„Es sind sehr beunruhigende Zeiten, da müssen wir ein Zeichen der Hoffnung setzen und unsere Gesellschaft daran erinnern, dass sie in Zukunft noch zerbrechlicher werden wird. Deshalb muss sie sehr auf ihre Grundwerte bedacht sein.“
So deutet der Sprecher der französischen Bischofskonferenz, Monsignore Bernard Podvin, im Gespräch mit Radio Vatikan die Botschaft der Großdemonstration gegen die geplante Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen in Frankreich. Wie viele Menschen sich genau an diesem Sonntag in Paris zur Demonstration versammelten, dazu gibt es noch keine offiziellen Zahlen. Die Behörden sprechen von einigen Zehntausend; die Veranstalter geben laut Medienberichten eine halbe Million Teilnehmer an. Der Sprecher der Französischen Bischofskonferenz, Monsignore Bernard Podvin, bleibt trotz der großen öffentlichen Diskussion in Frankreich zum Thema ‚gleichgeschlechtliche Ehe’ gelassen:
„Das beunruhigt mich nicht, denn ich vertraue auf den gesunden Menschenverstand der öffentlichen Meinung. Die Frage hat natürlich großen Einfluss auf die Werte in der Gesellschaft. Aber die Leute mit Menschenverstand wissen, dass die Familie etwas ist, was uns alle angeht – ganz unabhängig von religiösen oder politischen Ansichten. Jetzt geht es darum, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und das Wesentliche ist die Frage: Wie wird Familie morgen aussehen? Und wie wird die Zukunft der Kinder aussehen? Diese Frage geht uns alle an, und die Katholiken im Besonderen.“
Es sei klar, dass die Kirche hier deutlich Stellung beziehe. Auch der großen Bewegung in der Bevölkerung, die das Thema auslöst, könne die Kirche nicht gleichgültig gegenüberstehen. Sämtliche Bischöfe stünden hinter den Aussagen von Kardinal André Vingt-Trois, dem Vorsitzenden der französischen Bischofskonferenz, der den Wert der Familie betont hatte. Die Art und Weise, wie die einzelnen Bischöfe ihre Ablehnung der so genannten „Heirat für alle“ ausdrückten, sei jedoch ihre persönliche Entscheidung. So war ihnen auch frei gestellt, sich an der Demonstration zu beteiligen oder nicht.
Podvin warnte davor, sich in den Diskussionen um die gleichgeschlechtliche Ehe in Polemiken zu verlieren:
„Die Herausforderungen für die Familie und für die Gesellschaft sind so schon groß genug. Ich erlaube mir hier nur an einige Probleme zu erinnern, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, die Schuldenkrise und die Lage der Senioren. Das sind wichtige Fragen und die Franzosen wünschen sich, dass die Energie ihres Landes in diese Themen investiert wird.“
Die Familie sei ein unersetzlicher Wert. Das habe auch der Heilige Stuhl zu Recht noch einmal betont. Papst Benedikt XVI. hatte Ende 2012 die gleichgeschlechtliche Ehe als „echten Anschlag auf die Familie“ bezeichnet. Die Unterstützung aus dem Vatikan in dieser Diskussion habe die Katholiken in Frankreich sehr berührt, so Podvin. Er hoffe sehr, dass nach der Demo vom Sonntag nun weitere Auseinandersetzungen mit dem Thema folgten, so dass schließlich der gesunde Menschenverstand siege. (rv)