Papst bei der Generalaudienz: „Heiligste Geschichte begann in der Peripherie“

Papst FranziskusGebet und Reflexion sollen die ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode begleiten, die im Herbst 2015 im Vatikan zum Thema Ehe und Familie stattfinden soll. Das wünscht sich Papst Franziskus, wie er an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz ausführte:

„Gebet und Reflexion, die diesen Weg begleiten, beziehen das ganze Volk Gottes mit ein. Ich möchte auch, dass die gewohnten Meditationen der Mittwochsaudienzen sich in diesen gemeinsamen Weg einschreiben.“

In seiner Katechese ging der Papst auf das nahende Weihnachtsfest und die Menschwerdung Gottes ein. Die Heilige Familie sei ein Modell für Familie heute, so der Papst:

„Jede christliche Familie kann Jesus aufnehmen, wie es Maria und Josef taten, ihm zuhören, mit ihm sprechen, ihn behüten und beschützen, mit ihm wachsen; und so die Welt verbessern. Machen wir Platz in unserem Herzen und in unseren Tagen für den Herrn. So taten es auch Maria und Josef, und das war nicht einfach: wie viele Schwierigkeiten mussten sie überwinden! Das war keine künstliche, unwirkliche Familie.“

Die Familie von Nazareth lade dazu ein, „die Berufung und den Auftrag der Familie neu zu entdecken“, fuhr der Papst fort. Und er betonte, dass Jesus in eine Familie hineingeboren wurde: „Er hätte auf spektakuläre Art und Weise oder wie ein Krieger, ein Kaiser kommen können… Aber nein, er kommt als Sohn einer Familie. Das ist wichtig – in der Krippe diese so wichtige Szene zu betrachten.“

Auch dass Jesu Geschichte in einem „verlassenen Dorf am Rande des Römischen Reiches“ ihren Ausgang nahm, habe Bedeutung, fuhr der Papst fort. Jesus habe dort 30 Jahre seines Lebensverbracht, habe dort ein ganz normales Familienleben mit Vater und Mutter geführt – ohne Wunder und Visionen – und seine Berufung im Stillen kultiviert: „Er kam nicht nach Rom, in eine große Stadt, sondern in eine nahezu unsichtbare, ja ziemlich verruchte Peripherie. Das erinnern auch die Evangelien: ,Aus Nazareth? Kann von dort etwas Gutes kommen?‘ (Jh 1.46) Vielleicht sprechen wir in vielen Teilen der Welt selbst noch so, wenn von Randgebieten großer Städte die Rede ist. Doch gerade von dort, vom Rande des großen Reiches, nahm die heiligste und beste Geschichte ihren Ausgang: die Geschichte Jesu unter den Menschen! (…) Seitdem ist jedes Mal das Mysterium des Gottessohnes am Werk, wenn es eine Familie gibt – vielleicht auch an der Peripherie der Welt -, die dieses Mysterium hütet.“

Bei der Generalaudienz dankte Franziskus einer Gruppe Tangotänzer: Sie waren anlässlich des Papstgeburtstages – Jorge Mario Bergoglio wird an diesem 17. Dezember 78 Jahre alt – auf den Petersplatz gekommen, um für ihn den weltberühmten Tanz aus dem Heimatland des Papstes aufzuführen. (rv)

Generalaudienz: Synode war weder Parlament noch Sportereignis

Bischofssynode 2014Streit auf der Suche nach dem Willen Gottes ist kein Übel, sondern ein Zeichen der Freiheit der Kirche. Das sagte Papst Franziskus an diesem Mittwoch während der Generalaudienz, er sprach über die Versammlung der Bischofssynode im zurück liegenden Oktober und begann damit eine neue Katechesereihe zum Thema Familie.

Um über die Familie sprechen zu können, müsse er zunächst berichten, was bei der ersten Bischofssynode zu diesem Thema geschehen sei, so der Papst.

„Während der Synode haben die Medien ihre Arbeit gemacht – es gab ja viel Erwartung und Aufmerksamkeit – und wir danken ihnen, denn sie haben es sehr ausführlich gemacht, so viele Berichte, so viele! Das war möglich Dank des Pressesaales, der jeden Tag eine Pressekonferenz gehalten hat. Aber oft war der Blick der Medien ein wenig wie eine Sportreportage oder ein politischer Bericht: Es wurde über zwei Gruppen gesprochen, pro und contra, Konservative und Progressive, und so weiter. Ich möchte heute kurz berichten, was bei der Synode passiert ist.“

Er habe die Synodenteilnehmer zu Beginn gebeten, „mit Offenheit und Mut“ zu sprechen und demütig zuzuhören, all das zu sagen, was sie auf dem Herzen hatten. Bei der Synode habe es keinerlei Zensur gegeben, so der Papst, „jeder konnte, nein sollte das sagen, was er auf dem Herzen hatte. Aber Pater, das führt doch zu Streit. Ja, das ist wahr, wir haben doch gehört, wie schon die Apostel gestritten haben. Wie die Bibel sagt: Es gab einen großen Streit. Sie haben sich angeschrien, die Apostel, ja! Denn sie haben nach dem Willen Gottes gesucht, dürfen die Heiden Mitglied der Kirche sein? Das war etwas Neues. Immer dann, wenn der Wille Gottes in einer Synodenversammlung gesucht wird, gibt es verschiedene Ansichten und Diskussionen, und das ist keine schlechte Sache.“

Grundlage der ersten Phase sei das ‚Instrumentum Laboris’ gewesen, Ergebnis der Beratungen vor der Synode. Dazu habe es eine offene Aussprache gegeben, bei der fast alle gesprochen hätten, offen und mit viel Vertrauen.

Niemand wollte die Lehre ändern

„Kein Beitrag hat die grundlegenden Wahrheiten des Sakraments der Ehe in Frage gestellt“, so der Papst, „kein einziger Beitrag: die Unauflöslichkeit, Einheit, Treue und die Offenheit für das Leben.“ Alle Beiträge seien dann in einem zweiten Schritt in einem Bericht zusammen gefasst worden, erstellt durch Kardinal Peter Erdö. Dieser habe drei Dimensionen gehabt: Das Wahrnehmen der konkreten Umstände und Herausforderungen, der Blick auf Christus und die Behandlung der pastoralen Perspektive.

„Über diese erste Zusammenfassung hat es dann in Kleingruppen in einem dritten Schritt Diskussionen gegeben, wie immer aufgeteilt nach Sprachen, weil man sich so besser austauschen kann: Italienisch, Englisch, Spanisch und Französisch. Alle Gruppen haben zum Schluss ihrer Arbeit einen Bericht vorgelegt, und diese Berichte sind dann sofort veröffentlicht worden. Alles ist veröffentlicht worden, da war Transparenz, damit man verfolgen konnte, was geschah.“

An diesem Punkt habe dann in einem vierten Schritt eine Kommission alle Vorschläge in einen Schlussbericht eingearbeitet, der die Grundstruktur des vorhergehenden Berichtes beibehalten habe: Wahrnehmen der Realität, Blick auf die Frohe Botschaft und die Pastoral. Gleichzeitig sei auch die so genannte Botschaft der Synode formuliert worden, ein kürzerer und verständlicherer Text im Vergleich zum Abschlussbericht.

„Einige von Ihnen möchten mich jetzt vielleicht fragen: Aber Pater, die Synodenteilnehmer haben sich doch gestritten. Ich weiß nicht, ob es Streit war, aber sie haben sehr klar und deutlich gesprochen, das schon. Das ist die Freiheit, die es in der Kirche gibt. Das alles ist ‚cum Petro et sub Petro’ geschehen, das heißt in Anwesenheit des Papstes, und die ist Garantie für die Freiheit und das Vertrauen und auch Garantie der Rechtgläubigkeit. Am Ende habe ich dann in meiner Schlussansprache eine zusammenfassende Auswertung der Erfahrung der Synode gegeben.“

Die Synode ist kein Parlament

Die offiziellen Dokumente der Synode seien also drei: Die Abschlussbotschaft, das Abschlussdokument und die Schlussansprache des Papstes. Das Abschlussdokument wiederum würde zur Zeit gemeinsam mit angefügten Fragen an die Bischofskonferenzen verschickt. Beide zusammen bilden die sogenannten „Lineamenta“, die Diskussionsgrundlage für die kommende Synodenversammlung im Oktober 2015.

„Wir müssen wissen: Die Synode ist kein Parlament, bei dem Repräsentanten von dieser und jener und jener Kirche kommen. Nein. Die Struktur ist nicht parlamentarisch, sondern grundsätzlich anders. Die Synode ist ein geschützter Raum, damit der Heilige Geist wirken kann. Es war kein Aufeinandertreffen verschiedener Fraktionen, wie es im Parlament ist und sein soll, sondern eine Begegnung zwischen Hirten nach einer langen Vorbereitungszeit. (..) Es ist ein Prozess, es ist der normale synodale Weg. Jetzt beginnt in den Ortskirchen die Arbeit des Gebetes, der Reflexion und der geschwisterlichen Diskussion zur Vorbereitung der kommenden Versammlung.“ (rv)

Generalaudienz: Rückblick auf drei Tage in der Türkei

Vatikanplatz

Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz Rückschau auf seine Reise in die Türkei gehalten. Vor den rund 10.000 Pilgern und Besuchern, die sich trotz Regens auf dem Petersplatz eingefunden hatten, bedankte sich der Papst öffentlich beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dem Premierminister Ahmet Davutoğlu, bei den türkischen Bischöfen und Katholiken sowie beim Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, dem die Reise in erster Linie galt. Der erste Tag habe der Politik gegolten; in der Verfassung der Türkei mit ihrer fast ausschließlich muslimischen Bevölkerung sei die Trennung von Staat und Religion festgehalten, erklärte Franziskus.

„Wir haben mit den Autoritäten über Gewalt gesprochen. Es ist das Vergessen Gottes, nicht seine Verherrlichung, die Gewalt hervorbringt. Deshalb habe ich darauf bestanden, dass Christen und Muslime sich gemeinsam für Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, und dass jeder Staat seinen Bürgern und Religionsgemeinschaften echte Kultfreiheit und Ausübung ihres Glaubens gewährleisten muss.“

Franziskus verwies an dieser Stelle auch auf die christlich-muslimische Dialoggruppe, die unter der Leitung des Päpstlichen Dialogrates heute im Vatikan tagt; der Papst hatte die Gruppe vor der Generalaudienz begrüßt.

Am zweiten Tag der Visite hatte Franziskus in Istanbul unter anderem die Blaue Moschee und das Museum Hagia Sophia aufgesucht, „einige Symbolorte der verschiedenen Konfessionen“, sagte Franziskus bei der Generalaudienz. Während dieser Besuche habe er „im Herzen die Anrufung des Herrn verspürt, Gott des Himmels und der Erde, barmherziger Vater der ganzen Menschheit“. In der Blauen Moschee hatte der Papst an der Seite des Muftis Rahmi Yaran eine Zeit lang mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen verharrt. An gleicher Stelle hatte auch Papst Benedikt XVI. bei seiner Türkei-Reise 2006 innegehalten, ohne dabei aber die Hände zu falten. Mittelpunkt des Tages sei eine Heilige Messe mit Gläubigen und Würdenträgern der verschiedenen katholischen Riten in der Kathedrale gewesen, fuhr Franziskus fort.

„Das Volk Gottes ist im Reichtum seiner Traditionen und Äußerungen dazu gerufen, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen, in einer beständigen Haltung der Öffnung und des Gehorsams. Das ist unser Weg des ökumenischen Dialogs und auch unsere innere Einheit als katholische Kirche – der, der alles macht, ist der Heilige Geist. Unsere Aufgabe ist es, ihn machen zu lassen, ihn aufzunehmen und seinen Eingebungen zu folgen.“

Am dritten Tag: das Fest des Apostels Andreas, Patron der orthodoxen Kirche – der „ideale Anlass, um die brüderlichen Beziehungen“ zu bestärken, die „zwischen dem Bischof von Rom, Nachfolger des Petrus, und dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Nachfolger des Andreas“, bestehen.

„Ich habe mit Seiner Heiligkeit Bartholomaios I. die gemeinsame Verpflichtung erneuert, auf dem Weg der Wiederherstellung der vollen Einheit zwischen Katholiken und Orthodoxen voranzuschreiten.“

Die gemeinsame Erklärung, die der Papst und der Patriarch nach der Göttlichen Liturgie unterzeichneten, sei ein weiterer Markstein auf diesem Weg, sagte Franziskus. Besonders berührt habe ihn die letzte Begegnung dieser Reise, bekannte der Papst auf dem Petersplatz. Sie galt einer Gruppe Jugendlicher Flüchtlinge überwiegend aus Syrien und Afrika, die von Salesianerpatres in Istanbul betreut werden.

„Das war sehr wichtig für mich, einige Flüchtlinge aus den Kriegszonen des Nahen Ostens zu treffen. Ich wollte ihnen meine Nähe und die der Kirche ausdrücken und auch den Wert der Aufnahme von Flüchtlingen unterstreichen, wobei die Türkei sich sehr engagiert hat. Ich danke einmal mehr der Türkei für die Aufnahme so vieler Flüchtlinge und auch den Salesianern, die dort diese schöne, versteckte Arbeit mit den Flüchtlingen leisten.“

Zum Schluss gab Franziskus seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Türkei zum „Ort des friedlichen Zusammenlebens zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen“ werden möge. (rv)

Papst: Christ sein heißt nicht bloß die Gebote befolgen

VatikanplatzGott ist so barmherzig, dass er uns sogar dann liebt, wenn wir Fehler machen. Das betonte Papst Franziskus in seiner Mittwochskatechese bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Vor tausenden Pilgern und Besuchern ging er auf die Bedeutung des Ostergeschehens ein. Christ sein bedeute nicht bloß Gebote befolgen, sondern in Christus sein – denken, handeln, lieben wie Christus – und zulassen, dass der Herr von unserem Leben Besitz ergreife, es verwandele und so frei mache vom Dunkel des Bösen und der Sünde, so der Papst. Zum Ostergeschehen sagte der Papst, dass der Tod und die Auferstehung Christi das Fundament des christlichen Glaubens und des Heils seien.

„Im Ostergeschehen befreit Christus uns von der Knechtschaft der Sünde und macht uns zu Kindern Gottes. Aber wie wird uns dies persönlich zuteil? – Durch das Sakrament der Taufe. Wir sind getauft auf den Tod und die Auferstehung Christi und wurden so zu neuem Leben geboren. Der Heilige Geist wirkt in uns dieses neue Sein als Kinder Gottes. So ist die Gotteskindschaft das größte Geschenk des Ostergeheimnisses."

Die Beziehung zu Gott sei nicht einfach „ein Schatz, der im Leben nur zu hüten wäre"; sie müsse vielmehr wachsen und Tag für Tag genährt werden, so der Papst.

„Das geschieht durch das Hören des Wortes Gottes, durch das Gebet und die Teilnahme an den Sakramenten, insbesondere der Beichte und der Eucharistie. Wir können als Kinder Gottes leben, und darin besteht unsere Würde! Die Versuchung, Gott beiseite zu schieben, und die Erfahrung der Sünde verletzen unser Leben als Kinder Gottes. Wir müssen den Mut des Glaubens haben."

Durch die Verkündigung der Botschaft Christi und mehr noch durch ein christliches Leben, ein Leben als Auferstandene, müssten die Gläubigen für alle ein Vorbild sein.

„Christus ist gestorben und auferstanden, um uns zu Kindern Gottes zu machen. Wir wollen den Menschen um uns die Freude, Gottes Kinder zu sein, weiterschenken. Wenn wir in Christus leben, dann sind wir wirklich frei und erhalten Kraft für die Mühen des Alltags. Der Herr segne euch alle." (rv)

Wie kann ich bei der letzten Generalaudienz dabei sein?

VatikanplatzBislang muss kein Pilger befürchten, bei der letzten Generalaudienz Papst Benedikt XVI. nicht dabei sein zu können: Es gibt noch Karten, und jede schriftliche Anfrage wird abgearbeitet werden. Das bestätigte die Präfektur des Päpstlichen Hauses auf Anfrage von Radio Vatikan. Aufgrund des großen Zulaufes werde die Audienz am kommenden 27. Februar auf dem Petersplatz stattfinden. Es ist zu erwarten, dass die Menschenmenge bis auf den Platz Pius XII. reichen wird, also den Platz vor dem Petersplatz, von wo aus das Geschehen vor dem Petersdom über Großbildschirme verfolgt werden kann. Die Karten können direkt bei der Päpstlichen Präfektur über ein Formular bestellt werden, das online auf der Webseite des Vatikan herunter geladen werden kann und anschließend per Fax an die Nummer + 39 06 6988 5863 gesendet werden muss. Es reicht aber auch ein formloses Anschreiben, auf dem das Datum der Generalaudienz, die Anzahl der gewünschten Karten, der Name oder die Bezeichnung der anfragenden Gruppe sowie die Postanschrift und eine Telefon- und Faxnummer vermerkt sein müssen. Die Eintrittskarten sind wie gewohnt kostenlos und müssen im dafür vorgesehenen Büro beim Bronzetor (Portone di Bronzo – rechte Kolonnade auf dem Petersplatz) abgeholt werden, und zwar am 26. Februar von 15.00 bis 19.00 Uhr oder am Audienztag selbst von 8.00 bis 10.30 Uhr. (rv)

Vatikan: Papst trifft Ministranten

„Liebe Ministrantinnen und Ministranten, liebe Freunde, liebe deutschsprachigen Pilger – willkommen hier in Rom!" – Diese Worte läuteten den Höhepunkt der Ministrantenwallfahrt 2010 nach Rom ein: die Generalaudienz mit Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz. An diesem Mittwoch Morgen stieg der Papst in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo in den Hubschrauber und machte sich auf, die zigtausend „Minis" zu begrüßen. Die Vorfreude auf den Papst und der Spaß an der Wallfahrt stand den Jugendlichen trotz brütender Hitze ins Gesicht geschrieben. Eine junge Ministrantin erzählt: 
„Es ist eine ganz neue Erfahrung, und wenn man sieht, wie viele Ministranten hier zusammengekommen sind, sieht man, dass noch viele Jugendliche in der Kirche sind. Das pusht dann den eigenen Geist auf – man sieht, dass man nicht die Einzige ist, die daran glaubt und der das Spaß macht, sondern es gibt noch andere, denen das Spaß macht. Es ist einfach eine gute Erfahrung und ein schönes Erlebnis."
Den Anfang machte wiederum der Präsident des Internationalen Ministrantenbundes CIM, Weihbischof Martin Gächter von Basel:
„Mit Begeisterung sind 53.000 Ministrantinnen und Ministranten aus 17 Ländern Europas hier in Rom zusammengekommen, darunter 45.000 aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern: sechs aus Albanien. Wir lernen hier im Zentrum der katholischen Kirche unsere Glaubensgemeinschaft besser kennen. Wir begegnen hier vielen Ministranten aus immer anderen Pfarreien, Diözesen und Ländern. Und jetzt haben wir die große Freude und Ehre, Ihnen, dem Heiligen Vater Papst Benedikt XVI., zu begegnen."
Dann richtete Papst Benedikt, der wie die Ministranten ein Wallfahrts-Halstuch trug, das Wort an die Jugendlichen:
„Liebe Ministrantinnen und Ministranten, liebe Freunde, liebe deutschsprachigen Pilger, willkommen hier in Rom! Mit euch grüße ich den Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, er heißt Tarcisio, wie euer Patron. Ihr habt ihn freundlicherweise eingeladen und er, der den Namen des heiligen heiligen Tarzisius trägt, freut sich, dass er mit unter den Ministranten der Welt, unter den deutschen Ministranten sein kann. Ihr seid in großer Zahl hier – ich habe mit dem Hubschrauber schon den Petersplatz überflogen und all die Farben und die Freude gesehen, die auf diesem Petersplatz versammelt ist. So sorgt ihr nicht nur für eine gute Stimmung auf diesem Platz, sondern vermehrt auch die Freude in meinem Herzen. Vielen Dank!"
Seinen Dank richtete der Papst an die unzähligen Menschen im Dienste der Kirche, die die Ministrantenwallfahrt möglich gemacht hatten. Im Mittelpunkt seiner Ansprache stand dann der Patron der Ministranten, der heilige Tarzisius, dessen Statue seit ein paar Tagen den Petersplatz schmückt. Die Statue hat einen langen Weg hinter sich: Sie wurde 2008 gefertigt und im Beisein von 8.000 Ministranten präsentiert, reiste dann durch halb Europa, um schließlich in Rom bei den Kalixtus-Katakomben aufgestellt zu werden – sie kehrt also zurück nach Hause, dorthin, wo der Märtyrer Tarzisius begraben liegt.
„Vor euch allen äußere ich meinen Wunsch, dass dieser Ort, Kalixtuskatakomben und diese Statue, ein Bezugspunkt für die Ministrantinnen und Ministranten wird, sowie für alle, die Jesus als Priester, Ordensleute und Missionare nachfolgen wollen. Sie alle können auf diesen mutigen und starken jungen Menschen hinschauen und dabei ihre Freundschaft mit dem Herrn selber erneuern."
Man wisse nicht viel über den jungen Tarzisius, so der Papst. Er sei aber ein besonders pflichteifriger junger Christ im Rom des dritten Jahrhunderts gewesen. Ihn zeichnete seine große Liebe zur Eucharistie aus, auch er sei ein Ministrant gewesen. Ein gefährliches Unterfangen in Zeiten der Christenverfolgung, so der Papst – und erzählt die Geschichte des jungen Ministranten:
„Eines Tages fragte der Priester wie gewohnt, wer bereit sei, die Eucharistie zu den Brüdern und Schwestern zu bringen, die darauf warteten. Da erhob sich der junge Tarzisius und sagte ‚Schicke mich!’. Dieser Junge schien aber noch zu klein für eine so schwierige Aufgabe. ‚Mein junges Alter’, erwiderte Tarzisius, ‚wird der beste Schutz für die Eucharistie sein’. Das überzeugte den Priester, und er vertraute ihm das kostbare Lebensbrot an und sagte: ‚Tarzisius, denk daran, dass du einen himmlischen Schatz in deinen schwachen Händen hältst. Vermeide die vollen Straßen und vergiss nicht, dass die heiligen Dinge nicht den Hunden und die Edelsteine nicht den Schweinen vorgeworfen werden dürfen. Wirst du die heiligen Geheimnisse treu und sicher bewahren?’ ‚Ich werde eher sterben, als sie mir wegnehmen zu lassen’, erwiderte Tarzisius."
Doch auf seinem Weg, um den Armen und Kranken das Lebensbrot zu bringen, wurde Tarzisius überfallen, geschlagen und getötet. Der leblose Körper des Tarzisius wurde zu einem Priester gebracht – in seinen Armen umschlossen hielt der junge Ministrant noch immer die Eucharistie.
„Liebe Ministrantinnen und Ministranten, das Zeugnis des heiligen Tarzisius und diese schöne Überlieferung zeigen uns die tiefe Liebe und die große Verehrung, die wir für die Eucharistie haben müssen: Sie ist ein kostbares Gut, ein Schatz von unermesslichem Wert, sie ist das Brot des Lebens, sie ist Jesus selbst, der für uns zur Speise wird, Stütze und Kraft für unseren täglichen Weg und ein Pfad, der zum ewigen Leben führt; sie ist das größte Geschenk, das Jesus uns hinterlassen hat."
Dann wandte sich der Papst direkt an die Ministranten:
„Tut der Welt großzügig euren Dienst an Jesus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist! Das ist eine wichtige Aufgabe, die euch erlaubt, besonders nahe beim Herrn zu sein und in einer tiefen und wirklichen Freundschaft zu ihm zu wachsen. Bewahrt diese Freundschaft voll Eifer in eurem Herzen, so wie der heilige Tarzisius, und seid bereit, dafür einzustehen, dafür zu ringen, dafür, dass Jesus zu allen Menschen gebracht wird."
Jedes Mal, wenn man zum Altar tritt, sei man bei der „großen Liebestat Gottes" dabei, so Papst Benedikt.
„Wenn ihr euren Priestern beim Dienst am Altar helft, tragt ihr dazu bei, dass Jesus näher erfahrbar wird, dass die Menschen mehr spüren und erkennen, er ist da, dass er in dieser Welt, im Alltag, in der Kirche und an jedem Ort immer mehr gegenwärtig sein kann. Liebe Freunde, ihr leiht Jesus eure Hände, eure Gedanken, eure Zeit. Das wird er euch vergelten, indem er euch die wahre Freude schenkt und spüren lässt, wo das wirkliche Glück zu Hause ist."
Zum Ende seiner Ansprache grüßte Papst Benedikt XVI. nochmals die unzähligen deutschsprachigen Ministrantinnen und Ministranten.
„Liebe Freunde, ich grüße euch nochmals ganz herzlich, vor allem danke ich dafür, dass ihr mir euer Gebet versprochen habt durch den Sprecher hier und wünsche euch Gottes Segen alle Tage."
(rv)

Vatikan: Papst ermuntert zu positiver Sicht auf kirchliche Hierarchie

Papst Benedikt XVI. hat zu einer positiven Sicht auf die kirchliche Hierarchie aufgerufen und sich gegen eine voreingenommene Haltung gegenüber der Ausübung von Autorität gewandt. Es sei ein heute verbreitetes „Missverständnis", die Gliederung der Kirche in Gläubige, Priester und Bischöfe einseitig unter rechtlichen Gesichtspunkten als Unterordnung zu betrachten, hob der Papst an diesem Mittwochvormittag während der Generalaudienz hervor. Den Priestern kommen in der Kirche drei wesentliche Ämter oder Dienste zu: Lehren, Heiligen und Leiten, fügte Papst Benedikt XVI. an. Bei strahlender Sonne waren tausende Pilger und Besucher anwesend. Ihnen erklärte der Papst, welche Aufgaben Priester heutzutage hätten.

„Die ersten beiden habe ich bereits in zwei Katechesen der vergangenen Wochen behandelt, so dass ich heute von der priesterlichen Aufgabe des Leitens sprechen möchte. Jesus Christus ist dabei der Orientierungsmaßstab: Er ist das letzte Vorbild eines jeden Priesters, er ist der Gute Hirte, der Menschen in seine Nachfolge ruft und ihnen einen Teil seiner Herde anvertraut, damit sie für diese Anempfohlenen sorgen und sie mit der von Gott verliehenen Autorität leiten."

Wenn man heute das Wort „Autorität" höre, denke man leider auch an die Diktaturen des 20. Jahrhunderts, die in Ost und West von willkürlicher Macht und blindem oder erzwungenem Gehorsam geprägt waren, so der Papst weiter.

„Wenn hingegen die Priester im Namen Christi und der Kirche die Gläubigen leiten, so ist dies kein Herrschen, sondern ein Dienst, der die Freiheit und Würde der Menschen achtet und ihr wahres Heil sucht. Der Priester kann dieser Aufgabe nur gerecht werden, wenn er gelernt hat, sich in seinem eigenen Leben von Gott leiten zu lassen, wenn er als Hirte der Herde mit gutem Beispiel vorangeht, wenn er jeden Tag aus der innigen Beziehung zu Christus Kraft und Orientierung schöpft und wenn er fest davon überzeugt ist, dass es keinen schöneren und fruchtbareren Lebensinhalt gibt, als den Menschen das Evangelium zu verkünden, ihren Glauben zu stärken und sie zu Gott zu führen."

Ganz herzlich hieß der Papst die deutschsprachigen Pilger und Besucher willkommen.

„Besonders grüße ich heute die Priesterjubilare aus dem Erzbistum Paderborn in Begleitung von Weihbischof Matthias König sowie die Kirchenchöre aus dem Bistum Passau in Begleitung von Bischof Wilhelm Schraml. Euch alle bitte ich um euer Gebet für meinen Dienst als Nachfolger Petri sowie für alle Bischöfe und Priester, dass wir gute Hirten und Werkzeuge der Liebe Christi sind. Der Beistand des Heiligen Geistes begleite und führe euch auf all euren Wegen!" (rv)