Wie läuft's bei der Synode? Das fragten wir Pater Bernd Hagenkord SJ, der die Debatten aus der Nähe verfolgt.
RV: Was ist neu, überraschend im Vergleich zur Synode im letzten Jahr?
„Die Stimmung ist besser. Es ist schwer, das genau festzumachen, aber es gibt weniger offene Konflikte außerhalb der Aula, weniger Kontroverse, und innerhalb des Saales versuchen alle, konstruktiv und positiv an Positionen zu arbeiten. Natürlich gibt es Auseinandersetzungen, es wäre nach all den Monaten von öffentlicher Debatte auch verwunderlich wenn nicht, aber die Mitglieder der Synode sind sich offensichtlich bewusst, dass es keine weitere Synode zum Thema gibt: Das hier ist es, und der Einsatz ist dementsprechend. Da ist richtig Bewegung drin.“
RV: Zur Methode Bergoglio: Arbeitsgruppen sind diesmal besonders wichtig – aber sie reden laut Erzabt Schröder („ein paar Tage im Blindflug“) nebeneinander her, ohne direkte Vernetzung mit den Ergebnissen der anderen. Ist das nicht ein Schwachpunkt?
„Nein, das ist normal. Die Alternative wäre ja, alles in der Großgruppe zu machen, dann könnte keiner auf den anderen reagieren, alles liefe auf vorbereitete Statements hinaus, und keiner würde auf das eingehen können, was vorher gesagt wurde. Rein mathematisch bedeutet die kleine Gruppe, dass viele Mitglieder nicht dabei sind. Das ist kein Schwachpunkt, das ist eine Stärke, weil es Dialog und Zusammenarbeit bedeutet.“
RV: Gibt es eine Diskrepanz zwischen der Außenwirkung der Synode und dem, was die Synodenväter tatsächlich hinter verschlossenen Türen sagen und tun?
„Ja und nein, wie immer. Es ist naturgemäß schwer, die Geschichte der Synode zu berichten, wenn man selber nicht drin sitzt, wie es bei den Journalisten der Fall ist. Die würden natürlich gerne mehr wissen, aber der Papst möchte Vertraulichkeit. Auf der anderen Seite ist das alles natürlich schon lange debattiert, so dass die Themen nicht wirklich neu sind.
Es kommt wie immer darauf an, wohin man schaut. Die Berichterstattung ist im Allgemeinen sehr gut, wenn man die einseitigen Medien vermeidet, die nur auf Krawall aus sind oder die nicht berichten, sondern beeinflussen wollen. Immer wieder wird ja gesagt, dass es zwei Synoden gäbe, die wirkliche und die in den Medien. Diese These teile ich nicht, sie sind schon miteinander verbunden und sind zwei Seiten oder zwei Dimensionen.“
RV: In welche Richtung entwickelt sich die Synode?
„Da müsste ich raten. Also rate ich einmal, dass am Ende ein Dokument stehen wird, dass mit großer Einmütigkeit verabschiedet wird. Ich würde raten, dass es in der zweiten und besonders auch der dritten Woche mehr Konflikte inhaltlicher Art geben wird, als in der ersten. Denn dann kommen ja die Themen auf die Tagesordnung, die auch bislang schon eifrig debattiert wurden.
Aber ich nehme auch wahr, dass immer mehr Synodalen in Kaffeepausen und dergleichen sagen, es werde noch viel mehr Zeit brauchen als die drei Wochen, die wir hier in der Synode verbringen. In einer gewissen Hinsicht beginnt dann die Arbeit erst.“ (rv)