Italien/Israel: P. Cubbe wird „Gerechter unter den Völkern“

Israel ehrt den italienischen Jesuitenpater Raffaele de Ghantuz Cubbe (1904-1983) posthum mit der Medaille „Gerechter unter den Völkern": An diesem Dienstag überreichte der israelische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mordechay Lewy, in Rom dem Neffen des Jesuiten die Medaille. Pater Cubbe starb vor 27 Jahren. Mario Galgano war für uns bei der Verleihung der Auszeichnung, die an Menschen verliehen wird, die Juden vor Verfolgung retteten.
 P. Raffaele de Ghantuz Cubbe war in den 40er-Jahren Rektor einer Schule in Frascati in der Nähe Roms. Während des faschistischen Regimes rettete er mehrere jüdische Familien vor der antisemitischen Verfolgung. Doch auch Jahre danach erzählte er niemandem von seiner Tat. Sein Neffe Francesco de Ghantuz Cubbe erfuhr erst viele Jahre nach dem Tod seines Onkels davon.
„Wir erlebten unseren Onkel zu seinen Lebzeiten als eine fröhliche Person. Erst vor kurzem und nach dem Tod meines Onkels nahmen Überlebende mit mir Kontakt auf. Und so lernte ich eine neue Seite meines Onkels kennen. Ebenfalls erstaunlich ist für mich, dass ich noch nie etwas Negatives über ihn erfahren habe."
Eine Figur wie Pater Cubbe ist auch für den interreligiösen Dialog wichtig, sagt der Botschafter Israels beim Heiligen Stuhl, Mordechay Lewy.
„Jeder Einzelfall einer Rettung ist für uns bedeutend. Man muss ja bedenken, dass diese Retter selber unter großer Gefahr gelebt haben. Daher müssen solche Fälle besonders gewürdigt werden. Auch ist zu betonen, dass es unter den Priestern und Ordensleute sehr viele gegeben hat, die Juden gerettet haben. Das bedeutet aber nicht, dass sie alleine aktiv waren. Ich gehe davon aus, dass einige ihnen geholfen haben. Den menschlichen Instinkt soll man auch nicht schmälern. Deswegen sind wir froh, unsere Dankbarkeit zu zeigen."
Figuren wie P. Cubbe können auch die Beziehung zwischen dem Vatikan und Israel stärken, glaubt Botschafter Lewy.
„Ich bin sicher, dass diese Auszeichnung ein positiver Beitrag in dieser Richtung ist. Es gab sehr viele Missverständnisse. Vielleicht wird es noch einige davon geben, weil diese Zeit der Not und Unmenschlichkeit unter den Nazis – also die Shoah – sehr viele Unstimmigkeiten hervorgerufen hat, die nicht so leicht bereinigt werden können."
Es stecke sehr viel Aufarbeitung hinter der Ehrung P. Cubbes, fügt Botschafter Lewy an.
„Es hat mich sehr gefreut, dass der Prozess, der zu seiner Ehrung geführt hat, eine gemeinsame Handlung der Familien der Nachkommen des Jesuitenpaters und der Überlebenden ist. Dieser Zusammenschluss lässt mich für die Zukunft sehr hoffen."
Hintergrund
Seit 1963 ist eine öffentliche Kommission unter der Schirmherrschaft von Yad Vashem dafür zuständig, vorgeschlagene Personen nach bestimmten Kriterien zu prüfen und gegebenenfalls als „Gerechte aus den Völkern" anzuerkennen. Sie besteht aus in Israel bekannten Persönlichkeiten, die oft selbst Holocaustüberlebende sind und staatliche oder politische Ämter bekleiden oder bekleideten. Vorsitzender ist ein Richter am Obersten Gerichtshof Israels.
P. Rafaelle Ghantuz Cubbe war von 1942 bis 1947 Rektor bei der Schule Nobile Collegio di Mondragone bei Frascati. Danach ernannte ihn Papst Pius XII. zum Vizepräsidenten des Päpstlichen Hilfswerkes POA, die sich um die Überlebenden des Zweiten Weltkriegs kümmerten. Als Rektor der Schule in Frascati rettete P. Cubbe drei jüdische Kinder, ohne sie zum Katholizismus konvertieren zu wollen: Marco Pavoncello, Graziano und Mario Sonnino. (rv)