Die Diskussion um die französische Ausländerpolitik reißt nicht ab: Der Vatikan blickt kritisch auf das Vorgehen der französischen Regierung gegen die Roma. Am Freitag hatte Erzbischof Agostino Marchetto vom päpstlichen Rat der Seelsorge für Migranten und Menschen unterwegs noch beschwichtigt: Die Kirche wolle sich politisch weder rechts, links noch in der Mitte positionieren. Papst Benedikt forderte beim letzten Angelusgebet schon eindringlicher, man müsse die Menschen in ihrer Verschiedenheit akzeptieren. Jetzt äußert sich auch der Leiter des Migrantenrats mit schärferen Worten.
Die Abschiebung der Roma sei ein Angriff auf die Schwachen, Armen und Verfolgten, die auch Opfer des Holocaust waren und immer auf der Flucht leben müssten, vor denen, die sie jagen. So erinnert der Leiter des Migrantenrats Agostino Marchetto an den schweren Stand der fahrenden Völker, der sich wie ein roter Faden durch ihre Geschichte zieht. Auf politischer Ebene käme man viel leichter zu einer Lösung, wenn die Menschenwürde konsequent gewahrt würde. So heißt es in der Rede, die Marchetto beim internationalen Forum für Migration und Frieden im kolumbianischen Bogota vorbringen wird. Der zweitägige Kongress beginnt am 1. September. Die Kirche postuliere eine Erziehung, die eine Mentalität der Ausgrenzung überwinde, heißt es dort. Ursache der weiterhin wachsenden Migration sei nicht zuletzt eine Spaltung von Nord- und Südländern in der Welt. Es gäbe viele Vorurteile in den Zuwanderungsländern durch sprachliche, kulturelle oder religiöse Unterschiede, so Marchetto. Der Migrant werde als Eindringling gesehen, als ein Grund für die hohen staatlichen Sozialausgaben. Es käme nicht allein darauf an, Ordnungswidrigkeiten zu verringern. Die Beziehung und Gemeinsamkeit von Einzelperson und Staat müsse gelebt werden."
(rv)