Das Gebetstreffen von Assisi am kommenden Donnerstag wird eine große Wallfahrt. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der päpstliche Kultur-Verantwortliche, Kardinal Gianfranco Ravasi, vorher. Neben Christen, Juden, Muslimen, Buddhisten sowie Vertretern der verschiedenen religiösen Traditionen werden auch Nichtgläubige teilnehmen, die in die Initiative des „Vorhofs der Völker" eingebunden sind. Dieses Projekt hatte Kardinal Ravasi selbst initiiert.
„Es gibt unter den großen Religionsgemeinschaften seit Jahren einen regen Austausch und Dialog. Die große Gefahr besteht aber meines Erachtens in den gefährlichen fundamentalistischen Bewegungen. Deshalb würde ich den interreligiösen Dialog nicht als bunt sondern vielmehr als ein helldunkles Gewebe betrachten. Die hellen Farben repräsentieren den bestehenden Dialog, die dunklen Seiten hingegen sind eben jene, die sich dem Anderen verschließen."
Der Kardinal begrüßt die Idee der Wallfahrt, die durch den Zug nach Assisi von 176 Repräsentanten der verschiedenen Religionen symbolisiert ist. Im Dialog könne die spezifische Identität der Gläubigen berücksichtigt und damit Synkretismus – also die Vermischung oder Verschmelzung verschiedener religiöser Weltbilder – vermieden werden. Kardinal Ravasi:
„Assisi ist eine gute Gelegenheit, um die helle Seite des interreligiösen Dialogs zu stärken und damit die genannten dunklen Bereichen im Zusammenleben der Religionen zu bekämpfen – oder sie sogar ganz zu beseitigen. Das ist meiner Meinung nach der Sinn eines gelungenen interreligiösen Dialogs."
Unter dem Titel „Pilger der Wahrheit, Pilger des Friedens" wollen die verschiedenen Religionsvertreter am Donnerstag in Assisi einen Tag der Reflexion, des Dialoges und Gebetes für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt begehen. Vor 25 Jahren fand das erste Internationale Friedenstreffen von Assisi auf Anregung von Papst Johannes Paul II. statt. (rv)