Die Rolle der katholischen Presse im Internet und überhaupt in den neuen Medien – darüber will sich der Vatikan bei einem internationalen Kongress im Oktober informieren. Journalisten der Neuen Medien und Kirchenvertreter sind zum Gespräch über die „Diakonie der digitalen Kultur" eingeladen. Organisisert wird das Treffen vom 4. bis zum 7. Oktober vom Päpstlichen Rat für die sozialen Kommunikationsmittel. Dessen Präsident, Erzbischof Claudio Maria Celli, hat in einem Interview mit der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" betont, die Kirche müsse ihre Präsenz in den digitalen Medien überdenken, weil immer mehr Menschen diese Medien nutzten. Gegenüber Radio Vatikan sagte Celli:
„Es ist unbestreitbar, dass sich die Kirche von heute mit einer großen Dienstbereitschaft bewegt. Aber es ist auch unbestreitbar, dass ein bestimmter Rhythmus von der Technologie vorgegeben wird. Deshalb würde ich sagen, begrüßen wir die Versuche der Kirche, auch mit dem Internet zu kommunizieren. Und natürlich spürt die Kirche sehr genau ihre Verantwortung, die auch die „Diakonie der digitalen Kultur" prägen wird."
180 Teilnehmer aus 58 Ländern haben sich bis jetzt zu dem Kongress angemeldet. Papst Benedikt XVI. hatte beim letzten Weltkongress des Rates für die sozialen Kommunikationsmittel zu einer verstärkten pastoralen Nutzung der Medien aufgefordert. Erzbischof Celli wünscht sich einen offenen Dialog zwischen der Kirche und den modernen Medien.
„Ich erwarte mir Antworten für die Zukunft. Wie sieht die Zukunft der katholischen Presse aus? Welche Sendung muss sie in einer Zeit wie heute wahrnehmen? Eine weitere Frage ist, welche Beziehung zwischen der katholischen Presse und der Wahrheit besteht – gerade auch im Hinblick auf verschiedene Kontroversen." (rv)
Schlagwort: Internet
Benedikt XVI.: „Internet ist schön und gut, aber…“
Die digitale Welt ist eine große positive Herausforderung für die Kirche. Davon ist Papst Benedikt XVI. überzeugt. Er empfing an diesem Samstagmittag rund 6.000 Teilnehmer einer italienischen Tagung zum Thema „Digitale Zeugen“ im Vatikan. Auch im Internet können Gläubige die Frohe Botschaft weiter tragen, sagte der Papst. Doch berge das World Wide Web auch Gefahren:
„Das Internet kann aber zu einem Gleichschaltungsorgan verkommen und den intellektuellen und moralischen Relativismus fördern. Wohlgemerkt, wir sind nicht gegen neue Technologien. Unsere Kraft liegt aber im Kirchesein – also Gemeinschaft der Gläubigen. Wir sind in der Lage allen Menschen die Nachricht des Auferstandenen weiterzugeben. Und das tun wir, indem wir uns dem Mitmenschen voll und ganz hingeben.“
Der Papst zählte dann verschiedene Medienbeispiele auf, die es in Italien gebe. Und dann richtete er einige Worte direkt an katholische Kommunikationsschaffende:
„Ich rufe alle Berufstätige in diesem Sektor auf, in ihren Herzen ihre Berufung für die Menschen da sein zu fördern. Um das zu erreichen brauchen sie aber auch eine solide theologische Vorbereitung und insbesondere eine tiefe und freudige Leidenschaft für Gott, die im ständigen Dialog mit dem Herrn entsteht.“ (rv)
„Das web 2.0 vernetzt die Gläubigen“
Gott ist auch im Cyberspace zu finden. So hat sich kürzlich Vatikansprecher Federico Lombardi zum Internet bekannt. Allerdings müssten wir uns neben den ungeahnten Möglichkeiten im Netz stets daran erinnern, was das eigentliche Ziel unserer Suche sei, so der Vatikanpressechef. Der Frankfurter Theologe und Medienprofi Jürgen Pelzer, der unter anderem Diözesen hinsichtlich ihres Webauftritts berät, ist auf das Gebiet der Neuen Medien mit dem Schwerpunkt Internet spezialisiert und sagt, dass Glaubensverkündigung und das web 2.0 mit seinen neuen Anwendungen zusammen gedacht werden müssen. In diesem Punkt solle die Kirche ihre Vorbehalte überwinden:
„Die Kirche und das web 2.0 passen perfekt zusammen. Die Kirche war schon immer eine globale, weltumspannende Organisation, die von den einzelnen Personen gelebt hat. Glaubensvermittlung war damals wie heute an das persönliche Glaubenszeugnis gebunden. Und im web 2.0 treten jetzt auch die einzelnen Personen in den Mittelpunkt. Man sieht das zum Beispiel an Netzwerken wie StudiVZ. Personenbeschreibungen in Wort und Bild sind da plötzlich außerordentlich interessant. Einzelne treten in den Mittelpunkt und tauschen sich untereinander aus. Da spielen natürlich auch religiöse Themen eine Rolle. Und das ist eine riesige Chance für die Kirche, da einzelne Gläubige plötzlich eine große Plattform bekommen und sich vernetzen."
In seiner Botschaft zum diesjährigen Mediensonntag hat Papst Benedikt Priester und Kirchenverantwortliche dazu aufgerufen, das Leben der Kirche auch in der digitalen Welt bekannt zu machen. Die modernen Kommunikationsmittel eröffneten eine „neue Epoche der Glaubensverkündigung" und „seelsorgerisch unbegrenzte Perspektiven". Die Kirche habe die Pflicht, diese Möglichkeiten entschiedener zu nutzen. Das sei auch notwendig, macht Jürgen Pelzer deutlich. Schließlich müssten auch in der Kirche Stellen abgebaut werden. Darauf könne man mit neuen seelsorgerischen Konzepten antworten – eben über das Netz! Für eine fruchtbare Verbindung zwischen Kirche und Neuen Medien schlägt der Internetexperte Folgendes vor:
„Die Strategie, die die Kirche einschlagen muss, ist klar: Diejenigen Angebote im Netz haben sich als erfolgreich erwiesen, wo die Teilnehmer stark eingebunden waren. Es gibt also nicht mehr klassischerweise eine Institution, die mit anderen über das Internet kommuniziert. Vielmehr geht es darum, dass die Kirche im web 2.0 für die Menschen Kommunikationsräume schafft. Das ist eine neue Herangehensweise. Die erkennt man auch in der Internet-Offensive des Vatikans, wo der Papst auf Facebook oder Youtube zu finden ist. Hierzu werden also bestehende Plattformen genutzt. Stark treten dabei Einzelpersonen in Erscheinung, die von ihrem Glauben berichten. Die Kirche tut gut daran, das Internet in diesem Sinne zu nutzen und den Ehrenamtlichen und den Kirchenmitgliedern eine Plattform zu bieten, um sich auszutauschen und aktiv werden zu können." (rv)