Die Bischöfe begrüßen die Entscheidung des Papstes, seinen erfahrensten Missbrauchs-Ankläger nach Chile zu schicken, um die Vorgänge um Bischof Barros aufzuklären.
Stefan von Kempis und Christine Seuss – Vatikanstadt.
Das beweise, „dass die Papstreise nach Chile für ihn auch eine Haltung des echten Zuhörens und der Nähe zur Realität und zu den Herausforderungen der Gesellschaft und der Kirche in Chile“ bedeutet habe. Das schreiben die Bischöfe in einer Erklärung auf ihrer Webseite.
Wie der Vatikan am Dienstag bekanntgab, wird der maltesische Erzbischof Charles Scicluna auf Bitten des Papstes nach Chile reisen. Er solle „diejenigen anhören, die den Wunsch hätten, Elemente vorzulegen, die sich in ihrem Besitz befinden“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Vatikan. Scicluna ist Vorsitzender der Einheit, die an der Glaubenskongregation für die Untersuchung von schwerwiegenden Delikten wie Kindesmissbrauch durch Kleriker zuständig ist. Franziskus hatte die Stelle vor vier Jahren eingerichtet.
Der Papst reagierte mit diesem Schritt auf einen Sturm der Entrüstung, den seine Verteidigung des chilenischen Bischofs Juan Barros ausgelöst hatte. Barros wird vorgeworfen, von Missbrauch durch seinen Freund und Mentor, Pater Fernando Karadima, in dessen Pfarrei gewusst zu haben, diesen aber stillschweigend geduldet zu haben. Der „Fall Karadima“, der im Jahr 2004 öffentlich wurde, hat die Kirche in Chile schwer getroffen, noch immer ist sie mit der Aufarbeitung beschäftigt.
Barros selbst ließ am Dienstag in einer kurzen Erklärung wissen, er nehme „alles, was der Papst anordnet, mit Glauben und Freude auf“. Er bete darum, „dass die Wahrheit aufleuchten möge“.
Papst Franziskus hatte bei seiner jüngsten Lateinamerika-Reise große Anerkennung dafür erhalten, dass er bei seiner ersten Ansprache auf chilenischem Boden für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche um Verzeihung gebeten hatte. Nur wenig später jedoch hatte er Opfer damit vor den Kopf gestoßen, dass er Vorwürfen gegen Barros eine Absage erteilt und diese als „Verleumdungen“ bezeichnet hatte. Er werde erst über den Fall reden, wenn es „Beweise“ gegen Barros gebe, hatte der Papst gegenüber Journalisten gesagt. Nach öffentlicher Kritik auch durch den Vorsitzenden der vatikanischen Kinderschutzkommission Kardinal Sean O´ Malley hatte sich der Papst auf dem Rückflug nach Rom für seine Wortwahl entschuldigt. (vatican news)