Er ist einer der Neuen unter den Mitgliedern der Bischofskongregation in Rom: Der Bischof von Münster, Felix Genn. In der vergangenen Woche waren die Mitglieder zur Versammlung in Rom, Papst Franziskus legte ihnen ausführlich dar, wie er sich einen Bischof vorstelle. Und in der kommenden Woche wird Bischof Genn Gastgeber der deutschen Bischöfe sein, die in Münster einen neuen Vorsitzenden wählen werden, ausführlich Gelegenheit also, über das Amt des Bischofs nachzudenken.
„Die erste Arbeit ist das Gebet,“ zitiert Genn im Gespräch mit Radio Vatikan Papst Franziskus und seine Schwerpunkte für einen guten Bischof. „Er hat ausdrücklich betont, dass das Arbeit ist. Gebet ist die erste Arbeit, die der Bischof zu tun hat. Damit hält er uns Bischöfen auch einen Spiegel vor: Was ist für uns wichtig, was ist vorrangig, was ist zweitrangig? Wenn man diese Ansprache zusammen liest mit dem, was er während des Weltjugendtages [2013 in Rio, Anm.d.Red] den Bischöfen Brasiliens gesagt hat, dann bekommt man einen wirklich guten Bischofsspiegel, der gerade auch für die Fastenzeit eine hilfreiche Gewissenserforschung sein kann.“
Neben dem Gebet erinnert Genn an weitere Merkmale, die der Papst in seiner Charakterisierung eines guten Bischofs nannte, allein die Frage nach der Geduld habe der Papst fünf Mal betont. All das müsse nun in die konkreten Umstände umgesetzt werden: „Bei uns ist nun einfach so, dass wir sehr stark beansprucht sind durch eine Vielzahl von Sitzungen, Konferenzen und Ausschüssen, so dass es für einen deutschen Bischof immer wieder neu eine Frage ist, wo ich jetzt meinen Schwerpunkt setze und wo meine Lebensquellen sind.“
Kommunikation in Krisenzeiten
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur KNA hatte Bischof Genn davon gesprochen, dass die katholische Kirche eine bessere Kommunikation brauche, die Botschaft werde kaum noch verstanden. Auch das könne man mit Blick auf die Worte des Papstes lesen: „Ich könnte das in den Zusammenhang des Stichwortes ‚Geduld’ hinein stellen,“ so Genn, man müsse geduldig sein mit den Menschen, die von einer Informationsflut umgeben seien, so dass nicht von vorne herein vorausgesetzt werden könne, dass jeder die kirchliche Sprache verstehe. „Es soll ja sogar Theologiestudenten geben, die nicht genau wissen, was ein Rosenkranz oder der Gründonnerstag ist. Wie soll das dann ein Mensch, der keinen unmittelbaren Kontakt zur Kirche hat, verstehen?“
Bei den schwierigeren Fragen, etwa denen im Zusammenhang mit der Umfrage zur Familienpastoral, wäre noch einmal mehr Geduld aufzubringen, genau zu erklären, was die Kirche will und was das mit dem Leben der Menschen zu tun habe.
Bischofskonferenz in Münster
Als Gastgeber der Vollversammlung der Bischofskonferenz wird der Bischof von Münster aber nicht alle Bischöfe begrüßen können, die Bistümer Passau und Erfurt, Freiburg und Köln sind nicht besetzt, die ersten beiden schon recht lange. Als neuernanntes Mitglied der Bischofskongregation lerne er erst noch, wie die Arbeit dort sei, so Bischof Genn, „ich kann da noch nicht Urteile fällen, warum das so schwierig ist. Ich vermute, dass zumindest ein Grund der ist, dass das Verfahren in den deutschsprachigen Ländern einmalig ist.“ Aus den verschiedenen Listen der Kapitel und der Bischöfe müsse erst der Nuntius etwas erarbeiten, dann erst komme das in die Bischofskongregation. Kein Grund, da etwas hinein zu spekulieren, meint Bischof Genn.
Die Wechsel auf den Bischofsstühlen zeichnen einen Generationswechsel in der Leitung der Kirche nach, einen Generationswechsel, der in Zeiten der Krise stattfindet. Keine Einfache Aufgabe, „deswegen muss natürlich auch der Heilige Vater durch die Bischofskongregation gut und angemessen beraten werden, wer dieses Hirtenamt in Deutschland übernehmen kann, um auch in dieser Krise auskunftsfähig zu sein, dialogfähig zu sein, guter Hirte zu sein, Geduld zu haben und das Gebet an die erste Stelle zu setzen.“ (rv)