Neuer Generaloberer bei der Piusbruderschaft

ECÔNE – Das Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat Pater Davide Pagliarani für zwölf Jahre zum neuen Generaloberen gewählt. Das teilte die Piusbruderschaft auf ihrer Webseite mit.

Der neue Generalobere ist 47 Jahre alt und italienischer Staatsbürger. Er empfing im Jahr 1996 aus der Hand seines Vorgängers, Bischof Bernard Fellay, die Priesterweihe. Am heutigen Donnerstagen wurden die beiden neuen Generalassistenten gewählt. Es handelt sich um Bischof Alfonso Galarreta (61) und Pater Christian Bouchacourt (59).

Der neue Generalobere

Bevor er 2012 zum Rektor des Seminars „Maria Miterlöserin“ im argentinischen La Reja ernannt wurde, übte Pater Pagliarani das Amt des Distriktoberen für Italien aus. Nach der Annahme der Wahl habe Pater Pagliarani in der Seminarkirche von Ecône das Tridentinische Glaubensbekenntnis und den Antimodernisten-Eid abgelegt, so die Mitteilung weiter. Das Generalkapitel wird bis zum 21. Juli fortgeführt.

Hintergrund

Die 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Piusbruderschaft hat nach eigenen Angaben über 600 Priester, die weltweit in knapp 800 Messzentren wirken und auf allen Erdteilen vertreten sind. Die Priestergemeinschaft hat keinen voll anerkannten kanonischen Status. Seit Jahren steht sie immer wieder in Verhandlungen mit dem Vatikan bezüglich einer vollen Anerkennung.

Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der 1988 unerlaubt geweihten Bischöfe auf, die ein Haupthindernis für eine Annäherung gewesen war. Papst Franziskus verfügte im Zuge des Jahres der Barmherzigkeit, dass die Beichte bei Priestern der Bruderschaft erlaubt gehört werden kann; seit März 2017 können Priester der FSSPX auch – mit der Erlaubnis von Franziskus – die Ehe zwischen Gläubigen schließen, die von ihnen pastoral betreut werden. (CNA Deutsch)

Neuer Brief an Franziskus bezeichnet sich als „Zurechtweisung“

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat ein Schreiben erhalten, dass sich als „Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien“ bezeichnet. Auf der Liste der Erstunterzeichner befinden sich auch Intellektuelle aus dem deutschsprachigen Raum. Das Schreiben fordert den Papst „mit tiefem Schmerz“ auf, eine falsche Lehre „zu Ehe, Moral und Eucharistie“ zu verurteilen, die er – behaupten die Autoren – „direkt oder indirekt vertreten“ habe.

Zu den Erst-Unterzeichnern des unter dem lateinischen Titel Correctio Filialis De Haeresibus Propagatis am heutigen Sonntag veröffentlichten Schreibens gehören unter anderem der deutsche Autor Martin Mosebach und der österreichische Philosophie-Professor Thomas Stark. Nach Übergabe des Schreibens an den Papst habe auch der General-Obere der Priesterbruderschaft Pius X. (SSPX), Bischof Bernard Fellay, davon erfahren und dieses unterschrieben, hieß es.

Neben Bischof Fellay habe ein weiterer Geistlicher der FSSPX, Pater Robert Brucciani, das Schreiben unterzeichnet.

Die Correctio wurde Franziskus nach Angaben der Unterzeichner mit damals 40 Unterschriften am 11. August 2017 zugestellt. Nachdem sie seitdem keine Antwort erhalten hätten, würden sie es nun veröffentlichen, heißt es auf der im Internet in mehreren Sprachen publizierten Darstellung.

Die Unterzeichner betonen ihre „Loyalität zur Heiligen Römischen Kirche, versichern den Papst ihres Gebetes und bitten ihn um seinen apostolischen Segen“.

„In der Hoffnung, einer weiteren Ausbreitung von Lehren vorzubeugen, die in sich dazu neigen, alle Sakramente zu profanieren und das Gesetz Gottes umzustürzen“, betonen die Erst-Unterzeichner auf der Website, dass sie als Untergebene „sich kein Urteil über den Grad der Schuldhaftigkeit an[maßen], mit dem Papst Franziskus die sieben angeführten Häresien verbreitet hat. Sie bestehen aber respektvoll darauf, dass Papst Franziskus diese Häresien verurteilt, die er direkt oder indirekt vertreten hat.“

Die „Zurechtweisung“, deren vollständiger Text in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, besteht aus drei Teilen. Neben der eigentlichen Correctio in lateinischer Sprache gibt es eine erklärende Begründung der Unterzeichner, mit der sie aus Ihrer Sicht darstellen, „warum sie als gläubige und praktizierende Katholiken das Recht und sogar die Pflicht haben, eine solche Zurechtweisung an den Papst zu richten“. Ein dritter Teil beschreibt den Modernismus sowie den Einfluss Martin Luthers als „Quellen des Irrtums“.

Im zweiten Teil – der eigentlichen Correctio – werden sieben Thesen angeführt, die der Pontifex verbreitet und „dadurch eine große und unmittelbare Gefahr für die Seelen verursacht“ haben soll, behaupten die Autoren. (CNA Deutsch)

„Zahl der Widersprüche ist beschränkt“: Was der FSSPX noch zur Versöhnung mit Rom fehlt

Interview mit Pater Franz Schmidberger, Regens des Priesterseminars der Piusbruderschaft.

ZAITZKOFEN – Nach der Beichte jüngst auch die Eheschließung: Mittlerweile können katholische Paare in Gottesdiensten der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) ltig heiraten. Stimmen also Spekulationen in den Medien, dass die Piusbruderschaft schon bald in den Rang einer Personalprälatur erhoben wird? Was steht aus Sicht der Piusbrüder noch einer Versöhnung im Weg? Und: Was ist dran an dem Gerücht, dass Papst Franziskus in Fatima eine solche bekanntgeben will? Antworten von Pater Franz Schmidberger, Regens des Priesterseminars „Herz Jesu“ und ehemaliger Distriktoberer der Bruderschaft in Deutschland und Österreich.

PAUL BADDE: Herr Pater Schmidberger, in das Priesterseminar der Erzdiözese von München und Freising ist zuletzt, wie ich gehört habe, ein einziger Priesternachwuchskandidat eingetreten. – Wie sieht die Situation bei Ihnen im Priesterseminar „Herz Jesu“ von der Priesterbruderschaft Pius X. aus?

SCHMIDBERGER: Unser Seminar zählt im Augenblick 31 Seminaristen, von denen einer ein Pastoraljahr in einem Priorat in den USA verbringt. Die gute Hälfte von ihnen stammt aus dem deutschen Sprachraum, die andere Hälfte vor allem aus den Ländern des Ostens: Polen, Tschechien, Litauen, Russland und Ungarn. Im Herbst 2016 hatten wir 9 Eintritte, darunter vier Deutsche. Deshalb planen wir einen Erweiterungsbau. Natürlich gibt es auch immer den einen oder anderen Abgang, wie man dies bei einem lebendigen Organismus nicht anders erwarten kann. Schließlich geht es ja bei der Erneuerung der Kirche nicht um Quantitäten, sondern um die Heranbildung eines gut geschulten, frommen und seeleneifrigen Klerus. Und in diesem Sinn werden unsere jungen Leute, einmal zum Priester geweiht, unsere Stellungen im deutschen Sprachraum und in den Ländern des Ostens wesentlich stärken und festigen. Die Ausbildung in unserem Seminar könnte auch beispielhaft für andere Seminare sein. Um sich davon zu überzeugen, brauchen Sie nur unseren Seminarfilm anzuschauen.

BADDE: Wie erklären Sie diesen Unterschied und was bedeutet er für die Zukunft der Kirche in Deutschland?

SCHMIDBERGER: Die „Konzilskirche“ in Deutschland ist ein auslaufendes Modell. Von geistiger Konkursverwaltung zu sprechen ist nicht übertrieben. Man kann darum jedem jungen Mann, der zum Priestertum berufen ist, sagen: „Lass die Toten die Toten begraben; du aber, verkünde das Evangelium und arbeite für das Leben in den Seelen und für die Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern.“

BADDE: Es ist immer wieder zu hören, dass eine vollständige Aussöhnung der Bruderschaft mit Rom kurz bevor stehe. Es würden nur noch letzte Unterschriften fehlen, sonst sei alles wohl vorbereitet. Was können Sie uns als sicher mitteilen?

SCHMIDBERGER: Was die zukünftige Struktur der Priesterbruderschaft St. Pius X. bei einer Anerkennung von Rom anbetrifft, so ist diese im Wesentlichen tatsächlich ausgearbeitet. Man wird aber noch über eine lehrmäßige Erklärung sprechen müssen, insbesondere bezüglich des II. Vatikanischen Konzils. Das Datum für eine endgültige Regelung liegt selbstverständlich in erster Linie bei der göttlichen Vorsehung, die alles lenkt und leitet. Es braucht eben viel Geduld, aber auch den festen Willen, mit Energie auf dieses Ziel hinzuarbeiten zum Wohle der ganzen Kirche.

BADDE: Als wir das letzte Mal – im Februar 2012 – miteinander sprachen, ließen Sie durchblicken, dass „die Zeit für Sie arbeite“ , trotz Ihres Zögerns vor Benedikt XVI, der Ihnen bis dahin so weit entgegen gekommen war wie noch kein Papst zuvor. Ein Jahr nach unserem Gespräch trat Benedikt als Papst zurück, den Sie mit Ihrem Erzbischof Williamson in die bis dahin schwerste Krise seines Pontifikats gestürzt hatten. Wie haben Sie damals auf die Nachricht des Rücktritts reagiert und was hat er in der Priesterbruderschaft bewirkt?

SCHMIDBERGER: Wir alle haben unter den inakzeptablen Äußerungen von Bischof Williamson gelitten. Natürlich sahen wir sehr wohl, wie die Feinde der Kirche diese benützt haben, um auf den Papst einzuschlagen, wie er dies ja auch selber in seinem Brief an die Bischöfe gesagt hat. Wir haben seinen Rücktritt bedauert, umso mehr, als er mit Summorum Pontificum der Kirche einen großen Dienst erwiesen und dann auch mit der Rücknahme des Exkommunikationsdekrets 2009 einen weiteren Schritt auf eine Normalisierung hin getan hat.

BADDE: Dennoch scheint die Zeit Ihrer Einschätzung von damals Recht zu geben – zumindest was die Annäherung der Bruderschaft mit Rom betrifft und umgekehrt. Was hat Papst Franziskus, das Papst Benedikt nicht hatte?

SCHMIDBERGER: Nicht die Zeit gibt uns Recht, sondern die Gnade Gottes in ihrem Wirken in der Zeit, die jene nicht verlässt, welche glauben, lehren und beten, wie die Kirche immer geglaubt, gelehrt und gebetet hat. Lesen Sie das demnächst erscheinende Buch von Prälat Georg May mit dem Titel „300 Jahre gläubige und ungläubige Theologie“; dann werden Sie die richtige Einschätzung bezüglich der heutigen Lage gewinnen.

Papst Franziskus hat zu unserer eigenen Überraschung uns gegenüber ein ausgesprochenes Wohlwollen. Andererseits hat er mit seiner Geringschätzung der Lehre in der Kirche viel Verwirrung gestiftet, aber wiederum auch der Konzilsideologie ein Ende bereitet. Und genau hier liegt die Möglichkeit zu einer Verständigung. Da der Papst an die Ränder geht, ist es logisch, wenn er jene nicht vergisst, die als treue Söhne der Kirche jahrelang marginalisiert worden sind.

BADDE: Gleichwohl tragen die wichtigsten Dokumente der Annäherung heute die Unterschrift Kardinal Müllers, der als Erzbischof von Regensburg Ihr schärfster Opponent in Deutschland war. In allem Streit scheint er die Konstante Ihrer Debatten geblieben zu sein. Wie deuten Sie dieses Paradox?

SCHMIDBERGER: Es ist vor allem der Papst und auch der Sekretär der Kommission Ecclesia Dei, Erzbischof Pozzo, die in einer echten Hirtensorge sich unsrer annehmen und einen jetzt schon 40 Jahre lange dauernden Konflikt beenden wollen. Wenn Kardinal Müller dieses Bemühen mitträgt, dann können wir uns darüber nur freuen. Vielleicht sind dem Kardinal auch in Rom die Augen für die Katastrophe in der Kirche aufgegangen und sucht er nach Verbündeten im Kampf gegen die Zerstörer.

BADDE: Vor sechs Jahren zitierten Sie vor mir die Ansprache von Papst Benedikt an die Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken vom 24. September 2011, wo er sagte: „Die eigentliche Krise der Kirche in der katholischen Welt ist eine Krise des Glaubens. Wenn wir nicht zu einer wirklichen Erneuerung des Glaubens finden, werden alle strukturellen Reformen wirkungslos bleiben.“ Und Sie kritisierten, dass durch das Konzil eben nicht der Geist der Kirche die Welt durchdrungen habe, sondern umgekehrt sei der Geist der Welt in die Kirche eingedrungen. Scheint der Prozess eines derart verstandenen „aggiornamento“ aber nicht gerade unter Papst Franziskus an sein Ziel zu kommen, der Ihnen nun die Türen in Rom weiter öffnet als jeder seiner Vorgänger? Erklären Sie uns bitte diesen Widerspruch.

SCHMIDBERGER: Wiederholen wir: Die Verwirrung in der Kirche ist groß, vielleicht größer als je zuvor in ihrer ganzen Geschichte. Wir erleben einen wahren Zusammenbruch in der Theologie, der Moral, der Disziplin, der Liturgie und der Spiritualität. Man darf ohne Übertreibung vom großen Glaubensabfall sprechen. Schlechte Ratgeber bieten dabei verderbliche Falschlösungen an, wie z.B. die Weihe von viri probati oder auch das Frauendiakonat. Gewiss darf man das Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche nicht übersehen, der sich menschlicher Werkzeuge bedient und vielleicht unsere Bruderschaft als die größte geschlossene religiöse Gruppe benützen will, die eben aus einem Guss heraus auf diesen Zusammenbruch antworten will und in einem bescheidenen Rahmen antworten kann. Jedenfalls haben wir ein Gesamtkonzept für eine wahre Neuevangelisierung.

Ohne vorbehaltlose Anerkennung der Konzilsdekrete wird die Bruderschaft des heiligen Pius X in der „una sancta catholica ecclesia“ keine Heimat finden, erst recht nicht, nachdem inzwischen auch die Konzilspäpste Johannes XXIII. und Paul VI. heilig und selig gesprochen worden sind, woran die Bruderschaft mit vernünftigen Argumenten des Glaubens nicht mehr rütteln kann. Bisher – so hatte es den Anschein – forderten Sie immer die Umkehr Roms. Ist inzwischen aber nicht auch die Bruderschaft umgekehrt und was können Sie uns dazu sagen?

Erzbischof Lefebvre hat im Konzil immer drei Teile unterschieden: Einen Löwenanteil, der mit der bisherigen Lehre der Kirche vollkommen übereinstimmt, einen zweiten Teil an Zweideutigkeiten, die dringend eines klärenden Wortes bedürfen, und schließlich eine verhältnismäßig beschränkte Zahl von Widersprüchen, die so nicht stehenbleiben dürfen, wie z.B. gewisse Aussagen im Dekret über den Ökumenismus oder in der Erklärung über die Religionsfreiheit. Natürlich ergibt sich hier ein Fragezeichen bezüglich der Kanonisation der zwei Konzilspäpste und auch Johannes Paul II. mit dem Skandal der Assisi-Treffen und daraus folgend der Diktatur des Relativismus. In diese Frage Licht zu bringen wird dann unter anderem die theologische Arbeit sein, die nach einer kirchenrechtlichen Anerkennung der Bruderschaft auf uns alle wartet.

BADDE: Nun verdichten sich die Gerüchte, dass Papst Franziskus die Priesterbruderschaft anlässlich seiner Reise nach Fatima wieder ganz in den Schoß der Mutter Kirche heimholen und die praktische Trennung beenden will. Was halten Sie von diesen Gerüchten?

SCHMIDBERGER: Wahrscheinlich ist hier eher der Wunsch der Vater des Gedankens oder des Gerüchtes.

BADDE: Fürchten Sie in dem Fall aber nicht eine enorme Zerreißprobe und mögliche Spaltung der Bruderschaft, weil ein nicht geringer Teil von Ihnen diesen Schritt womöglich nicht mehr mitmachen will – nach all den Jahren ihrer leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit Rom?

SCHMIDBERGER: Bei einer Regularisierung unserer Beziehung zu Rom würde uns vielleicht der eine oder andere Mitbruder verlassen; viele werden es aber bestimmt nicht sein. Bei der Bischofskonsekration 1988 waren es 17. Jedenfalls sehe ich nicht die Gefahr einer Spaltung. (CNA Deutsch)

Piusbruderschaft betont: Kanonische Anerkennung ist nicht wichtigstes Anliegen

cna_Petersplatz1ECÔNE/ROM – Nach Hinweisen auf Fortschritte bei der Versöhnung mit der Piusbruderschaft hat deren Generaloberer betont, dass eine kanonische Anerkennung nicht das erste Ziel der Priesterbruderschaft St. Pius X. (Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X., FSSPX) sei.

Wie Bischof Bernard Fellay am gestrigen Mittwoch mitteilte, bestehe das Ziel der FSSPX vor allem in der Ausbildung der Priester. Im derzeitigen „Zustand des schweren Notstandes“ habe die Priesterbruderschaft „das Recht und die Pflicht, allen Seelen, die sich an sie wenden, geistliche Hilfe zu gewähren“.

Als „ein katholisches Werk“ habe die FSSPX zwar ein Anrecht auf eine kanonische Anerkennung, so Bischof Fellay. Doch habe sie nur ein Bestreben: „In der großen und schmerzhaften Verwirrung, die augenblicklich in der Kirche herrscht“, so die Stellungnahme, „das zweitausendjährige Licht der Tradition sowohl innerhalb der Gesellschaft wie auch der Kirche treu weiter zu tragen“.

Bischof Fellay machte diese Aussagen nach einem Treffen mit den Oberen der FSSPX vom 25. bis 28. Juni.

Hintergrund: Piusbruderschaft

Die FSSPX wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. Sie beschreibt sich selbst als „eine internationale priesterliche Gesellschaft mit Gemeinschaftsleben ohne Gelübde“, deren Ziel „die Ausbildung, Unterstützung und Förderung heiligmäßiger Priester“ sei, „die wirksam den katholischen Glauben auf der ganzen Welt ausbreiten sollen“.

Prägendes Merkmal der FSSPX ist ihre Pflege und Förderung der katholischen Tradition sowie die kritische Ablehnung moderner Tendenzen in der Kirche, einschließlich Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ihre Priester feiern ausschließlich die Messe im überlieferten lateinischen Ritus. Zudem gab ihr Gründer wiederholt kritische Stellungnahmen zum Konzil ab. Diese Haltung führte kurz nach dem Konzil zum Konflikt mit Rom, und jahrelang unfruchtbaren, immer wieder stockenden Verhandlungen.

Im Jahr 1988 weihte Erzbischof Lefebvre ohne Genehmigung von Papst Johannes Paul II. vier Bischöfe, darunter den derzeitigen Generaloberen, Bischof Bernard Fellay, der seit 1994 die FSSPX leitet. Dieser Schritt führte zwischenzeitlich zur Exkommunikation der Bischöfe.

Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der Bischöfe auf. Seitdem gibt es Gespräche zwischen der Bruderschaft und dem Vatikan mit dem Ziel, wieder in die „volle Kommunion mit der Kirche“ zu kommen. Diese gerieten im Sommer 2012 zwischenzeitlich ins Stocken, als Bischof Bernard Fellay sich weigerte, eine doktrinelle Präambel zu unterschreiben, die Rom vorgelegt hatte. Im Jahr 2014 wurde der Dialog mit der Glaubenskongregation jedoch fortgesetzt.

Vergangenes Jahr entsandte der Heilige Stuhl dann einen Kardinal und drei Bischöfe, um die Priesterseminare der Bruderschaft zu visitieren. Diese Besuche dienten unter anderem des Aufbaus besserer Beziehungen und der Diskussion doktrineller und theologischer Fragen in einem eher informellen Rahmen.

Im vergangenen September erklärte Papst Franziskus, dass zum Jahr der Barmherzigkeit die Beichte der Piusbruderschaft „gültig und erlaubt“ empfangen werden könne.

Nach eigenen Angaben gehören heute weltweit über 600 Priester der FSSPX an, sowie 187 Seminaristen. Zum Vergleich: Im Erzbistum München und Freising gab es Anfang 2015 nach eigenen Angaben 979 Priester, davon 593 aktive. (CNA Deutsch)

„Vorbehalte der Piusbrüder untersuchen“

FSSPX_logo„Es stimmt nicht, dass der Heilige Stuhl von der Priesterbruderschaft Pius X. eine Art Kapitulation verlangt.“ Das betont der Sekretär der Päpstlichen Kommission ‚Ecclesia Dei’ in einem Interview mit der französischen Zeitschrift ‚Famille Chrétienne’. „Der Heilige Stuhl lädt die Piusbruderschaft ein, an seine Seite zu treten in den Rahmen der Lehrfragen, soweit diese für eine dauerhafte Anhänglichkeit an den Glauben sowie an das katholische Lehramt und die Tradition unerlässlich sind.“ ‚Ecclesia Dei’ ist an der vatikanischen Glaubenskongregation angesiedelt und führt Gespräche mit den schismatisch orientierten Piusbrüdern über eine mögliche Rückkehr zur katholischen Kirche. Pozzo fährt fort: „Die Vorbehalte der Piusbruderschaft gegenüber einigen Aspekten und Formulierungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und gegenüber einigen daraufhin durchgeführten Reformen, die nicht unverhandelbare Dogmatik- und Lehrfragen betreffen, könnten gleichzeitig untersucht und vertieft werden.“

Damit signalisiert Pozzo, dass die Piusbrüder einige Eigenheiten beibehalten könnten, wenn sie sich wieder in den großen Rahmen der katholischen Kirche einfügten. Es gebe „keinen Zweifel“, dass die Lehren des Zweiten Vatikanums unterschiedliche Verbindlichkeit hätten, je nach Art des Dokuments. „Die Konstitutionen über die Kirche und die Offenbarung, Lumen gentium und Dei Verbum, haben den Charakter von lehrhaften Verlautbarungen; die Erklärungen zu Religionsfreiheit und nichtchristlichen Religionen sowie das Ökumene-Dekret verfügen hingegen über geringere Autorität und weniger Verbindlichkeit.“ Die Glaubenskongregation hat der Piusbruderschaft 2011 eine „Lehrmäßige Erklärung“ vorgelegt; diese soll sie unterschreiben, wenn sie eine volle Rückkehr in die katholische Kirche will.

Pozzo ließ wissen, im Falle einer Versöhnung mit Rom könne die Priesterbruderschaft mit dem Status einer Personalprälatur rechnen. Er bekräftigt aber auch, dass der Vatikan – wie schon während des Pontifikats von Benedikt XVI. – unverändert auf Klarheit von seiten der Piusbruderschaft besteht. Das Gesprächsklima zwischen dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und Bischof Bernard Fellay nannte Pozzo gut. (rv)

Vatikan und Piusbruderschaft: Ziel ist „die volle Aussöhnung“

FSSPX_logoZum ersten Mal im Pontifikat von Franziskus sind Vertreter der Priesterbruderschaft St. Pius X. wieder zu offiziellen Gesprächen im Vatikan empfangen worden. Der Obere der traditionalistischen Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, war an diesem Dienstag mit zwei Assistenten an der Glaubenskongregation. Bei dem Gespräch mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der Kongregation, ging es „um einige Probleme lehrmäßiger und kirchenrechtlicher Natur“, heißt es in einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaales. Ziel sei „die Überwindung der Schwierigkeiten“ und „das Erreichen der vollen Aussöhnung“. Beide Seiten seien übereingekommen, „in einzelnen Etappen und vernünftigem Zeitraum“ vorzugehen, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Gespräche an der Glaubenskongregation dauerten zwei Stunden und verliefen „in herzlichem Klima“, heißt es in der Mitteilung weiter. Ein Zeitplan wurde nicht genannt. Die versuchte Aussöhnung der schismatisch orientierten Piusbruderschaft mit der Weltkirche hatte unter Benedikt XVI. begonnen, war aber nicht zum Abschluss gekommen. Unter Franziskus schien der Annäherungsprozess zunächst ins Stocken geraten. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. lehnt bisher gewisse Fortentwicklungen der katholischen Glaubenslehre nach dem II. Vatikanischen Konzil ab, beispielsweise zu Religionsfreiheit und Ökumene.

Von Seiten des Heiligen Stuhles nahmen an dem Treffen von diesem Dienstag vier Verantwortliche teil: neben Kardinal Müller der Sekretär und der Beigeordnete Sekretär der Glaubenskongregation, die Erzbischöfe Luis Ladaria und Augustine Di Noia, sowie Erzbischof Guido Pozzo, Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei. Diese ist für die Belange aller traditionsverbundenen Gruppen in- und außerhalb der katholischen Kirche zuständig. Bischof Fellay wurde von zwei Geistlichen der Bruderschaft begleitet, Nikolas Pfluger und Alain-Marc Nely. (rv)

Vatikan: Ende des Dialogs mit der Piusbruderschaft?

Piusbrueder_25_JahreLaut Focus-Online hat der Vatikan die Provokationen der erzkonservativen Piusbruderschaft die Nase voll. Wie die Agentur aus der Glaubenskongregation erfuhr, steht eine Erklärung des deutschen Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, dazu unmittelbar bevor. Dabei hatte sich der mittlerweile zurückgetretene Papst Benedikt XVI. lange bemüht, die Piusbruderschaft wieder in der katholischen Kirche zu integrieren. Damit ist es jetzt offenbar vorbei.

Anlass ist eine Erklärung, die die Bruderschaft am 30. Juni 2013, dem 25. Jubiläum der Bischofsweihen, abgegeben haben. Hierzu hat die Piusbruderschaft eine Sonderausgabe ihres monatlichen Mitteilungsblattes (Juli 2013) mit dem Titel "25 Jahre Bischofsweihen – Damit die Kirche fortbesteht", publiziert. (vh)

 

Zum Focus Artikel:  >>>Vatikan lässt sich nicht mehr von Piusbrüdern provozieren.

Radio Vatikan: >>> Bischof Voderholzer erwartet Ultimatum an Piusbrüder.

Vatikan-Erzbischof schreibt an Piusbrüder

FSSPX_logoEigentlich sah alles nach einer neuen Eiszeit zwischen Vatikan und Piusbrüdern aus: Die Weigerung der schismatisch orientierten Bewegung, ein Bekenntnis zum Zweiten Vatikanischen Konzil zu unterzeichnen, hatte letztes Jahr zum Ende ihrer Gespräche mit der Glaubenskongregation geführt. Doch jetzt wird ein Brief eines Vatikan-Erzbischofs an die Piusbrüder vom letzten Advent bekannt: Er wirbt auf eigene Initiative um die Lefebvre-Anhänger; der Papst wolle ein Ende der Spaltung.

Erzbischof Joseph Augustine Di Noia ist Vizepräsident der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei: Das Gremium bemüht sich im Auftrag des Papstes um die Rückkehr der Piusbrüder in die katholische Kirche. In seinem nicht-offiziellen Brief schreibt Di Noia: „Papst Benedikt XVI. wünscht sich sehr eine Überwindung der internen Spannungen in der Kirche und in Ihrer Bruderschaft.“ Allerdings hätten Erklärungen ranghoher Piusbrüder in jüngster Zeit „sowohl im Ton wie in ihrem Inhalt Zweifel an der Möglichkeit einer Versöhnung“ geweckt. Wenn es zwischen beiden Seiten nicht nur bei einem „höflichen Austausch ohne Hoffnung oder Ergebnis“ bleiben solle, müsse ein „neues Element“ her, so der Vatikanmann.

Di Noia besteht auf der Notwendigkeit, die Einheit der Kirche zu wahren. Zwar sei „wahre Einheit“ vor allem „eine Gabe des Heiligen Geistes“, doch das spreche die Menschen nicht davon frei, alles in ihrer Macht Stehende für die Einheit zu tun. Es gehe darum, der Position des jeweils anderen, auch wenn man sie nicht teile, „einen Wert zuzusprechen“ und sie „offen und in gutem Glauben“ zu untersuchen. Der Vatikan verlange keineswegs von der Piusbruderschaft, auf ihr Ursprungscharisma der Priesterausbildung zu verzichten. Allerdings stehe es den Piusbrüdern auch nicht zu, „die Theologie oder Disziplin anderer in der Kirche zu beurteilen“, vielmehr obliege das allein dem Papst.

„Würde eine unmittelbare und vollständige kirchliche Versöhnung in diesem Moment auch ein Ende der Verdächtigungen und des Misstrauens auf beiden Seiten bedeuten?“ Das fragt sich Erzbischof Di Noia ohne Umschweife – um selbst zu antworten: „Das wäre wohl nicht so einfach.“ Offenbar müssten erst einmal beiderseits „unsere Seelen gereinigt werden von der Bitterkeit und dem Ressentiment“. Dennoch: Das Ziel bleibe „die Versöhnung und die Heilung durch Gottes Gnade“. Die „einzig denkbare Zukunft“ für die Priesterbruderschaft Pius X. liege „auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl, zur Akzeptanz eines umfassenden Glaubensbekenntnisses ohne Bedingungen und zu einem wohlgeordneten sakramentalen, kirchlichen und seelsorglichen Leben“. Der Brief des Vatikan-Erzbischofs ist auf Französisch und Englisch in voller Länge im Internet nachzulesen. (rv)

Piusbrüder sehen keine Basis für Einigung mit Rom

Die schismatisch orientierte Piusbruderschaft sieht drei Punkte, die einer möglichen Einigung mit Rom „im Weg stehen". Das sagte der deutsche Distriktobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Franz Schmidberger, jetzt in einem Videointerview, das am Dienstagabend im Internet veröffentlicht wurde.

„Zunächst einmal geht es darum, dass wir weiterhin auch gewisse Irrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils an den Pranger stellen dürfen – dass wir also mit offenen Karten spielen können. Zweitens, dass wir ausschließlich die liturgischen Bücher von 1962 benutzen dürfen, insbesondere das Missale. Und drittens, dass in der Bruderschaft immer ein Bischof aus unseren Reihen seinen Platz haben muss."

Der Vatikan hatte bereits klargestellt, dass man nicht von so genannten „Irrtümern des Konzils" sprechen könne. Es dürfe lediglich eine – auch in anderen Fragen legitime – Diskussion geben.

Die drei von Schmidberger genannten Bedingungen seien unlängst auf einem Generalkapitel der Piusbruderschaft formuliert worden, sagte der Distriktobere. Er widersprach nicht der Darstellung des Fragestellers, dass eine Rückkehr der Piusbrüder in die katholische Kirche mittlerweile in weite Ferne gerückt scheine.

„Den Umschwung brachte das Treffen zwischen unserem Generaloberen Bischof Fellay und Kardinal Levada, dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, am 13. Juni in Rom, wo Levada Fellay eine neue Lehramtliche Erklärung unterbreitet hat, die einerseits den von Bischof Fellay vorgeschlagenen Text aufnimmt, andererseits aber doch sehr wesentliche Änderungen dort einführt, die für uns wirklich ein Problem darstellen. Das ist natürlich eine völlig neue Situation."

Den Text der sogenannten Lehramtlichen Präambel hat der Heilige Stuhl vorerst nicht veröffentlicht. Wie Schmidberger sagte, hätten sich die Piusbrüder beim Papst erkundigt, ob „dieser Nachschub an Forderungen wirklich mit ihm abgesprochen sei". Daraufhin habe Benedikt XVI. versichert, „dass das wirklich sein eigenes Ansinnen sei, dass diese Forderungen von uns erfüllt werden".

„Es geht dabei in ganz besonderer Weise um die Anerkennung der Rechtmäßigkeit der neuen Liturgie; zweitens geht es um die Tatsache, dass man wohl in Nuancen die eine oder andere Formulierung des Konzils diskutieren könne, aber die grundsätzliche Bereitschaft müsse von unserer Seite aus vorhanden sein, die Kontinuität anzuerkennen, also, das Zweite Vatikanum in der ungebrochenen Reihe aller anderen Konzilien und Lehraussagen der Kirche zu sehen. Und das geht also nun wirklich nicht." (rv)

Vatikan: Bisher keine Reaktion der Piusbruderschaft

Selbst wenn es bereits eine Antwort der Piusbruderschaft St. Pius X. geben würde: Die vatikanische Kommission „Ecclesia Dei" hat im Augenblick Ferien. Daran erinnert Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag auf Anfragen von Journalisten. Der Heilige Stuhl hatte am 13. Juni ein definitives Angebot an die Lefebvrianer eingereicht, das die gemeinsamen Verhandlungen abschließen sollte. Die Abteilung „Ecclesia Dei" der Glaubenskongregation, die sich um den Dialog mit den Traditionalisten um Bischof Bernard Fellay kümmert, hatte bisher jedoch vergeblich auf Reaktionen gewartet. Der Vatikan fordert von den Piusbrüdern, einer „Lehrmäßigen Präambel" zuzustimmen, die die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils beinhaltet. (rv)