Papst Franziskus hat am Freitag Kardinal Philippe Barbarin in Audienz empfangen. Der Primas von Frankreich und Erzbischof von Lyon ist unlängst wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in Kritik geraten. Er wird beschuldigt, von pädophilen Übergriffen durch Priester gewusst und nicht angemessen reagiert zu haben. Mitglieder der französischen Regierung verlangten seinen Rücktritt. Anfang der Woche hatte Franziskus derartige Forderungen gegen den 65-jährigen Erzbischof jedoch zurückgewiesen. Im Interview der französischen Zeitung „La Croix“ sprach sich Franziskus dafür aus, den Abschluss der staatlichen Ermittlungen abzuwarten. Nach seinen Erkenntnissen habe Barbarin die notwendigen Maßnahmen zur Aufklärung der Fälle ergriffen, so der Papst. (rv)
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Konsistorium: „Ein bisschen frustrierend“
Ganz so geheim ist es mittlerweile nicht mehr, was der Papst letzte Woche mit seinem Kardinalskollegium alles so besprochen hat. Der deutsche Kardinal Reinhard Marx und einige andere haben von ihren Eindrücken beim „Konsistorium“ vom Donnerstag und Freitag hinter verschlossenen Türen berichtet. Wir haben noch einmal mit dem Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, gesprochen und ihn vor allem nach dem Stil des neuen Papstes gefragt. Wie ist das denn so, wenn Papst Franziskus zur Beratung in die Synodenaula des Vatikans bittet?
„Das ist ein brüderlicher Moment und gleichzeitig ein bisschen frustrierend, denn jeder spricht zwischen fünf und sieben Minuten, also hört man etwa achtzig Wortmeldungen direkt hintereinander! Es gibt keine wirklichen Diskussionen unter uns. Man spricht mit seinen Sitznachbarn, mit dem, der vor einem sitzt, dem, der hinter einem sitzt, aber sonst hat man kaum brüderliche Kontakte. Es gibt kleine Kaffeepausen, wenn man da etwas auf dem Herzen hat, stürzt man auf einen Kardinal zu und sagt: ‚Weißt du, dies und das wollte ich dir noch sagen…’ Aber das ist schon etwas heftig, an einem Nachmittag 25 Wortmeldungen am Stück zu hören!“
Papst Franziskus will das synodale Element noch stärker betonen als seine Vorgänger, und darum richten sich große Erwartungen auf die angesetzten Bischofssynoden vom Herbst 2014 und 2015. Doch die Art und Weise der Debatten in der Synodenaula hat sich, so ergibt sich aus den Bemerkungen von Kardinal Barbarin, im Vergleich zu früher noch nicht so richtig verändert.
„Man hört allen aufmerksam zu; viele haben ja wirklich neue und interessante Vorstellungen, darum macht man sich Notizen – aber alles in allem hat man da noch nicht die Formel gefunden, man muss sie weiter suchen. Also, ein gutes und brüderliches Klima, ohne Zweifel, man ist auch einfach froh, sich mal wieder zu sehen. Man braucht ja auch diese brüderlichen Kontakte untereinander, man hat sich Dinge zu sagen, lädt sich gegenseitig ein… also, es herrscht da eine gewisse Brüderlichkeit.“ (rv)