Papstreise nach Myanmar: Splitter und erste Eindrücke

 

„Heiß wird’s, das tut mir leid für euch“: Das sagte der Papst den nach Myanmar und Bangladesch mitreisenden Journalisten, als er sie an Bord des Flugzeugs von Rom nach Rangun kurz begrüßte. Zugleich bedankte sich Franziskus bei den Presseleuten „für eure Arbeit, die immer viel Gutes bewirkt“. Danach zog sich der Papst, ein bekennender Frühaufsteher, zur Nachtruhe zurück. Der Flug hatte gegen 22 Uhr am Sonntagabend abgehoben, eine ungewöhnliche Uhrzeit für den Beginn einer Papstreise.

Fleißig war unterdessen der diplomatische Dienst des Papstes gewesen. Dreizehn Länder überflog die Papstmaschine auf dem Weg nach Myanmar, dreizehn Telegramme setzte der Vatikan ab: an die Staatsoberhäupter von Italien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien, Bulgarien, Türkei, Georgien, Aserbaidschan, Turkmenistan, Afghanistan, Pakistan und Indien. Das Verschicken solcher Überflugs-Telegramme ist Usus bei Papstreisen, in ihnen sichert der Papst den jeweiligen Ländern sein Gebet zu und wünscht Frieden, Wohlstand und Eintracht.

Auf Twitter waren viele der im Flugzeug mitreisenden Journalisten nach der Landung in Myanmar schon recht aktiv, auch der vatikanische Pressesprecher brachte einige Fotos in Umlauf. Eines zeigte einen lächelnden und von den Strapazen der Reise unbeeindruckten Papst Franziskus; er steht im Mittelgang des Flugzeugs, das gerade angekommen ist, und begrüßt den protokollgemäß an Bord geeilten Nuntius Paul Tschang In-Nam, der übrigens als erster päpstlicher Diplomat in Myanmar überhaupt erst seit Mitte August im Dienst ist, um diese vorzubereiten. Der Nuntius und auch die Bischöfe und Kardinäle im Papstgefolge tragen weiße Soutanen, was in tropischen Ländern üblich ist.

Überschwänglich wird Papst Franziskus am Flughafen von Rangun begrüßt: Ganze Schulklassen stehen da und schwenken Fahnen, burmesische und vatikanische, die Kinder sind zu Ehren des Papstes weiß gekleidet und tragen gelbe Kappen, andere nationale Tracht, und sie singen und jubeln und freuen sich; Franziskus nimmt Blumen entgegen und herzt einige Kinder. Anwesend am Flughafen sind die Bischöfe des Landes, allen voran der Erzbischof von Rangun und erste und einzige Kardinal des Landes, Charles Maung Bo. Immer diskret an der Seite des Papstes: sein Dolmetscher, ein Priester aus dem Staatssekretariat, Mark Miles, er stammt aus Gibraltar und ist zweisprachig englisch-spanisch.

Von offizieller Seite empfängt den Gast aus Rom am Flughafen von Rangun ein Vertreter des burmesischen Präsidenten. Denn die Hauptstadt Myanmars ist seit zwölf Jahren nicht mehr Rangun, wo der Papst eingetroffen ist, sondern Nay Pyi Taw, wohin der Papst als zweite Etappe aufbricht. Zunächst fährt Franziskus aber einfach mit Kardinal Maung Bo mit, ins erzbischöfliche Palais, zugleich Sitz der burmesischen Bischofskonferenz. Dort feiert der Papst in aller Stille eine Messe, isst zu Abend und legt sich schlafen.

Falls Sie sich wundern, wie sang- und klanglos wir Ihnen diese Informationen bei Radio Vatikan weitergeben: Wir haben im Moment keine Tonaufzeichnungen von vor Ort. Myanmar und Bangladesch haben nicht die Mittel zu Live-Übertragungen, wir erhalten in den kommenden Tagen meist nur einmal pro Tag einen Schwung Audio-Material aus Myanmar und Bangladesch, den wir dann mit Ihnen teilen werden. (rv)

Kardinal Bo: „Myanmar hat viel Respekt vor Religionsführern“

Papst Franziskus besucht in zehn Tagen Myanmar und anschließend Bangladesch. Diese Reise wird nicht nur die Katholiken stärken, die in beiden Ländern eine Minderheit bilden. Vor allem in Myanmar wird der Papstbesuch auch das „eigene Selbstbewusstsein“ fördern. Davon ist der Erzbischof von Yangon, Kardinal Charles Maung Bo, überzeugt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, der Besuch des Papstes werde vor allem das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften betreffen. Seit Jahren sind die Verhältnisse dort nicht immer einfach.

„Es gab vor vier und fünf Jahren diese Hassreden, als buddhistische Mönche, die Extremisten waren, gegen Muslime im ganzen Land vorgingen. Dies kam erst vor etwa eineinhalb Jahren zu einem Ende, nun erleben wir umgekehrt in jüngster Zeit vermehrt Attacken von Muslime im Bundesstaat Rakhine gegen buddhistische Einrichtungen. Buddhistische Mönche haben nun verkündet, es sei nicht schlimm, einen Nicht-Buddhisten zu töten und das nahmen dann viele zum Anlass, um Gewalt gegen Muslime anzuwenden.“

Dies führe unweigerlich zu einer Eskalation, so Kardinal Bo. Der Papstbesuch komme deshalb gerade zur richtigen Zeit, denn Franziskus könne dabei helfen, die Gewaltspirale aufzulösen.

„Die Menschen in Myanmar haben einen großen Respekt vor Religionsführern. Das beweist ja gerade die Tatsache, dass man auf jene extremistischen buddhistischen Mönche hört. Deshalb tragen Vertreter der Religionsgemeinschaften eine enorme Verantwortung. … Dieser Besuch des Papstes stellt uns allen hier aber die große Frage, wie wir gemeinsam eine Nation bilden können, trotz unserer Unterschiede. Bildung und Friedensförderungen werden wohl die zentralen Botschaften des Papstes diesbezüglich sein. Auch der Schutz von Frauen und Kinder gehört dazu, denn obwohl wir Katholiken eine Minderheit sind, können wir mit dem Papstbesuch genau diese Bereiche auf nationaler Ebene besprechen.“

Papst Franziskus wird auf seiner knapp einwöchigen Staats- und Pastoralreise vom 26. November bis 2. Dezember 2017 zehn Ansprachen und eine Predigt halten und auch buddhistische Mönche treffen. Geplant ist auch ein interreligiös-ökumenisches Friedenstreffen. Zudem sind Begegnungen mit Staats- und Regierungschefs geplant. Ein Treffen mit den muslimischen Rohingya oder ein Besuch der Region Rakhine ist in dem offiziellen Programm nicht vorgesehen. (rv)

Die „Rohingya“- Problematik und weitere Meldungen der Woche

Myanmar-Besuch: Papst steht vor schwieriger Aufgabe *** Papst Johannes Paul I. wird der heroische Tugendgrad anerkannt *** Benedikt nimmt Regensburger Sonntagsbibel entgegen *** Vatikan verbietet den Verkauf von Zigaretten .

MÜNCHEN – Myanmar-Besuch: Papst steht vor schwieriger Aufgabe *** Papst Johannes Paul I. wird der heroische Tugendgrad anerkannt *** Benedikt nimmt Regensburger Sonntagsbibel entgegen *** Vatikan verbietet den Verkauf von Zigaretten

Papst vor schwieriger Aufgabe bei seinem Besuch in Myanmar

Myanmars Kardinal Charles Bo hat Papst Franziskus davon abgeraten, den Begriff „Rohingya“ während seines anstehenden Besuches Ende November zu verwenden. Der Begriff sei sehr umstritten und werde sowohl von der Regierung, als auch von den meisten Menschen nicht akzeptiert, so der Kardinal laut einem Bericht von „Christian Today“.

Ob der heilige Vater sich an die Empfehlung halten wird, sei ungewiss, so Kardinal Bo. Franziskus hat wiederholt die starke Notwendigkeit betont, den muslimischen und weitgehend staatenlosen Rohingya, die Myanmars Regierung als illegale Einwanderer betrachtet und grausam verfolgt, Hilfe zu leisten.

Papst Johannes Paul I. auf Weg zur Seligsprechung

Sein Namensvetter ist bereits ein Heiliger: Nun ist Albino Luciano – besser bekannt als Papst Johannes Paul I. – der Heiligsprechung näher gekommen: Wie der Vatikan am heutigen Donnerstag mitteilte, hat Papst Franziskus ihm den heroischen Tugendgrad zugesprochen.

Dieser ist eine Station auf dem Weg zur Selig- und dann Heiligsprechung.

Albino Luciani wurde am 17. Oktober 1912 im nordostitalienischen Venetien geboren. Er wurde im Alter von 65 Jahren zum Papst gewählt. Er wählte den Namen Johannes Paul zu Ehren seiner beiden unmittelbaren Vorgänger, dem heiligen Johannes XXIII. und dem seligen Paul V.

Benedikt nimmt Regensburger Sonntagsbibel entgegen

Die Regensburger Sonntagsbibel ist in der Ewigen Stadt angekommen: Das Redaktionsteam um Bischof Rudolf Voderholzer hat in Rom ein Exemplar der Regensburger Sonntagsbibel an Papst emeritus Benedikt XVI. übergeben.

In dieser sind unter anderem Texte Benedikts enthalten. Das 11-köpfige Team traf den emeritierten Papst am Montagmittag in seinem Wohnsitz im Mater Ecclesiae in den vatikanischen Gärten.

Vatikan verbietet den Verkauf von Zigaretten

Papst Franziskus hat beschlossen, den Verkauf von Zigaretten innerhalb des Stadtstaates zu verbieten, da der Heilige Stuhl von einer nachgewiesenen Gesundheitsgefahr nicht profitieren könne.

In einer Erklärung vom 9. November sagte der Presse-Sprecher des Vatikans, Greg Burke, dass der Grund für die Entscheidung „sehr einfach ist: Der Heilige Stuhl kann nicht zu einer Aktivität beitragen, die eindeutig die Gesundheit der Menschen schädigt.“ (CNA Deutsch)

 

Myanmar: Kardinal betet für friedliche Demokratisierung

Kardinal BoKardinal Charles Maung Bo zeigt sich bewegt von der Demokratisierung seines Landes. Nach Jahrzehnten der Militärdiktatur ist in Myanmar am vergangenen Montag erstmals ein frei gewähltes Parlament zusammengetreten. Im Gespräch mit Radio Vatikan würdigte Bo die „innerliche Öffnung“ der Nation.

„Es war etwas überraschend, dass in Myanmar nach fünfzig Jahren Militärregime am letzten 8. November demokratisch eine Regierung gewählt werden konnte. Ein neunzigprozentiger Sieg, ein Erdrutsch-Sieg der Demokratie. Natürlich müssen wir viel dafür beten, dass der Übergangsprozess Schritt für Schritt und friedlich über die Bühne gehen kann. Die Militärs waren ein halbes Jahrhundert an der Macht, und für sie ist es schwierig, die Macht abzugeben. Aber Aung San Suu Kyi sucht hier viel Ausgleich, so dass es keine aggressiven Vorgänge gibt. Es wird hart daran gearbeitet, dass der Übergang sanft vonstatten geht.“

Papst Franziskus hat den Erzbischof von Yangon 2014 als ersten Bischof Myanmars in der Geschichte in den Kardinalsrang erhoben. Bo vertrat den Papst beim Eucharistischen Weltkongress in Cebu auf den Philippinen, der am Sonntag zu Ende gegangen ist. In seiner Eröffnungspredigt hatte der Kardinal aus Myanmar von einem „Dritten Weltkrieg gegen die Armut“ gesprochen, den die gesamte internationale Gemeinschaft führen müsse. Radio Vatikan gegenüber präzisierte Bo diese Forderung, die etwas missverständlich klingt.

„Was ich meine: Die ganze Welt, das globale Volk sollte teilnehmen an dieser Herausforderung, Armut auszurotten. Wir können das lösen! Eine gerechte Verteilung ist möglich! Auf der Welt gibt es Reichtum und Armut, nicht weil nicht genug Bodenschätze und Naturreserven vorhanden wären oder es nicht genug Essen gäbe. Armut gibt es wegen der armseligen, ungenügenden Verteilung! Es sollte ein System in allen Religionen, in allen Kirchen, in allen Ländern mit ihren Regierungen entwickelt werden, ein System, das auf Teilen beruht. Wir haben das Beispiel des Papstes. Nicht nur die katholische Welt schaut auf ihn, sondern auch alle anderen Religionen.“ (rv)

Myanmar: Das grausame Geschäft mit den Flüchtlingen

Kardinal BoFlüchtlinge und Menschenhandel – zwei Begriffe, die leider unausweichlich zusammen gehören. Die Flüchtlingskatastrophe in Südostasien hat nun eine neue Ebene an Grausamkeit erreicht: Der Fund von rund 140 Gräbern mit jeweils mehrern toten Flüchtlingen der islamischen Minderheit Rohingya im Dschungel im Norden Malaysias lässt nur erahnen, was die Menschen für Qualen erleiden mussten.

In der Nähe der Gräber befinden sich auch rund 30 verwaiste Lager, die vermutlich von Schlepperbanden eingerichtet wurden. Man weiß, wie die Menschenhändler vorgehen: Flüchtlinge zahlen Tausende von Dollar für die Reise über das Meer, doch dann werden sie in geheimen Lagern gefangen halten bis ein Lösegeld ankommt. Kommt dieses Geld nicht an, so werden sie getötet. Nach Initiativen der thailändischen und malaysischen Regierung gegen diese Lager haben die Schlepper tausende von Flüchtlingen auf See im Stich gelassen. 7.000 trieben auf Booten im Meer vor den Küsten Malaysias und Indonesiens, keines der Länder wollte sie zunächst aufnehmen. Inzwischen durften 3.600 Menschen in Malaysia und Indonesien an Land gehen. Massimo Pallottino von Caritas Italien spricht von einer asiatischen Form der Flüchtlingskatastrophe, wie sie sich auch im Mittelmeer abspiele:

„In Europa sehen sie wenigstens Land, in Asien sperren einige Länder ihre Küsten, schmeißen die Boote wieder retour ins Meer. Zusätzlich ist an dieser Katastrophe – paradoxerweise – die Initiative des Kampfes gegen die Schlepper daran schuld, dass die Menschenhändler einfach die Flüchtlinge im Meer alleine gelassen haben. Sie sind geflüchtet aus Angst vor den Konsequenzen.“

Die Flüchtlinge sind vor allem Angehörige der Rohingya, eine muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar. Laut UN sind die Rohingya eine der am stärksten verfolgten Minderheiten. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres flohen mindestens 25.000 Rohingya aus Myanmar. Sie haben keine Staatsbürgerschaft und daher interessiert sich kein Staat für sie. Keiner vertritt ihre Interessen, sie haben kein ‚Recht auf eine Identität‘ erklärt Palottini. Sie sind ein Volk, das an zwei Grenzen lebt und die Probleme seien tief verwurzelt.

„Die Rohingya sind eine ethno-linguistische Gruppe und seit vielen Generationen leben sie im Staat Rakhine. Sie haben eine andere Sprachen, eine andere Religion. Also sind sie Ausländer – sowohl für Myanmar, als auch für Bangladesch. Bangladesch hat auch immer wieder in der Vergangenheit die Rohingyas ausgewiesen aus ihrem Land, zurück nach Myanmar. Aber in Myanmar erkennt man das Volk nicht an, im öffentlichen Diskurs kann man nicht mal „Rohingya“ sagen, sondern nur Bangladesh. Sie haben also nicht mal das Recht auf Identität und das kontinuierlichen Ping-Pong zwischen der beiden Ländern verursacht das Problem.“

Papst Franziskus betete vergangenen Sonntag für die Flüchtlinge. Kardinal Charles Maung Bo, Bischof in Myanmar, fordert nun auch die Regierung seines Landes zur Lösung der Rohingya-Krise auf. Myanmar habe eine moralische Verantwortung für die Angehörigen dieser Minderheit, sagte der katholische Erzbischof von Rangun am Montag dem Nachrichtendienst „Asianews“. Die derzeitige Situation sei katastrophal. Er lobte die „große Geste der Menschlichkeit“, dass Malaysia, die Philippinen und Indonesien nun die Türen für Flüchtlinge geöffnet hätten, denn sie seien ähnlich wie Flüchtlinge im Mittelmeer Menschen in Myanmar und Bangladesch auf der Suche nach Würde und Sicherheit. Unterdessen kündigte Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-Moon ein regionales Gipfeltreffen zur „Rohingya-Krise“ am 29. Mai in Bangkok an. (rv)