Voderholzer: Trinität unterscheidet Christentum vom Islam und „hat gewaltige Folgen“

„Wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen.“

REGENSBURG , 13 August, 2018 / 5:00 PM (CNA Deutsch).-

Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg hat an die Lehre der Dreifaltigkeit Gottes erinnert, und wie diese sich wesentlich vom Islam unterscheidet.

Der bayerische Oberhirte verwehrte sich auch gegen Vorwürfe einzelner Medien, er kritisiere den Islam, wenn er dies feststelle.

Der Glaube an die Dreifaltigkeit „unterscheidet den christlichen Glauben vom Islam“, so Bischof Voderholzer am vergangenen Sonntag in seiner Predigt.

„Allen noch so unterschiedlichen Formen des Islam liegt doch die im Koran klar formulierte und gegen das christliche Bekenntnis gerichtete Aussage zugrunde: Allah ist ungezeugt und zeugt nicht. Ihm ebenbürtig ist keiner (vgl. Sure 112). Wenn ich gelegentlich auch öffentlich auf diesen Sachverhalt hinweise, dann wir mir in der Presse unterstellt, ich würde den Islam ‚kritisieren‘. Aber es geht erst einmal nicht um Kritik, sondern um eine Tatsachenfeststellung“.

Der Islam widerspreche an diesem für den christlichen Glauben zentralen Punkt dem christlichen Bekenntnis, so Voderholzer weiter.

Dies habe gewaltige Folgen, gerade für das religiöse Leben, für die religiöse Praxis: „Weil Gott dreifaltig ist, kann er uns im Mensch gewordenen Sohn nahe kommen, ganz einer von uns werden, im Heiligen Geist Gemeinschaft mit uns haben“.

In den Sakramenten ist und bleibe Christus gegenwärtig zum Heil der Menschen. Weil der Sohn als das Bild Gottes durch seine Menschwerdung Gott in gewisser Weise sogar anschaulich gemacht habe, dürfen auch heilige Bilder sein, gebe es die Bilderverehrung.

„Die Inkarnation hat eine unglaubliche und herrliche Fülle von Kunst in den verschiedenen christlichen Kulturkreisen hervorgebracht. Alles das prägt unser Abendland zutiefst.“

Wenn über den Islam gesprochen wird, dann gehe es doch nicht um Kopftuch und Schweinefleisch, sondern um die Gottesfrage. „Und wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen“, so Bischof Voderholzer.

CNA Deutsch dokumentiert den vollen Wortlaut, wie ihn das Bistum Regensburg zur Verfügung gestellt hat.

Statio und Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer zur Messfeier auf dem Frohnberg bei Hahnbach am Sonntag, 12. August 2018

„Glaubst Du schon oder meinst Du nur?“

Statio

Liebe Mitbrüder im geistlichen Dienstamt!
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Ich danke dem Herrn Pfarrer Dr. Schulz sehr für die Worte der Begrüßung. Vor allem danke ich ihm für die Sorge um die Glaubensverkündigung, um die Inhalte unseres Glaubens. Sie kommt in der Gestaltung und thematischen Ausrichtung dieser „Exerzitienwoche“ der Wallfahrt auf den Frohnberg zum Ausdruck.

„Glaubst du schon oder meinst du nur?“ Unter diesem geistreichen Titel stehen diese Tage, an denen in den Eucharistiefeiern und Gottesdiensten das Glaubensbekenntnis mit seinen einzelnen Artikeln durchbuchstabiert werden soll.

Diese festlichen Tage wollen somit eine Hilfe sein, den Glauben zu reflektieren, auskunftsfähig zu bleiben und immer besser auskunftsfähig zu werden im Bezug auf den Glauben, damit wir allen Rechenschaft geben können, die uns nach dem Grund unserer Hoffnung fragen (vgl. 1 Petr 3,15). Diese Herausforderung wird immer wichtiger! Bitten wir den Herrn, er möge uns durch die Feier dieser Tage im Glauben wachsen lassen und stärken für unser Zeugnis im Alltag.

Predigt

„Ich glaube / wir glauben … an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“

Eine bis ins 4. Jahrhundert zurückreichende Legende besagt, dass die zum Pfingstfest in Jerusalem versammelten zwölf Apostel – erfüllt vom Heiligen Geist – gemeinsam das apostolische Glaubensbekenntnis verfasst haben. Jeder von ihnen habe einen Artikel beigesteuert, so dass am Schluss das tatsächlich aus zwölf Bekenntnissätzen bestehende Apostolische Glaubensbekenntnis herauskam.

Petrus, der erste, sagte: „Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Der letzte Apostel, der für den ausgeschiedenen Judas nachberufene Matthias, machte den Schluss und sagte: „… und das ewige Leben. Amen“. Thomas, der am Abend des Ostertages nicht dabei gewesen war und für dessen Glauben der auferstandene Herr acht Tage danach (Joh 20,26 f.) den Aposteln wiederum erschienen war, trägt – sehr sinnig – den Artikel bei: „am dritten Tage auferstanden von den Toten.“ Diese Legende vom Zustandekommen des apostolischen Glaubensbekenntnisses birgt in ihrer Symbolik eine tiefe Wahrheit, nämlich dass die Zusammenfassung unseres Glaubens in der Tat auf die Apostel zurückgeht, und dass ihr gemeinschaftliches Bekenntnis die Basis ist für die Gemeinschaft der apostolischen Kirche, die sich ihr Programm nicht immer wieder neu zurechtbastelt, sondern im Zeugnis des Glaubens vom Ursprung her lebt.

Die Freude an der Zwölfzahl der Glaubensartikel, die mit der Zahl 12 der Apostel so wunderbar in eins fällt und woraus sich die Legende entwickelt hat, diese Freude und Faszination darf freilich eines nicht verdunkeln, denn dann würde die Legende letztlich in die Irre führen: Die Grundstruktur unseres Glaubensbekenntnisses ist trinitarisch, es regiert die Drei-Zahl entsprechend den drei göttlichen Personen (vgl. dazu besonders Henri de Lubac, Credo. Gestalt und Lebendigkeit unseres Glaubensbekenntnisses, Einsiedeln 1975). Das gilt sowohl für das Apostolische wie auch für das Große, auf die Konzilien von Nizäa und Konstantinopel zurückgehende Glaubensbekenntnis, an dem sich die Predigten dieser Tage vor allem ausrichten. Die Grundstruktur unseres Credo ist trinitarisch, das heißt, es hat die Dreier-Struktur des Bekenntnisses zum dreifaltigen Gott: Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist.

Denn das Glaubensbekenntnis ist zuallererst das Taufbekenntnis. Dort, bei der Taufe, beim Sakrament der Christwerdung, hat es seinen Sitz im Leben, und dort wird es – alle die als Eltern oder Paten schon einmal stellvertretend den Glauben für einen Täufling bekannt haben, wissen es – in einem Dreischritt erfragt: Glauben Sie / Glaubst Du an Gott, den Vater, den Schöpfer …? Glaubst Du an Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Herrn …? Glaubst Du an den Heiligen Geist? Bei der Tauferneuerung in der Osternacht, bei der Firmung, überall, wo wir unseren Taufglauben erneuern, wird das Bekenntnis in dieser an den drei göttlichen Personen sich orientierenden Weise erfragt und damit in Erinnerung gerufen: Wir Christen glauben an den dreifaltigen Gott. Das ist, liebe Schwestern und Brüder, nicht eine lästige Zusatzinformation über Gott oder eine Erfindung der Theologen, sondern die Mitte und der Höhepunkt der biblischen Offenbarung Gottes selbst. Weil Gott sich als trinitarisch, als dreifaltig offenbart hat, bekennen wir uns im Glauben zu ihm als dem dreifaltigen Gott.

Dass Gott dreifaltig ist, heißt: Gott ist einer, aber er ist nicht einsam. In Gott selbst hat der Andere Platz. Gott selbst ist der Urgrund von Vielfalt. Durch die Einheit im Wesen und die Dreiheit in den Personen ist es möglich, dass Gott von Ewigkeit her das Schenken und Empfangen von Liebe ist. Gott ist die Fülle von Gemeinschaft, Gott hat nicht nur Beziehung, er ist Beziehung, wesenhaft!

Weil Gott von Ewigkeit her Liebe ist, Liebe von Vater, Sohn und Geist, kann Gott auch die Schöpfung aus Freiheit ins Dasein gerufen haben, nicht aus Zwang, um sich vielleicht aus seiner vermeintlichen Einsamkeit zu befreien. Gott hätte die Schöpfung nicht gebraucht, er hat sie gewollt, aus Liebe. Alle nicht-trinitarischen Gottesvorstellungen tun sich deshalb schwer, die Freiheit der Schöpfung zu denken.

Weil Gott von Ewigkeit her Liebe ist, kann er die Schöpfung auch erlösen. Gott hatte vorhergesehen, dass die Schöpfung in ihrer Krone, im Menschen, die ihr von Gott geschenkte Freiheit missbrauchen würde. Gott hatte aber auch vorgesehen, dass der Sohn zur Rettung der Welt in sie eingehen werde durch die zeitliche Geburt von der Jungfrau Maria.

Der dreifaltige Gott ist die Mitte und das Ziel unseres Glaubens. Und so beginnen wir jeden Gottesdienst im Namen des dreifaltigen Gottes, und ebenso beschließen wir ihn im Segen des dreifaltigen Gottes. Der Glaube an den dreifaltigen Gott ist nicht eine Zumutung für die Vernunft, sondern die beglückende Glaubenstatsache, dass der ewige Urgrund allen Seins Liebe ist und Beziehung und Gemeinschaft.

Damit sind wir nun aber, liebe Schwestern und Brüder, schon mittendrin in der Thematik, über die zu sprechen Ihr Herr Pfarrer mich gebeten hat: über den zweiten Glaubensartikel „Ich glaube / wir glauben an den Vater … und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“.

An das Bekenntnis zum Vater, der als Schöpfer näher bestimmt wird, schließt sich unmittelbar das Bekenntnis zum Sohn an. Er wird mit seinem Namen Jesus genannt, den er als Mensch gewordener, von Maria geborener Gottessohn bei der Beschneidung erhalten hat. Von diesem Jesus bekennen wir, dass er wirklich der Christus, der Messias, der vom Heiligen Geist Gesalbte ist, und dass er unser Kyrios ist, der Herr.

Was heißt in diesem Zusammenhang „eingeboren“, „eingeborener“ Sohn? Es ist die Übersetzung des griechischen „monogene“; sie stammt von Martin Luther und hat sich konfessionsübergreifend eingebürgert. Heute freilich ist diese Übersetzung missverständlich. Mittlerweile denkt man bei „eingeboren“ an ursprüngliche, „indigene“ Bevölkerung. Ein Eingeborener ist ein im Land geborener und nicht eingewanderter Mensch. Darum geht es im Credo selbstverständlich nicht.

Genauer wäre die Übersetzung: „einzig geborener“ oder „einzig gezeugter“. Das griechische Wort kann „zeugen“ und „gebären“ heißen und seine Verwendung hier zeigt, dass es nicht um Biologie oder Geschlechtlichkeit geht, sondern um die Ursprungsbeziehung von Ewigkeit her. Der Vater ist dem Sohn wesensgleich, er ist Gott wie der Vater. Im Großen Credo heißt es ausdrücklich: „gezeugt, nicht geschaffen“. „Zeugen“ ist im Unterschied zu „machen“ wesensgleiche „Hervorbringung“. Nur in der Vulgärsprache wird „zeugen“ durch „machen“ ersetzt, aber das führt in die Irre. Weil das Wort „eingeboren“ aber schon „eingebetet“ war, das heißt in der Gebetssprache heimisch geworden ist und dadurch gewissermaßen geheiligt war, hat die zuständige Kommission für die Liturgie das Wort im Deutschen gelassen.

Wichtig bleibt: „eingeboren“, „einziggeboren“ oder „einziggezeugt“ will zum Ausdruck bringen: Der Sohn, das Wort, ist von Ewigkeit her ebenso Gott; er verwirklicht die Gottheit ebenso wie der Vater und der Geist. Gott als der Schöpfer ist jenseits der Geschlechterdifferenz, ist also weder männlich oder weiblich, sondern einfach Gott, auch wenn wir uns das nicht vorstellen können und immer wieder auf menschliche Analogien zurückgreifen müssen.

Der Glaube an die Selbstunterscheidung in Gott, an das innere göttliche Leben von Vater, Sohn und Geist, unterscheidet den christlichen Glauben vom Islam. Allen noch so unterschiedlichen Formen des Islam liegt doch die im Koran klar formulierte und gegen das christliche Bekenntnis gerichtete Aussage zugrunde: Allah ist ungezeugt und zeugt nicht. Ihm ebenbürtig ist keiner (vgl. Sure 112). Wenn ich gelegentlich auch öffentlich auf diesen Sachverhalt hinweise, dann wir mir in der Presse unterstellt, ich würde den Islam „kritisieren“. Aber es geht erst einmal nicht um Kritik, sondern um eine Tatsachenfeststellung. Der Islam widerspricht an diesem für unseren Glauben zentralen Punkt dem christlichen Bekenntnis. Und diese Differenz hat gewaltige Folgen, gerade für das religiöse Leben, für die religiöse Praxis. Weil Gott dreifaltig ist, kann er uns im Mensch gewordenen Sohn nahe kommen, ganz einer von uns werden, im Heiligen Geist Gemeinschaft mit uns haben. In den Sakramenten ist und bleibt er gegenwärtig zu unserem Heil. Weil der Sohn als das Bild Gottes durch seine Menschwerdung Gott in gewisser Weise sogar anschaulich gemacht hat, dürfen heilige Bilder sein, gibt es die Bilderverehrung. Die Inkarnation hat eine unglaubliche und herrliche Fülle von Kunst in den verschiedenen christlichen Kulturkreisen hervorgebracht. Alles das prägt unser Abendland zutiefst. Wenn über den Islam gesprochen wird, dann geht es doch nicht um Kopftuch und Schweinefleisch, sondern um die Gottesfrage. Und wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen.

Woher wissen wir das alles?, werden nun vielleicht manche fragen.

Wir wissen es von Jesus her. Weniger durch seine Worte als vielmehr durch sein Tun, seine Taten offenbart Jesus seinen göttlichen Anspruch, gibt er zu erkennen, dass in ihm als Mensch auch ganz die Autorität göttlicher Vollmacht vom Vater her gegenwärtig ist.

Es beginnt mit der Jüngerberufung: Jesus beruft, erwählt. Während man sich bei den zeitgenössischen Rabbinern selbst bewarb, wählt und beruft Jesus in eigener Initiative. Und er erwählt zwölf. Wir machen uns vermutlich keine Vorstellung, was allein diese Berufungsaktion schon bedeutet hat. Jesus kommt, um das 12-Stämme-Volk Israel, das Volk Gottes neu aufzustellen. Wer anders als Gott selbst ist dazu ermächtigt?

Jesus legt mit Vollmacht die Schrift aus, obwohl er kein Schriftgelehrter war! Er stellt nicht den bisherigen Lehrmeinungen eine weitere daneben, sondern sagt: So ist es. Den Alten wurde gesagt, ich aber sage Euch! In der Bergpredigt (Mt 5-7) stellt er sich nicht nur dem Mose gleich, sondern noch weit über Mose auf die Ebene dessen, der der wahre Autor der Schrift ist, Gott. Jacob Neusner, der jüdische Gesprächspartner von Papst Benedikt in seinem Jesus-Buch, hat das sehr richtig erkannt, meint aber, diesem Anspruch nicht folgen zu können.

Jesus heilt. Es gibt keinen Grund, die Heilungen Jesu, ja sogar die Totenauferweckungen zu bezweifeln. Sie gipfeln freilich in der Heilung schlechthin, in der Vergebung der Sünden. Jesus hat es sich herausgenommen, erhebt den Anspruch, die Sündenvergebung direkt zuzusprechen (Mk 2,5)! Das aber ist ein Privileg Gottes, und ganz konsequent reagieren die Schriftgelehrten und die Anhänger des Herodes mit dem Beschluss, Jesus zu töten (Mk 3,6). Hans Urs von Balthasar hat einmal gesagt: Angesichts des Anspruchs, des göttlichen Anspruchs Jesu gab es nur zwei Möglichkeiten: Steine auflesen und nach ihm werfen; oder in die Knie gehen und anbeten!

Im Johannes-Evangelium, dem unser heutiger Evangelienabschnitt entnommen ist, wird ein besonderer Aspekt der Verkündigung Jesu besonders hervorgehoben, die so genannten „Ich-bin-Worte“.

Wenn Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt (Joh 8,12); ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (14,6); ich bin die Auferstehung und das Leben (11,25); ich bin das Brot des Lebens (6,35), usw., dann leuchtet in diesen Worten der brennende Dornbusch auf, in dem Gott sich einst dem Mose offenbart hat als der „Ich bin der ‚Ich-bin‘“ – Jahwe (vgl. Ex 3,14). Im Menschen Jesus ist Jahwe, der „Ich-bin“ gegenwärtig.

Im Zentrum der ersten drei Evangelien steht die Reich-Gottes-Verkündigung Jesu (vgl. Mk 1,14 f.; Lk 11,20). Es wird deutlich: In Jesus selbst, in seinem Wirken, ist das Reich Gottes schon angebrochen. Bei ihm und durch ihn wird alles heil.

Der tiefste Grund für diesen Anspruch und diese göttliche Vollmacht ist Jesu Beziehung zum Vater. Das erste und das letzte Wort nach Lukas ist: „Vater“. „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört.“ (Lk 2,49) – „Vater, in Deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46). Seine Speise ist es, den Willen des Vaters zu tun (vgl. Joh 4,34); usw.

Angesichts dieses Anspruchs meinten die führenden jüdischen Autoriten, Jesus wegen Gotteslästerung beseitigen zu müssen. Und sie haben es mit Hilfe der Römer getan. Jesus aber ist seinem Anspruch treu geblieben, und er hat noch vom Kreuz her um Vergebung gebetet. Er bleibt seiner Sendung treu, auch wenn ihm alle Sicherheiten aus der Hand geschlagen werden.

Doch das Kreuz ist nicht das Ende! Die Auferweckung Jesu von den Toten ist Gottes, des Vaters, Antwort. In der Auferweckung des Sohnes bestätigt der Vater den göttlichen Anspruch des Sohnes und setzt die ins Unrecht, die ihn meinten wegen Gotteslästerung verurteilen zu müssen.

Die Auferweckung des Sohnes in der Kraft des Heiligen Geistes ist der Höhepunkt der Offenbarung des dreifaltigen Gottes. Letztlich klärt sich erst von der Auferstehung, vom Pascha-Mysterium, her das Persongeheimnis Jesu, und deshalb ist der Sonntag als Auferstehungstag für uns so wichtig; konnte der Sonntag schon in neutestamentlicher Zeit den Sabbat als heiligen Tag abzulösen beginnen.

Liebe Schwestern und Brüder, vor ein paar Tagen wurde in einer überregionalen süddeutschen Zeitung der Leserbrief eines Professors – immerhin kein Theologe – abgedruckt, in dem der katholischen Kirche angesichts schwindender Mitgliederzahlen ernsthaft empfohlen wird, doch auf solch „mittelalterliche (!) Botschaften“ und „wilde Geschichten“ wie auch die Auferstehung zu verzichten. Liebe Schwestern und Brüder: Das ist die Empfehlung der geistig-geistlichen Selbstabschaffung, und man fragt sich, wie ein gebildeter Mensch so etwas ernst meinen kann! Und man weiß nicht, über wen man sich mehr ärgern soll, über den Professor, oder über die Redaktion, die einen solchen Unsinn auch noch abdruckt.

Liebe Schwestern und Brüder!

Jesus, der einzig geborene Sohn des Vaters, der in der zeitlichen Geburt aus der Jungfrau Maria als unser aller Menschenbruder geboren wurde, lebt. In der Taufe sind wir durch ihn im Heiligen Geist als Gottes Kinder angenommen, gleichsam adoptiert, „an Kindes Statt angenommen“ worden, wie es im Tagesgebet heute heißt. Und er ist bei uns; in jeder Eucharistiefeier verschenkt er sich an uns als das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist, um uns, wie einst den Propheten Elija (vgl. die 1. Lesung), zu stärken auf dem Lebensweg, dem oft so schweren. Weil Jesus lebt, ist er in der Eucharistie gegenwärtig!

Der heutige 12. August, liebe Schwestern und Brüder, ist der Gedenktag des seligen Karl Leisner! Sie kennen vermutlich seine Geschichte. Lassen Sie mich ihn zum Schluss noch als einen aus der Wolke der Zeugen für den auferstandenen Christus in Erinnerung rufen. Als begnadeter Jugendführer war er, nach schwerem Ringen, seiner Berufung zum Priesteramt gefolgt. Als junger Diakon hat er sich kurz nach Beginn des 2. Weltkriegs in einem Sanatorium im Schwarzwald verplappert und bedauert, dass Hitler das Attentat in München unbeschadet überstanden hat. Er wird hingehängt und ins KZ Dachau gebracht. Dort, in diesem größten Priestergefängnis aller Zeiten, wohin die Nazis alle gefangenen Geistlichen zusammensperrten, dort wird er unter strengster Geheimhaltung, am Gaudete-Sonntag 1944, von einem ebenfalls inhaftierten Bischof zum Priester geweiht. Einmal nur, ein einziges Mal, kann er, schon total geschwächt von der Krankheit, die Messe selber feiern, seine Primizmesse am Stefanitag 1944, hinter Stacheldraht. Nach der Befreiung Dachaus kommt er sofort ins Lungensanatorium Planegg bei München. Und am 12. August 1945 ist er gestorben. Christus war seine ganze Leidenschaft! Und dass Europa seine christliche Seele verliert, die große Sorge, die er seinem Tagebuch anvertraute. Viele Gläubige aus seinem Heimatbistum Münster und weit darüber hinaus haben Karl Leisner für sein Lebenszeugnis verehrt, und Papst Johannes Paul II. hat diese Verehrung 1996 durch die Seligsprechung offiziell gemacht.

Niemand wird zum Glauben gezwungen. Aber jeder sollte sich bewusst machen, was auf dem Spiel steht, wenn er den Glauben über Bord wirft, der diese unsere Heimat so liebenswert gemacht hat.

Wer wird Trost spenden? Wo ist ein Wort der Hoffnung angesichts unbegreiflichen Leids? Wohin aber auch mit unserem Dank für das Geschenk des Lebens? Am Ende der großen eucharistischen Rede Jesu, aus der wir an diesen Sonntagen jeweils einen Abschnitt hören, wird es so sein, dass die Leute sagen: Was er sagt, ist unerträglich. Sie wollen seinem Anspruch nicht glauben. Jesus aber sagt nicht: Gut, dann machen wir es etwas billiger, aber bitte bitte bleibt doch bei mir, wenigstens Ihr Apostel. Was sagt Jesus? Er stellt vor die Entscheidung: „Wollt auch Ihr weggehen?“ (Joh 6,67) Und Petrus antwortet: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du allein hast Worte des ewigen Lebens.“ (6,68)

Das seien auch unsere Worte an diesem Sonntag: Herr, wohin sollen wir denn sonst gehen? Du allein hast Worte ewigen Lebens, und Du bist das Brot, das vom Himmel kommt, und uns stärkt auf dem Weg zur Gemeinschaft mit dem lebendigen und dreifaltigen Gott, dem die Ehre sei und der Lobpreis, heute und in Ewigkeit, Amen.

(CNA Deutsch)

Mindestens 70.000 Tote durch Christenverfolgung

Christenverfolgung2013 wurden mindestens 70.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Davon geht der Turiner Soziologe Massimo Introvigne aus. Er ist Koordinator der „Beobachtungsstelle Religionsfreiheit” in Italien. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, dass die Zahl der getöteten Christen zwar sinkend sei, doch hinter den rein statistischen Zahlen verbärgen sich konkrete Menschen.

„Die Statistik ist sehr umstritten. Es gab sogar eine Polemik zwischen dem wohl namhaftesten Statistiker für Religionsfragen, Todd Johnson, und dem britischen Sender BBC. Alles hängt davon ab, wie man die afrikanischen Situationen betrachtet. Sind die Toten im Kongo und Südsudan Opfer von Christenverfolgung oder nicht? Für Johnson ist dies der Fall, für die BBC nicht. 2012 wurden mindestens 100.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Für 2013 würde ich sagen, dass es 80.000 waren und ich zähle die umstrittenen Situationen in Afrika nicht mit.“

Der Rapport der US-Regierung zur Situation der Religionsfreiheit weltweit zeigt für 2013, dass Länder wie Burma, China, Eritrea, Iran, Nordkorea, Saudi-Arabien, Sudan und Usbekistan die schlimmsten Fälle von Verletzung der Religionsfreiheit verantwortlich waren. Der gefährlichste Ort für Christen bleibt indes derselbe, wie in den Vorjahren, so Introvigne.

„Ich denke, der schlimmste Ort ist und bleibt Nordkorea. Das liegt daran, dass Christen willkürlich umgebracht werden, aber immer mit der Beschuldigung, sie seien Christen. Ich finde es aber persönlich spannend, dass es trotz der Abschottung des Landes immer noch viele Jugendliche gibt, die sich zum Christentum bekennen. Die Staaten, die die USA aufzählen, sind aber nicht die einzigen, die schlimme Verbrechen gegen die Religionsfreiheit verüben. Es gibt Länder, die die Einschränkung von Religionsfreiheit auch durch Gesetze fördern. Ich denke hierbei an das Blasphemiegesetz in Pakistan. Da haben wir einen Fall, wie den von Asia Bibi, bei der durch ein Gesetz Christen verfolgt werden.“

Ein weiteres Land sei Nigeria, das zu den reichsten Staaten Afrikas geworden sei und wo das Zusammenleben zwischen Religionsgemeinschaften hingegen immer schwieriger wird.

„Auch wenn man präziseren muss, dass dort die Regierung alles daran setzt, damit das Zusammenleben funktioniert. Das Problem sind dort die Fundamentalisten wie beispielsweise die Gruppe Boko Haram, die gezielt christliche Einrichtungen angreift. In Nordkorea ist ein kommunistisches Regime am Werk, in Afrika geht es hingegen meistens um ethnische Auseinandersetzungen.“

Deshalb sind statistisch gesehen die Todesopfer in Afrika „umstritten“, weil viele davon ausgehen, dass dort Menschen nicht unbedingt wegen ihres Glaubens sondern wegen der Zugehörigkeit einer bestimmten Gruppe verfolgt werden. Doch auch im Westen gibt es Christenverfolgung, so der Turiner Soziologe.

„Ja, das gilt vor allem gegen Christen aber im Allgemeinen gegen Menschen, die religiös sind. Ich denke, Papst Franziskus hat das treffend in der Exhortation ,Evangelii Gaudium´ beschrieben, wenn er sagt, dass es Gesellschaften gibt, die die Religion auf eine rein private Ebene stellen und versuchen Glaubende in Kirchen, Synagogen oder Moscheen sozusagen einzusperren, damit sie ja nicht in der Öffentlichkeit darüber sprechen. Ich bin beeindruckt von Papst Franziskus, wenn er ein altes Buch von Robert Hugh Benson zitiert. In ,Der Herrscher der Welt´ wird genau die heutige Situation in Europa beschrieben.“ (rv)

Vatikan: Neue Mitglieder der Kommission für den Dialog mit dem Islam

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Freitag neue Mitglieder der Kommission für den Dialog mit dem Islam ernannt. Darunter sind auch der deutsche Jesuitenpater Felix Körner, der als Professor an der päpstlichen Universität Gregoriana lehrt, und die Bamberger Islamwissenschaftlerin Rotraud Wieland. Die Kommission ist dem Rat für den interreligiösen Dialog zugeordnet und auch von dessen Präsidenten, Kardinal Jean-Loius Tauran, geleitet. (rv)

Vatikan: Kardinal Jean-Louis Tauran ist in Nigeria

Dort hat sich der Leiter des Päpstlichen Dialogrates u.a. in Lagos mit Dialogverantwortlichen aus ganz Westafrika getroffen. Im Zentrum der Beratungen standen die Beziehungen zu Muslimen angesichts der steigenden islamistischen Gewalt gegen Christen in Nordnigeria. Tauran besuchte u.a. den Ort Kafanchan, wo es immer wieder blutige Zusammenstöße zwischen Christen und Muslimen gegeben hat, und führte in der Stadt Jos Gespräche mit Muslimen. In Sokoto suchte der aus Frankreich stammende Kardinal das geistliche Oberhaupt der nigerianischen Muslime auf und sprach auch mit dem Gouverneur über Sicherheitsprobleme der Christen. Tauran konnte in der Hauptstadt Abuja auch den nigerianischen Vizepräsidenten Alhaji Namadi Sambo, einen Muslim, treffen – allerdings nicht den Präsidenten selbst, den Christen Goodluck Jonathan. Am Samstag wird Kardinal Tauran in Rom zurückerwartet. (rv)

CCEE: „Kirche-Staat, und der Islam?“

Welche Rolle spielt der Islam im Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Europa? Über diese heikle Frage berät ab Dienstag der Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Turin. Als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist Helmuth Wiesmann dabei, der Geschäftsführer der Unterkommission für den interreligiösen Dialog der DBK. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Vertreter der europäischen Bischofskonferenzen über den Islam sprechen, dafür ist aber die Gästeliste länger, so Wiesmann:

„Muslimische Vertreter sind aber diesmal eingeladen. Denn es geht ja primär darum, dass wir uns verständigen und darüber austauschen, was die Erfahrungen in den jeweiligen Ländern im Bezug auf das Verhältnis Staat-Kirche betrifft. Und wir suchen nach Positionen und diese sollen auf den Prüfstand gestellt werden. Eine Begegnung mit Muslimen ist eine andere Ebene. Wir hatten eine solche Begegnung mit Muslimen vor zwei Jahren in Brüssel durchgeführt. Da gab es eine gemeinsame Tagung."

In Turin wird auch der Kurienkardinal Jean-Louis Tauran sprechen. Er ist im Vatikan für den interreligiösen Dialog zuständig. Weiters wird ein nordafrikanischer Bischof die aktuelle Situation im arabischen Raum erklären. Wiesmann dazu:

„Wir freuen uns, dass der Erzbischof von Tunis, Mahoun Laham, dabei sein wird. Wir hoffen, dass er nicht nur über das Leben dort sprechen wird, sondern uns auch Hinweise geben kann, was ihm besonders wichtig erscheint, wenn europäische Kirchen zum Thema Islam sprechen. In so fern verspreche ich mir eine Bereicherung von dieser Tagung. (rv)

Iran: Bibelverbrennungen im Iran

Unter dem Titel "Erneute Bibelverbrennungen im Iran" berichtete heute das unabhängiges, katholisches, österreichisches Internetmagazin KATH.NET folgendes (Auszug):

 
"Frankfurt am Main (kath.net) Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) weist darauf hin, dass die Verbrennung von Hunderten von Bibeln durch die Behörden der Islamischen Republik Iran weltweit ignoriert wird. Gleichzeitig habe die Verbrennung eines einzelnen Korans in Florida durch eine winzige christliche Splittergruppe zu Regierungserklärungen, Massenprotesten, Gewaltexzessen und Enthauptungen geführt."

Hat man den Artikel gelesen, stellen sich mindestens zwei Fragen:

1. Ist der Islam wirklich eine Religion?

2. Wo bleibt der Protest der deutschen Bischöfe zu den Bibelverbrennungen???

Artikel bei  >>KATH.NET

Aartikel bei  >>Welt Online

Artikel bei  >>Politically Incorrect (PI)

(vh)

Großbritannien: Neues von Williamson

Der Traditionalisten-Bischof Richard Williamson hat den Islam heftig angegriffen und damit Kritik ausgelöst. Es handle sich um „eine einfache und gewalttätige Religion, welche die ganze Welt mit dem Schwert zu erobern“ trachte. Das schreibt der Brite laut einem Internet-Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ in einer E-Mail-Kolumne. Der Islam sei „eine Geissel Gottes“, das Christentum habe ihn „tausend Jahre lang nur durch das Schwert in Schach halten“ können, zitiert ihn die Zeitung. Zudem sei der Islam eine „Abspaltung von der katholischen Christenheit im Nahen Osten“. Heute wollten die „Mohammedaner in die Lage gelangen, Europa zu erobern“. Aber obwohl Europa täglich mehr „verfaule“, gebe es noch viele Europäer mit so grosser Liebe zur eigenen Lebensart, „dass sie diese mit einem Blutbad verteidigen werden“. Es erscheine immer wahrscheinlicher, dass Gott dieses Blutbad „als Strafe zulassen“ könnte. Der Geschäftsführer des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek nannte Williamson in einer ersten Reaktion einen „Brandstifter und Hassprediger“. Nach dem Antisemitismus folge nun „beinahe logisch die Islamfeindlichkeit“. Der Geschäftsführer der katholischen Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Bischofskonferenz, Peter Hünseler, nannte Williamsons Äusserung eine „Entgleisung“ und „Anmassung“. Williamson gehört zur schismatisch orientierten „Piusbruderschaft“. Seine Äußerungen belasten die Bemühungen des Papstes, die Bruderschaft wieder an die katholische Kirche heranzuführen. (rv)

„Islamische Religionslehrer in Deutschland ausbilden!“

Der Wissenschaftsrat hat die Ausbildung von islamischen Religionslehrern und Imamen an deutschen Hochschulen gefordert und damit großes öffentliches Interesse geweckt. Auf Zustimmung ist der Vorschlag des Rates bei christlichen und islamischen Religionsvertretern gleichermaßen gestoßen. Peter Strohschneider ist Vorsitzender des Wissenschaftsrates und erläutert die Forderungen seines Gremiums im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Was der Wissenschaftsrat dem Bund und den Ländern, aber auch den Universitäten, Kirchen und Religionsgemeinschaften vorschlägt, ist ein Institutionalisierungsmodell, das die Mitwirkung der muslimischen Gemeinschaften an der Ausgestaltung der Studiengänge und an der Berufung des professoralen Personals beschreibt. Die Zeithorizonte kann ich schwer einschätzen. Es gibt sicher zwei oder drei Universitäten in der Bundesrepublik, die schon relativ weit sind bei der universitätsseitigen Vorbereitung dieses Prozesses. Ich glaube, dass es im Grunde – bezogen auf die Eigenzeiten des Wissenschaftssystems – sehr schnell gehen wird."
Und Strohschneider erklärt die Absichten des Rates weiter:
„Er hat sich vor allem dafür ausgesprochen, eine islamische Theologie im Rahmen des staatlichen Hochschulsystems in Deutschland zu entwickeln – gewissermaßen das, was für eine tragfähige Religionspädagogik die intellektuelle Voraussetzung ist. Leitend ist dabei die Tradition des Verhältnisses von Staat und Kirche in der Bundesrepublik, die eben auch anders ist als in Nachbarstaaten der Bundesrepublik: Dass nämlich die rationale Selbstreflexion von Glaubenformen selbst als Teil auch des staatlichen Wissenschaftssystems in Deutschland verstanden wird. Und das ist auch richtig so, wie es der Wissenschaftsrat sieht. Auf der anderen Seite denken wir, dass das ein Beitrag ist zur Integrationsdebatte in der Bundesrepublik."
Auch der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, begrüßt den Vorschlag des Wissenschaftsrates:
„Da geht es um Anerkennung, und es geht um Gleichberechtigung der Religionen in Deutschland. Ich denke, es ist gut, wenn die Religionslehrer, die Imame und die Vorbeter in der Bundesrepublik ausgebildet werden. Diese kennen dann das Umfeld besser als jene aus den Herkunftsländern. Natürlich wird man über eine gewisse Zeit noch Imame aus den Herkunftsländern brauchen – wir haben 2.500 Moscheen in der Bundesrepublik. Natürlich wird man diesen Bedarf so schnell nicht decken können, aber wir hoffen, dass dann an den Universitäten ausgebildete Imame die Aufgaben übernehmen können."
Bei der Umsetzung der Forderungen müsste der säkulare Islam als zeitgemäße Strömung besondere Berücksichtigung finden, meint Kolat:
„Wir haben gesagt, dass es um diese Religionsinstitute herum einen Beirat geben soll, in dem muslimische Organisationen vertreten sind. In der türkischen Öffentlichkeit hängt eine überwältigende Mehrheit einem offenen, liberalen Islam an. Diese Richtung, diese zeitgenössische Kommentierung des Islam, gehört auch in dieses Gremium hinein. Diese Sichtweise muss auch im Beirat berücksichtigt werden. Das heißt, der säkulare Islam muss sich auch in den Personen, die eingestellt werden, wiederfinden."
Das könne auch dabei beitragen, Vorbehalten zu entgegnen, meint der Vorsitzende des Wissenschaftsrats:
„Der unmittelbare Problemdruck in der Bundesrepublik ergibt sich einfach daraus, dass es über vier Millionen Muslime deutscher und nichtdeutscher Staatsbürgerschaft gibt. Diese Muslime haben über 700.000 Kinder, und diese haben nach unserer Verfassung einen Anspruch auf bekenntnisgebundenen Religionsunterricht – so wie katholische, evangelische und jüdische Kinder auch. Fragen der Religion sind immer Existenzfragen, und sie werden dann als solche auch gesellschaftlich umkämpft. Fragen der Theologie sind nicht schon identisch mit Fragen der Religion: Theologie verstehe ich als rationale Selbstauslegung von Glaubensformen und als solche im Wissenschaftssystem gut aufgehoben und dort auch erforderlich, wie wir zu beschreiben versucht haben." (rv)