Jugend-Synode: Aktive Rolle der Jugend erwünscht

Die Bischöfe, die 2018 an der Jugendsynode im Vatikan teilnehmen, sollen vorab ein genaues, realistisches Bild davon erhalten, wie junge Menschen heute über Glauben, Kirche und Welt denken. Bei der Vor-Synode im März, die Papst Franziskus diese Woche ankündigte, sollen deshalb ganz verschiedene Stimmen zu hören sein. Das sagte der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Da es sich um eine Synode über die Jugend handelt und dazu auch Nicht-Katholiken oder Nicht-Glaubende zählen, haben wir auch Jugendliche eingeladen, die diese Welt repräsentieren. Die Kirche bietet natürlich allen den Glauben an, und um dies anzunehmen, braucht es jene ,Unterscheidungskraft der Berufung´, der jeden Jugendlichen betrifft, egal ob er gläubig ist oder nicht. Das Stichwort Berufung bedeutet ganz allgemein gesprochen Familie und Familienbildung und damit verbunden auch die Rolle eines jeden in der Gesellschaft. Dieser erste Schritt geschieht in der Familie.“

Die Vor-Synode dauert nur eine Woche, von 19. bis 24. März, doch Kardinal Baldisseri denkt, dass in dieser Zeit die wichtigsten Themen zur Sprache kämen. Eingeladen wurden sowohl einzelne Jugendliche wie auch Jugendverbände. Ziel sei es, dass aus dieser Vorsynode ein Dokument entstehe, das dann den Synodenvätern im Oktober als Basis für ihre Debatten diene. Die Synode selbst im Oktober 2018 werde dann wie gewohnt ablaufen – unter, wie Baldisseri hofft, reger Beteiligung der Jugendlichen, die als Hörerinnen und Hörer eingeladen sind.

„Selbstverständlich wird die eigentliche Synode wie die bisherigen Synoden durchgeführt. Das heißt, es wird Synodenväter geben, die gemeinsam ein Dokument erarbeiten werden. Doch wir wollen auch, dass die Jugend nicht nur in der Versammlung eine Rolle spielen. Es wird wohl eine Gruppe Hörer geben, die aus Jugendlichen besteht, so wie es die Statuten für Synoden vorsieht. Es wäre schön, wenn sie sich aktiv an den Gesprächen beteiligen würden.“ (rv)

Kardinal: Kirchenrecht muss auch Wohl der Familie bedenken

Kardinal BaldisseriKardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode, wünscht Nachbesserungen beim Kirchenrecht zum Wohl der Familie. Das Kirchenrecht beschäftige sich hauptsächlich mit Ehe, aber wenig mit Familie, erklärt der Kardinal im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Die Ehe, das sind zwei Menschen, die sich vereinen und ein gemeinsames Projekt haben, nämlich eine Familie zu gründen. Die Familie konstituiert sich vor allem, wenn die Kinder kommen. Dann wird die Familie ein erweiterte Realität, und deshalb muss man auch auf rechtlichem Gebiet einen Schritt nach vorne tun. Im Kirchenrecht spricht man viel vom bonum coniugum, also vom Wohl der Eheleute, und wir wollen das bonum familiae betonen, das Wohl der Familie."

Anlass für das Interview mit dem Synoden-Generalsekretär war eine Buchveröffentlichung des Kardinals über „Die Person und die Ehe: Geheimnis, Überlegungen und Leben" (italienischer Originaltitel: „Persona e matrimonio: mistero, riflessioni e vita"). In rund sieben Monaten findet im Vatikan die nächste Bischofssynode statt. So wie die Synode vom vergangenen Oktober (eine außerordentliche Vollversammlung) wird die kommende (eine ordentliche Vollversammlung) sich dem Thema Familie widmen. Derzeit werde vor allem über die heiklen Punkte nachgedacht, die im Synodenbericht auftauchten, sagte Kardinal Baldisseri. In den Diözesen der Weltkirche arbeiten Gremien, Seelsorger und Gläubige an den Antworten für den zweiten Fragebogen aus dem Vatikan. Diese Antworten werden den Synodalen in Rom als Denkanstöße dienen, erklärte Baldisseri. „Es ist ein Nachdenken: wir hören, was die Menschen vorschlagen, die einzelnen Teile der gesamten Kirche, was sie anbieten können, damit die Synodalen bessere Elemente an der Hand haben, um angemessene pastorale Linien zu finden."

Papst Franziskus hatte entschieden, den Schlussbericht der vergangenen Synode komplett zu veröffentlichen, einschließlich der Abstimmungsergebnisse für die einzelnen Punkte. Die strittigsten Punkte betrafen den Umgang mit Homosexuellen und die Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene. (rv)

Erste Einzelheiten zur Bischofssynode 2015

Kardinal BaldisseriDie nächste Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie wird vom 4. bis 25. Oktober 2015 im Vatikan stattfinden. Das kündigte der Generalsekretär der Bischofssynoden, Kardinal Lorenzo Baldisseri, am Montag an. Baldisseri sprach auf der derzeitigen Versammlung der Außerordentlichen Bischofssynode; sie beschäftigt sich ebenfalls mit Ehe und Familie und soll die – deutlich längere – Synode vom Herbst 2015 vorbereiten. Kardinal Baldisseri nannte auch das vom Papst gewählte Thema der Synode vom nächsten Jahr: „Berufung und Mission der Familie in der Kirche und der Welt von heute“.

Er hoffe, dass die Synodenväter bei ihren Beratungen in Arbeitsgruppen diese Woche schon an die Synode vom nächsten Jahr dächten, so der Kardinal. „In den Gruppen könnte man auch Themen vorschlagen, die noch nicht behandelt worden sind“, sagte er.

Gespräche in Arbeitsgruppen starten

An diesem Montag beginnen auf der Versammlung der Bischofssynode offiziell die Arbeiten in den Arbeitsgruppen. Nach Sprachen organisiert treffen sich alle Synodenteilnehmer, um die Relatio – das zusammenfassende Dokument, das am Montagmorgen von Kardinal Peter Erdö verlesen wurde – zu diskutieren. Drei Gruppen finden auf Italienisch statt, drei ebenfalls in Englisch, zwei jeweils in Spanisch und Französisch.

Am Donnerstagmorgen werden die in den Arbeitskreisen erarbeiteten Ergebnisse in der Vollversammlung vorgestellt, danach tritt wieder das Redaktionskommitee zusammen, um sie einzuarbeiten. Der so erstellte Text – die Relatio Sinodi – wird dann am Samstag verlesen und diskutiert, am Nachmittag wird auch darüber abgestimmt.

Bereits am Freitag wird aber auch ein weiterer Text besprochen: die Botschaft, die jede Synode an die Gläubigen richtet. Die endgültige Form dieser Botschaft – Nuntius genannt – wird ebenfalls am Samstag abgestimmt.

Papst stellt Schlussdokument auf breitere Basis

Derweil hat Papst Franziskus zum Wochenende das Redaktionskomitee für das Schlussdokument der laufenden Synodenversammlung verstärkt. Bisher waren Kardinal Baldisseri, Synoden-Relator Kardinal Peter Erdö (Ungarn) und der italienische Bischof Bruno Forte mit dem Erstellen des Dokuments betraut. Es soll am nächsten Sonntag fertig sein und die Arbeitsgrundlage für die Bischofssynode von 2015 darstellen. Franziskus benannte nun sechs weitere Synodale in den Redaktionskreis: Kurienkardinal Gianfranco Ravasi, US-Kardinal Donald Wuerl, Jesuitengeneral Adolfo Nicolás, den argentinischen Erzbischof Victor Manuel Fernández, den Präsidenten des Lateinamerikanischen Bischofsrates Erzbischof Carlos Aguiar Retes und den koreanischen Bischof Peter Kang U-il. (rv)

Viele Neuerungen im Prozedere der Synode

Kardinal BaldisseriMehr Synodalität, mehr offene Rede: Papst Franziskus will sich noch mehr als seine Vorgänger auf den Rat der Bischöfe stützen. Eine „Selbstentmachtung“ des Papsttums nannte das eine Zeitung an diesem Wochenende. Die Regeln der Bischofssynoden werden flexibler, und der Vatikanverantwortliche für Synoden, der „Generalsekretär“, trägt erstmals in der Geschichte den Kardinalshut. Kardinal Lorenzo Baldisseri gab an diesem Montag zum Auftakt der „Dritten Außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode“ einen Überblick über Bewährtes und Erneuertes.

„In Ihrer ersten Predigt in der Sixtinischen Kapelle, Heiliger Vater, haben Sie als ersten Impuls Ihres Pontifikats das Wort „camminare“, gehen, genannt. Und das gemeinsame Gehen ist genau das: syn-odos, Synode… Eine Außerordentliche Versammlung der Bischofssynode hat, wie sich aus den Statuten ergibt, eine spezifische Zielsetzung und ist etwas anderes als eine Ordentliche oder eine Sondersynode, auch was die Zusammensetzung der Teilnehmer und die Dauer der Synode betrifft… Der Heilige Vater hat entschieden, den synodalen Parcours in zwei – oder, wenn man das Konsistorium von Ende Februar mitrechnet, sogar in drei – Etappen einzuteilen. Dieser neue synodale Weg soll zu Effizienz und Pünktlichkeit führen.“

Baldisseri grüßte die 253 Teilnehmer der Synode; unter ihnen seien die Präsidenten von 114 Bischofskonferenzen aus aller Welt, die Vorsteher von 13 Bischofssynoden von Ostkirchen sowie drei Vertreter des Verbands von Generaloberen. Die Kurie sei durch die 25 Leiter von vatikanischen Dikasterien vertreten, hinzu kämen 15 Mitglieder des „Ordentlichen Rats“, 26 vom Papst ernannte Teilnehmer, 8 Vertreter anderer Kirchen bzw. kirchlicher Gemeinschaften, 16 Experten und 38 Auditoren. Diese Letztgenannten, Männer und Frauen, seien „Spezialisten und Engagierte in der Familienpastoral, deren Kompetenz und persönliche Erfahrung eine Bereicherung der Synodenarbeiten“ darstellten. Insgesamt sind auf der Synode im Vatikan gut sechzig Kardinäle vertreten, etwa 110 Bischöfe – und 13 „Ehepaare, Eltern und Familienoberhäupter“.

„Die Synode ist ein Weg“

„Das Vorbereitungsdokument (der Synode), die sogenannten Lineamenta, ist am 5. November 2013 in sechs Sprachen vorgestellt worden. Darauf folgte eine breite Befragung in der ganzen Kirche… Der Fragebogen hat unter Hirten wie Gläubigen großes Interesse ausgelöst. Das zeigt der hohe Prozentsatz derer, die geantwortet haben: 83,11 Prozent derer, die dazu von Amts wegen berechtigt waren. Das waren 88 Prozent der Bischofskonferenzen, 77 Prozent der ostkirchlichen Synoden und 65 Prozent der römischen Kurieneinrichtungen. Dazu kommen die zahlreichen Antworten von Einzelnen und Gruppen sowohl von innerhalb als auch von außerhalb der Kirche. Die Beiträge wurden aufmerksam studiert, u.a. in einer Sitzung des „Ordentlichen Rats“ im Februar unter Vorsitz des Papstes, dann erarbeitete ein Team von neun Experten auf Grundlage der Antworten auf den Fragebogen das Arbeitsdokument, das sogenannte Instrumentum laboris.“

„Erste Neuerung“ bei den Bischofssynoden ist nach Baldisseris Darstellung, dass sie als „synodaler Weg“ angelegt sind: „ein Weg, der sich zwischen zwei Synoden erstreckt, der jetzigen und der Ordentlichen Synode“ im Herbst 2015. Eine zweite Neuerung bestehe darin, dass der vom Vatikan aus verschickte Fragebogen sich um breite Resonanz und Feststellung des Ist-Zustands bemüht habe. Dabei seien „ein Geist der Freiheit und der Ehrlichkeit“ ausdrücklich „gewünscht“ gewesen. Eine dritte Neuerung ist die Vorgabe von Themen für die einzelnen Sitzungen der Synode, damit Redebeiträge nicht mehr so disparat ausfallen wie bei früheren Bischofsversammlungen im Vatikan. Und – vierte Neuerung – in jedes Thema führt, nach einer kurzen Rede des jeweiligen Sitzungspräsidenten, zunächst ein Auditor ein, vor allem Ehepaare. „Sie können persönliche Erfahrungen zum Thema einbringen und die Perspektive der Laien bieten, was sicher die Synodendebatte bereichern wird“, so Kardinal Baldisseri.

Am Schluß der Beratungen im Plenum und in den Arbeitsgruppen sollen keine Vorschläge (propositiones) mehr stehen wie in anderen Formen von Bischofssynoden üblich, sondern ein Abschlussdokument. Dieses wird dem Papst übergeben, der es nach Belieben veröffentlichen kann oder auch nicht. Vor allem aber wird es zum Ausgangspunkt für die Vorbereitung der Ordentlichen Bischofssynode, die im Oktober 2015 erneut im Vatikan zusammentreten soll.

Erste Twitter-Synode

„Auch was die Verbreitung von Nachrichten über die Synode betrifft, gibt es Neues. Dieser Dienst wird vom Vatikanischen Pressesaal koordiniert; er wird allgemeine Informationen in seinem News-Bulletin veröffentlichen, und außerdem gibt es tägliche Briefings für Journalisten in verschiedenen Sprachen, an denen auch Synodenväter teilnehmen. Die wichtigsten Nachrichten über den Verlauf der Synodenarbeiten werden auf Twitter in aller Kürze mitgeteilt werden.“

Zum ersten Mal in der fast fünfzigjährigen Geschichte der vatikanischen Bischofssynoden waren die „Synodenväter“ diesmal gebeten worden, ihre Redebeiträge vorab einzuschicken.

„Das geschah sicher nicht, um den Inhalt der Beiträge zu kontrollieren, sondern um mehr synodalen und kollegialen Geist zu erlauben. Dadurch wird nämlich die Einführung ins Synodenthema, die sogenannte „Relatio ante disceptationem“, ein sicherer Ausgangspunkt für die Arbeit im Plenum in der ersten Arbeitswoche. Nach dieser Woche gibt es eine „Relatio post disceptationem“, die den Synodenvätern als Ausgangspunkt für ihre Besprechungen in den Arbeitsgruppen (circuli minores) übergeben wird.“ (rv)

Synoden-Sekretär: „Den Weg freimachen“

Kardinal BaldisseriAlle Gläubigen sollten für den Sekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, beten. Dazu rief Papst Franziskus am Sonntag die Anwesenden auf dem Petersplatz auf. Der norditalienische Kurienkardinal wird bei der bevorstehenden Außerordentlichen Synode zur Familie, die nächsten Sonntag beginnt und zwei Wochen dauert, für alle organisatorischen Belange zuständig sein. Baldisseri nimmt den Aufruf des Papstes sehr ernst, denn dies zeige auch, „dass es sich um eine herausfordernde Synode“ handeln werde, sagte der Kardinal gegenüber Radio Vatikan. Zum Fest der Erzengel an diesem Montag feierte der Synodensekretär in der Radiokapelle die Festmesse zum Patron des Papst-Senders, Gabriel. Anschließend erläuterte er den Mitarbeitern von Radio Vatikan, wie er die Familiensynode sieht.

„Natürlich weiß der Papst, dass das kein einfaches Unterfangen ist. Aber gerade weil es nicht einfach ist, schreiten wir voran. Wie ein Bulldozer, der das Terrain ebnet, immer mit der christlichen Barmherzigkeit. Damit dürfen wir nie aufhören.“

Die kommende Synode sei in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit, so Baldisseri. Erstens handle sich um eine Außerordentliche Synode, und zweitens habe Papst Franziskus die „üblichen Regelungen“ ausgeweitet, da jeder Synodenvater seine Gedanken nicht nur vorlesen, sondern vor allem zur Debatte stellen solle.

„Ich habe oft betont, dass wir sozusagen zuerst das Bild malen und erst am Schluss den Rahmen hinzufügen wollen. Bisher war es ja so, dass die rechtlichen Vorgaben – also der Rahmen – die Synode und ihren Ablauf bestimmt haben. Papst Franziskus will hingegen die Möglichkeit geben, in völliger Freiheit sprechen zu dürfen. Da kann es ja sein, dass es einmal eine Idee gibt, die sich außerhalb des Bildes befindet. Würden wir uns an strikte Regelungen halten, dann wäre es nicht möglich, solche außerplanmäßigen Ideen einzubringen. Wir wollen aber Änderungen und Anpassungen ermöglichen!“

Der Synoden-Sekretär kündigte an, am kommenden Freitag bei einer Pressekonferenz im Vatikan weitere Details zur Familiensynode bekannt zu geben. (rv)

Synode: Jeden Tag eine Zusammenfassung

Kardinal BaldisseriDer Vatikan hat die Teilnehmer der bevorstehenden Bischofssynode gebeten, ihre Redebeiträge schon im voraus einzuschicken. Das sagt der Sekretär der Synode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, in einem Interview mit der Internetseite korazym.org. Die Synodenväter sollten ihre Texte bei den Sitzungen der Synode nicht vorlesen, sondern „in vier Minuten zusammenfassen und auch ergänzen“. Anders als bei bisherigen Bischofssynoden würden die Beiträge der Synodenteilnehmer danach nicht veröffentlicht; stattdessen gebe es jeden Tag ein Journalisten-Briefing. Kardinal Baldisseri wörtlich: „Und dann wird es einen Text des Vatikanischen Pressesaals geben, als Zusammenfassung der Arbeiten des Tages.“ Dass diesmal Synodentexte anders als früher nicht veröffentlicht würden, hänge auch mit dem ausserordentlichen Charakter der bevorstehenden Bischofssynode zusammen. „Am Ende wird es ein Synodendokument – keine Propositiones (Vorschläge) – geben, das alle geleistete Arbeit resümiert. Darüber wird abgestimmt, und wenn es angenommen ist, wird es dem Heiligen Vater überreicht, der darüber entscheiden wird, ob es veröffentlicht wird oder nicht.“ Außerdem werde die Synode auch diesmal eine „Botschaft an das Volk Gottes“ formulieren. Nach der folgenden Bischofssynode von 2015 werde es dann ein Schlussdokument geben, so Kardinal Baldisseri.

Die bevorstehenden Bischofssynoden vom Oktober 2014 und 2015 beschäftigen sich im Vatikan mit der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie. Die erste Synode in diesem Herbst – eine außerordentliche – soll vor allem über den Jetzt-Stand beraten; auf der zweiten Synode im Oktober 2015 sollen dann auch Beschlüsse fallen. (rv

Bischofssynode in Rom: Die Logik des Zuhörens

Kardinal BaldisseriEs ist ein Paradigmenwechsel in der Methodik: So charakterisiert der Sekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, die Vorbereitungen für die Debatten zu Ehe und Familie hier im Vatikan. Im Oktober dieses Jahres und dann wieder im Oktober des kommenden Jahres werden Versammlungen der Bischofssynode zu diesen Themen tagen. Ein Doppelereignis, wie Baldisseri vor den in Lissabon versammelten Pressesprechern der Bischofskonferenzen Europas erklärte.

Es sind nicht etwa zwei getrennte Synoden, erklärte Baldisseri, sondern „zwei Momente desselben Ereignisses“. Die erste Versammlung (eine außerordentliche) wird eine Bestandsaufnahme vornehmen und die Fragestellungen klären. Sie arbeite auf Basis der Fragebögen, welche mit dem Vorbereitungsdokument im vergangenen Oktober versandt worden waren. Auf Grundlage der Antworten sei ein Methodendokument erstellt worden, das so genannte Instrumentum Laboris.

Die zweite Versammlung im kommenden Jahr werde dann gültige Vorgehensweisen für die Pastoral erarbeiten.

Kardinal Baldisseri nannte in seiner Ansprache eine ganze Reihe von Problemen, die durch die Fragebögen rückgemeldet worden seien: Interreligiöse Familien oder Familien mit verschiedenen Konfessionen, alleinerziehende Eltern, Polygamie, Polyandrie, arrangierte Ehen oder der „Kauf“ von Bräuten, das Kastensystem, Fehlformen in der Wahrnehmung von Mann und Frau, gleichgeschlechtliche Partnerschaften und damit einhergehend die Frage von deren Adoptionsrecht, Leihmutterschaft und viele andere Punkte. Vor allem müsse für die Kirche aber die Schwächung oder gar Aufgabe des Glaubens an die Sakramentalität von Ehe und Vergebung (Sakrament der Buße) ein Anliegen sein.

Papst Franziskus wolle von der Kirche, dass sie voran gehe, so Baldisseri. Dieses Vorangehen setze voraus, dass man zuerst auf das Wort Gottes, dann aber auch auf die Sorgen und Probleme der Menschen höre. Die dadurch entstehende Logik sei eine Logik des Dienstes, nicht der Macht. Man könne nicht verschweigen, dass diese Methodik einen Paradigmenwechsel darstelle, schloss Baldisseri seinen Vortrag. Sie bringe – wie Papst Franziskus dies wolle – eine Dynamik in die Debatte, aber auch in die Institutionen der Kirche selbst hinein.

Der Vortrag von Kardinal Baldisseri wurde an diesem Samstag im Osservatore Romano veröffentlicht.

Hintergrund

Versammlungen von Bischofssynoden kennen zwei Formen: die außerordentliche, zu der nur die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen kommen, und die ordentliche, zu der auch gewählte Mitglieder kommen. Außerdem gibt es Sonderversammlungen, die sich einzelnen – vor allem regionalen – Themen zuwenden, wie etwa der Kirche in Afrika oder zuletzt im Nahen Osten.

Die außerordentliche Bischofssynode findet in diesem Jahr vom 5. bis zum 19. Oktober im Vatikan statt. (rv)

Synoden-Sekretär: „Kirche braucht Familienkongresse“

Kardinal BaldisseriNeben der vatikanischen Familienumfrage sind auch Kongresse wichtig, damit die Synodenteilnehmer sich ein besseres Bild von der Familie in der heutigen Zeit machen können. Das sagt im Gespräch mit uns der Sekretär der Bischofssynode, Kurienkardinal Lorenzo Baldisseri. Er nahm am Wochenende an einem Familienforum an der Päpstlichen Universität Gregoriana teil.

„Solche Veranstaltungen sind wichtig, und je mehr es davon gibt, desto mehr wissen wir über die derzeitige Lage der Familie. Es geht da um das Evangelium des Lebens, wie es Papst Franziskus nennt. Wir wollen bei der Synode die pastoralen Herausforderungen erarbeiten. Wer unsere Umfrage genau gelesen hat, wird sicherlich bemerkt haben, dass in der Einleitung vor allem vom Evangelium gesprochen wurde, und das wollen wir auch gerne betonen.“

Das Forum an der Gregoriana war keine trockene Uni-Vorlesungsveranstaltung, sondern vor allem eine mehrtägige Gesprächsrunde zwischen Theologen, Priestern und Familien. In den Vorlesungsaula waren also nicht nur Studenten anwesend.

„Da haben wir ganz spannende Zeugnisse gehört. Ich denke da nicht nur an Eheleute, sondern auch an Psychotherapeuten, die über die konkreten Eheproblemen sprachen. Klar, es gab viele Experten, die wissenschaftliche Resultate vortrugen. Aber das Ganze war doch sehr praxisorientiert und mit der Einbeziehung von Eheleuten.“

Es wäre schön und wünschenswert, wenn auch die Familiensynode so praxisorientiert wäre – das sagt uns der Hauptorganisator des Familienforums an der Gregoriana und Bergoglio-Schüler, Jesuitenpater Manuel Yanez.

„Wir wissen alle, dass der Papst sehr besorgt ist, wie die heutige Familie lebt. Ihm ist bewusst, dass es heutzutage nicht einfach ist, eine Familie zu gründen und das zu leben. Da wir Kardinal Baldisseri bei uns hatten, sind wir zuversichtlich, dass die Familiensynode Ähnlichkeit mit unserem Forum haben könnte.“

Wie praxisorientiert die Familiensynode werden kann, ist derzeit noch unklar – Details zu Programm und Gestaltung sind der Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Für Pater Yanez wäre es durchaus denkbar, dass Eheleute oder Familien vor und mit den Synodenteilnehmern sprechen.

„Ja klar, das wäre eine tolle Idee. Aber ich würde dafür plädieren, dass in jedem Bistum auf der Welt vor der Synode solche Familienkongresse stattfinden sollten. Das wäre eine Basis für den Dialog zwischen den Synodenvätern und den Familienvätern und –müttern. Das wäre eine große Bereicherung!“

Die Weltbischofssynode zum Thema Familie findet im Oktober 2014 im Vatikan statt. Ein Jahr später werden die dort angesprochenen Themen auf einer Ordentlichen Synode im Vatikan vertieft.  (rv)