Der aus Lettland stammende Janis Kardinal Pujats feiert heute seinen 80. Geburtstag. Er wurde am 21.02.1998 durch Papst Johannes Paul II. "in pectore" zum Kardinal kreiert. Genau 3 Jahre später wurde er im Konsistorium ernannt. Pujats ist seit Juni diesen Jahres emeritierter Metropolitan-Erzbischof von Riga. Durch seinen Geburtstag sinkt die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle auf 101, jedoch durch die angekündigten Kardinalskreierungen am 20.11.2010 wieder auf 121 wahlberechtigte Purpurträger. (vh)
Schlagwort: in pectore
Mögliche Kardinalskreierungen im Jahr 2010
Für Kardinalskreierungen gibt es in der Römisch-Katholischen Kirche keine Normen. Einzig der Papst selbst kreiert neue Kardinäle nach seiner persönlichen Einschätzung und ohne Einflussnahme von außen. Standen die Päpste im Mittelalter noch stark unter dem Einfluss weltlicher Herrscher, so gehört diese Praxis heute der Vergangenheit an.
Laut dem italienischen Nachrichtenmagazin „Panorama“ scheint Papst Benedikt XVI. wohl am 28. Juni 2010 neue Kardinäle zu ernennen. Derzeit umfasst das Kardinalskollegium insgesamt 183 Kardinäle, von denen 111 wahlberechtigt in einem künftigen Konklave sind. Zudem verlieren bis Jahresende 10 Purpurträger dieses Wahlrecht auf Grund der Altersgrenze von 80 Jahren. Somit verringert sich das Wahlgremium auf 101 Kardinäle. Gemäß der gültigen Papstwahl-Konstitution „Universi Dominici Gregis“ von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996, sollte das Wahlgremium für ein Konklave jedoch 120 Kardinäle umfassen. Unter Johannes Paul II. zählten die wahlberechtigten Kardinäle häufiger mehr als 120 Köpfe. Papst Benedikt XVI. hat mit seinen bisherigen Kardinalskonsistorien (24.03.2006 und 24.11.2007) diese vorgegebene Anzahl jedoch weitestgehend eingehalten. Ob Benedikt diese Tendenz in seinem Pontifikat beibehalten wird, wird das nächste Konsistorium zeigen.
Ausgehend von etwa 100 Kardinälen (Ende 2010) mit aktivem Wahlrecht ist die Ernennung von knapp 20 neuen Kardinälen durchaus realistisch. Betrachtet man alle derzeit vakanten Kardinalsämter im Vatikan so kommt man auf 9 fehlende Kurienkardinäle. Diese verteilen sich wie folgt:
Päpstliche Räte:
- Päpstlicher Rat für die Interpretation der Gesetzestexte: EB Francesco Coccopalmerio
- Päpstlicher Rat für die Kultur: EB Gianfranco Ravasi
- Päpstlicher Rat der Seelsorge für Migranten und Reisende: EB Antonio Maria Veglio
- Päpstlicher Rat für die Pastorale im Krankendienst: EB Zygmunt Zimowski
Kongregationen:
- Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse: EB Angelo Amato S.D.B.
Gerichtshöfe:
- Apostolische Pönitentiarie: EB Fortunato Baldelli
- Apostolische Signatur: EB Raymond Leo Burke
Ämter:
- Präfektur für die wirtschaftl. Angelegenheiten des Heiligen Stuhls: B Velasio De Paolis C.S.
Erzpriester:
- Erzpriester der Patriarchalbasilika St. Paul vor den Mauern: Erzpreister Francesco Monterisi
Traditionell gibt es weltweit Erzdiözesen die nicht nur von einem Erzbischof/Metropolitan geleitet werden, sondern obendrein dieser auch im Kardinalrang steht. Von diesen sind derzeit 25 Erzbistümer nicht mit einem Kardinal besetzt. Zudem gibt es weitere 4 Erzdiözesen, in den Ländern Ekuador, Japan, Madagaskar und im Kongo, die nach dem Tod des bisherigen Kardinals keinen einzigen Kardinal mehr haben und damit in einem künftigen Konklave nicht mehr vertreten sind. In den einzelnen Kontinenten fehlen also 29 Kardinäle:
Europa:
- Erzbistum Florenz: EB Giuseppe Betori
- Erzbistum Palermo: EB Paolo Romeo
- Erzbistum Freising und München: EB Reinhard Marx
- Erzbistum Mechelen-Brüssel: EB André-Joseph Léonard
- Erzbistum Utrecht: EB Willem Jacobus Eijk
- Erzbistum Prag: EB Dominik Duka
- Erzbistum Lviv (Lemberg): EB Miecyslaw Mokrzycki
- Erzbistum Warschau: EB Kazimierz Nycz
- Erzbistum Breslau: EB Marian Gołębiewski
- Erzbistum Valencia: EB Carlos Osoro Sierra
- Erzbistum Sevilla: EB Juan Asenjo Pelegrina
- Erzbistum Toledo: EB Braulio Rodriguez Plaza
- Erzbstum Westminster: EB Vincent Nichols
- Erzbistum Marseille: EB Georges Pontier
Nordamerika:
- Erzbistum Baltimore: EB Edwin Frederick O´Brien
- Erzbistum Detroit: EB Allen Henry Vigneron
- Erzbistum New York: EB Timothy Dolan
- Erzbistum Washington: EB Donald Wuerl
- Erzbistum Toronto: EB Thomas Collins
Lateinamerika:
- Erzbistum Rio de Janeiro: EB Orani Tempesta O.Cist.
- Erzbistum Quito: EB Raúl Eduardo Vela Chiriboga *
Asien:
- Erzbistum Hongkong: B John Tong Hon
- Erzbistum Bangkok: EB Francis Xavier Kriensak Kovithavanij
- Erzbistum Tokio: EB Peter Takeo Okada *
- Erzbistum Hanoi: EB Joseph Ngô Quang Kiêt
Afrika:
- Erzbistum Douala: EB Samuel Kleda
- Erzbistum Antananarivo: EB Odon Marie Arsène Razanakolona *
- Erzbistum Kinshasa: EB Laurent Monsengwo Pasinya *
Ozeanien:
- Erzbistum Wellington: EB John Atcherley Dew
Zusätzlich ist das Patriarchat von Alexandrien seit 2006 nicht mehr mit einem Kardinal besetzt. Der momentane Patriarch Antonios Naguib könnte beim nächsten Konsistorium den Roten Hut bekommen. Dieses erscheint um so realistischer, da sein Vorgänger Kardinal Ghattas Stephanos II. am 20.01.2009 bereits verstorben ist. Das Patriarchat von Antiochien für Syrien ist ebenfalls nur mit einem Erzbischof besetzt (Ignatius Joseph III. Younan), jedoch lebt hier noch der emer. Patriarch Ignace Moussa I. Daoud. Der Kardinalsrang für Ignatius Joseph III. Younan ist derzeit eher unwahrscheinlich.
Wollte Papst Benedikt XVI. alle diese Erzbistümer,Patriarchat von Alexandrien und Dikasterien im Vatikan besetzen, so müsste er 39 neue Kardinäle kreieren. Das ist eher unwahrscheinlich. Sicherlich werden mehrere Anwärter beim nächsten Konsistorium leer ausgehen und auf die Zukunft hoffen müssen. Bei der einen oder anderen möglichen Ernennung wird der Papst politische Gegebenheiten in dem jeweiligen Land nicht außer Acht lassen können. Besonders für den asiatischen Bereich könnte es ohne weiteres zu einer Ernennung "in pectore" kommen. (vh)
* = Erzbistümer in Ländern ohne lebenden Kardinal B = Bischof EB = Erzbischof