Die Caritas Internationalis verhandelt in diesen Tagen ihre Zukunft, personell wie auch strukturell. Unter anderem muss ein neuer Generalsekretär gewählt werden. Der Vatikan hatte seine Zustimmung für eine erneute Kandidatur der bisherigen Generalsekretärin Leslie Ann Knight verweigert, eine Haltung, die im Vorfeld Unruhe in die Diskussion gebracht hat. Peter Neher ist Präsident der deutschen Caritas und sieht die Vorgänge mit Sorge:
„Was für mich eine gewisse Schwierigkeit ist, ist der Eindruck, dass wir in der Gefahr sind, eine gewisse Reklerikalisierung zu betreiben. Das heißt, dass im Grunde sehr stark hierarchisch gedacht wird und meinem Eindruck nach zu wenig aufgenommen wird, dass Gottes Geist und Gegenwart auch in der sich versammelnden Gemeinde ist. Das heißt, Gottes Geist ist auch wahrnehmbar in den Menschen, in den Mitarbeitenden in der Caritas und der Kirche und nicht nur in der Hierarchie von oben nach unten. Das macht mir im Moment eine gewisse Sorge."
Insgesamt müsse sich die Caritas aber weiter entwickeln, so Neher. Und sie hat damit auch schon begonnen. Auf dem Hintergrund von Deus est Caritas, der Enzyklika Benedikts XVI. aus dem Jahr 2005, wurde eine Statusänderung der Caritasvereinigung umgesetzt, die tätige und auch institutionelle Nächstenliebe wurde neu in der Gesamtkirche verankert, eine Sicht, die auch Neher für wichtig erachtet.
„Die Frage wird sein, welche Kirchenrechtlichen Folgen sich hier aus der theologischen Verankerung der Caritas in der Kirche ableiten. Und vor allem: Was hat das für weitere Konsequenzen für die nationalen und diözesanen Caritasorganisationen". (rv)