Geheimtipp für Rombesucher: Auf dem Palatin, dem „ersten” Hügel Roms, sind die Gärten der Papst-Familie Farnese zugänglich. Nach einer Restaurierung der beiden Vogelhäuser stellt eine Multimedia-Schau zum ersten Mal diesen einst berühmten Symbolort der römischen Renaissance vor.
Gudrun Sailer – Rom.
„Es war der Ort der Größe Roms, der Anfänge, ein mythisch überhöhter Ort“, sagt Giuseppe Morganti, Chefrestaurator auf der bedeutendsten Antikenstätte Italiens, dem Forum Romanum und Palatin. Romulus und Remus, die legendären Gründer Roms, wurden auf dem Palatin angeblich von der Wölfin gesäugt, später war der Hügel den Eliten vorbehalten: Zur Zeit der römischen Republik war auf diesem Hügel das Villenviertel der Vornehmen, in dem wenig später folgerichtig auch die Kaiser ihre Prachtresidenzen bauen ließen, mit Mosaiken, Fresken und kostbaren Bädern. Als das Rom der Römer verlorenging, verfiel der Palatin, und tausend Jahre Vegetation legten sich darüber, bis in der Renaissance seine Wiedergeburt erfolgen sollte.
Ein Papst der Heiligen Römischen Kirche, Alessandro Farnese, wählte Mitte des 16. Jahrhunderts diesen Ort antiker, überwucherter Ruinen, um einen spektakulären Garten anzulegen.
Kardinal Farnese plante nicht, auf dem Palatin die Antiken baulich zu übertrumpfen
„Paul III. Farnese begriff sich als Wiedererbauer der Stadt nach der Plünderung Roms von 1527“, schildert Morganti. „Der Papst wollte seinen Namen verknüpft wissen mit diesem gigantischen Immobilienprojekt. Mehr als einen Wiederaufbau plante er eine Art Neugründung der Stadt. Und dabei war ihm sein Neffe die wichtigste Stütze – ein Kardinal, auch er hieß Alessandro Farnese.“
Kardinal Farnese plante nicht, auf dem Palatin die Antiken baulich zu übertrumpfen. Ein botanischer Garten sollte es sein, mit großen Volieren für exotische Vögel und mit einer Terrasse mit Blick auf das benachbarte Forum Romanum. Er kaufte ungefähr zehn kleinere Weingärten, indem er, wie Giuseppe Morganti vermerkt, den Besitzern schmeichelte und ihnen viel Geld bot. Ein Werk langen Atems, aber von Erfolg gekrönt. 60 Jahre lang wurde an den Gärten der Farnese gebaut, mitsamt Volieren, Freitreppen und Grottenbrunnen. Das Ensemble hat einen barocken Zuschnitt – und wurde für barocke Zwecke genutzt, denen sich auch die Farnese-Kirchenfürsten nicht entzogen.
„Die Gärten auf dem Palatin dienten als Ziel von Tagesausflügen, der Palazzo Farnese ist ja in der Nähe, 500 Meter Luftlinie, es brauchte also dort kein Wohngebäude. Die wenigen kleinen Gebäude, die es abgesehen von den Vogelhäusern gab, überlebten die Ausgrabungstätigkeit auf dem Palatin nicht. Sie konnten aber höchstens Geräte und die Tischwäsche für Bankette aufnehmen.“ (vatican news)