Rom: Papst besucht römische Gedenkstätte für SS-Opfer

Die Nächstenliebe besteht darin, das Gute zu wollen und das Böse abzulehnen. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag in Rom beim Besuch der Gedenkstätte der „Fosse Ardeatine" am Rande der Ewigen Stadt. Am 24. März 1944 erschossen die Nazis dort 335 italienische Geiseln. Mit dem Privatbesuch folgte der Papst einer Einladung der Vereinigung der Opferangehörigen anlässlich des 67. Jahrestages der Massenhinrichtung. Bei der Gedenkstätte nahe der Via Appia Antica sagte der Papst:
„In einem solchen traurigen Ort des Gedenkens kann die wahrhaftigste Antwort nur so lauten, dass man sich gegenseitig die Hände nimmt, wie Geschwister, und sagt: Vater unser, wir glauben an Dich, und mit der Kraft Deiner Liebe wollen wir gemeinsam in Frieden, in Rom, in Italien, in Europa, auf der Welt, unseren Weg gehen. Amen."
Er sei gekommen, um Gottes Erbamen zu bitten. Denn nur die göttliche Barmherzigkeit könne die Herzen derer füllen, die von der schrecklichen Tat betroffen seien, so der Papst weiter. In seiner kurzen Ansprache vor den aufgereihten Särgen betonte Benedikt XVI., dass die Geschehnisse des 24. März 1944 eine äußerst schwere Beleidigung Gottes gewesen seien, „da es sich um die absichtliche Gewalt von Menschen gegen Menschen gehandelt hat".
Blumen am Denkmal
Zunächst legte Benedikt XVI. Blumen am Denkmal für die Opfer nieder, dann betrat den überdachten Bereich mit 335 Steinsarkophagen. Nach dem Gebet der Psalmen 23 und 129 mit Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni – 76 der Ermordeten waren Juden – traf der Papst auf dem Vorplatz mit Angehörigen der Opfer zusammen. Begleitet wurde der Papst unter anderen von Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo, dessen Vater zu den Hingerichteten gehörte.
Hintergrund
Die Geiselerschießung bei der „Fosse Ardeatine" war die Reaktion der deutschen Besatzungsmacht auf einen Sprengstoffanschlag von Partisanen am Vortag im Zentrum Roms. Dabei kamen 33 Mitglieder eines Bozener Polizeiregiments ums Leben, 38 wurden verletzt. Es ist der dritte Besuch eines Papstes an den „Fosse Ardeatine". 1965 hatte Paul VI. die Gedenkstätte aufgesucht, 1982 kam Johannes Paul II. (rv)