Bischof Kohlgraf über Brief der Glaubenskongregation: „Es gibt rätselhafte Formulierungen“

Mainzer Bischof zeigt sich verwundert über Entscheidung des Papstes, die „Pastorale Handreichung“ abzulehnen.

MAINZ – In einem Interview mit der Mainzer Zeitung „Main-Spitze“ hat sich der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf verwundert über das Schreiben der Glaubenskongregation gezeigt, welches die geplante Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zurückweist.

„Es gibt in dem letzten Schreiben der Glaubenskongregation rätselhafte Formulierungen, da muss jetzt noch vieles geklärt werden“, so der Oberhirte, der gleichzeitig eine dadurch entstandene „Verärgerung und Verunsicherung“ beklagte.

Bereits am 12. Mai 2018 hatte Kohlgraf in einem Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“ als Befürworter der DBK-Handreichung seine Betroffenheit darüber zum Ausdruck gebracht, dass die sieben Bischöfe, die sich als Gegenstimme in einem Brief an den Papst wandten, die Mehrheit des deutschen Bischofskollegiums unter den Verdacht stellten, sie würden die Substanz des Glaubens und die Einheit der Kirche gefährden: „Wenn ich den Papst richtig verstehe, dann sieht er diese Gefahr nicht.“

Im gestrigen Interview mit Mainz-Spitze wiederum zeigte sich Kohlgraf enttäuscht über die Entwicklung, die die Debatte nun nach dem Antwortschreiben der Glaubenskongregation genommen hätte und deutete an, der Papst sei umgestimmt worden: „Diese Wahrnehmung gibt es, ja“. Eine Niederlage für die Mehrheit der DBK sieht er indes nicht.

Auf die weitere Frage, was er als Bischof tun wolle, wenn ein evangelischer Ehepartner die Kommunion von ihm empfangen wolle, antwortete er:

„Dann werde ich diesem Wunsch nachkommen. Die Kommunionbank ist nicht der Ort von theologischen Debatten.“

Kohlgraf hatte sich bereits Mitte Mai im erwähnten Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“ im Streit um die Zulassung von protestantischer Ehepartner zur heiligen Kommunion klar positioniert. Dort fragte er: „Denken wir eigentlich, wir müssten den lieben Gott beschützen, indem wir bestimmen, wer zur Kommunion gehen darf und wer nicht?“ (CNA Deutsch)

Wer kennt die Wahrheit über die Inquisition?

Wahrheit und Legenden: Vor 20 Jahren öffnete die Glaubenskongregation ihre Archive. Was die Wissenschaftler fanden: Das passt nicht zu den landläufigen Legenden, oder doch?

VATIKANSTADT – Als im Jahre 1998 erstmals die Archive der Kongregation für die Glaubenslehre, oder besser gesagt des Heiligen Offiziums, für die Wissenschaftler geöffnet wurden, sagte der damalige Kardinal Joseph Ratzinger, man könne nicht vorhersehen, welche Entwicklungen dies für die Welt der Wissenschaft bedeuten würde.

Zwanzig Jahre später kann man eine Bilanz ziehen und die Arbeiten einiger Forscher präsentieren. Das ist der Zweck einer internationalen Konferenz, die gestern begann: „Die römische Inquisition und ihre Archive“.

Im Jahr 1998 begann mit einem feierlichen Tag an der Accademia Nazionale die Lincei, dem der damalige Präfekten der Kongregation, Kardinal Joseph Ratzinger vorstand, ein Weg, der seit nunmehr zwei Jahrzehnten beschritten wird. Bis zum morgigen 17. Mai gehen die Arbeiten der Wissenschaftler in der Bibliothek des Senats auf der Piazza della Minerva, innerhalb der sogenannten Insula Domenicana von Santa Maria sopra Minerva weiter, die so sehr mit den historischen Ereignissen um die Kongregation des Heiligen Offiziums und dem Index der verbotenen Bücher verbunden ist.

Die Konferenz stellt den vierten Termin des Zyklus Memoria Fidei dar, der 2013 als ständiges Forum der Zusammenarbeit und Weiterbildung zwischen den kirchlichen Archiven gegründet worden war. Zum Forum gehören 40 Wissenschaftler aus Italien, verschiedenen europäischen Ländern, den Vereinigten Staaten und Kanada. Die Einleitungsrede zur Konferenz hielt Kurienerzbischof Francisco Luis Ladaria Ferrer SJ, Präfekt der Kongregation.

Neben Vorträgen zu einzelnen Aspekte des Wirkens der Inquisition gibt es auch Betrachtungen über Kunst und sogar Kino. Pierfranco Bruni beispielsweise spricht über die kinematografische Sprache beim Erzählen von Ereignissen, die mit der Inquisition in Zusammenhang stehen. „Der Name der Rose“ von 1986 ist einer jener Texte, die als Beispiel angeführt werden könnten – nicht nur für den Bruch von Mustern zwischen den Bildern und dem im Buch wiedergegeben Erzählfaden, sondern vor allem auch als gänzlich ideologische Interpretation des Themas der Inquisition, mit einem verzerrten Schlüssel der Lektüre hinsichtlich historischer Bezüge, die absichtlich verdreht werden.

Die Filmografie, die sich der Inquisition widmet, hat leider mehr die spektakulären als die geschichtstreuen Aspekte berücksichtigt. Das betrifft verschiedenen Facetten der Inquisition, wie es bei den Filmen Dangerous Beauty aus dem Jahr 1998 oder L’Oeuvre a noir von 1988 der Fall ist. Ab 1943 und dem Film „Dies Irae“ werden Dinge verflochten und die Inquisition wird mit Elementen verwoben, die nicht italienisch, sondern spanisch sind. Dieser Aspekt wäre zu klären, bis hin zu einem der jüngsten Filme – Sangue del mio sangue – aus dem Jahr 2015.

Anna Foa spricht über die Vorstellung von der Inquisition in den Medien der letzten 20 Jahre. 1988 waren die Medien der Meinung, dass „die Öffnung der Archive zu einer geschichtlichen und ‚politischen‘ Revision führen würde, also dass sich die Kirche, indem sie die Archive zugänglich machte, auch für ein Mea culpa bezüglich der Inquisitionsgerichte vorbereiten würde. Als Georges Cottier 2004 den Band mit den Niederschriften des Symposiums von 1998 vorstellte, wurde klar, dass die Absicht eine andere gewesen war: Die Forschungen der Wissenschaftler voranzubringen, ihnen bislang unzugängliche Quellen zur Verfügung zu stellen und einen Ausweg aus dem Dilemma zwischen schwarzer und rosa Legende aufzutun.“

Die jüdische Forscherin erklärt, dass „von diesem Moment an, in den letzten 10-15 Jahren, die Kluft zwischen Wissenschaft und Medien immer größer geworden ist. Während die Wissenschaft von der neu verfügbaren Dokumentation ausging, um zu wenigstens teilweise gemeinsamen Schlussfolgerungen und Standpunkten zu gelangen, verankerten sich die Medien in mythologischen Visionen, in denen sich zur Darbietung alter Schemata der schwarzen Legende hagiographische Überspanntheit gesellte, die noch weniger glaubwürdig war als erstere.“

Leider stellt „diese Kluft zwischen Forschung und Medien, wie uns allen bekannt ist, eine Situation dar, die für jeden Inhalt der Geschichte gilt; sie ist jedoch noch heikler bei einem Thema wie diesem, das mit Leidenschaften und Vorurteile behaftet ist und jeder Argumentation trotzt. Aus diesem Grund bleibt die Verbreitung von Informationen zu dieser Thematik auch heute sehr schwierig.“

Die drei Konferenztage sind somit auch für die Medien von großer Bedeutung, die dadurch Gelegenheit erhalten, die Arbeit der Wissenschaftler kennenzulernen und sich von Vorurteilen und Unwissenheit zu befreien.

Übersetzt von Susanne Finner aus dem italienischen Original, das bei der CNA Deutsch-Schwesteragentur ACI Stampa veröffentlicht wurde. (CNA Deutsch)

Vatikan: 20 Jahre Archivöffnung der Glaubenskongregation

 

Unter dem Titel „Die römische Inquisition und ihre Archive – 20 Jahre nach der Öffnung“ veranstaltet die Direktion des Archivs vom 15. bis zum 17. Mai eine internationale Konferenz in Rom.

Zu den Veranstaltungen werden vierzig Wissenschaftler aus Europa, USA und Kanada erwartet. Die Konferenz stellt gleichzeitig die vierte Runde des 2013 gegründeten Zyklus „memoria fidei“ dar, der der systematischen Zusammenarbeit und dem Austausch der verschiedenen kirchlichen Archive dient. Mit Bedacht gewählt ist auch der Ort: Die Senatsbibliothek an der sogenannten „Dominikanischen Insel“ vor der Kirche Santa Maria sopra Minerva steht in engem Zusammenhang mit der Kongregation und dem Index der verbotenen Bücher.

Die Konferenz wird von Francisco Louis Ladaria, Präfekt der Glaubenskongregation, eröffnet.

Im Januar 1998 hatte das Archiv der Kongregation erstmals offiziell Studenten die Forschung an den historischen Beständen erlaubt. Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, hatte in der Nationalen Akademie dei Lincei zu diesem wichtigen Wendepunkt in der Aufarbeitung der römischen Inquisition feierlich den Anstoß gegeben.

Themen der Tagung sind: Die Grenzen der Forschung; Inquisition: Orte und Menschen; Die Inquisition zwischen Fiktion, Kino und Publicity. Zum Abschluss findet ein Konzert in der Basilika Santa Maria sopra Minerva statt. (vatican news – ck)

Interkommunion: Rom widerspricht offenbar dem Vorstoß deutscher Bischöfe

VATIKANSTADT – Die Glaubenskongregation hat offenbar der von der Deutschen Bischofskonferenz angekündigten Handreichung für Seelsorger widersprochen, die eine Zulassung protestantischer Ehepartner katholischer Christen zur heiligen Kommunion zum Thema hat. Wie Quellen in Rom gegenüber CNA bestätigten, hat dabei die Glaubenskongregation offenbar mit ausdrücklicher Zustimmung von Papst Franziskus agiert. Die österreichische Website „kath.net“ hatte zuerst von einer Ablehnung aus Rom berichtet.

Wesentliche Details sind zur Stunde jedoch weiterhin unklar, etwa die Frage, ob Rom nur um Nachbesserungen bittet oder den Vorstoß grundsätzlich ablehnt.

Dieser hatte bereits im Vorfeld zu Spannungen unter den deutschen Bischöfen geführt.

Der Streit trat vergangene Woche offen zutage, nachdem bekannt wurde, dass sieben deutsche Hirten, darunter Kardinal Rainer Maria Woelki sowie fünf bayerische Bischöfe, sich mit einem direkten Brief an Rom wandten – ohne vorherige Absprache mit dem Vorsitzenden der DBK, Kardinal Reinhard Marx. Der Brief ging an Kardinal Kurt Koch, Präsident des Rates der Einheit der Christen, und an Kurienerzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre.

Vorstoß bei Vollversammlung der Bischöfe

Auslöser des Brandbriefs war der zum Abschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 20. Februar vom Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, angekündigte Vorstoß in Sachen Interkommunion in Deutschland: Eine Handreichung für Seelsorger, die regelt, wie in deutschen Bistümern „unter bestimmten Umständen“ und „in Einzelfällen“ evangelischen Ehepartnern der Empfang der Heiligen Kommunion möglich sein sollte.

Am 22. März 2018 hatten sich daraufhin der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, die Bischöfe Konrad Zdarsa von Augsburg, Gregor Maria Hanke von Eichstätt, Stefan Oster von Passau und Rudolf Voderholzer von Regensburg sowie Bischof Wolfgang Ipolt von Görlitz direkt an den Vatikan gewandt.

Kardinal Marx hatte bereits bei Bekanntwerden dieses ungewöhnlichen Schritts mit einer eigenen öffentlichen Stellungnahme reagiert. (CNA Deutsch)

Vatikan-Dokument: Keiner kann sich selbst erlösen

Keiner kann von sich aus das Heil erlangen: Das ist die Kernthese eines Briefs, den der Vatikan an diesem Donnerstag veröffentlicht hat.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

Zum ersten Mal, seit Erzbischof Luis Ladaria im letzten Sommer die Leitung der Glaubenskongregation übernommen hat, publiziert das vatikanische Spitzenministerium einen längeren Text. „Placuit Deo“ heißt er, „Es hat Gott gefallen“, die Form ist ein Brief, gerichtet an die Bischöfe der Weltkirche. Thema: „Einige Aspekte des christlichen Heils“. „Die Lehre über das Heil in Christus muss immer wieder neu vertieft werden“, begründet die Kongregation ihre Themenwahl.

Vor allem zielt der Brief auf den heute verbreiteten Individualismus: Da werde der Mensch „als ein Wesen“ betrachtet, „dessen Verwirklichung allein von seinen eigenen Kräften abhängt“ und das ganz für sich, ohne andere, das Heil erlangen kann. Eine Tendenz, die an zwei alte Häresien erinnert, nämlich Pelagianismus und Gnostizismus: Das Erstgenannte meint Selbsterlösung, das Zweite einen Aufschwung des Verstands zum göttlichen Mysterium. Leibfeindlichkeit also, wenn man’s in ein Wort pressen will.

Beidem erteilt der Brief eine deutliche Absage. „Der Individualismus des Neu-Pelagianismus sowie die Leibverachtung des Neu-Gnostizismus entstellen das Bekenntnis des Glaubens an Christus, den einzigen und universalen Retter. Wie könnte Christus den Bund mit der ganzen Menschheitsfamilie aufrichten, wenn der Mensch ein isoliertes Individuum wäre, das sich nur mit eigenen Kräften selbstverwirklichen könnte, wie der Neu-Pelagianismus vorgibt? Und wie könnte das Heil durch die Menschwerdung Jesu, sein Leben und Sterben und die Auferstehung in seinem wahren Leib zu uns kommen, wenn nur das wichtig wäre, was das Innere des Menschen von den Begrenzungen des Leibes und der Materie befreit, wie der Neu-Gnostizismus meint?“

Zitate von Augustinus bis Benedikt XVI.

Das Vatikan-Schreiben hält den neuen Irrlehren unter Berufung auf Augustinus, Thomas von Aquin und Papstdokumente von Johannes Paul II. bis Franziskus die christliche Sicht der Erlösung entgegen. Das Heil bestehe „in unserer Vereinigung mit Christus“. Und wir gelangen nur dann zum Heil, „wenn Gott selbst dies möglich macht und uns an sich zieht“. Im Übrigen sei das Heil umfassend, es betreffe „unser ganzes Menschsein“. „Die ganze Person, Leib und Seele, ist nämlich durch die Liebe Gottes nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen, und sie ist berufen, in Gemeinschaft mit ihm zu leben.“ Und der „Ort, wo uns das von Christus gebrachte Heil geschenkt wird“, sei die Kirche.

Das neue Vatikan-Dokument orientiert sich spürbar am Denken von Papst Franziskus; Bezüge zu seiner Ansprache auf einem italienischen Kirchentreffen vom November 2015 in Florenz sind deutlich. Am Schluss steht ein missionarischer Impuls, wie er auch für den jetzigen Papst kennzeichnend ist: „Das Bewusstsein der Lebensfülle, in die uns Jesus, der Retter, hineinnimmt, drängt die Christen zur Mission, um allen Menschen die Freude und das Licht des Evangeliums zu verkünden.“ (vatican news)

Fall Barros: Päpstlicher Gesandter beendet Mission in Chile, würdigt Klima des Vertrauens

SANTIAGO DE CHILE – Vor seiner Rückkehr in den Vatikan am 28. Februar hat Erzbischof Charles Scicluna sich für das Klima „des Zuhörens und des Vertrauens“ bedankt sowie für den „besonnen Dialog“ bei der Zeugenanhörung im Fall des chilenischen Bischofs Juan Barros.

Der Vorsitzende des Gremiums der Glaubenskongregation für die Untersuchung schwerwiegender Delikte war von Papst Franziskus nach Chile entsandt worden. Dort sollte er die Zeugenaussagen hinsichtlich einer angeblich von Bischof Juan Barros von Osorno verübten Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima aufnehmen.

Erzbischof Scicluna erneuerte durch den Pressesprecher der Chilenischen Bischofskonferenz (CECH) seine Dankbarkeit gegenüber dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Ivo Scapolo, sowie gegenüber den Mitarbeitern der Nuntiatur und der Belegschaft der Klinik San Carlos de Apoquindo, in der er am 21. Februar an der Gallenblase operiert worden war.

Während Erzbischof Scicluna sich „zufriedenstellend erholte“, wurden die Aufgaben von seinem Sekretär und Mitarbeiter, dem Geistlichen Jordi Bertomeu, übernommen.

Erzbischof Scicluna empfing unter anderem Personen und Gruppen, die mit dem Fall Barros in Verbindung stehen, den Bischof von Osorno selbst, die Kommission zur Prävention sexuellen Missbrauchs und Zeugen, die in Verbindung zu angeblichen Fällen sexuellen Missbrauchs durch Maristen in Chile stehen.

Letzteren gab er Informationen und Ratschläge aus den Normen und Verfahren des Kirchenrechts.

Coiro erklärte, dass Erzbischof Scicluna in Rom einen Bericht erarbeiten wird, den er dann Papst Franziskus überreichen werde. Wer noch Informationen zu Vorfällen vorbringen will, möge dies so schnell wie möglich tun.

Wenn es ihm sachdienlich scheine, werde Scicluna einige Fälle „dem Heiligen Stuhl persönlich vorlegen“, fügte Coiro hinzu.

Erzbischof Scicluna, der auch Oberhirte von Malta ist, kam am 19. Februar in Chile an und kehrt heute, am 1. März, nach Rom zurück.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Kardinalsrat für „gesunde Dezentralisierung

Der Schneefall in Rom hat sogar die Vatikan-Reformen ein bisschen gebremst: Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya aus dem Kongo konnte wegen des Schnees erst am Montagabend zu den Beratungen des K-9-Kardinalsrats mit dem Papst stoßen. Sein Flug nach Rom war wegen „maltempo“ gestrichen worden.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Vatikanische Pressesaal stellte an diesem Mittwochmittag die Ergebnisse der K-9-Beratungen mit Franziskus vor, bei denen es um eine Reform der Römischen Kurie geht. Eher beiläufig erwähnt das Statement, dass Kardinal George Pell nicht teilnehmen konnte; der Australier muss sich in der Heimat vor Gericht gegen Missbrauchs-Vorwürfe verteidigen.

Laut Vatikan ging es bei den Beratungen um „das theologische Statut der Bischofskonferenzen“, Kosten und Mitarbeiterentwicklung beim Heiligen Stuhl sowie um den Kinderschutz. Im letztgenannten Punkt diskutierten die Kardinäle mit dem Papst „mehrere Optionen, wie die Glaubenskongregation Verfahren zu Missbrauchs-Fällen schneller durchführen könnte“. Auch über die Vatikan-Dikasterien zu nachhaltiger menschlicher Entwicklung, Ostkirchen und Mission sei gesprochen worden.

Die Kosten reduzieren

Was das „theologische Statut der Bischofskonferenzen“ betrifft, bekräftigte der Vatikan, dass diesen nationalen Bischofsverbänden auch „eine authentische Lehr-Autorität“ zukomme und dass es dem Papst mit einer Dezentralisierung ernst sei. Der Papst bleibe „der Hüter der Einheit der Kirche“; eine „gesunden Dezentralisierung“ stehe dazu nicht in Widerspruch.

Kardinal Reinhard Marx, der europäische Vertreter in Franziskus‘ Beraterkreis, stellte den Teilnehmern die Arbeit des vatikanischen Wirtschaftsrates vor. Dabei ging es vor allem „um Fortschritte bei der Präsentation des Haushalts, bei der Kosteneindämmung und bei der Reduzierung des Defizits des Heiligen Stuhls“. Der Wirtschaftsrat ist nach den Vatikanangaben vom Mittwoch dabei, Richtlinien für die einzelnen Einrichtungen des Heiligen Stuhls zu erarbeiten, um die Kosten zu reduzieren.

Vom 23. bis 25. April will der Kardinalsrat erneut im Vatikan zusammentreten. (vatican news)

Am Donnerstag: Vatikan-Brief an Bischöfe

An diesem Donnerstag wird der Vatikan einen Brief an die Bischöfe der Weltkirche veröffentlichen. Eine entsprechende Pressekonferenz ist für den Donnerstagmittag angesetzt.

Der Brief, in dem es um die Themen Heil und Erlösung geht, stammt von der Glaubenskongregation. Er ist die erste größere Veröffentlichung dieser Kongregation, seit sie nicht mehr von Kardinal Gerhard Ludwig Müller geleitet wird, sondern von Erzbischof Luis Ladaria Ferrer. Der Jesuit Ladaria steht seit Juli letzten Jahres an der Spitze des wichtigsten Vatikanministeriums.

Bei einer Ansprache an die Mitglieder der Glaubenskongregation hatte Papst Franziskus Ende Januar einen entsprechenden Text angekündigt. Darin gehe es darum, „angesichts der heutigen neopelagianischen und neugnostischen Tendenzen die Bedeutung der Erlösung wieder zu bekräftigen“. (vatican news)

Papst erinnert Glaubenskongregation an pastorale Dimension ihres Wirkens

Papst Franziskus hat an diesem Freitag den Mitgliedern der Glaubenskongregation für ihren Einsatz auf den sensiblen Feldern des Glaubens gedankt. Derzeit tagt die Glaubenskongregation, seit vergangenem Juli unter der Leitung ihres bisherigen Sekretärs Luis Francisco Ladaria Ferrer, zu ihrer Vollversammlung im Vatikan.

Christine Seuss – Vatikanstadt.

Der Papst ging auf verschiedene Themenbereiche ein: Behandlung von Fällen, die einer gründlichen pastorale Unterscheidung bedürfen, Vertiefung bestimmter Aspekte der Heilsgeschichte sowie Richtlinien im Hinblick auf Fragen der Wirtschaftsethik und des Umgangs mit dem Lebensende. „Der Mensch heute weiß nicht mehr, wer er ist – deshalb fällt es ihm schwer, zu erkennen, wie er gut handeln kann,“ betonte Franziskus in seiner Ansprache an die Mitglieder dieses Vatikan-Dikasteriums. Er danke ihnen deshalb für ihre Arbeit und die tägliche Unterstützung der „Lehre der Bischöfe, im Schutz des rechten Glaubens und der Heiligkeit der Sakramente, bei all den verschiedenen Fragen, die heute eine wichtige pastorale Unterscheidung verlangen, wie das Studium der Fälle, die graviora delicta (also die „schwerwiegenderen Straftaten“, Anm.) betreffen oder die Fragen von Eheauflösungsverfahren in favorem fidei (Spezielles Eheauflösungsverfahren „zugunsten des Glaubens“, bei dem beispielsweise einer der beiden Ehepartner nicht getauft ist, Anm.).“

Papst schätzt Vertiefung auf christliche Heilsgeschichte

Die Aufgabe der Kongregation, auf die jenseitige Hinwendung des Menschen und die Verbindung „seiner Vernunft mit der Wahrheit und dem Guten, zu denen der Glaube an Jesus Christus hinführt,“ erscheine in diesem Sinn „entscheidend“, würdigte der Papst die Arbeit seiner Gäste. Er schätze insbesondere die Vertiefung, die im Hinblick auf einige Aspekte der christlichen Heilsgeschichte vorgenommen worden seien, um Antworten auf agnostische Tendenzen der heutigen Zeit zu geben, betonte er.

„Diese Tendenzen sind Ausdruck eines Individualismus, der sich für die Rettung auf die eigenen Kräfte verlässt. Wir hingegen glauben, dass das Heil in der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus liegt, der, dank der Gabe seines Geistes, uns in eine neue Ordnung der Beziehungen zwischen dem Vater und den Menschen eingeführt hat.“

Besondere Bedeutung komme auch den Untersuchungen zu, die die ethischen Auswirkungen einer angemessenen Anthropologie im wirtschaftlich-finanziellen Bereich betreffe. „Nur eine Vision des Menschen als Person, also grundsätzlich als Wesen, das Beziehungen sucht und mit einer eigenen und breit angelegten Vernunft ausgestattet ist, kann im Einklang mit den objektiven moralischen Anforderungen handeln,“ betonte Franziskus mit Blick auf die Lehre der Kirche, die dieses Prinzip stets „klar vertreten“ habe.

Einige delikate Fragen

Ein weiterer Schwerpunkt der thematischen Beratungen während der Plenarsitzung habe auf „einigen delikaten Fragen“ im Hinblick auf die Begleitung Sterbender gelegen, lenkte Franziskus den Blick auf ein weiteres Feld, das immer stärker in den Fokus der gesellschaftlichen Diskussion rückt. Die „Prozess der Säkularisierung“ und eine Verabsolutierung von Konzepten der Selbstbestimmung und Autonomie habe in einigen Ländern zu einem Anstieg von Euthanasie-Bestrebungen als „ideologische Bestätigung“ des Willens nach „Macht des Menschen über das Leben“ geführt, beklagte der Papst. Der freiwillige Abbruch des menschlichen Lebens als Ausdruck von Zivilisation? Auch diese Betrachtungsweise werde mittlerweile vertreten, führte der Papst aus:

„Es ist klar, dass dort, wo das Leben nicht aufgrund seiner Würde, sondern wegen seiner Effizienz und seine Produktivität wertgeschätzt wird, all dies möglich wird. In diesem Bild ist es nötig, zu wiederholen, dass das menschliche Leben, von seiner Zeugung bis hin zu seinem natürlichen Ende, eine Würde besitzt, die es unantastbar macht.“

Es sei für den Menschen heutzutage schwierig geworden, den misslichen und schmerzlichen Situationen des Lebens mit einem Blick der Hoffnung gegenüberzutreten. Doch genau hier setze eine wichtige Aufgabe der Kirche an, betonte der Papst, der die Glaubenskongregation abschließend an die pastorale Dimension ihrer Arbeit erinnerte:

“ Wahre Hirten sind diejenigen, die den Menschen nicht sich selbst überlassen ”

 „Wahre Hirten sind diejenigen, die den Menschen nicht sich selbst überlassen, noch ihn in den Fängen seiner Desorientierung und seiner Fehler lassen, sondern die ihn mit Wahrheit und Barmherzigkeit dahin zurückführen, sein authentisches Antlitz im Guten wieder zu finden. Wahrhaft pastoral ist also jede Handlung, die darauf zielt, den Menschen an der Hand zu nehmen, wenn dieser den Sinn seiner Würde und seiner Bestimmung verloren hat, um ihm mit Vertrauen dorthin zu führen, die liebevolle Vaterschaft Gottes wiederzuentdecken, seine gute Bestimmung und die Wege, eine menschlichere Welt zu schaffen. Das ist die große Aufgabe, die eure Kongregation und eine jede andere pastorale Einrichtung in der Kirche erwartet.“ (vatican news)

Vatikan: Glaubenskongregation hat einen neuen Sekretär

Der italienische Geistliche Giacomo Morandi ist neuer Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation. Papst Franziskus hat ihn dazu ernannt, wie der Vatikan an diesem Dienstag mitteilte. Morandi war bisher Untersekretär in der selben Kongregation. Gleichzeitig erhält Morandi auch den erzbischöflichen Titel. Sein Vorgänger war Luis Francisco Ladaria Ferrer, der jetzt Präfekt der Kongregation ist und auf den deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller nachgefolgt ist. Morandi ist 42 Jahre alt und stammt aus der norditalienischen Stadt Modena. Er arbeitet seit zwei Jahren an der Glaubenskongregation. (rv)