Vatileaks2: Haftstrafen für die Hauptangeklagten gefordert

Vatileaks II.An diesem Montag hat im Vatikan die Schlussphase des als Vatileaks2 bekannten Prozesses begonnen. Die vatikanische Staatsanwaltschaft hat in ihrem Schlussplädoyer hohe Strafen für einige der Angeklagten gefordert: Francesca Immacolata Chaouqui soll dem Willen der Anklage nach die höchste Strafe erhalten, für sie wurde eine Haft von drei Jahren und neun Monaten gefordert, da sie als „Anstifterin“ zu den Straftaten zu gelten habe. Ihr ehemaliger Vorgesetzter, der Geistliche Angel Lucio Vallejo Balda, solle für drei Jahre und einen Monat hinter Gitter. Mildere Strafen wurden für den Sekretär Nicola Maio und die beiden mit angeklagten Journalisten gefordert: Maio solle wegen der geringfügigen Rolle, die er in dem Fall gespielt habe, mit einem Jahr und neun Monaten Haftstrafe belegt werden, Gianluigi Nuzzi, der das Buch „Via Crucis“ veröffentlicht hatte, solle ein Jahr auf Bewährung bekommen. Der zweite Journalist, Emanuele Fittipaldi (Autor des Buches „Avarizia“, zu Deutsch „Geiz“), solle gar freigesprochen werden – aufgrund mangelnder Beweise. Die Anwälte der Hauptangeklagten Chaouqui und Balda forderten in ihren Plädoyers am Dienstag Freispruch für ihre Mandanten. Am Mittwoch sind weitere Plädoyers der Verteidigung vorgesehen.

Die Anklagepunkte für die einzelnen Angeklagten des Prozesses sind unterschiedlich: Während die drei Ex-Mitglieder der Vatikankommission Cosea wegen der Gründung einer kriminellen Vereinigung zum Zweck der Weitergabe höchst vertraulicher Informationen angeklagt sind, wird den beiden Journalisten Beihilfe zur Verbreitung der Dokumente vorgeworfen. Diese Beihilfe sei aber vor allem „moralischer Natur“, denn ihre Bereitschaft zur Verbreitung der Dokumente habe die anderen Angeklagten in ihren Absichten erst bestärkt. (rv)

Befragung von Gianluigi Nuzzi im Vatileaks 2-Prozess

Uffici GiudiziariVATIKANSTADT – Im Vatikan geht der Prozess Vatileaks 2.0 weiter. Nun fand im Gerichtssaal des Vatikanstaates eine Verhandlung statt, die der Befragung des angeklagten Gianluigi Nuzzi gewidmet war.

Im Saal anwesend waren – außer Nuzzi – auch die anderen vier Angeklagten, Monsignore Lucio Ángel Vallejo Balda, Francesca Immacolata Chaouqui, Nicola Maio und Emiliano Fittipaldi.

Laut Angaben von Pater Federico Lombardi – Leiter des Vatikanischen Presseamtes – hat das Gericht den Antrag einiger Strafverteidiger abgelehnt, neue Zeugen im Prozess zuzulassen, zusätzlich zu den bereits aufgenommenen.

Nuzzi, der beschuldigt wird, zusammen mit den anderen Angeklagten vertrauliche Dokumente und Informationen verbreitet zu haben, verteidigte sich, indem er sagte, keine Staatsgeheimnisse verletzt und nur Informationen veröffentlicht zu haben, die eine gesellschaftliche Relevanz besitzen und für das öffentliche Interesse von Wert sind. Nuzzi erklärte, die Dokumente von Monsignore Vallejo Balda – definiert als einflussreiche institutionelle Persönlichkeit, die wichtige Ämter innehatte und innehat – ohne Druck und Drohungen erhalten zu haben.

Nuzzi fügte hinzu, vom selben Vallejo Balda das Password zu seinem persönlichen Email-Account erhalten zu haben.

Das Gericht hat die Verhandlung auf Dienstag, den 26. April um 15.30 Uhr vertagt. Dann wird die Anhörung der zugelassenen Zeugen stattfinden. (CNA Deutsch)

Vatileaks 2 geht in die nächste Runde

Vatileaks II.Der Vatileaks-2 Prozess um die Weitergabe von vertraulichen Dokumenten an zwei Journalisten ging an diesem Montagvormittag wie geplant weiter. Das teilte Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Presserklärung im Anschluss an die Sitzung mit. An diesem Prozesstag wurde ausschließlich der Angeklagte Nicola Maio verhört, der in einer inzwischen aufgelösten Kommission (COSEA) für die Reform der wirtschaftlich-administrativen Strukturen des Heiligen Stuhls mitgearbeitet hatte. Details aus der Vernehmung gab Lombardi jedoch nicht bekannt.

Anwesend waren neben dem Gericht die Angeklagten Lucio Ángel Vallejo Balda, Francesca Immacolata Chaouqui, und Gianluigi Nuzzi, jeweils mit ihren Anwälten. Der Angeklagte Emiliano Fittipaldi wurde von seinem Anwalt vertreten.

Die nächste Sitzung findet am kommenden Mittwoch ab 10.30 Uhr statt. (rv)

Vatileaks 2-Prozess: Journalist betont Pressefreiheit

Vatileaks II.Der italienische Journalist und im Fall Vatileaks 2 Angeklagten Emiliano Fittipaldi hat am Dienstagmorgen im vatikanischen Gerichtssaal seine Unschuld beteuert und auf die Pressefreiheit in Italien hingewiesen. Das berichtet der Radio Vatikan-Redakteur Massimiliano Menichetti, der dem Gerichtsprozess an diesem Dienstag beiwohnte. Unter den fünf Angeklagten fehlte wie bereits am Montag der andere mitangeklagte Journalist Gianluigi Nuzzi, der in Mailand bei einem anderen Gerichtsprozess gegen ihn war. Der nächste Gerichtstermin für die Weiterführung des Prozesses sollte – wenn keine Änderungen angekündigt werden – am nächsten Freitag stattfinden.

Wiederum war der Gerichtstermin an diesem Dienstag vom vatikanischen Oberrichter Giuseppe Dalla Torre geleitet worden. Da Fittipaldi seine Informationsquellen schützen wolle, äußerte er sich nicht zu angeblichen Treffen mit den anderen Mitangeklagten wie den spanischen Geistlichen Luis Angel Vallejo Balda oder der PR-Beraterin Francesca Immacolata Chaouqui. Fittipaldi bestätigte einzig, dass er Vallejo Balda durch Chaouqui im April oder Mai 2015 kennengelernt habe. Der spanische Geistliche habe ihm zwar ungefragt Dokumente überreicht, davon habe er in seinem Enthüllungsbuch über die vatikanischen Finanzen „nur zwei Dokumente benützt, da das ganze Material journalistisch betrachtet unbrauchbar gewesen war“, so Fittipaldi. Insgesamt habe Vallejo Balda etwa 20 Blätter übermittelt. Der Journalist fügte an, dass er bei dieser Überreichung „sowieso das meiste Material für das Buch“ beieinander hatte.

Hintergrund

Nach dreimonatiger Unterbrechung war der Prozess am Samstag zunächst hinter verschlossenen Türen fortgesetzt worden. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht die Veröffentlichung vertraulicher Unterlagen über wirtschaftliche Missstände im Vatikan in zwei Enthüllungsbüchern. Die vatikanische Staatsanwaltschaft beschuldigt die italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi, sich illegal die Akten der von Papst Franziskus neu eingerichteten Kommission für die Neustrukturierung der wirtschaftlichen und administrativen Angelegenheiten des Vatikans (COSEA) beschafft zu haben. Vallejo Balda war der Sekreträr des Gremiums. Als vatikanischem Staatsbürger droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe. (rv)

Vatileaks: Priester gesteht, Dokumente weitergegeben zu haben

cna_PetersdomVATIKANSTADT – „Ja, ich habe Dokumente weitergegeben“. Es ist das erste Geständnis in einem Verfahren, dass die Kurienreform von Papst Franziskus erschüttert hat. Der ehemalige Sekretär der Wirtschaftspräfektur des Vatikans, Monsignore Lucio Angelo Vallejo Balda, gab gestern zu, vertrauliche Inhalte preisgegeben zu haben.

„Ich war überzeugt, in einer ausweglosen Situation zu sein“, so der Priester. Er habe sich gefangen gefühlt in der „mächtigen Welt hinter“ Francesca Chaouqui — einer weiteren der insgesamt fünf Angeklagten des Verfahrens.

Chaouqui, eine PR-Expertin, wurde in das 2013 von Papst Franziskus gegründete Komitee namens COSEA berufen, das die Finanzreform der Kurie vorbereitete. Dieses wurde mittlerweile aufgelöst.

Die anderen drei Angeklagten sind Nicola Maio, der Sekretär von Msgr. Vallejo sowie die beiden Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi.

Dem Priester, seinem Sekretär und der PR-Frau wird vorgeworfen, zusammen eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben, welche die Journalisten mit vertraulichen Informationen und Unterlagen versorgten, die „die fundamentalen Interessen des Heiligen Stuhls und des Staates betreffen“, so die offizielle Anklage des Vatikans.

Chaouqui und Msgr. Vallejo wurden im November festgenommen; sie sollen die Dokumente an Nuzzi und Fittipaldi weitergegeben haben.

Der Spanier Vallejo hat nun gestanden, Nuzzi eine Liste mit 87 Passwörtern weitergegeben zu haben, mit denen dieser COSEAs Emails lesen konnte. Doch habe er geglaubt, dass sein Email-Konto bereits kompromittiert gewesen sei, und Nuzzi die Unterlagen bereits habe. Der Priester sagte weiter, er habe geglaubt, dass Francesca Chaouqui für den italienischen Geheimdienst arbeite. Sie habe ihn manipuliert. Er habe das Gefühl gehabt, in Gefahr zu sein. Das Verfahren wird am heutigen Dienstag fortgesetzt. (CNA Deutsch)

Vatileaks II: „Journalisten durften berichten, aber…“

Vatileaks II.Mit dem Vatileaks-Prozess stellt sich der Vatikan nicht gegen die Pressefreiheit. Das betont der Substitut des Staatssekretariates, Angelo Becciu, gegenüber Radio Vatikan. Es gehe um die Methode, wie Journalisten an die Dokumente gekommen seien, nicht um die Pressefreiheit als solche. In einem ausführlichen Gespräch machte der Substitut – der Leiter der Abteilung für Innere Angelegenheiten am Staatssekretariat – eine tour d'Horizon durch das vergangene Jahr, er sprach über Kurienreform, Vatileaks II und Heiliges Jahr.

Das zu Ende gehende Jahr habe für den Papst viele Höhe-, aber auch einige Tiefpunkte gebracht, so Becciu. So sei das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ein „großes Geschenk“ für alle Gläubige. Er ging aber auch auf die Herausforderungen für die römische Kurie ein. „Der Papst hat wichtige Beschlüsse gefasst, und die Geschwindigkeit der Reformen hat eindeutig zugenommen“, so Erzbischof Becciu. „Es wäre aber ungerecht gegenüber dem Papst, wenn man die Kurienreform als seine einzige Sorge betrachten würde. Er schaut ja vor allem auf die Probleme in der Welt, und das sehen wir anhand seiner Reisen. Die Sorgen des Papstes sind die Entchristlichung und die Beseitigung der christlichen Werte in vielen Teilen unserer Welt. Das sind die großen Sorgen des Papstes.“

Ebenfalls „gelitten“ habe der Papst wegen des Dokumentendiebstahls und der Verbreitung vatikaninterner Dokumente, so der Substitut im Staatssekretariat. „Doch gleichzeitig hat ihn das nicht kaputt gemacht. Er war für uns diesbezüglich ein Vorbild, weil er mit Ruhe und Mut die Sache angegangen ist. Zum sogenannten Vatileaks-II-Fall möchte ich zwei Präzisierungen machen: erstens handelt es sich bei den beiden Angeklagten, die wegen der mutmaßlichen Verbreitung von Dokumenten vor Gericht stehen, nicht einfach um Fälle von Treuebruch gegen den Papst. Wir dürfen nicht vergessen, dass sie bei ihrer Einsetzung einen Schwur ablegen mussten, bei der sie jegliche Dokumente für sich bzw. ihrer Arbeit behalten mussten.“

Die zweite Präzisierung betrifft die beiden mitangeklagten Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi, die in je einem Buch die Dokumente veröffentlicht haben. „Sie haben dies auf eine unkorrekte Weise getan. Dazu möchte ich folgendes festhalten: Journalisten haben das Recht und die Pflicht, Nachrichten zu veröffentlichen, die sie bekommen. Es ist also falsch zu behaupten, der Vatikan sei gegen diese Journalisten, weil wir gegen die Pressefreiheit seien. Niemand im Vatikan stellt die Pressefreiheit in Frage. Es geht aber um die Methode, darum, wie sie an ihre Nachrichten gekommen sind. Der Prozess läuft noch und wird uns diesbezüglich mehr sagen können.“(rv)