Venezuelas Regierung führt das Land in den Ruin: Kardinal Urosa

„Was wir brauchen, ist eine Änderung dieser marxistischen und totalitären Ideologie, die Venezuela in den Ruin geführt hat“.

CARACAS – Die Regierung Venezuelas ist „ist der Ruin des Landes“ und das Regime von Präsident Nicolás Maduro ist bemüht, „die Opposition zu zerstören, damit es nur eine einzige Partei gibt“, so Kardinal Jorge Urosa, Erzbischof von Caracas.

In einem Interview mit der venezolanischen Tageszeitung „El Nacional“ beklagte Urosa, die Situation im Land werde „immer schlimmer; es tut mir sehr weh, das sagen zu müssen.“

„Die wirtschaftliche Krise wird durch die Maßnahmen der Regierung immer schwerwiegender und die Hyperinflation nimmt erstaunliche Ausmaße an.“

Der Erzbischof von Caracas erklärte, die Kriminalität in Venezuela erreiche eine kritische Ebene, „Bürger sterben aus Mangel an Medikamenten und Lebensmitteln und wir erleben eine tiefe politische Krise, die durch die Verfolgung der Dissidenten noch verstärkt wird.“

Statt dass die Regierung wirksam diese Probleme in die Hand nehmen würde „bedroht sie weiterhin die Opposition, beschlagnahmt Güter, verstärkt die Kontrollen und ihr Monopol“.

„Venezuela ist sehr krank; es ist eine Tragödie“, fügte er hinzu. Der Erzbischof ermutigte die politischen Kräfte, die sich gegen das Maduro-Regime stellen, „sich zu vereinigen und demokratische Strategien zu erarbeiten, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern.“

Ebenso warnte der Kardinal, dass „ein Volk, dem immensen Opfer aufgebürdet werden und das gedemütigt wird, sehr leicht explodieren kann. Ich hoffe, dass dies nicht geschehe.“

„Die Lage des Landes ist schlimmer als noch vor einem Monat: Die Menschenrechte werden weiterhin missachtet, immer noch gibt es politische Gefangene und Regierungsmitglieder werden verfolgt; die Unterernährung der Kinder nimmt zu und Krankheiten, die in den 50er Jahren bereits ausgerottet worden waren, kehren zurück, wie Malaria, Tuberkulose und Diphtherie. Aber wir müssen weiter kämpfen wie Bolivar, trotz aller Niederlagen.“

Kardinal Urosa sprach auch über die Verfassunggebenden Versammlung, die die Regierung Maduros eingesetzt hat, und bezeichnete sie als „betrügerisch und rechtswidrig.“

„Sie besteht aus politischen Aktivisten, die im Dienst der Regierung stehen und wird die finanziellen Probleme nicht lösen“, sagte er.

„Was wir brauchen, ist eine Änderung dieser marxistischen und totalitären Ideologie, die Venezuela in den Ruin geführt hat“.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Venezuela: Kardinal wiederholt Kritik an Chavez

Der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Savino, läßt sich nicht einschüchtern: Auch vor Parlamentsabgeordneten wiederholte er am Dienstag seine beißende Kritik am populistischen Präsidenten Hugo Chavez. Urosa machte bei einer mit Spannung erwarteten Anhörung im Parlament aber auch deutlich, dass er sich nicht von der Opposition vereinnahmen lasse.
 Mehrere Stunden lang hatte sich der Kardinal den Fragen von Abgeordneten gestellt – hinter verschlossener Tür. Die Parlamentarier hatten ihn aufgefordert, einige Äußerungen gegen Chavez zu erklären. So hatte Urosa dem Präsidenten vor kurzem wiederholten Bruch der Verfassung und Schritte in Richtung einer Diktatur vorgehalten. Die Anhörung, die erst im zweiten Anlauf zustande kam, verlief nun offenbar „ruhig, sehr offen und respektvoll" – sagte der Kardinal hinterher. Vor Journalisten bestand er darauf, die Kirche habe das Recht, innerhalb der Gesellschaft ihre Stimme zu erheben, wenn es um das Gemeinwohl gehe: „Die Bischöfe wollen keine Macht, und sie sind auch nicht parteiisch."
Er habe den Abgeordneten deutlich seine Meinung gesagt – dass nämlich die von Chavez initiierte „bolivarische Revolution" auf einen „marxistischen Sozialismus" ziele, und das sei „nicht im Interesse der Venezolaner". Immerhin, so meinte die Parlamentspräsidentin Cilia Flores begütigend, habe der Kardinal „die Institutionen und die Legitimität von Präsident Chavez anerkannt". Und dass er einige Entscheidungen der Regierung für nicht verfassungskonform halte, habe Urosa als „seine Meinung" qualifiziert, nicht als Urteil. Für sowas sei schließlich das Oberste Gericht zuständig. Vor dem Parlamentsgebäude hatten sich Befürworter und Kritiker des Erzbischofs von Caracas versammelt.
Was Kardinal und Abgeordnete genau gesagt haben, wird ein Geheimnis bleiben. Schließlich hatten die Parlamentarier eine Live-Übertragung der Begegnung im staatlichen Fernsehen sicherheitshalber abgelehnt. Das Fernsehen ist die Bühne für Chavez, der in seiner Sendung „Alo Presidente" immer wieder mal Stimmung gegen die Kirche macht. Etwa, indem er Venezuelas Bischöfe als „Höhlenmenschen" abqualifiziert. Ob sich an diesem Stil jetzt etwas ändern wird, das ist die Frage.
(rv)

Venezuela: Kardinal Urosa trifft Abgeordnete

Der Erzbischof von Caracas hat einem Treffen mit dem Koordinierungsausschuss der Nationalversammlung zugestimmt. Das geht aus einem Kommuniqué der Erzdiözese Caracas hervor. Demnach findet das Gespräch von Kardinal Jorge Urosa mit den Parlamentariern an diesem Dienstag statt. Der Kardinal werde sich den Fragen der Abgeordneten stellen, heißt es weiter, und hoffe auf einen „ruhigen und nützlichen" Dialog. Das Parlament habe dem Kardinal „Sicherheit und den gebührenden Respekt gegenüber seiner Würde" garantiert, gibt das Schreiben weiter an. Bei der Befragung sollen kritische Äußerungen Urosas untersucht werden. Der Kardinal hatte die Befragung bis vor kurzem abgelehnt. (rv)