Franziskus“ vorgestellt worden, die Bücher waren dem emeritierten Papst zugeschickt worden welcher dem Präfekten des Sekretariats für Kommunikation, Don Dario Viganò, einen Brief zukommen ließ. (vn)“

Zur Erinnerung:

Der erste Artikel bei VN mit dem Titel: „Benedikt XVI. würdigt „innere Kontinuität“ zu Pontifikat von Franziskus“ wurde durch die Journalisten Gudrun Sailer und Mario Galgano abgefasst. Vaticanhistory geht davon aus, dass beiden Journalisten die Manipulation des eigenen Leiters des Kommunikationssekretariats Msgr. Viganò überhaupt nicht bekannt gewesen war. Die versuchte Klarstellung des Kommunikationssektretariats vom Samstag (siehe oben) nennt sinnigerweise kein Autorenkürzel. Offen bleibt, ob nun Msgr. Viganò für diese Veröffentlichung direkt verantwortlich ist oder nicht.

Unterschlagener Textteil des Benedikt-Briefes:

Anstatt die Manipulation des Papstschreibens von Benedikt einzugestehen, spricht man nun von Polemik in der Berichterstattung und tut so, als hätte man nur die Bemerkungen zu den Autoren weggelassen. Im nun veröffentlichten Originaltext (z.B. bei Sandro Magister) heißt es zu diesen Bemerkungen und letztlich zum unterschlagenen Textteil wie folgt:

„Nebenbei möchte ich meine Überraschung darüber erwähnen, dass zu den Autoren auch Professor Hünermann gehört, der sich während meines Pontifikats mit antipäpstlichen Initiativen ins Rampenlicht gestellt hat. Er war maßgeblich an der Verkündung der „Kölner Erklärung“ beteiligt, die in Anlehnung an die Enzyklika „Veritatis Splendor“ die lehramtliche Autorität des Papstes insbesondere in Fragen der Moraltheologie auf virulente Weise angriff. Die von ihm gegründete Europäische Theologengesellschaft wurde von ihm ursprünglich auch als Organisation gegen das päpstliche Lehramt konzipiert. Später blockierte das kirchliche Empfinden vieler Theologen diese Tendenz und machte diese Organisation zu einem normalen Instrument der Begegnung zwischen Theologen.

Ich bin sicher, dass Sie Verständnis für meine Ablehnung haben werden, und ich grüße Sie herzlich.

Ihr,
Benedikt XVI“

Zusammenfassend kann man feststellen, dass Msgr. Viganò offenbar die Kontinuität der Pontifikate von Benedikt und Franziskus hervorheben wollte und die Vorwürfe von Theologen und Journalisten der vergangenen Monate in Bezug auf Äußerungen, Franziskus hätte nicht die theologische Kompetenz, zerstreuen wollte.

Manipulation und Wahrheit:

Nach dem nun die Wahrheit der Manipulation, und anders kann man diese Praktik kaum nennen, ans Tageslicht gekommen ist, wird in aktuellen Veröffentlichungen zu diesem Fall der Rücktritt von Msgr. Viganò gefordert.

„Er hat definitiv, durch Weglassen von Details der Öffentlichkeit die Wahrheit verschwiegen. Wenn das nicht der klassische Fall von „Fake News“ ist, was dann!“

Dem Kommunikationssekretariat kann man einzig zugutehalten, nach der weltweiten Kritik, den Originaltext dann doch veröffentlicht zu haben. Was bleibt, ist ein fader Nachgeschmack. (vh)

Vatican News: Statt persönlicher Einsicht, Hohn für andere

Quelle: Vatican News (Screenshot am 16. März)

Wohin steuert das neue Nachrichtenportal des vatikanischen Kommunikationssekretariats?

In den letzten Tagen wurde Msgr. Viganò, der Leiter von Vatican News, bei der Verbreitung von Falschinformation erwischt. Das wohl größte Nachrichtenmedium in der katholischen Kirche arbeitete mit manipulierten Informationen, das ist schon recht delikat. Obendrein fehlt offenbar jede Einsicht, die eigenen Fehler zu revidieren und die wahren Fakten für die Öffentlichkeit zu publizieren. Die Bezeichnung „Fake News“ ist in den letzten Jahren immer häufiger anzutreffen und genau das hat man Msgr. Viganò vorgeworfen.

Heute veröffentlichte Vatican News einen Artikel mit der Überschrift:

„Christlicher Verlag provoziert AfD mit Fake-Buch“

Im Artikel geht es um den „Echter Verlag“. Hier werden Bücher zur Spiritualität, christlicher Lebenskunst, Religion, Theologie und Regionalliteratur über Franken publiziert. Eigentlich sollte man annehmen es geht um christliche Belange. Doch weit gefehlt. Der in Würzburg ansässige Verlag verhöhnt eine in Deutschland regulär gewählte Partei mit einer Broschüre über die christlichen Inhalte der Partei. In der Broschüre herrscht gähnende Leere, also leere Seiten! Den Verlag kann man eigentlich nur als „dümmlich“ bezeichnen. Die AfD findet das gar nicht lustig und prüft rechtliche Schritte gegen den Echter Verlag.

Über diese Geschichte kann man sicherlich schmunzeln, oder auch nicht? Viel interessanter ist es allerdings, das gerade Vatican News dieses Thema aufgreift und einen Artikel von „katholisch.de“, dem Internetportal der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auf der eigenen Seite veröffentlicht.

„Vatican News berichtet über ein „Fake Buch“ , obwohl sie aktuell selbst mit Falschmeldungen in die Schlagzeilen geraten ist. Man zeigt keine Selbsteinsicht aber Hohn für eine Partei“. 

Lesern die Vatican News und seinen Vorläufer Radio Vatikan seit langer Zeit lesen, wird sicherlich aufgefallen sein, dass man gerne Beiträge anderer Nachrichtenportale zu unbequemen Themen der Kirche veröffentlicht. So bezieht vordergründig nicht das offizielle Organ des Vatikans Stellung – man verschweigt das Thema aber auch nicht. Eine recht fragwürdige Praxis. Es wäre wünschenswert, dass sich Vatican News besinnt und mit Eigeninitiative und Kompetenz die Themen der Weltkirche  darstellt – und das bitte mit dem Anspruch auf Wahrheit. (vh)

Vatikan: Artikel zur Theologie des Papstes ein „AUSRUTSCHER“ oder FAKE NEWS?

Quelle: Vatican News (Screenshot am 15. März)

An diesem Montag veröffentlichte Vatican News zum fünften Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus einen Artikel zur Theologie des Papstes. Offensichtliches Ziel des Artikels war es wohl, die Kritiker um Papst Franziskus zu widerlegen, die behaupten, dass seine Lehre einen Bruch mit Papst Benedikt XVI. und der Tradition der Kirche darstellen.

Der Artikel basierte auf einer vorangegangenen Pressekonferenz des Leiters des Sekretariats für Kommunikation, Erzbischof Dario Viganò. Hierbei veröffentlichte Viganò eine Fotografie eines Dankschreibens von Papst Benedikt XVI. zu einer elf Bände umfassenden Buchreihe über die Theologie von Franziskus. Auf der Pressekonferenz zitierte Viganò den Text des Dankschreibens vor den anwesenden Journalisten. Das mitgelieferte Pressefoto zeigte die erste Seite des Schreibens und die zweite Seite war durch einen Buchstapel verdeckt (Bild oben). Außerdem konnte man die letzten Zeilen der ersten Seite auf dem Foto nicht lesen.

Der Originalartikels bei Vatican News (mit Video) am 12. März mit dem Titel: Benedikt XVI. würdigt „innere Kontinuität“ zu Pontifikat von Franziskus

„In einem persönlichen Brief an den Priester Dario Viganò, Präfekt des vatikanischen Kommunikationssekretariats, kritisierte Benedikt das „törichte Vorurteil, wonach Papst Franziskus bloß ein praktisch veranlagter Mann ohne besondere theologische und philosophische Bildung sei, während ich selbst nur ein Theoretiker der Theologie gewesen wäre, der wenig vom konkreten Leben eines heutigen Christenmenschen verstanden hätte“.

Anlass für Benedikts Brief war die Vorstellung einer Buchreihe in elf Bändchen, in denen elf Theologen, darunter die Deutschen Peter Hünermann und Jürgen Werbick, „Die Theologie von Papst Franziskus“ untersuchen. Viganò hatte das Werk dem emeritierten Papst zugeschickt. Die Buchpräsentation fand am Montagabend in Rom statt, am Vorabend des fünften Pontifikatsjubiläums von Franziskus.

Benedikt schrieb, die Bände „zeigten zu Recht, dass Papst Franziskus ein Mann tiefer philosophischer und theologischer Bildung ist, und sie helfen somit, die innere Kontinuität zwischen den beiden Pontifikaten zu sehen, wenn auch mit allen Unterschieden in Stil und Temperament“.

Im Video-Interview mit Vatican News erläutert Viganò, dass Benedikt XVI. „zufrieden und glücklich über diese Buchreihe“ sei. Das Lehramt von Papst Franziskus sei voller Theologie, erläutert Viganò. „Natürlich gibt es Unterschiede, etwa im Charakter oder in der Art und Weise, sich auszudrücken“, fügt er an. Papst Benedikt habe mit seinem Brief „seinen wie immer bedeutsamen Beitrag zu einer inneren geistlichen Einheit der beiden Pontifikate – Papst Benedikt und Papst Franziskus – geleistet“, sagt Viganò“.

Viganò hatte versucht dem „dummen Vorurteil“ entgegenzuwirken, dass Papst Franziskus nur „ein praktischer Mann ohne besondere theologische oder philosophische Ausbildung sei und Papst Benedikt XVI. nur „ein Theoretiker der Theologie, der wenig Verständnis für das konkrete Leben eines heutigen Christen“ hätte, zu sein scheint. Ferner zitierte er Benedikt, das Buchprojekt helfe die innere Kontinuität zwischen den zwei Pontifikaten zu zeigen, obwohl mit allen Unterschieden in Stil und Temperament.

Der italienische Vatikanist Sandro Magister hatte die Pressekonferenz auf Band aufgezeichnet und nach dem ihm Zweifel gekommen waren, transkribierte er die Bandaufzeichnung und veröffentlichte den abgehörten Text am Dienstag auf seinem Blog.

Es stellte sich heraus, dass der erschienene Artikel nicht dem Inhalt des Dankschreibens von Papst Benedikt entsprach. Hier hatte Benedikt bewusst keine theologische Beurteilung über Franziskus beigesteuert, da er die Bücher mangels Zeit überhaupt nicht gelesen hatte und ihn andere Aufgaben derzeit vom Lesen abhalten würden.

Die fragwürdige Vorgehensweise zum Inhalt und Pressefoto der Veröffentlichung ging dann wie ein Lauffeuer durch die Medien.

Gegenüber Associated Press (AP) hat der Vatikan dann am Mittwoch eingeräumt, das Pressefoto digital manipuliert zu haben. AP hält diese Manipulation für eine Verletzung der journalistischen Standards. Schließlich wurde das Pressefoto weltweit durch die Medien genutzt und der fehlende Inhalt durch die Fotomanipulation verborgen geblieben ist.

LifeSiteNews hat diese Zusammenhänge publiziert und verwies letztlich auf eine Papstbotschaft:

„Im Januar verurteilte Papst Franziskus „Fake News“ in seiner Botschaft zum 52. Welttag der Kommunikation und sagte, dass dies die gleiche Strategie sei, die die Schlange im Garten Eden anwendet“.

Fake News oder nur ein Ausrutscher?

Ist die Vorgehensweise des Sekretariats für Kommunikation, oder besser gesagt, die von Msgr. Viganò, nur ein verzeihungswürdiger Ausrutscher oder ein klarer Fall von „Fake News“?

Sandro Magister hat zwar den gehörten Text aus der Pressekonferenz auf seinem Blog veröffentlicht, aber ist das wirklich der vollständige Inhalt? Bisher weiß das niemand. Der Vatikan wäre sicher gut beraten, würde er den vollständigen Text dieses Dankschreibens des emeritierten Papstes veröffentlichen.

Laut LifeSitNews gab der Vatikan keine Erklärung darüber ab, warum die letzten Zeilen des Schreibens verwischt wurden. Ferner wollte der Vatikan nie den vollständigen Text des Dankschreibens veröffentlichen. (vh)

Humanae Vitae, Paul VI., Wojtyla und die Fake News

VATIKANSTADT – Hat Kardinal Karol Wojtyla wirklich Paul VI. gebeten, eine Instruktion zu veröffentlichen, um die Unfehlbarkeit der Enzyklika Humanae Vitae zu bekräftigen? Das ist die Interpretation, die im von Pawel Galuska veröffentlichen Buch „Karol Wojtyla und Humanae Vitae“ in Bezug auf einen Brief des damaligen Erzbischofs von Krakau an Paul VI. gegeben wird. Aber es ist eine irreführende Interpretation. Oder besser: „Fake News“.

So hat es Monsignore Livio Melina definiert, der ehemaliger Vorsitzende des Päpstlichen Institutes Johannes Paul II. für Studien für Ehe und Familie und Doktorvater der Dissertation, die zur Veröffentlichung des vom Verlag Cantagalli herausgegebenen Buches von Galuska führte. Auch Kardinal Gerhard Ludwig Müller, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, war bei der Präsentation des Buches anwesend.

Auf mehr als 500 Seiten zeigt das Buch die Beteiligung von Kardinal Wojtyla an der Enzyklika, sowohl in der vorbereitenden Kommission, als auch in der endgültigen Ausarbeitung. Es berichtet, wie der Kardinal von Krakau eine echte Arbeitsgruppe gebildet hat, und wie er ein Schreiben für die Kommission verfasste, in dem er die traditionelle Lehre der katholischen Kirche bekräftige und Paul VI. in seiner Entscheidung unterstützte, auf diesem Weg weiterzugehen, auch gegen die öffentliche Meinung. Am Ende unterstreicht Galuska den Einsatz des damaligen Kardinals Wojtyla bei der Verteidigung der Enzyklika. Auch dadurch, dass dieser an den Papst schrieb.

Der Brief an den Papst und das Schreiben für die Kommission wurden vollständig als Anhang im Buch abgedruckt. Und der Brief ist es, der die ganze Sorge Karol Wojtylas um die Rezeption des Textes zum Ausdruck bringt.

Kardinal Wojtyla schlug Paul VI. eine fünfteilige Instruktion vor, unter Berücksichtigung der Bischöfe, die kritische Anmerkungen zur Enzyklika gemacht hatten. Der Brief ist sehr präzise und rigoros abgefasst. Es ginge darum, so Kardinal Wojtyla, in Erinnerung zu rufen, dass die in der Enzyklika betonten Dinge Teil des ordentlichen Lehramtes der Kirche sind und dass dieses unfehlbar ist. Und im Hinblick auf jene, die hervorgehoben hatten, dass die von Pius XII. eingerichtete und von Paul VI. erweiterte Kommission zu diesem Thema mehrheitlich gegenteilige Meinungen abgegeben hatte, antwortete Kardinal Wojtyla, dass Glaubensfragen keine Fragen von „Mehrheit oder Minderheit“ sind.

„Wenn man den Brief aufmerksam liest, dann versteht man, dass Kardinal Wojtyla Paul VI. nicht auffordert, deren Unfehlbarkeit zu erklären, sondern einfach zu betonen, dass sie Teil des ordentlichen Lehramtes der Kirche und somit unfehlbar ist“, erläuterte Monsignore Melina.

Das scheint Haarspalterei zu sein, ist es aber nicht. Es ist ein grundlegender Schritt in der Debatte um die Enzyklika des seligen Pauls VI., der bald heiliggesprochen werden wird. Und es zeigt auch die Art und Weise, in der Johannes Paul II. die mit einem so schwer rezipierbaren Text wie Humanae Vitae einhergehenden Schwierigkeiten überwunden hat.

Kardinal Müller erklärte, dass die Enzyklika „die sterile Alternative der künstlichen und natürlichen Geburtenregelung überwindet“ und stellte fest, dass „wir heute – wie damals – vor denselben Fragen stehen.“

„Die Säkularisierung, die den Menschen täuscht, indem sie ihn Gottes beraubt, bedeutet für den Menschen keinerlei Fortschritt auf dem Weg der Vollkommenheit, sondern offenbart sich als ein enormes Defizit auf anthropologischer Ebene. Sie überlässt den Menschen der Verzweiflung und Nutzlosigkeit, ihr Paradigma ist der Nihilismus“, fügte er hinzu.

Kardinal Müller wies deshalb mahnend darauf hin, dass die Botschaft von Humanae Vitae positiv sei, weil die Kirche damit eine vollständige Sicht des Menschen garantiere. Und er kritisierte die jüngsten Entwicklungen in der diesbezüglichen theologischen Debatte heftig.

„Die gegenwärtigen Versuche, die letzten drei Pontifikate unter dem Vorwand, sie würden den Gläubigen eine heterodoxe Lehre auferlegen, in einen Widerspruch zu bringen, sind ein Verbrechen gegen die Kirche und ein Verrat an ihrer Mission und ihrem Auftrag, deren Ziel es ist, den von den Aposteln auf authentische Weise überlieferten Glauben zu bewahren“ betonte er.

Nicht nur das. Es war auch Rede von einer Kommission zur Überprüfung von Humanae Vitae, die Professor Gilberto Marengo, Leiter des Projekts, etwas bescheidener als Studiengruppe definierte. Kardinal Müller jedoch hat sie als „geheime Kommission“ bezeichnet und gefordert, dass sie „zu keiner Veränderung der katholischen Lehre führen darf“; denn wenn man in der Debatte so weitermacht wie vorgeschlagen, „bliebe man an einem Dualismus verhaftet und leistete der Kirche einen schlechten Dienst.“

„Auf diese Weise“, so der Kardinal, „lösen sich die Konflikte nicht, sondern es werden neue Spaltungen geschaffen.“

Die Spaltungen wurden auch von Monsignore Melina angeprangert. Er ging in seinem Beitrag von dem Schreiben aus, das der Erzbischof von Krakau an Paul VI. gesandt hatte. Wojtyla war eine Teilnahme nicht möglich gewesen, da ihm das kommunistische Regime kein Visum erteilt hatte.

„Wojtyla zeigt sich unzufrieden hinsichtlich der naturrechtlichen und moralistischen Argumente, die einige als Grundlage heranzogen, da sie auf der Sakralisierung physiologischer Prozesse zu beruhen schienen. Es bestand aber auch die Gefahr eines spiritualistischen Personalismus, der im Namen der Liebe die Natur und den Körper leugnete, die als Objekt der Manipulation betrachtet wurden“, so Melina.

Erstere wussten die sexuelle Natur nicht wertzuschätzen, die andere hielten sie für eine rein biologische Situation.“

Und so knüpfte der Erzbischof von Krakau, ausgehend von Gaudium et Spes, Kontakt mit jungen Paaren, Ärzten und Psychologen, um dahin zu gelangen, „den Wert des Körpers und die innere Verbundenheit der Sexualität zu erkennen und in einer angemessene Anthropologie zu integrieren.“

Und das, fügte Monsignore Melina hinzu, „bot Papst Montini überzeugende Argumente, die die Katechesen der Theologie des Leibes noch vollständiger ausführen würden.“

Alle Arbeiten von Johannes Paul II. beginnen daher von den Studien in seiner Zeit als Mitglied der „Päpstlichen Kommission zur Erforschung der Bevölkerung, Familie und Geburtenrate.“

Dieses „beratende“ Organ versammelte Personen unterschiedlichster Herkunft und aus vielen Teilen der Welt. Die Publizistik, auch durch Dokumente, die den Zeitungen übermittelt wurden (und die wir heute Leaks nennen würden), hat dieser Kommission dann eine entscheidende Rolle beim „Ja zur Pille“ gegeben, das dann von Paul VI. angefochten wurde. Bereits die Dokumente von Bernardo Colombo, einem der Experten der Kommission, widerlegen diese Idee. In einem Artikel in der Zeitschrift „Teologia“ aus dem Jahre 2003 betonte Colombo, dass der Bericht über die Mehrheit zum „Ja zur Pille“, die in den Zeitungen veröffentlicht wurde, nur einen von zwölf Vorträgen repräsentiere.

Die Veröffentlichung der „Schrift aus Krakau“, der Brief von Karol Wojtyla an Paul VI. aus dem Jahr 1969, die späteren Arbeiten des heilige Johannes Paul II. stellen somit sicherlich einen Gegensatz zu den Fake News das, die sich anlässlich des 50. Jahrestages der letzten Enzyklika von Papst Montini verbreitet haben und verbreiten. (CNA Deutsch)

Die Logik der Desinformation: Das sagt Papst Franziskus über „Fake News“

VATIKANSTADT – CNA dokumentiert den Wortlaut, wie ihn der Heilige Stuhl veröffentlicht hat.

BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM 52. WELTTAG DER
SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL

»Die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32).
Fake News und Journalismus für den Frieden

Liebe Brüder und Schwestern,

im Plan Gottes ist die Kommunikation eine wesentliche Art und Weise, Gemeinschaft zu leben. Der Mensch, Abbild und Ebenbild des Schöpfers, hat die Fähigkeit, das Wahre, das Gute und das Schöne zum Ausdruck zu bringen und es mit den anderen zu teilen. Er hat die Fähigkeit, von seiner Erfahrung und von der Welt zu erzählen, und so die Grundlagen für das Gedächtnis und das Verständnis der Ereignisse zu schaffen. Wenn sich der Mensch aber von Hochmut und Egoismus leiten lässt, kann es passieren, dass er seine Kommunikationsgabe auf eine entstellte Weise nutzt, wie schon die biblischen Erzählungen von Kain und Abel oder vom Turm zu Babel zeigen (vgl. Gen 4,1-16; 11,1-9). Diese Entstellung kommt in einer Verdrehung der Wahrheit auf individueller wie auch kollektiver Ebene zum Ausdruck. Dabei wird die Kommunikation doch erst in der Treue zur Logik Gottes zum Raum, in dem die eigene Verantwortung für die Wahrheitssuche und den Aufbau des Guten zum Ausdruck kommt! In einem zusehends von Schnelllebigkeit geprägten und in ein digitales System eingebetteten Kommunikationskontext, können wir heute das Phänomen der „Falschmeldungen“ beobachten, der sogenannten Fake News: ein Phänomen, das nachdenklich stimmt und mich dazu veranlasst hat, diese Botschaft dem Thema der Wahrheit zu widmen, wie es meine Vorgänger seit Paul VI. schon mehrere Male getan haben (vgl. Botschaft 1972: Die sozialen Kommunikationsmittel im Dienst der Wahrheit). So möchte ich einen Beitrag zu unserer gemeinsamen Verpflichtung bringen, der Verbreitung von Falschmeldungen zuvorzukommen, den Wert des Journalistenberufes neu zu entdecken und uns wieder auf die persönliche Verantwortung zu besinnen, die ein jeder von uns bei der Mitteilung der Wahrheit trägt.

  1. Was ist an „Falschmeldungen“ falsch?

Fake News ist ein umstrittener, vieldiskutierter Begriff. Normalerweise ist damit die im Internet oder in den traditionellen Medien verbreitete Desinformation gemeint: gegenstandslose Nachrichten also, die sich auf inexistente oder verzerrte Daten stützen und darauf abzielen, den Adressaten zu täuschen, wenn nicht gar zu manipulieren. Die Verbreitung solcher Nachrichten kann gezielt erfolgen, um politische Entscheidungen zu beeinflussen oder Vorteile für wirtschaftliche Einnahmen zu erlangen.

Die Wirksamkeit der Fake News liegt vor allem in ihrer mimetischen Natur, in ihrer Fähigkeit der Nachahmung also, um glaubhaft zu erscheinen. Darüber hinaus sind solche Meldungen, die zwar falsch, aber plausibel sind, verfänglich: indem sie sich Stereotype und Vorurteile zunutze machen, die in einem bestimmten sozialen Gefüge vorherrschen, ist es ihnen nämlich ein Leichtes, die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen auf sich zu lenken und Gefühle anzusprechen, die schnell und unmittelbar ausgelöst werden können: Angst, Verachtung, Wut und Frustration. Die Verbreitung solcher Meldungen erfolgt durch manipulative Nutzung der sozialen Netzwerke und dank deren spezifischer Funktionsweise: so erhalten auch Inhalte, die eigentlich jeder Grundlage entbehren, eine so große Sichtbarkeit, dass der Schaden selbst dann nur schwer eingedämmt werden kann, wenn von maßgeblicher Seite eine Richtigstellung erfolgt.

Die Schwierigkeit, Fake News aufzudecken und auszumerzen, hat auch mit dem Umstand zu tun, dass die Interaktion der Personen oft innerhalb homogener digitaler Räume erfolgt, zu denen divergierende Meinungen oder Blickwinkel nicht durchdringen können. Diese Logik der Desinformation führt also nicht nur dazu, dass es zu keiner gesunden Auseinandersetzung mit anderen Informationsquellen kommt, welche Vorurteile in Frage stellen und einen konstruktiven Dialog entstehen lassen könnte, sondern dass man sogar riskiert, sich zum unfreiwilligen Verbreiter parteiischer Meinungen zu machen, die jeder Grundlage entbehren. Das Drama der Desinformation ist die Diskreditierung des anderen, seine Stilisierung zum Feindbild bis hin zu einer Dämonisierung, die Konflikte schüren kann. Falschmeldungen gehen also mit intoleranten und zugleich reizbaren Haltungen einher und führen nur zur Gefahr, dass Arroganz und Hass eine immer weitere Verbreitung finden. Denn das ist es, wozu die Falschheit letztlich führt.

2. Wie erkennt man Fake News?

Niemand von uns kann sich der Verantwortung entziehen, solchen Unwahrheiten entgegenzutreten. Das ist kein leichtes Unterfangen, da sich die Desinformation oft auf sehr gemischte Inhalte stützt, die gewollt evasiv und unterschwellig irreführend sind, und sich mitunter raffinierter Mechanismen bedienen. Lobenswert sind daher Bildungsinitiativen, die lehren, wie man den Kommunikationskontext einordnen und beurteilen kann, ohne sich dabei zum ungewollten Verbreiter von Desinformation zu machen, sondern diese stattdessen aufdeckt. Lobenswert sind ebenso institutionelle und rechtliche Initiativen, die die Eindämmung dieses Phänomens durch entsprechende normative Maßnahmen vorantreiben, wie auch das Bestreben seitens der Technologie- und Medienunternehmen, mit Hilfe neuer Kriterien nachzuweisen, wer sich hinter den Millionen von digitalen Profilen versteckt.

Der Schutz vor den Mechanismen der Desinformation und das Erkennen derselben macht jedoch auch eine sorgfältige Unterscheidung erforderlich. Es geht hier nämlich darum, das aufzudecken, was man als die „Logik der Schlange“ bezeichnen könnte, die sich überall verstecken und jederzeit zubeißen kann. Es handelt sich um die Strategie der »schlauen Schlange«, von der das Buch Genesis spricht und die sich an den Anfängen der Menschheit zum Urheber der ersten „Fake News“ (vgl. Gen 3,1-15) gemacht hat. Die tragische Konsequenz war der Sündenfall, der dann den ersten Brudermord zur Folge hatte (vgl. Gen 4) und zahllose andere Formen des Bösen gegen Gott, den Nächsten, die Gesellschaft und die Schöpfung. Die Strategie dieses gerissenen »Vaters der Lüge« (Joh 8,44) ist nichts anderes als eben die Mimesis: eine gefährliche Verführung, die sich mit vielversprechenden, aber unwahren Argumenten ins Herz des Menschen schleicht. So wird im Bericht vom Sündenfall ja auch erzählt, wie sich der Verführer der Frau nähert und vorgibt, ein Freund zu sein und ihr Wohl am Herzen zu haben. Das Gespräch mit ihr beginnt er mit einer Aussage, die zwar wahr ist, aber doch nur zum Teil: »Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?« (Gen 3,1). In Wahrheit hatte Gott dem Adam aber nicht gesagt, dass er von keinem Baum essen dürfe, sondern nur von einem nicht: »Vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen« (Gen 2,17). Das stellt die Frau der Schlange gegenüber zwar richtig, auf ihre Provokation geht sie aber dennoch ein: »Nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben!« (Gen 3,3). Diese Antwort hat einen legalistischen, pessimistischen Beigeschmack: Nachdem die Frau dem Fälscher Glauben geschenkt hat, lässt sie sich von seiner Darlegung der Fakten anziehen und wird in die Irre geführt. So schenkt sie ihm zunächst Aufmerksamkeit, als er ihr versichert: »Nein, ihr werdet nicht sterben!« (Gen 3,4). Danach erhält die Dekonstruktion des Verführers einen glaubhaften Anstrich: »Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse« (Gen 3,5). Und so wird die väterliche Ermahnung Gottes, die das Gute zum Ziel hatte, am Ende diskreditiert, um der verlockenden Versuchung des Feindes nachgeben zu können: »Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war …« (Gen 3,6). Diese biblische Erzählung lässt uns also eine Tatsache erkennen, die für unser Thema wesentlich ist: keine Desinformation ist harmlos. Im Gegenteil: dem zu vertrauen, was falsch ist, hat unheilvolle Folgen. Schon eine scheinbar leichte Verdrehung der Wahrheit kann gefährliche Auswirkungen haben.

Was hier ins Spiel kommt, ist nämlich unsere Gier. Fake News verbreiten sich oft rasend schnell, wie ein Virus, der nur schwer eingedämmt werden kann. Und der Grund dafür liegt nicht so sehr in der für die sozialen Netzwerke typischen Logik der Weitergabe, sondern eher in der unersättlichen Gier, von der sich der Mensch nur allzu leicht beherrschen lässt. Die wahre Wurzel der wirtschaftlichen und opportunistischen Hintergründe der Desinformation ist unser Hunger nach Macht und Besitz, unsere Vergnügungssucht – eine Gier, die uns letztlich auf einen Schwindel hereinfallen lässt, der noch viel tragischer ist als jede seiner Ausdrucksformen: den Schwindel des Bösen, der sich von Falschheit zu Falschheit seinen Weg bahnt in unser Herz und es seiner Freiheit beraubt. Und das ist auch der Grund, warum Erziehung zur Wahrheit Erziehung zur Unterscheidung bedeutet: Erziehung dazu, das Verlangen und die Neigungen, die uns bewegen, einordnen und abwägen zu lernen, damit es uns nie an Gutem fehlen möge, sodass wir dann auf die erstbeste Versuchung hereinfallen.

3. »Die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32)

Durch die ständige Verunreinigung mit einer irreführenden Sprache wird die Innerlichkeit des Menschen letztendlich verdunkelt. Dostojewski hat hierzu etwas Bemerkenswertes geschrieben: »Wer sich selbst belügt und an seine eigene Lüge glaubt, der kann zuletzt keine Wahrheit mehr unterscheiden, weder in sich noch um sich herum; er achtet schließlich weder sich selbst noch andere. Wer aber niemand achtet, hört auch auf zu lieben und ergibt sich den Leidenschaften und rohen Genüssen, um sich auch ohne Liebe zu beschäftigen und zu zerstreuen. Er sinkt unweigerlich auf die Stufe des Viehs hinab, und all das, weil er sich und die Menschen unaufhörlich belogen hat« (Die Brüder Karamasow, II, 2).

Was also tun? Das radikalste Mittel gegen den Virus der Falschheit ist es, sich von der Wahrheit reinigen zu lassen. Aus christlicher Sicht ist die Wahrheit nicht nur eine begriffliche Realität, die das Urteil über die Dinge betrifft und sie als wahr oder falsch definiert. Bei der Wahrheit geht es nicht nur darum, verborgene Dinge ans Licht zu bringen, „die Realität zu enthüllen“, wie der altgriechische Begriff für die Wahrheit nahelegt: aletheia (von a-lethès, das „Unverborgene“). Wahrheit hat mit dem ganzen Leben zu tun. In der Bibel hat sie auch die Bedeutung von Stütze, Beständigkeit, Zuversicht, worauf schon die Wurzel ‘aman schließen lässt, von der sich auch das liturgische Amen herleitet. Die Wahrheit ist das, worauf man sich stützen kann, um nicht zu fallen. In diesem relationalen Sinn ist das einzig Zuverlässige und Vertrauenswürdige; das einzige, worauf wir zählen können; das einzig „Wahre“ der lebendige Gott. So kann Jesus ja auch sagen: »Ich bin die Wahrheit« (Joh 14,6). Der Mensch entdeckt nun die Wahrheit immer wieder neu, wenn er sie in sich selbst als Treue und Zuverlässigkeit dessen, der ihn liebt, erfährt. Das allein befreit den Menschen: »Die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32).

Befreiung von der Falschheit und Suche nach Beziehung: das sind die zwei Elemente, die nicht fehlen dürfen, wenn unsere Worte, unsere Gesten wahr, authentisch und glaubwürdig sein sollen. Wenn wir die Wahrheit erkennen wollen, müssen wir zwischen dem unterscheiden, was der Gemeinschaft und dem Guten zuträglich ist, und dem, was dagegen dazu neigt zu isolieren, zu spalten, Gegensätze zu schüren. Die Wahrheit erlangt man also nicht, wenn man sie als etwas auferlegt, das fremd und unpersönlich ist; sie entspringt vielmehr den freien Beziehungen zwischen den Personen, im gegenseitigen Zuhören. Zudem muss die Wahrheit immer wieder neu aufgespürt werden, weil sich überall etwas Falsches einschleichen kann, auch wenn man Dinge sagt, die wahr sind. So mag eine schlüssige Argumentation zwar auf unleugbare Fakten gestützt sein – wird sie aber dazu genutzt, den anderen zu verletzten, ihn in den Augen Dritter abzuwerten, dann wohnt ihr nicht die Wahrheit inne, wie richtig diese Argumentation auch erscheinen mag. Die Wahrheit der Aussagen erkennt man an ihren Früchten: daran also, ob sie Polemik, Spaltung und Resignation auslösen – oder eine gewissenhafte und reife Diskussion, einen konstruktiven Dialog und ein fruchtbares Schaffen.

4. Der Friede liegt in der wahren Nachricht

Das beste Mittel gegen die Falschheit sind nicht die Strategien, sondern die Personen: Personen, die frei von Begierde sind und daher die Bereitschaft haben, zuzuhören und die Wahrheit durch die Mühe eines ehrlichen Dialogs zutage treten lassen. Personen, die – vom Guten angezogen – bereit sind, die Sprache verantwortungsvoll zu gebrauchen. Wenn der Ausweg aus der Verbreitung von Desinformation also die Verantwortung ist, dann sind hier vor allem jene auf den Plan gerufen, denen die Verantwortung beim Informieren schon von Berufs wegen auferlegt ist: die Journalisten, die die Hüter der Nachrichten sind. In der Welt von heute übt der Journalist nicht nur einen Beruf aus: er hat eine Mission. Trotz der Kurzlebigkeit der Nachrichten und im Strudel der Sensationspresse darf er nie vergessen, dass im Zentrum der Nachricht der Mensch steht – und nicht, wie schnell eine Nachricht verbreitet wird und welche Wirkung sie auf das Publikum hat. Informieren hat mit „formen“ zu tun, betrifft das Leben der Menschen. Das ist auch der Grund, warum die Sorgfalt bei den Quellen und der Schutz der Kommunikation eigenständige Prozesse sind, die wirklich zur Entwicklung des Guten beitragen, Vertrauen schaffen und Wege der Gemeinschaft und des Friedens erschließen.

Ich möchte daher alle dazu einladen, einen Journalismus für den Frieden voranzutreiben, womit ich nicht einen Journalismus meine, dem es nur um „Schönfärberei“ geht, der das Vorhandensein schwerwiegender Probleme leugnet und einen süßlichen Tonfall annimmt. Nein, ich meine einen Journalismus, der sich nicht verstellt; der der Unwahrheit, der Effekthascherei und dem prahlerischen Reden den Kampf ansagt; ein Journalismus, der von Menschen und für Menschen gemacht ist; der sich als ein Dienst versteht, der allen Menschen zugutekommt, vor allem jenen – und das ist in unserer heutigen Welt der Großteil –, die keine Stimme haben; ein Journalismus, dem es nicht nur darum geht, Nachrichten so schnell und lukrativ wie möglich „an den Mann zu bringen“, sondern der die tatsächlichen Ursachen der Konflikte zu erforschen sucht, um ihre Wurzeln verstehen und durch die Anregung guter Handlungsweisen überwinden zu können; ein Journalismus, der sich nicht vom Strudel der Sensationsgier und der verbalen Gewalt mitreißen lässt, sondern lieber nach alternativen Lösungen sucht.

Lassen wir uns also von einem Gebet im Geiste des heiligen Franziskus inspirieren und wenden wir uns an Den, der die Wahrheit selbst ist:

Herr, mache uns zum Werkzeug deines Friedens.
Lass uns das Böse erkennen, das sich in eine Kommunikation einschleicht, die nicht Gemeinschaft schafft.
Gib, dass wir das Gift aus unseren Urteilen zu entfernen wissen.
Hilf uns, von den anderen als Brüder und Schwestern zu sprechen.
Du bist treu und unseres Vertrauens würdig; gib, dass unsere Worte Samen des Guten für die Welt sein mögen:
wo Lärm ist, lass uns zuhören;
wo Verwirrung herrscht, lass uns Harmonie verbreiten;
wo Zweideutigkeit ist, lass uns Klarheit bringen;
wo es Ausschließung gibt, lass uns Miteinander schaffen;
wo Sensationssucht herrscht, lass uns Mäßigung wählen;
wo Oberflächlichkeit ist, lass uns wahre Fragen stellen;
wo es Vorurteile gibt, lass uns Vertrauen verbreiten;
wo Aggressivität herrscht, lass uns Respekt bringen;
wo es Falschheit gibt, lass uns Wahrheit schenken.
Amen. (CNA Deutsch)

Kommunikationspräfekt: Gemeinsam gegen „Fake News“

 

Neue Allianzen zwischen Bürgern und Institutionen gegen die Verbreitung so genannter „Fake News“ hat der Präfekt des vatikanischen Kommunikationssekretariates Dario Edoardo Viganò gefordert.

Hierbei seien angefangen bei den Schulen über Berufsverbände bis hin zur Politik alle Glieder der Gesellschaft gefordert, betonte der Präfekt in einem Interview mit Vatican News anlässlich der Veröffentlichung der Papstbotschaft zum 52. Tag der Sozialen Kommunikationsmittel. Insbesondere Journalisten seien gefragt, gegen das Phänomen vorzugehen, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren sowie den eigenen Berufsethos zu beschädigen.

Es gehe darum, „die Verantwortung der Kommunikation“ wieder ins Zentrum zu stellen, appellierte Viganò. „Dieser Wert kann gemeinsam mit der Meinungsfreiheit die Kommunikation selbst zum Ort des Zuhörens, des Dialoges und auch der Meinungsverschiedenheiten machen“, so der Präfekt. Fake News verbreiteten sich ja gerade dort, wo vorschnell geurteilt und nicht zugehört werde. Kommunikation sei nicht allein die Verbreitung von Nachrichten, sondern meine Hilfsbereitschaft, gegenseitige Bereicherung, Beziehung und habe die Aufgabe, Brücken zu bauen und dem Frieden zu dienen. (vatican news)

D: Bischöfe reden über soziale Umbrüche und Populismus

Bischof OverbeckÜber Rechtspopulismus, Fake-News, soziale Sorge und schwindendes Vertrauen in Institutionen haben die deutschen Bischöfe am Dienstag bei ihrer Vollversammlung gesprochen. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte vor Journalisten, die beiden Punkte Gerechtigkeit und Sicherheit seien grundlegend für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Das zeige gerade der Erfolg populistischer Bewegungen und Parteien, Overbeck nannte Pegida und die AfD.

„Wer den Populisten das Wasser abgraben will, muss diese Themen ernst nehmen: Gerechtigkeit mit Blick auf soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheit, und Sicherheit. Wir wissen, wenn Bürger das Gefühl haben, dass es insgesamt gerecht und sicher zugeht, dann können sie dem Gemeinwesen mehr Vertrauen entgegenbringen, aber auch den Institutionen.“

Die Frage, ob Christen eine Partei wie die AfD wählen können, wollte Overbeck nicht mit ja oder nein beantworten. Allgemein sei jede in Deutschland offiziell anerkannte Partei „für den Christen anhand gewisser Kriterien wählbar“. Dazu gehöre, dass die Partei die Würde eines jeden Menschen anerkennen müsse, auch wenn er aus guten Gründen flieht; sie müsse auch dialogfähig sein und die Prinzipien von Gerechtigkeit, Solidarität und Subsidiarität anerkennen. Klarer äußerte sich der deutsche Caritaspräsident Peter Neher: „Es ist wenig hilfreich, Wähler der AFD mit dem Stigma des Nichtchristen zu versehen.“

Auf die Frage nach Allianzen zwischen konservativen Christen und populistischen Bewegungen sagte Overbeck, „Frömmigkeit hat immer zwei Seiten, die Gott zugewandte und die dem Nächsten Zugewandte, das sind zwei Seiten einer Medaille, die man nicht trennen darf, weil man sonst nicht Jesus entsprechend agiert. Das ist umgesetztes christliches Leben im Alltag.“

Neher arbeitete drei Punkte heraus, die aus seiner Sicht das Vertrauen in den Sozialstaat bestärken: soziale Ungleichheit mindern, Grundsicherung erhöhen und Zugang zu Bildung sichern. Neher: „Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist dann gefährdet, wenn Menschen sich ausgegrenzt fühlen, wenn sie keine Chancen mehr für sich und ihre Kinder sehen. Oder unter Abstiegsängsten leiden, wie wir das zunehmend in der unteren und unteren Mittelschicht wahrnehmen. Diese Abstiegsängste können dazu führen, dass sich die Mittelschicht nach unten abschottet und die Bereitschaft zur Solidarität mit den Schwächeren sinkt.“

Zudem gebe es weitere diffuse Ängste, die sich bevorzugt an jenen festmachen, die noch weniger haben als die sozial schwächsten Schichten in Deutschland: „Flüchtlinge sind die neuen Hexen“; formulierte Neher in Anlehnung an den Psychologen Stephan Grünewald.

Der Mainzer Sozialethiker Gerhard Kruip führte die grassierende Verunsicherung in der Gesellschaft auch auf die Entwicklung des Mediensystems zurück. Viele zögen sich zurück in die „Echoräume ihrer Selbstbestätigung“. „Fakenews haben da leichtes Spiel, während gleichzeitig viele Menschen jene Medien, die ihnen Fakten bringen, die sie infrage stellen, als Lügenpresse diffamieren“. Zugleich seien auch traditionelle Medien dazu gezwungen, sich auf Konflikte und Skandale zu konzentrieren. „Offenbar sind sich viele Menschen über diese Mechanismus nicht im Klaren und nehmen di Verzerrung der Wirklichkeit nicht war. Wir sind eine Gesellschaft geworden, die sich selbst gegenüber massive Vorurteile hat.“ Christen sollten in einer solchen Lage, so der katholische Sozialethiker, immer auch von ihrer Hoffnung sprechen. Kruip zitierte die Würzburger Synode: Die Welt braucht keine Verdoppelung ihrer Hoffnungslosigkeit durch Religion.

Die deutschen Bischöfe hatten am Montag ihre Frühjahrsvollversammlung begonnen. Im Mittelpunkt ihrer Beratungen stehen auch der Umgang mit Flüchtlingen, die Priesterausbildung und die ökumenischen Feiern zum 500. Reformationsjubiläum. Das Treffen dauert bis Donnerstag, Sitzungsort ist Bergisch Gladbach-Bensberg. (rv)