Geheim, geheimer, Geheimarchiv im Vatikan: Die Dokumentensammlung der Päpste inspiriert Filmemacher und Romanciers gern zu allerlei Phantasien. Das vatikanische Geheimarchiv, das heutzutage allen Forschern – aber eben nur Forschern – auf Anfrage offen steht, wird demnächst 400 Jahre alt. Das gehört gefeiert. Deshalb schickt nun zum ersten Mal in seiner Geschichte das Geheimarchiv eine Auswahl seiner gut gehüteten Dokumente zu einer Ausstellung außerhalb der Vatikanmauern, nämlich auf das römische Kapitol.
„Lux in Arcana", Licht auf die Archive, nennt sich die Ausstellung in den kapitolinischen Museen, die im Februar 2012 eröffnet werden wird. Untertitel: Das Geheimarchiv öffnet sich. Kardinalbibliothekar Raffaele Farina:
„Es ist eine gewollte und wohlüberlegte Öffnung, ohne Bedenken oder Ängste. Wir sind stolz darauf, seit 400 Jahren im Dienst der Kirche und der Kultur zu stehen mit unermüdlicher Arbeit im Verwahren, Registrieren und Pflegen dieser Dokumente."
Im Geheimarchiv lagert, soweit sie erhalten ist, die gesamte Korrespondenz und alle amtlichen und vertraulichen Dokumente der Päpste und ihres jeweiligen Apparates. Briefe, Bullen, Pergamente, Kodizes, Manuskripte, Notizen. Nach welchen Kriterien hat Archivpräfekt Bischof Sergio Pagano die Stücke für die Ausstellung zusammengestellt?
„Wir haben aus Millionen von Dokumenten, die im Geheimarchiv lagern, ungefähr 100 ausgewählt. Ziel war es, die thematische Vielschichtigkeit der Archiv-Inhalte so umfassend wie möglich zu illustrieren."
So werden in der Ausstellung unter anderem zu sehen sein: Akten aus dem Galileo-Galilei-Prozess von Anfang des 17. Jahrhunderts, die Absetzungs-Bulle Kaiser Friedrichs II. von 1245 und der Brief aus England an Papst Clemens VII. mit der Bitte um die Annullierung der ersten Ehe von Heinrich VIII. Das älteste in der Schau vertretene Dokument stammt von Papst Gregor VII. aus dem 11. Jahrhundert. Die jüngsten aus dem Pontifikat des Weltkriegs-Papstes Pius XII. Übrigens, fügte Pagano an: In drei bis vier Jahren sind die Dokumente des Pacelli-Pontifikates so weit geordnet und katalogisiert, dass der Papst sie für die Forschung öffnen kann. Ganz große neue Erkenntnisse werden die zusätzlichen Akten nicht bringen, sagte der Präfekt, sie werden aber historische Fakten vervollständigen. (rv)