Vatikanprozess Bambino Gesu: Bauunternehmer befragt

Zwei hohe Vatikanangestellte sind im Vatikanprozess zur Zweckentfremdung von Klinikgeldern als Zeugen geladen: wie das vatikanische Presseamt am Dienstagabend bekannt gab, soll am 6. Oktober die Präsidentin der Kinderklinik „Bambino Gesu“, Mariella Enoc, und der Direktor der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (Aif), Tommaso Di Ruzza, vor Gericht aussagen. Hauptangeklagte in dem Prozess sind der Ex-Präsident der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses, Giuseppe Profiti, und der frühere Schatzmeister der Stiftung, Massimo Spina. Die beiden sollen der einstigen „Nummer Zwei“ im Vatikan, dem damaligen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, die Renovierung seiner Vatikanwohnung mit Krankenhausgeldern finanziert haben.

Kardinal Bertone selbst ist bislang nicht als Zeuge vorgeladen worden; dagegen stand am Dienstag, dem sechsten Gerichtstag, der italienische Unternehmer Gianantonio Bandera im Zentrum. Er war mit Arbeiten in der Vatikanwohnung des ehemaligen Kardinalstaatssekretärs und in Gemeinschaftsbereichen im Palast San Carlo beauftragt worden.

Laut Angaben des Unternehmers kennen sich Bertone und Bandera 1991. Der Kardinal selbst habe ihn mit dem Umbau seiner Wohnung beauftragt, sagte Bandera am Dienstag aus. Bezahlt worden seien die Arbeiten durch die Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses „Bambino Gesu“. Es sei kein Vertrag dazu abgeschlossen worden, so Bandera. Der ehemalige Stiftungspräsident Profiti habe ihn um eine Spende gebeten, ergänzte er. Er habe Profiti signalisiert, eine solche Spende von 200.000 Euro tätigen zu wollen, habe die Zahlung dann allerdings nicht gemacht, so Bandera.

Wie sich aus seinen und Profitis Aussagen im Prozess abbildet, gehörten solche Spenden von Unternehmern an die Bambino Gesu-Stiftung offenbar zur Praxis: Die Stiftung bezahlte die Unternehmer und bat parallel um „Schenkungen“ zurück an die Stiftung.

Bandera unterstrich in diesem Kontext am Dienstag vor Gericht, es habe im Fall der Kardinalswohnung keine doppelte Zahlung oder doppelte Rechnung gegeben. Er selbst sei bis zur Aufnahme der Prüfungen des Falls im Jahr 2014 Inhaber der beauftragten Baufirma gewesen, danach habe die Gerichtsverwaltung übernommen, so dass er zu der Zeit danach nichts sagen könne.

Anders als die Renovierung der Kardinalswohnung sei der Umbau der Gemeinschaftsbereiche im Vatikanpalast vertraglich mit dem Governatorat geregelt gewesen, sagte Bandera weiter. Die Staatsverwaltung der Vatikanstadt habe zu einem bestimmten Zeitpunkt auch die Arbeiten in der Kardinalswohnung zahlen wollen, aufgrund der fehlenden vertraglichen Grundlage habe seine Firma der Anfrage aber nicht zugestimmt, so Bandera. (rv)

Vatikan fordert Anerkennung der ordentlichen Form des Ritus

Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone fordert die Anhänger des außerordentlichen Ritus der Messfeier auf, auch den ordentlichen Ritus ohne Vorbehalte anzuerkennen. Die Botschaft Bertones in französischer Sprache wurde am Samstag bei einer Messfeier im außerordentlichen Ritus im Petersdom verlesen; der Vatikan hat den vollständigen Text bisher aber noch nicht veröffentlicht.

Alter Ritus, neuer Ritus – schon diese Bezeichnungen sind aus der Sicht des Vatikans falsch: Es gibt nur einen einzigen römisch-katholischen Messritus, hat Papst Benedikt XVI. vor fünf Jahren in einem Motu Proprio bekräftigt. Was manche fälschlich den alten Ritus nennen, ist nur eine außerordentliche Form des einen Ritus, und diese außerordentliche Form wurde vor fünf Jahren unter bestimmten Auflagen wieder zugelassen. „Mit seinem Motu Proprio wollte der Heilige Vater auf die Erwartungen der Gläubigen eingehen, die den liturgischen Formen aus der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil anhängen", so Kardinal Bertone in seiner im Auftrag Benedikts verfaßten Botschaft. Und wörtlich: „Es ist eine gute Sache, die Reichtümer zu bewahren, die im Glauben und im Gebet der Kirche gewachsen sind, und ihnen ihren gerechten Platz zu geben. Dabei müssen aber gleichzeitig auch der Wert und die Heiligkeit der ordentlichen Form des römischen Ritus in vollem Umfang anerkannt werden."

Im Jahr des Glaubens und angesichts des 50-Jahre-Jubiläums des Konzils lädt Kardinal Bertone im Namen des Papstes „alle Gläubigen ein, in besonderer Weise ihre Einheit im Glauben zu zeigen". Die Botschaft des Kardinalstaatssekretärs wurde am Samstag vor Anhängern der außerordentlichen Ritus-Form vorgetragen, die zu einer internationalen Pilgerfahrt nach Rom gekommen waren. Organisator waren mehrere katholische Gruppen und Bewegungen, die sich unter dem Titel „Coetus internationalis Summorum Pontificum" zusammengeschlossen haben. Mit ihrem Namen spielen sie auf den Titel des Motu Proprio von Papst Benedikt an: Summorum Pontificum. Der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, der spanische Kardinal Antonio Cañizares Llovera, feierte in der Apsis des Petersdoms mit den Teilnehmern eine Messe nach dem Messbuch von 1962. Es war das erste Mal seit der Wiederzulassung der außerordentlichen Form des Ritus, dass ein Leiter einer Vatikanbehörde die Messe an einem Hauptalter des Petersdomes in der ausserordentlichen Form feierte.

Mit dem Erlass „Summorum Pontificum" hatte Benedikt XVI. den von manchen auch als „tridentinisch" bezeichneten Ritus von September 2007 an als ausserordentliche Form wiederzugelassen. Das Konzil von Trient hatte Mitte des 16. Jahrhunderts den bisherigen Ritus erneuert – nicht die erste und nicht die letzte Liturgiereform der Kirche. Nach den „tridentinischen" Messbüchern wurde über Jahrhunderte hinweg weltweit die Messe auf Latein zelebriert. Sie wurden vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) schrittweise angepast und nach dem Konzil durch eine erneuerte Liturgie ersetzt, die in der Regel in der jeweiligen Landessprache gefeiert wird. Latein blieb aber weiterhin Sprache der Liturgie. (rv)

 

Vatikan: Behauptungen zur Dombauhütte von St. Peter zurückgewiesen

Der Vatikan hat die Behauptung zurückgewiesen, in der Dombauhütte von St. Peter gebe es Misswirtschaft und Geldverschwendung. Ein entsprechender Bericht in der römischen Tageszeitung „Il Messaggero" sei „völlig uninformiert", teilte der Vatikan am Montag mit. Die Bilanzen der Dombauhütte seien von der Präfektur für wirtschaftliche Angelegenheiten stets geprüft und vom vatikanischen Staatssekretariat gebilligt worden. Die Zeitung hatte am Montag von einem angeblichen Dossier über Missstände in der Dombauhütte berichtet. Es soll laut der Zeitung Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone vorgelegt worden sein. Der Vatikan bestritt die Existenz eines solchen Schreibens. (rv)

Rückendeckung für Kardinalstaatssekretär

Papst Benedikt XVI. hat sich kurz vor seiner Abreise in die Sommerresidenz Castelgandolfo noch einmal ausdrücklich hinter seinen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone gestellt. In einem kurzen Brief dankte der Papst Kardinal Bertone für seine „diskrete Nähe" und seinen „erleuchteten Rat", die ihm besonders in den letzten Monaten eine große Hilfe gewesen seien. Auch erwähnte der Papst die „ungerechten Kritiken", die der Staatsekretär in den letzten Monaten zu erdulden gehabt habe. Er versicherte Bertone abermals sein „volles und persönliches Vertrauen", das seit seinem letzten Brief vom 15. Januar 2010 zum 75. Geburtstag des Kardinals keine Änderung erfahren habe. (rv)

Hier der Brief vom 15.01.2012

Neuer Rechtsrahmen für Caritas Internationalis

Der Heilige Stuhl gibt dem internationalen Caritasverband einen neuen Rechtsrahmen. Das entsprechende Generaldekret, das von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichnet ist, wurde an diesem Mittwoch vom Vatikan veröffentlicht. Gleichzeitig sind damit die neuen Statuten und internen Regelungen von Caritas Internationalis anerkannt.

Das Vatikan-Dekret hebt besonders die kirchliche Natur der seit 61 Jahren bestehenden „Caritas Internationalis" hervor. Generalsekretär, Präsident und Schatzmeister werden vom Caritas-Rat Cor Unum vorgeschlagen und vom Papst ernannt. Überhaupt bestätigt das Dekret die enge, nun auch juridisch ausformulierte Anbindung des Verbandes an Cor Unum. Dazu der Sekretär von Cor Unum, der norditalienische Priester Giovanni Pietro Dal Toso:

„Die Aufgaben von Cor Unum gegenüber Caritas Internationalis sind die der täglichen Begleitung der Arbeit von Caritas Internationalis. Ich würde nicht von einer strikteren Bindung sprechen, sondern von Begleitung, die wir zu gewährleisten haben. Dass die Liste der drei Kandidaten für den Posten von Präsident, Generalsekretär und Schatzmeister für Caritas Internationalis von Cor Unum vorbereitet wird, ist eine Praxis, die bereits läuft. Das Neue ist, dass geklärt worden ist, wer innerhalb des Heiligen Stuhles die Aufgabe hat, diese Liste dem Papst zu unterbreiten."

Mit dem Dekret geht ein Weg der Klärung zu Ende, der vor acht Jahren begann, führt Dal Toso aus.

„2004 wurde Caritas Internationalis kirchenrechtlich als öffentliche Persönlichkeit anerkannt. Das bedeutet nach dem Kirchenrecht: Das ist eine Organisation in der Kirche, die auch im Namen der Kirche sprechen kann."

Die Inhalte der neuen Statuten von Caritas Internationalis sind „großteils" von den nationalen Caritas-Organisationen eingebracht worden, erklärt Dal Toso, aber auch der Heilige Stuhl habe seine Vorstellungen verwirklicht.

„Ein wichtiger Aspekt ist die Bindung an den Heiligen Stuhl, und das ist exakt die Folge von dieser neuen juristischen Stellung innerhalb der Kirche. Der Heilige Stuhl wollte, dass auch im Alltag von Caritas Internationalis dieses kirchliche Kennzeichnen stärker zum Tragen kommt."

Das Dekret regelt genau, in welchen Punkten und wie Cor Unum und das Staatssekretariat mit Caritas Internationalis zusammenarbeiten bzw. über die Arbeit des Dachverbandes wachen. So müssen alle Texte von Caritas Internationalis, soweit sie die kirchliche Lehre berühren, vor der Veröffentlichung dem Rat Cor Unum vorgelegt werden. Dieser kontrolliert auch die Vermögensverwaltung und den Haushalt des Dachverbandes. Gegenüber dem Staatssekretariat ist Caritas Internationalis dazu verpflichtet, mindestens dreimal im Jahr über seine Beziehungen zu den Regierungen der Welt zu informieren.

Auch die Zuständigkeit des „kirchlichen Assistenten" von Caritas Internationalis wird in dem neuen Dekret genauer definiert. Sein Auftrag ist es, die katholische Identität des Hilfswerkes zu fördern. Zum Status der bei „Caritas Internationalis" Beschäftigten heißt es in dem Dekret, diese sind zwar keine Vatikanangestellten, aber doch dem Heiligen Stuhl zugeordnet. Alle müssen in Zukunft bei ihrer Anstellung einen Diensteid ablegen, in dem sie feierlich erklären, in Worten und Werken „immer die Einheit mit der katholischen Kirche zu wahren" und jede Lehre abzulehnen, die der Kirche widerspricht.

Benedikt XVI. hatte vergangenes Jahr bei einer Audienz betont, die Caritas sei nicht einfach eine beliebige Nichtregierungsorganisation, sondern habe ein katholisches Profil. Das aktualisierte Statut stützt sich auf die Arbeit einer Kommission von „Caritas Internationalis" und Heiligem Stuhl vom vergangenen Jahr. Die Generalversammlung des Caritasverbands hatte den Entwurf gebilligt und im letzten Herbst dem Vatikan übergeben. (rv)

Vatikan/Kuba: „Papstbesuch wird Demokratisierungsprozess anstoßen“

Der Papstbesuch auf Kuba wird den Demokratisierungsprozess in dem sozialistischen Land anstoßen. Davon zeigt sich der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa" überzeugt. Dass die Visite von der kubanischen Regierung politisch instrumentalisiert werden könnte, glaubt Bertone nicht. Die Regierung und das kubanische Volk würden im Gegenteil größte Anstrengungen unternehmen, um den Papst mit der ihm gebührenden Hochachtung zu empfangen, fügt Bertone an. Seit dem historischen Besuch von Papst Johannes Paul II. auf Kuba hätten sich Dialog und Kooperation zwischen Kubas Staat und Kirche verbessert, so der Kardinalstaatssekretär. Als konkretes Beispiel nennt Bertone die verbesserte Priesterausbildung. Viel zu tun gebe es allerdings noch im Bereich der kirchlichen Schulen und Einrichtungen. Papst Johannes XXIII. hatte den damaligen kubanischen Revolutionsführer 1962 exkommuniziert, nachdem dieser die Verstaatlichung aller katholischen Schulen und Krankenhäuser angeordnet hatte. (rv)

„Papst wird über Drogenkrieg und Korruption sprechen“

Benedikt XVI. wird auf seiner Reise nach Mexiko, die er in dieser Woche antritt, unter anderem über den Drogenkrieg und über Korruption sprechen. Das kündigte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in einem Interview mit dem mexikanischen Fernsehen an. Dem Papst gehe es darum, dass sich vor allem die Jugendlichen in Mexiko nicht entmutigen oder von schnellem Geld anlocken ließen. Ein weiteres wichtiges Thema für den Papst werde während seiner Reise der Schutz des menschlichen Lebens und der Institution der Ehe sein.

Auch der honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga erwartet sich von Benedikt XVI. in Mexiko „eine klare Ansage" an „Drogenhändler, die sich für katholisch ausgeben". Das sagte der Präsident von „Caritas International" im Interview mit der Nachrichtenagentur afp. Mit Blick auf Benedikts Weiterreise nach Kuba meinte der Kardinal, er erhoffe sich „eine Freilassung aller politischen Gefangenen und eine weitere allmähliche Öffnung, nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in politischer und sozialer Hinsicht". Nach Ansicht des kubanischen Regimes gibt es im Land keine politischen Gefangenen mehr; oppositionelle Quellen sprechen hingegen von ungefähr fünfzig Häftlingen, die aus politischen Gründen auf Kuba in Haft seien.

In Mexiko, der ersten Etappe von Benedikts Lateinamerikareise, sollen in der Stadt Leon über 13.000 Sicherheitskräfte für die Sicherheit des Papstes sorgen. Das meldet eine mexikanische Online-Zeitung. Leons Erzbischof Jose Guadalupe Martin Rabago rief die Gläubigen auf, ohne Angst an den Papstveranstaltungen teilzunehmen. Seit 2006 kamen laut Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen mehr als 50.000 Menschen im mexikanischen Drogenkrieg ums Leben. Der Schwerpunkt der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Mafia sowie den rivalisierenden Banden untereinander liegt allerdings im Norden des Landes. (rv)

Vatikan: Bertone seit fünfzig Jahren Priester

Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone feiert an diesem Donnerstag ein besonderes Jubiläum: Der vatikanische Regierungschef ist seit fünfzig Jahren Priester. In einem Brief an Bertone gratuliert ihm der Papst: Gerade in „schwierigen Momenten" wisse er „das große Engagement und den guten Rat" des Kardinals, den er „fast täglich" treffe, sehr zu schätzen. Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano" bringt den Brief Benedikts an diesem Donnerstag auf ihrer Titelseite. (rv) 

Vatikan: Wiener Kardinal Schönborn beim Papst

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn ist am Montag zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. zusammengetroffen. Schönborn habe mit dem Papst über seine jüngsten Äußerungen in den Medien sowie über den Fall Groer gesprochen. Das gab das vatikanische Presseamt an diesem Montag bekannt. In einem zweiten Teil des Treffens waren auch der Dekan des Kardinalskollegiums Angelo Sodano sowie Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone anwesend. Schönborn habe sein Bedauern gegenüber den beiden Kardinälen und den Papst bekundet. In den Medien waren Äußerungen Schönborns als Angriff besonders auf Sonado gewertet worden.
Weiter betont der Pressesaal, dass das Wort „Geschwätz" falsch interpretiert wurde. Kardinal Angelo Sodano habe dieses Wort an Ostern nicht aus Mangel an Respekt Missbrauchsopfern gegenüber verwendet, er habe damit eine Predigt des Papstes vom Palmsonntag zitiert. (rv)