Papst Franziskus erhält den Karlspreis

Papst FranziskusPapst Franziskus hat an diesem Freitag den Internationalen Karlspreis zu Aachen für die Einheit Europas erhalten. Damit geht der Preis nicht nur an das Oberhaupt der katholischen Weltkirche, sondern auch an einen Lateinamerikaner, der bislang als Papst vor allem auf die Ränder Europas geschaut hat: Sein erster Besuch als Pontifex führte ihn auf die Mittelmeerinsel Lampedusa, wo jährlich tausende Flüchtlinge sterben. Er besuchte Albanien, Sarajevo und erst kürzlich die griechische Insel Lesbos, neuer Hotspot der europäischen Flüchtlingspolitik. Nicht zu vergessen seine Rede vor dem Europäischen Parlament im November 2014 in Straßburg, wo er die Würde des Menschen anmahnte und von einer müden Großmutter Europa sprach.

Jürgen Linden, Vorsitzender des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, gab in seiner Ansprache die Begründung für die Verleihung des prestigeprächtigen Preises an Papst Franziskus: „Sie sind eine Stimme des Gewissens, die uns mahnt, bei all unserem Tun den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Sie sind eine herausragende moralische Autorität, die uns als Mahner und Mittler daran erinnert, dass wir in Europa den Auftrag und die Verpflichtung haben, aufbauend auf den Idealen der europäischen Gründerväter Frieden und Freiheit, Recht und Demokratie, Solidarität und die Bewahrung der Schöpfung zu verwirklichen.“

Der Text der Medaille lautet: „Karlspreis zu Aachen 2016 Papst Franziskus Europa – eine Gesellschaft der Werte“. Linden schloss mit den Worten: „Heiliger Vater, geben Sie uns Mut und Zuversicht, Europa wieder zu dem Traum zu machen, den wir seit mehr als 60 Jahren zu träumen gewagt haben.“

Zu Ehren des Preisträgers waren auch die Spitzen der Europäischen Union und frühere Karlspreisträger gekommen, der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Rates, Donald Tusk, und der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel war gekommen und hatte bereits am Vormittag eine Privataudienz bei Franziskus erhalten. Des Weiteren waren der König von Spanien, Felipe VI. und der Großherzog Henri von Luxemburg sowie der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi und die Staatspräsidentin der Republik Litauen, Dalia Grybauskaité, anwesend. (rv)

D: Flüchtlingspolitik, DBK kritisiert Italien

Der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, hat den Umgang Italiens mit den aktuellen Flüchtlingsbewegungen aus Nordafrika kritisiert. „Dass der italienische Staat offenbar auf Kosten der Menschen bewusst die Zuspitzung der Situation in Kauf nimmt, um politischen Druck aufzubauen, ist inakzeptabel", sagte Trelle am Donnerstag in Hildesheim auf Anfrage. Ebenso sei es „völlig unangebracht", in diesem Zusammenhang etwa von „Tsunamis" zu sprechen. Dies schüre populistisch Ängste, so der Hildesheimer Bischof. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte die Flüchtlinge aus Nordafrika als „menschlichen Tsunami" bezeichnet.
Grundsätzlich habe jeder Migrant das Recht auf menschenwürdige Behandlung, unterstrich der Bischof. Trelle forderte die europäischen Staaten zugleich auf, glaubwürdig und konkret über eine gerechte Migrationspolitik nachzudenken, die eine weitere Perspektive als die bisherige, weitgehend auf Abschottung gerichtete Praxis habe. Diese Politik müsse endlich den Anspruch einlösen, mit den Staaten des Südens eine gleichberechtigte Partnerschaft eingehen zu wollen, betonte der Bischof. Eine Migrationspolitik, die etwa mit Hilfe der EU-Grenzschutzagentur FRONTEX bereits die Ausreise aus den nordafrikanischen Staaten verhindere, werfe „große menschenrechtliche Probleme" auf.
Der Vatikan hatte an diesem Mittwoch die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union kritisiert: diese würde sich beim Flüchtlingsproblem streiten, anstatt zusammenzuarbeiten, so Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone nach Angaben von Adnkronos.
(rv)