Benedikt XVI. plant anscheinend, auch Frauen grundsätzlich als Lektoren zuzulassen. Das hat der neue Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, jetzt bestätigt. Ouellet äußerte sich am Donnerstag am Rand der Vorstellung eines großen Vatikan-Dokuments zum Thema Bibel. In diesem postsynodalen Schreiben „Verbum Domini" schreibt der Papst wörtlich:
„Bekanntlich wird das Evangelium vom Priester oder vom Diakon verkündet, die Erste und Zweite Lesung hingegen in der lateinischen Tradition vom damit beauftragten Lektor, einem Mann oder einer Frau."
„Der Papst greift damit indirekt Vorschlag 17 der Bischofssynode zur Bibel von 2008 auf", so Kardinal Ouellet. „Die Synodenväter fordern, dass das Amt des Lektors auch den Frauen geöffnet wird – das ist also gehört worden, und der Heilige Vater studiert diese Frage aufmerksam."
Bisher dürfen offiziell – auch wenn das in vielen Pfarreien im deutschen Sprachraum anders gehandhabt wird – nur Männer die Erste und Zweite Lesung im Wortgottesdienst vortragen. Dafür werden sie vom Ortsbischof in aller Form berufen. Dass nicht ausdrücklich berufene Männer oder Frauen den Lektorendienst ausüben, ist eigentlich nur für Ausnahmefälle vorgesehen. Dass der Papst auch Frauen als Lektoren zulassen möchte, könnte auch die Debatte um weibliche Diakone wieder beleben. Sie wird seit neuestem schon durch eine Änderung des Kirchenrechts durch Papst Benedikt genährt. Einen Schritt in Richtung Laienpredigt bedeutet die Neuerung, von der Kardinal Ouellet spricht, allerdings ganz und gar nicht. (rv)