„So eröffnen wir gemeinsam den zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 ‚Damit ihr Hoffnung habt’“:Etwas unsicher noch eröffneten am Mittwochabend Alois Glück für die katholischen Christen und Eckhard Nagel für die evangelischen Christen den Kirchentag in München, vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Ökumene zwar weit gekommen, aber immer noch etwas unsicher ist. Das Wetter hielt stand und blieb trocken, die Stimmung war großartig, bei den Gottesdiensten ebenso wie beim Fest danach.
Aber die Ereignisse der letzten Wochen setzte auch hier den Grundton. Bundespräsident Horst Köhler nannte das Thema in seiner Grußansprache nach dem Gottesdienst auf der Theresienwiese deutlich beim Namen.
„Dieser ökumenische Kirchentag kommt zur rechten Zeit. Viele dunkle Wochen haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten über der Kirche zusammengezogen. Führungsversagen, Missbrauch, Misshandlung; all das hat zu einer schweren Krise geführt. Viele haben der Kirche den Rücken gekehrt, viele klagen sie an, manche verspotten sie. Viele Gläubige schämen sich, viel Vertrauen ist verloren gegangen. Die vergangenen Untaten sind nicht ungeschehen zu machen; jetzt kommt es darauf an, wie wir damit umgehen.“
Dieser Kirchentag – das betonten neben Köhler auch die Präsidenten des Kirchentages Glück und Nagel, Erzbischof Marx und Landesbischof Friedrich – müsse sich um das Vertrauen mühen, dass wieder zu gewinnen sei.
„Nur mit wieder gewonnener Glaubwürdigkeit und wieder gewonnenem Vertrauen wird die Botschaft des Glaubens und das Zeugnis der Kirche bei den Menschen Gehör finden. Wir dürfen aber heute uns selbst und die, die von außen auf die Kirche schauen, auch daran erinnern, wie viel Gutes wir durch die Gemeinschaft und en Glauben erlebt haben und wie viel Gutes durch gläubige Menschen getan wird.“
Seelsorger, Religionslehrer, Pfarrer, die Ehrenamtlichen in den Gemeinden und der Jugendarbeit: gelebte Barmherzigkeit, tatkräftige Solidarität und Dienst am Anderen sei durch den Glauben in der Gesellschaft sichtbar, so Köhler.
Ähnlich drückte es auch der Präsident des ZdK Alois Glück aus. Und er beschrieb den Weg aus dieser Vertrauenskrise der Kirche:
„Es liegt bei jedem von uns, jeder und jede einzelne kann sich hier und jetzt entscheiden: resignierter Rückzug oder auf den Ruf zur Hoffnung hören. Wir sind berufen, für Gerechtigkeit einzustehen, damit eine Kultur der Achtsamkeit wächst. Wir sind berufen, Widerstand zu leisten dort, wo die Ehrfurcht vor dem Leben fehlt. Und wir haben diesen Traum: indem wir uns selbst in die Pflicht nehmen, können wir die Welt verändern. Darum sind wir gekommen.“
Getragen sei dieses Engagement und dieser Glauben durch die Hoffnung, die auch das Motto des Kirchentages ist. Das betonten in ihrer Dialogpredigt die beiden Gastgebenden Bischöfe, Erzbischof Rheinhard Marx und Landesbischof Johannes Friedrich. Bischof Marx:
„Die Hoffnung Jesu verlangt unseren Einsatz. Die Welt wird nicht besser, indem wir uns ins Kämmerlein zurückziehen, sondern indem wir dort dabei sind, wo wir gefragt sind. Dafür gibt es keine Ausrede. Weil Gott uns durch Jesus Christus diese Hoffnung gegeben hat, die den Tod überwindet und das Leben erst möglich macht, deshalb setzen wir uns ein.“
Und deswegen, und das betonten alle Sprecher bei diesen Eröffnungsfeierlichkeiten, gibt es überhaupt Kirchentage: um das Engagement und den Glauben der Christen sichtbar werden zu lassen. Aus München für Radio Vatikan: Pater Bernd Hagenkord. (rv)