Vatikan/D: Glückwünsche und Kritik für Erzbischof Müller

Die Ernennung des Regensburger Bischofs Müller zum Nachfolger des US Kardinals William Joseph Levada brachte auf der einen Seite Segenswünsche und Gratulationen, auf der anderen Seite aber auch starke Kritik. Kennt man die Biografie und den Führungsstil des ehemaligen Regensburger Oberhirten, so sind die Reaktionen nicht verwunderlich und waren auch zu erwarten. Papst Benedikt XVI. wird klar vorhergesehen haben, dass sein Neuer Pro-Präfekt der Glaubenskongregation in Deutschland aber auch in der Weltkirche nicht kritiklos in sein neues Amt wechseln würde. Schließlich ist die Kongregation für die Glaubenslehre der Katholischen Kirche kein unwichtiges Dikasterium in der Römischen Kurie und somit der Kirche schlechthin. Der Papsts hatte schon immer eine enge Verbindung zu Müller, der früher Dogmatik-Professor an der Ludwig-Maximilian-Universität in München war.

 

Der neue oberste Glaubenshütter ist in theologischer Hinsicht mit Sicherheit eine sehr gute Wahl, Kritik an seiner Person resultierte meist aus seinem bisherigen Führungsverhalten. Nicht von ungefähr fallen Begriffe wie konservativ und Hardliner wenn es um ihn geht. In seiner knapp zehnjährigen Amtszeit als Diözesanbischof in der Oberpfalz hat Müller unmissverständlich klar gemacht welche Befugnisse ihm als Ordinarius des Bistums zustehen. Bei Priestergehorsam und Begrenzung der Laienorganisationen im Bistum zeigte er seine autoritäre Amtsführung und erhielt mehrfach die Bezeichnung „Unversöhnlicher Bischof“.  Seine Gegner warfen ihm gar fehlende Offenheit, Menschlichkeit und Dialogbereitschaft vor. Als Episkopat wusste er sich zu wehren und hier nicht nur von der Kanzel. Juristische Schritte, im zivilen wie kanonischem Recht, leitet er in seiner Amtszeit vielfach ein, meistens mit Erfolg.

 

 Für seinen neuen Wirkungskreis erhielt Erzbischof Müller viele Glückwünsche:

  • Georg Ratzinger (Papstbruder): „Ich wünsche ihm, dass er die notwendige Zeit der Einarbeitung findet und nicht gleich in stürmische Zeiten hineingeführt wird.“
  • Michael Fuchs (Generalvikar, Regensburg): „Bei aller Freude müssen wir dennoch feststellen, dass das Bistum einen großen Hirten und leidenschaftlichen Seelsorger verliert.“
  • Gloria von Thurn und Taxis (Regensburg): „Ich empfinde ganz große Wertschätzung für den Bischof als Theologen und auch als Führungspersönlichkeit. Die Regensburger weinen ihm mehrere Tränen nach.“
  • Reinhard Kardinal Marx (Erzbischof München und Freising): „Mit unserem MitbruderGerhard Ludwig Müller wird ein weltbekannter und anerkannter Theologe in einer schwierigen Zeit voller Herausforderungen an die Spitze der Glaubenskongregation berufen.“

Andere meldeten sich negativ zu Wort:

  • Hans Küng (Theologe): Konflike in der von Skandalen geschüttelten Kurie und römischen Kirche sind mit Müllers Ernennung vorprogrammiert. Als Präfekt der Glaubenskongregation ist dieser bornierte Scharfmacher fehl am Platz.“
  • Wir sind Kirche (Laienorganisation): „Müllers zehnjährige Amtszeit im Bistum sei von einer Überbetonung des bischöflichen Amtes und der Person des Bischofs gekennzeichnet gewesen.“

 

Die Priesterbruderschaft St. Pius X (FSSPX) war Müller in seiner Amtzeit in Regensburg ein Dorn im Auge. Immerwieder hielt die Priesterbruderschaft in Zaitzkofen (Bistum Regensburg) Priesterweihen ab. Hier unterhält die Priesterbruderscahaft ein Internationales Priesterseminar. In diesem Seminar leugnete der umstrittene ultrakonservative Bischof Richard Williamson gegenüber einem schwedischen TV-Reporter den Holocaust. Durch die Regensburger Staatsanwaltschaft wurde damals ein Strafverfahren eingeleitet. Vor einigen Tagen fanden in Zaitzkofen erneut Priesterweihen statt, dabei soll einer der vier illegitim geweihten Bischöfe der Bruderschaft, Alfonso de Galarreta, Müller als Häretiker, also als jemanden, der den wahren Glauben verleugnet bezeichnet haben. Nun ist Erzbischof Müller nicht nur Pro-Präfekt der Glaubenskongregation sondern auch automatisch Pro-Präsident von drei Kommissionen im Vatikan. Eine dieser Kommissionen ist die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei“. Sie wurde von Papst Johannes Paul II. am 02.07.1988 eingesetzt um Anhänger von Erzbischof Marcel Lefebvre zur Communio mit Papst und Römisch-Katholischer Kirche zu führen. Mit apostolischem Schreiben “Motu proprio” vom 02.07.2009 hat Papst Benedikt XVI. die Päpstliche Kommission “Ecclesia Dei” dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre unterstellt. Damit ist Müller in seinem neuen Amt wieder mit der Priesterbruderschaft befasst. Wie die Aussage von Bischof de Gallarate unmissverständlich andeutet, wird die Priesterbruderschaft nicht gerade erfreut über Müllers Ernennung sein. Müller stehen hier sicherlich keine leichten Zeiten bevor. Anderseits hat Müller das Rückrad den Vorstellungen und Wünschen von Papst Benedikt XVI. in den Verhandlungen mit der Priesterbruderschaft gerecht zu werden. Schließlich wünscht der Papst die Priesterbruderschaft als Personalprälatur, ähnlich dem Opus Dei, in den Schoß der Kirche zurückzuführen und das Schisma zu beenden.

 

Da der Präfekt der Glaubenskongregation in der Kardinalstradition steht, wird Erzbischof Müller sich bei der nächsten Kardinalsernennung den „Roten Hut“ – die Kardinalswürde erhalten. (vh)

Vatikan: Kritik an Küng

Mitteilung des L`Osservatore Romano vom 19.03.2010:

Die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano" weist die Kirchenkritik des Theologen Hans Küng als wenig originell und abgeschmackt zurück. Küng falle bei seinen Einwendungen „immer in die gleiche Banalität" zurück. Das sagte der Direktor der Zeitung, Giovanni Maria Vian, in einem Interview der italienischen Tageszeitung „Il Foglio". Der Theologe biete „vorgefertigte Artikel", die eher gängigen Vorurteilen folgten als auf den Grund der Sache gingen, so Vian weiter. Die Äußerungen Küngs verdienten keine Entgegnung, wenn es sich nicht um direkte und ausdrückliche Attacken gegen den Papst handle. Die Angriffe auf Benedikt XVI. und auf den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, schienen eher um eines großen Publikums willen abgefasst, so der Chefredakteur weiter. Die Einlassungen des ehemaligen Kollegen und Freundes aus Universitätszeiten gefielen dem Papst „absolut nicht", sagte Vian weiter. Benedikt XVI. halte sich über die Berichterstattung stets auf dem Laufenden. „Ihm missfällt, wenn die Zeitungen die Wirklichkeit verdrehen", betonte der „Osservatore"-Chefredakteur. (or)