VATIKANSTADT – Papst Franziskus – noch ein Appell für Syrien. Am Ende der Generalaudienz hat der Papst, betroffen über die Kriegsnachrichten, die nie ein Ende zu nehmen scheinen (gestern wurde eine Schule getroffen, Mädchen starben), „dringend“ und mit ernster Stimme seinen Appell für den Frieden in Syrien erneuert.
„Ich möchte allen Opfern dieses unmenschlichen Konfliktes in Syrien meine Nähe aussprechen und bekräftigen – so der Papst. Abermals erneure ich mit Dringlichkeit meinen Aufruf und erflehe mit aller Kraft von den Verantwortlichen, für einen sofortigen Waffenstillstand zu sorgen, der wenigstens für die notwendige Zeit auferlegt und respektiert werde, die eine Evakuierung der Zivilpersonen erlaubt, vor allem der Kinder, die inmitten dieser grausamen Bombardierungen gefangen sind.“
Papst Franziskus tätigt diesen Appell am Ende einer Katechese, die ganz der Frage gewidmet war: Wie können wir Zeugen der Barmherzigkeit sein? Die Antwort gibt er anhand des Beispiels einiger Heiliger – und er nennt ausdrücklich Mutter Teresa – zusammen mit einer Bitte: Gott zu bitten, dass dieser Lebensstil weiterbestehe, in dem der Mensch Barmherzigkeit zeigt. Nur so kann es eine „kulturelle Revolution“ mittels der Barmherzigkeit geben.
Barmherzig sein „ist eine Aufgabe, die das Gewissen und das Handeln eines jeden Christen herausfordert. Denn es reicht nicht, im eigenen Leben die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren; es ist nötig, dass jeder sie empfange und auch Zeichen und Werkzeug der Barmherzigkeit für die anderen werde“.
Zeugen der Barmherzigkeit sein bedeutet für Papst Franziskus nicht „große, übermenschliche Gesten zu vollbringen“, sondern vielmehr „kleine Dinge zu tun“, die in den Augen des Herrn einen „großen Wert“ haben, so sehr, dass er „uns gesagt hat, dass wir darüber gerichtet werden“. Der Papst verweist auf das Kapitel 25 des Matthäusevangeliums, das ihm sehr lieb ist und das er oft zitiert als „das Protokoll über das wir einmal gerichtet werden“. Diesmal nennt er es „das Testament Jesu“. Er erklärt: „Jesus sagt uns, dass wir jedes Mal wenn wir einem Hungernden zu essen geben, einem Dürstenden zu trinken geben, einen Nackten bekleiden, einen Fremden aufnehmen, einen Kranken oder Gefangenen besuchen, wir das an Ihm tun.“
Das sind die „leiblichen Werke der Barmherzigkeit“, zu denen noch die „sieben geistlichen Werke der Barmherzigkeit“ kommen, die „andere, ebenso wichtige Bedürfnisse betreffen, vor allem heute, weil sie das Innerste der Person berühren und oft noch größeres Leid bedeuten“. Eines davon ist „Lästige geduldig ertragen“. Das „scheint nicht so wichtig zu sein“, ist hingegen aber „ein Gefühl tiefer Nächstenliebe“. Der Papst führt auch die anderen sechs Werke der Barmherzigkeit an: Zweifelnden raten, Unwissende lehren, Sünder zurechtweisen, Trauernde trösten, Beleidigern verzeihen, für die Lebenden und Verstorbenen beten.
Auf diesen Werke wird der Papst in den kommenden Katechesen verweilen. Es sind Werke, die „viele einfache Menschen in die Tat umgesetzt und so ein authentisches Zeugnis des Glaubens gegeben haben.“
Für die Kirche ist die vorrangige Konzentration auf die Schwächsten typisch. Der Papst erklärt, dass „oft die Personen, die uns am nächsten stehen, unsere Hilfe am meisten brauchen. Wir müssen nicht weiß Gott welche großen Taten zu verwirklichen suchen.“
Es sind die einfachsten Dinge, die auch die „dringlichsten sind“, denn in einer Welt, die „leider vom Virus der Gleichgültigkeit betroffen ist, sind die Werke der Barmherzigkeit das beste Gegenmittel.“
Die echte Herausforderung hinsichtlich der Gleichgültigkeit ist für Papst Franziskus „das Antlitz Jesu in den Bedürftigen zu sehen“, denn das erlaubt uns, immer wachsam zu sein und zu vermeiden, dass Christus an uns vorübergehe, ohne dass wir ihn erkennen.
Er erinnert, dass der heilige Augustinus gesagt hatte, er fürchte den Vorübergang Jesu und fragte sich warum. Die Antwort steht „in unserem Verhalten: denn oft sind wir zerstreut, gleichgültig… und wenn der Herr an uns vorbeigeht, verpassen wir die Gelegenheit der Begegnung mit ihm.“
Der Papst betont: „Die Werke der Barmherzigkeit wecken in uns das Bedürfnis und die Fähigkeit, unseren Glauben durch die Liebe wirksam werden zu lassen. Ich bin überzeugt, dass wir durch diese einfachen, alltäglichen Gesten eine echte kulturelle Revolution durchführen können, wie es auch in der Vergangenheit geschehen ist. An wie viele Heilige denkt man noch heute – nicht wegen der großen Werke, die sie realisiert haben, sondern aufgrund der Liebe, die sie verstanden haben, zu vermitteln!“
Der Papst führt das Beispiel der heiligen Mutter Teresa an, derer man nicht so sehr „wegen der vielen Häuser gedenkt, die sie in aller Welt eröffnet hat, sondern weil sie sich zu jedem Menschen geneigt hat, den sie auf der Straße traf, um ihm seine Würde wiederzugeben. Wie viele verlassene Kinder hat sie in die Arme genommen; wie viele Strebende hat sie an der Schwelle zur Ewigkeit begleitet und ihre Hand gehalten!“
Und er schließt: „Der Heilige Geist möge in uns den Wunsch entzünden, in diesem Stil zu leben. Lernen wir zumindest die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit auswendig und bitten wir den Herrn, dass er uns helfe, sie jeden Tag in die Tat umzusetzen.“ (CNA Deutsch)