Eine „arme Kirche“ bedeutet nicht eine „leere und ineffiziente Kirche“. Das betonte der australische Kardinal George Pell, Präfekt des neugeschaffenen Wirtschaftssekretariat des Vatikans. Im Gespräch mit der US-Agentur „Catholic News Service“ (cns) sagte Pell, dass im vergangenen Monat bereits einige „Weichenstellungen“ für den neuen Finanzkurs des Heiligen Stuhls gelegt wurden.
Gegenüber cns erläuterte Kardinal Pell, dass der Vatikan daran arbeitet, „die besten Anwendungsmodelle zu übernehmen“, die es derzeit bei wirtschaftlichen Angelegenheiten gebe. Damit wolle der Heilige Stuhl „die internationalen Standards im Bereich der Güter- und Geldbetreuung“ übernehmen. Deshalb sei es wichtig, dass der Vatikan weitere Schritte unternehme, um noch mehr als bisher als „transparente Institution“ zu gelten. Bisher sei schon sehr viel erreicht worden, so Pell. Er kündigte an, dass bis Ende des Jahres ein externer und „unabhängiger Auditor“ ernannt werde. Dieser sei eine Anlaufstelle für alle, die mehr über die Geld- und Finanzfragen des Vatikans wissen wollen. Damit wolle man jenes Ziel erreichen, dass beim Vorkonklave erwünscht wurde: mehr Transparenz bei Geldangelegenheiten des Vatikans. „Die Gläubigen sollten wissen, woher das Geld fließt, das sie beispielsweise hier gespendet haben“, so Pell wörtlich.
Prinzip der „vier Augen“
Die neue Finanzordnung des Vatikans solle geprägt sein durch das „Prinzip der vier Augen“. Künftig sollen die Geldüberweisungen und Finanzierungen im Vatikan von mehr als einer Person begutachtet werden, das bedeutet auch mehr Kontrollen. „Das ist jetzt keine weltbewegende Neuheit, aber es geht darum, dass die Menschen wieder mehr vertrauen in uns bekommen“, erläuterte Pell. Papst Franziskus unterstütze „ganz klar“ diese Linie, fügt der australische Kardinal an.
Auf die Frage, ob der Papst nicht zu viele neue Einrichtungen einführe, die auch Mehrkosten für den Vatikan bedeute, antwortete Kardinal Pell: „Kurzfristig ist das so, doch ohne diese neue Einrichtungen können wir in Zukunft keine Einsparungen machen und im Allgemeinen wird es so sein, dass wir weniger Personal haben werden.“ (rv)