Papst würdigt Kardinal Sodano

 

90 Jahre Kardinal Angelo Sodano: Der Papst hat den Kardinalstaatssekretär seines heiligen Vorgängers Johannes Paul an diesem Donnerstag dadurch geehrt, dass er mit ihm zusammen eine Messe in der Paulinischen Kapelle des Vatikans feierte. Im Anschluss daran würdigte er das Geburtstagskind als „disziplinierten Mann der Kirche“.

Sodano ist der Dekan des Kardinalskollegiums; er wurde schon am 23. November 90 Jahre alt. Jahrzehntelang stand der Norditaliener im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls, etwa als Nuntius in Chile während der Pinochet-Diktatur. Von 1990 bis 2006 leitete er das Staatssekretariat. (rv)

Kardinal Sodano: Der Stern Ihres Pontifikats wird weiterstrahlen

Kardinal SodanoDie Rücktrittsankündigung von Benedikt XVI. kommt überraschend. Das Treffen mit Kardinälen – ein sogenanntes Konsistorium – galt eigentlich der Vorbereitung mehrerer Heiligsprechungen. Unmittelbar nach dem Papst ergriff Kardinal Angelo Sodano das Wort; der frühere Kardinalstaatssekretär ist der Dekan des Kardinalskollegiums.

„Heiliger Vater, geliebter und verehrter Nachfolger Petri, wie ein Blitz aus heiterem Himmel hat diese Versammlung Ihre bewegende Botschaft gehört. Wir haben sie mit Fassungslosigkeit und beinahe ungläubig gehört. In Ihren Worten haben wir die große Liebe bemerkt, die Sie immer für die heilige Kirche Gottes hatten, für diese Kirche, die Sie so geliebt hat. Jetzt erlauben Sie mir, Ihnen im Namen dieser apostolischen Versammlung, des Kardinalskollegiums, im Namen Ihrer werten Mitarbeiter, zu sagen, dass wir Ihnen näher sind denn je, wie wir es in diesen leuchtenden acht Jahren Ihres Pontifikates waren.“

Sodano erinnerte an den 19. April 2005, den Tag der Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst: Er habe ihn damals voller Emotion gefragt: Nimmt Du Deine kanonische Wahl zum Papst an?

„Und Sie haben, wenn auch in tiefer Bewegung, nicht gezögert, Ja zu sagen, indem Sie sich der Gnade des Herrn und der mütterlichen Fürsprache Mariens, der Mutter der Kirche, anvertraut haben. Wie Maria haben Sie damals Ihr Ja gesagt und Ihr leuchtendes Pontifikat im Zeichen der Kontinuität angetreten…, einer Kontinuität mit Ihren 265 Vorgängern auf dem Stuhl des Petrus… Heiliger Vater, bis zum 28. Februar, dem Tag, an dem Sie das Wort Ende unter Ihren Pontifikatsdienst setzen wollen, den Sie mit soviel Liebe und Demut geleistet haben, werden wir Gelegenheit haben, Ihnen unsere Gefühle noch besser auszudrücken. Auch viele Hirten und Gläubige in aller Welt werden das tun, so viele Menschen guten Willens…“

Es gebe noch „einige Gelegenheiten“ bis zum Monatsende, „um ihre väterliche Stimme zu hören“, fuhr Kardinal Sodano fort, u.a. die Aschermittwochsliturgie, die der Papst in zwei Tagen auf dem römischen Aventin feiern wird.

„Aber Ihre Mission wird weitergehen. Sie haben uns gesagt, dass Sie uns immer mit Ihrem Zeugnis und Ihrem Gebet nahe sein werden. Natürlich leuchten auch die Sterne am Himmel immer weiter, und so wird unter uns immer der Stern Ihres Pontifikats weiterstrahlen. Wir sind Ihnen nahe, Heiliger Vater – segnen Sie uns!“ (rv)

Kardinal Sodano 85 Jahre

Kardinal Angelo Sodano, der frühere Kardinalstaatssekretär, ist rüstig wie eh und je und taucht auch immer wieder bei großen Zeremonien im Vatikan auf. Der langjährige Kirchendiplomat ist heute Dekan des Kardinalskollegiums und wurde in diesen Tagen 85 Jahre alt.

Am bekanntesten wurde er einem Fernsehpublikum weltweit, als seine große Zeit schon vorüber war: Am Ostersonntag 2010. Da hielt er vor dem „Urbi et Orbi"-Segen von Benedikt XVI. ein Grußwort an den Papst, um ihn der Rückendeckung der Kardinäle zu versichern. Ein absolut unüblicher Schritt – und dazu noch auf dem Höhepunkt der Missbrauchskrise. Der Heilige Vater solle sich doch um das, so wörtlich, „Geschwätz der Straße" nicht kümmern, so der Kardinal. Diese Formulierung nahmen ihm viele übel, sogar der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Sodano hatte mit dem Wort „Geschwätz" einen Begriff Benedikts aus seiner Palmsonntagspredigt eine Woche zuvor zitiert, das war vielen nicht klar. Es klang einigen wie fehlender Respekt vor den Opfern von Missbrauch aus dem Mund eines – darf man das sagen? – manchmal arrogant wirkenden Kirchenmannes.

Dabei ist das wohl der Haupt-Charakterzug des Angelo Sodano: die Treue zum regierenden Papst. Vor kurzem, auf dem Höhepunkt des Vatileaks-Skandal, meldete sich der Chef-Senator der Kirche wieder in diesem Sinne zu Wort: „Das Kardinalskollegium ist geistlich vereint mit Ihnen, Heiliger Vater, zusammen mit der Päpstlichen Familie. Sie wollen mit dem Nachfolger Petri ein Herz und eine Seele sein."

Sodano stammt aus Asti, einem hübschen Piemonteser Städtchen; der Vater war Landbesitzer und saß nach dem Zweiten Weltkrieg im italienischen Parlament. Vor ungefähr einem halben Jahrhundert trat Angelo in den Dienst des Heiligen Stuhls – eine Karriere bis zum Nuntius in Chile, 1977 bis -88, zur Zeit Pinochets. Spätestens hier wird er den diplomatischen Eiertanz gelernt haben. 1990 macht ihn Johannes Paul II. zu seinem Kardinalstaatssekretär – ein Jahr nach dem Fall der Mauer, in einem Moment, in dem die politische Landkarte der Welt umgemalt wurde. Sodano, der Politiker: Unter seiner Verantwortung vollzog der Vatikan als erster, zusammen mit Deutschland, die diplomatische Anerkennung von Kroatien und Slowenien, als Jugoslawien in Stücke fiel. Manche sagen, das habe zum Ausbruch des Balkankriegs mit beigetragen.

„Jeder Hirte ist ja dazu berufen, das Licht Gottes in die Welt treten zu lassen – und auf diese Weise auch die Glut seiner Liebe." Das ist Sodano, der Deutschlandkenner und Sprachbegabte. Als er der Regierungschef im Palazzo Apostolico war, hatte er das Staatssekretariat und die Kurie im Griff; dem trauern heute einige noch nach. Sechzehn Jahre lang herrschte Sodano im dritten Stock des „Palazzo Apostolico" – auch noch ein Jahr lang unter Benedikt XVI. Der hatte ihn nach seiner Wahl zum Papst sofort als Kardinalstaatssekretär bestätigt: Dabei hatten manche Vaticanisti immer behauptet, Joseph Ratzinger und Angelo Sodano stünden in verschiedenen Lagern, etwa beim Zwist zwischen Vatikan und deutscher Kirche über Schwangerenberatung. Sodano hält noch heute unverbrüchlich zu Benedikt: „Ich danke euch allen für das Zeichen der Nähe zum Papst. Ein großes Geschenk, das die deutsche Kirche der Weltkirche gemacht hat."

Sechzehn Jahre in der vatikanischen Löwengrube – klar, dass man da auch mal Fehler macht, dass manche Aktion im Rückblick schillert. Vor allem im Umgang mit den „Legionären Christi" hat der Kardinal wohl Warnungen angesichts des Doppellebens von Pater Marcial Maciel überhört und dem verlogenen Padre zu beherzt die Türen geöffnet. Das große Werk des Angelo Sodano bleibt hingegen sein Weiterstricken am weltweiten Netz der Vatikandiplomatie, die diplomatische Anerkennung Israels durch den Vatikan – ein Durchbruch nach Jahrzehnten – und der Abschluss zahlreicher Konkordate, die Ortskirchen rund um den Globus Religionsunterricht an Schulen und freie Kultausübung sichern.

„Ich selbst habe eine tiefe Verehrung zu Unserer Lieben Frau von Fatima, eine Verehrung, die ich von unserem betrauerten Papst Johannes Paul II. gelernt habe." Es ist selten, dass dieser Kardinal mal von sich selbst spricht wie hier. Wieweit er Machtpolitiker war und wie weit ein religiöser Mensch, das sah man ihm nie an. Auf Besucher– damals im Palazzo Apostolico, heute im Äthiopischen Kolleg in den Vatikangärten – wirkt Angelo Sodano freundlich-verschlossen. Und immer bestens informiert. Herzlichen Glückwunsch, Eminenz! „Alle zusammen erheben wir heute unsere Stimme zum Gesang des Te Deum und danken für die Gaben, die Gott uns geschenkt hat!"
(rv)

Synoden-Telegramm: Von Europas Laien bis zur Neuevangelisierung in Afrika

Viele europäische Länder sind von nationalistischen Tendenzen bedroht. Das hat der ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, am Montagnachmittag bei den Generalkongregationen während der Bischofssynode im Vatikan zu bedenken gegeben. Gerade in den Balkanländern sei diese Gefahr groß. Europa brauche hingegen eine Rückbesinnung auf seine Wurzeln, die allen europäischen Völkern gemeinsam seien. Deshalb sei die Wiederversöhnung zwischen den Völkern wichtig.

Nur mit Optimismus und Mut können die Herausforderungen in Europa und in der Welt angegangen werden. Davon ist der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, überzeugt. In seinem Beitrag ging er am Montagnachmittag auf die Neuevangelisierung als Schlüssel für aktuelle Herausforderungen der Kirche ein: Die neue Evangelisierung wolle dabei nicht einfach „ein Slogan" oder „eine neue Kommunikationstechnik" sein, so Sodano. Sie sei vielmehr Orientierung für die Gläubigen.

Eine wichtige Stütze für die Neuevangelisierung sollen die katholischen Bewegungen und neuen Gemeinschaften sein. Das sagte Kardinal Stanislaw Rylko, Präsident des päpstlichen Laienrates, in seiner Rede. Die Kirche habe noch nicht auf die volle Kraft der Bewegungen zurückgegriffen, es gebe da noch ein großes Potential. Diese Gruppen seien oft ein verborgener Schatz und könnten mithelfen, die Neuevangelisierung konkret umzusetzen, so der polnische Kurienkardinal.

Für Afrika bedeutet Neuevangelisierung vor allem die Umsetzung der christlichen Botschaft im Alltagsleben. Dies betonte in seiner Wortmeldung der Erzbischof von Daressalam, Kardinal Polycarp Pengo. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sei eine Unterscheidung zwischen Evangelisierung und Neuevangelisierung im Sinne einer Bestärkung im bereits vorhandenen christlichen Glauben schwer zu treffen. Afrika sei ein heterogener und komplexer Kontinent, deshalb brauche es eine klare und einheitliche Linie für die Gläubigen, so der Präsident des Rates der afrikanischen Bischofskonferenzen SECAM. Als Hindernisse für eine Vertiefung des Glaubens in Afrika nannte Pengo Effekte der Globalisierung wie die Verunsicherung der afrikanischen Identität durch einen Import „unverdauter fremder Werte" sowie kulturelle Faktoren: ethnische Konflikte, Korruption, Gewalt und auch den islamistischen Fundamentalismus. (rv)

Vatikan: Umbettung von Johannes Paul II.

   Der Sarg mit den Reliquien des seligen Papstes Johannes Paul II. ist am Montagabend umgebettet worden. Die letzte Ehre erwiesen dem Papst – nach der feierlichen öffentlichen Seligsprechung vom Sonntag und der Dankesmesse vom Montag – diesmal im kleinen Rahmen neun Kardinäle, Bischöfe, Erzbischöfe und Ministranten: Mit einer stillen und doch feierlichen Prozession innerhalb der Petersbasilika, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, wurde der Sarg des polnischen Papstes vom Hauptaltar in die Sebastianskapelle in den Grotten des Petersdoms gebracht. Bis Montag war er noch im Petersdom den Gläubigen zum Gebet zugänglich.
Angeführt von Kardinal Angelo Comastri, dem Erzpriester des Petersdoms, hielt die Prozession vor dem Petrusgrab unter dem Altar des Petersdoms für ein erstes Gebet. Danach zog sie weiter vor den Sebastiansaltar. Nach einer weiteren Gebetslitanei mit dem dreimaligen Ruf „Seliger Johannes Paul" beteten die Geistlichen das Gebet zu Ehren des neuen Seligen. Danach folgte die Einsegnung des Grabes mit Weihrauch, das danach mit einer Marmorgedenktafel versehen wurde. Sie trägt die Aufschrift „Beatus Ioannes Paulus PP".
Unter den Anwesenden waren neben Kardinal Comastri auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Kardinal Angelo Sodano. Weiter erwiesen Wojtylas Nachfolger im Bischofssitz von Krakau, die Kardinäle Macharski und Dziwisz, ihrem Landsmann die letzte Ehre, ebenso der ehemalige Privatsekretär von Johannes Paul, Erzbischof Mokrzycki. Auch der Postulator des Seligsprechungsverfahrens Slawomir Oder war mit dabei. (rv)

Nahostsynode im Vatikan: Kernsätze aus den Ansprachen

Hier finden Sie einen Überblick über offizielle Wortmeldungen auf der 2. und 3. „Generalversammlung“ der Nahost-Synode im Vatikan – zusammengestellt von Stefan Kempis, der die Synode für uns beobachtet. Die Aussprache begann mit Vertretern der Bischöfe in mehreren Kontinenten, in denen es viele Christen östlicher Riten gibt – eine Folge des Exodus.

Kardinal Polycarp Pengo aus Tansania im Auftrag der afrikanischen Bischöfe: „Bei uns in Ostafrika war der Islam bis vor fünfzig Jahren so dominierend an der Küste des Indischen Ozeans, dass das den Glauben der jungen Leute bedrohte, wenn sie auf der Arbeitssuche aus dem Landesinnern in diese Regionen kamen. Was die Lage in Ostafrika gerettet hat, war die enge Zusammenarbeit von christlichen Missionaren im Landesinnern mit denen an der Küste. Die jungen Leute bekamen, wenn sie an die Küste zogen, Briefe an die dortigen Missionare mit, und diese nahmen die jungen Leute dann gleich in ihre christlichen Gemeinschaften auf…“

Erzbischof John Atcherley Dew aus Neuseeland im Auftrag der ozeanischen Bischöfe: „Wir hatten immer schon Migranten und Flüchtlinge aus dem Grossraum Nahost in Ozeanien: europäische Juden, Flüchtlinge aus dem Deutschland der 30er Jahre, Überlebende der Shoah; Libanesen, Palaestinenser, Ägypter; Iraker, und zwar sowohl Christen wie Muslime; und in neuerer Zeit kurdische Flüchtlinge aus Irak, Iran und der Türkei.“

Kardinal Roger Mahoney aus den USA für die nordamerikanischen Bischöfe: „Viele östliche Katholiken, die aus dem Nahen Osten zu uns kommen, werden der Einfachheit halber römische Katholiken und geben ihre Tradition auf. Es gibt eine Spannung zwischen Vielfalt und Einheit… Ein Beispiel: Viele östliche Kirchen lassen Kinder ab der Taufe schon zur Kommunion zu. Wenn diese Familien dann römisch-katholische Messen mit ihren Kindern zusammen besuchen, werden diese Kinder oft daran gehindert, zur Kommunion zu gehen. Wir bräuchten groessere Sensibilität in sehr praktischen Fragen wie dieser hier, um die Schwierigkeiten von Einwanderern aus dem Nahen Osten zu erleichtern.“

Erzbischof Raymundo Damasceno Assis aus Brasilien im Auftrag der lateinamerikanischen Bischöfe: „Wir bräuchten ein stärkeres Bewusstsein, dass wir einen gemeinsamen katholischen Glauben haben, um auch zu einer gemeinsamen Missionsarbeit zu kommen.“

Kardinal Angelo Sodano für das Kardinalskollegium: „Ich drücke meine Solidarität auch mit den Christen in Afghanistan aus, obwohl sie auf dieser Synode nicht vertreten sind… Ich erinnere daran, wie nützlich es wäre, mit den päpstlichen Nuntien in den Ländern des Nahen Ostens zusammenzuarbeiten. Es sind acht: in Jerusalem, Beirut, Damaskus, Ankara, Bagdad, Teheran, Kairo und Safat in Kuweit.“

Erzbischof Elias Chacour aus Akko in Israel, der die grösste katholische Kirche im Heiligen Land vertritt, die melkitische nämlich: „In den letzten zwanzig Jahrhunderten waren unsere Christen im Heiligen Land zu Unterdrückung, Verfolgung und Leiden mit Christus verurteilt. Er ist auferstanden, aber sein Kreuz steht noch bei uns; unsere Christen hängen noch an diesem furchtbaren Kreuz. Sie leben weiter mit täglichen Drohungen von Behörden, die davon träumen, unsere Minderheit umzusiedeln, weg von ihrem Land, von ihren Häusern… Wir wollen bleiben, wo wir sind, wir brauchen Eure Freundschaft und nicht Euer Geld!“

Der armenische Erzbischof Boutros Marayati aus dem syrischen Aleppo: „Im Grundlagentext der Synode, dem Instrumentum laboris, fehlt der Hinweis auf den Genozid an den armenischen Christen und auf den Genozid überhaupt an Christen, der heute noch anhält… Wir fragen uns: Gibt es etwa ein Projekt mit dem Ziel, den Nahen Osten christenfrei zu machen?“

Der koptische Bischof von Assiut in Ägypten: „In unserem Land Ägypten sind alle – Katholiken, Nichtkatholiken und sogar Nichtchristen – Kopten. Wozu dient da eine lateinische Liturgie in arabischer Sprache? Wenn Lateiner da sind, dürfen sie natürlich lateinische Messen feiern, aber in einer anderen Sprache und nicht auf Arabisch, denn damit locken sie unsere Gläubigen an und führen zu Verwirrung!“

Der ägyptische koptische Bischof Fahim Awad Hanna: „Der Hunger nach dem Wort Gottes ist gross in unserer Region. Wir brauchen mehr Spezialisten, Zentren und Gemeinschaften, um die biblische Kultur in unserer Realität zu studieren, zu meditieren, zu leben und zu verbreiten.“

Der koptische Bischof Joannes Zakaria aus Luxor/Theben in Ägypten: „Aus Theben kamen der heilige Mauritius und seine Gefährten von der Thebäischen Legion des römischen Heeres, die das Evangelium in der Schweiz, Deutschland und Frankreich verbreitet haben… Die Ostkirchen sollten etwas für die Reevangelisierung ihrer Kinder tun! Ich schlage eine schriftliche Strategie für die Erneuerung der missionarischen Aktivität der Ostkirchen vor, und die Gründung von Instituten für die Ausbildung von Missionaren.“

Kurienkardinal Zenon Grocholewski von der vatikanischen Bildungskongregation: „Unsere Schulen und Bildungseinrichtungen im Nahen Osten müssen für alle offen sein und auch die respektieren, die den christlichen Glauben nicht teilen… Das kann aber nicht bedeuten, dass sie die christlichen Werte verschweigen!“

Pater David Neuhaus vom Lateinischen Patriarchat Jerusalem: Hebräisch ist auch eine Sprache der katholischen Kirche im Nahen Osten! Tausende von Kindern aus ausländischen Gastarbeiterfamilien brauchen Katechismusunterricht auf hebräisch – eine grosse Herausforderung für unser Vikariat für Katholiken hebräischer Sprache…“

Erzbischof Louis Sako von Kirkuk im Irak: „Der tödliche Exodus, der unsere Kirchen betrifft, lässt sich nicht vermeiden. Die Emigration ist die grösste Herausforderung, die unsere Präsenz im Irak bedroht. Die Zahlen sind besorgniserregend.“

Der koptische Bischof Antonios Aziz Mina aus Gisa in Ägypten: „Man müsste die Prozedur der Bischofsernennungen bei den Ostkirchen vereinfachen, damit sie schneller geht… Seit den dreissiger Jahren dürfen verheiratete Priester (der Ostkirchen) nicht mehr ausserhalb des patriarchalen Territoriums und der historischen östlichen Regionen geweiht werden bzw. arbeiten. Ich glaube, dass die Zeit gekommen ist, das zu ändern – zugunsten der Seelsorge der östlichen Gläubigen in der Diaspora.“

Erzbischof Maroun Laham von Tunis in Tunesien: „Man muss wissen, dass es mehr Moslems in Nordafrika gibt als im Nahen Osten… Unsere christlichen Gläubigen sind in der Regel alle Ausländer; jede Kirche im Maghreb hat nicht weniger als 60 verschiedene Nationalitäten in ihren Reihen… Ich bitte um Zusammenarbeit: um ein Ausleihen von Priestern, Ordensleuten, geweihten Laien oder Freiwilligen, die in den Pfarreien und den verschiedenen Einrichtungen der Kirche in Nordafrika arbeiten. Bisher stellte Europa all das sicher; jetzt geht das nicht mehr, wegen des Priestermangels… Wir haben zwei Richtungen, in denen wir um Hilfe bitten können: Afrika und Nahost… Bittet, so wird euch gegeben, sagt der Herr. Wir haben gebeten, jetzt warten wir darauf, etwas zu empfangen.“

Der maronitische Erzbischof Samir Nassar von Damaskus: „Die Nähe von Christen mit ihrem Evangelium bringt Moslems dazu, über eine kritische Lektüre des Koran nachzudenken… In einem säkularen Staat wie Syrien lassen sich einige Initiativen gemeinsam mit Moslems durchführen; wir konnten etwa Kunst-, Theater- oder Sportveranstaltungen im zurückliegenden Paulusjahr gemeinsam veranstalten… Man sollte aber Provokationen des Islam vermeiden – etwa die dänischen Karikaturen oder den Aufruf zur Koranverbrennung. Das sind Gesten, die den christlichen Minderheiten im Orient und woanders schaden“

Bischof Salim Sayegh vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem: „Die Sekten führen zu einer grossen Verwirrung in der Lehre. Unsere Zeit ist voll von ihren theologischen Phantastereien. In Jordanien zum Beispiel gibt es etwa 50 Sekten – fünf davon haben mehr aktive Seelsorger als alle katholischen und orthodoxen Kirchen zusammen!“

Der Lateinische Erzbischof Jean Sleiman von Bagdad im Irak: „Unsere Gemeinschaft wird vom Konfessionalismus geschwächt. Die Riten haben sich in Konfessionen verwandelt. Unsere Kirchen sui juris müssten an die Wurzeln dieses Phänomens gehen, die in die frühislamische Zeit zurueckreichen. Wir sollten das Modell der Gemeinschaft von Jerusalem wiederentdecken.“

Bischof Giorgio Bertin von Mogadischu in Somalia: „Warum arbeiten wir nicht auf der Ebene der nahöstlichen Kirche und der ganzen Kirche mit den Priestern, die wir haben, zusammen? … Ich schlage eine Art Datenbank verfügbarer Priester vor: Aus allen Kirchen und Ordensgemeinschaften sollten sich einige Priester für eine bestimmte Zeit, etwa 3 Monate, 6 Monate, 9 Monate usw., zur Verfügung stellen fuer die Arbeit in einer anderen Kirche oder bei einer anderen Gruppe von Katholiken.“

Ein orientalischer Bischof aus Lateinamerika: „Es ist schwer zu verstehen, warum die Aktivität der Patriarchen, Bischöfe und Synoden der Ostkirchen auf ihr Territorium beschränkt werden. Unter den 23 Kirchen eigenen Rechts, die heute die katholische Kirche bilden, hat nur eine, nämlich die lateinische, nicht diese Beschränkung. So können die 22 Ostkirchen nur schwer ihre Identität bewahren und wachsen, vor allem im Westen… Eigentlich müssten ausserdem die Patriarchen der Ostkirchen ipso facto Mitglieder des Kollegiums sein, das den Papst wählt, auch ohne dass sie dafür Kardinäle sein müssen.“

Der melkitische Patriarch Gregorios III. Laham von Damaskus in Syrien: „Die christliche Anwesenheit in der arabischen Welt wird durch den Zyklus von Kriegen bedroht, die immer wieder in dieser Ursprungsregion des Christentums ausbrechen. Der wichtigste Grund ist der israelisch-paästinensische Konflikt… Wenn sich der Orient von Christen leeren sollte, dann würde nichts mehr einen neuen Zusammenprall der Kulturen aufhalten, der Zivilisationen und sogar der Religionen. Es wäre ein zerstörerischer Zusammenprall zwischen einem islamischen arabischen Orient und einem christlichen Westen.“ (rv)

Vatikan: Papst ernennt Synoden-Teilnehmer

So knapp war das noch nie: Nur wenige Tage vor Beginn der Sonderbischofssynode zum Nahen Osten hat Papst Benedikt jetzt Teilnehmer, Experten und „Zuhörer" nominiert. Die Liste wurde wohl auch aus Sicherheitsgründen erst so kurz vor Beginn der Synode am nächsten Sonntag veröffentlicht. Die Ortskirchen wollen ihre Synodalen-Liste sogar erst 48 Stunden vor Beginn aufdecken.
Zu Mitgliedern der Synode ernennt der Papst die Kardinäle Sodano – der das Kardinalskollegium leitet – sowie Husar aus der Ukraine und Foley aus den USA. Interessant ist, dass er auch den langjährigen Ökumene-Chef des Vatikans, Kardinal Walter Kasper, nominiert. Unter den Erzbischöfen, die auf der Mitglieder-Liste aus dem Vatikan stehen, sind der frühere Lateinische Patriarch von Jerusalem, der Palästinenser Michel Sabbah, und der frühere Nuntius in Österreich, der Libanese Edmond Farhat. Nur drei Personen auf der Mitglieder-Liste sind keine Bischöfe, sondern einfache Priester; zu ihnen gehört der Jesuit David Neuhaus, der in Jerusalem für Christen jüdischer Sprache verantwortlich ist. Dazu passt, dass der Vatikan übrigens in den Tagen der Synode auch auf einer eigenen Homepage in hebräischer Sprache über die Arbeiten und Beratungen berichten will.
Zu Experten beruft der Papst zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Nahen Osten, aber auch aus Europa; der einzige aus dem deutschsprachigen Raum ist der Bibelwissenschaftler und Kirchenhistoriker Dietmar Werner Winkler aus Salzburg. Auch ein (italienischer) Journalist von Radio Vatikan wurde vom Papst zum Experten bei der Synode ernannt – es ist Graziano Motta. Als „Auditores", also „Zuhörer", beruft der Papst eine Reihe von Frauen, darunter eine aus Dubai (Hanna Almasso) und eine weitere aus dem Libanon (Jocelyne Khoueiry); letztere leitet einen Frauenverband in Beirut. Ebenfalls zu „Auditores" nominiert sind eine Poetik-Dozentin aus Bagdad und Regina Lynch, die die internationalen Projekte des deutschen Hilfswerks „Kirche in Not" verantwortet. Aus Deutschland stehen drei Namen auf der „Zuhörer"-Liste: Rudolf Wilhelm Solzbacher vom „Deutschen Verein vom Heiligen Lande", Harald Suermann von „Missio" Aachen und Christa von Siemens vom Orden der Grabesritter.
Als Präsidenten der Synode fungieren der Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, und der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan. Die Patriarchen der Maroniten und Chaldäer, Kardinal Nasrallah Pierre Sfeir und Kardinal Emmanuel III. Delly., wurden vom Papst zu Ehrenpräsidenten berufen. Das Amt des Generalrelators, der das Eröffnungsreferat hält und nach einer Woche eine Zwischenbilanz zieht, bekleidet Antonios Naguib, Patriarch der koptischen Katholiken. Er wird unterstützt vom Sondersekretär, dem maronitischen Erzbischof von Zypern, Joseph Soueif. (rv)

Vatikan: Dank an die Kardinäle

Nach dem großen Malta-Wochenende blieben die Feierlichkeiten am Montag zum fünfjährigen Amtsjubiläum des Papstes recht ruhig. Der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, hatte stellvertretend für alle Kardinäle in der vatikanischen Sala Ducale dem Papst zu Ehren ein Mittagessen gegeben. Benedikt XVI. dankte ihm und den Kardinälen nicht nur für die Einladung, sondern auch für deren enge Zusammenarbeit in den zurückliegenden fünf Jahren:
„Eminenz und liebe Mitbrüder,
es geschah genau durch Euch, dass der Herr mich vor fünf Jahren fragte: „Liebst Du mich?“ und dass er mir den Auftrag gab, das Werk des Heiligen Petrus weiterzuführen. Jetzt, nach fünf Jahren, kann ich nur meinen Dank aussprechen, ich danke vor allem dem Herrn selbst, der mich führt, aber Dank gebührt auch und vor allem Euch: Ihnen, lieber Dekan des Kardinalskollegiums, und dem gesamten Kollegium danke ich für all die Hilfe, die ich Tag für Tag erhalten habe. Bei dieser Gelegenheit möchte ich allen Mitarbeitern in der Kurie meinen Dank aussprechen, ihr arbeitet zusammen – das alles ist wirklich geworden durch den Auftrag des Herrn an Petrus, die Brüder im Glauben zu bekräftigen, seine Auferstehung zu verkünden und Zeugnis von der Nächstenliebe Gottes abzulegen.(…) Danken wir dem Herrn und beten wir, denn Du hilfst uns voranzugehen mit der Kraft des Glaubens und mit der Freude seiner Wiederauferstehung. Danke!“ (rv)

Vatikan: Reaktionen auf Sodanos Rede

Gemischte Reaktionen auf Kardinal Angelo Sodanos Rede: Zum Auftakt des Gottesdienstes ergriff der Vorsitzende des Kardinalskollegiums am Sonntag vor Zehntausenden Gläubigen das Wort und erklärte demonstrativ, Benedikt XVI. könne sich des Rückhalts der Gemeinde sicher sein. „Heiliger Vater, das Volk Gottes ist mit dir und wird sich nicht von dem unbedeutenden Geschwätz dieser Tage beeinflussen lassen“, sagte Kardinal Angelo Sodano dem Papst. Die Kardinäle, Kurienmitarbeiter und Bischöfe weltweit stünden hinter ihm, vor allem aber die „400.000 Priester, die großherzig dem Volk Gottes dienen“. US-Opferverbände kritisieren diese Rede, da Sodano nichts über die Missbrauchsopfern gesagt habe. Sodano bezog sich mit der Solidaritätsbekundung auf die gegen den Papst erhobenen Vorwürfe, dieser habe als Erzbischof und Kardinal im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal persönlich durch Untätigkeit Schuld auf sich geladen. (rv)