Die katholische Kirche braucht Erneuerung. Das sagte der Prediger des Päpstlichen Hauses, Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa, an diesem Karfreitagabend im Petersdom. Bei der Liturgie mit Papst Franziskus gedachte die Kirche des Leidens und Sterbens Christi vor 2.000 Jahren. Die Predigt hielt nicht der Papst sondern wie üblich der Vatikan-Prediger Raniero Cantalamessa. Er rief zum Abbau überflüssiger Bürokratie in der Kirche auf. Derzeit breche für die Kirche „eine neue Zeit voller Hoffnungen an", sagte der Kapuzinerpater. An dem Gottesdienst in der überfüllten Vatikan-Basilika nahmen zahlreiche Kardinäle und Bischöfe, das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps sowie Gläubige und Pilger aus aller Welt teil.
Frei und freudig
Die Kirche müsse bei ihrer Evangelisierung die Botschaft Christi frei und freudig in die Welt tragen, so wie in ihrer Frühzeit, führte Cantalamessa aus. Dabei müsse sie auch die Randzonen des Lebens erreichen, in denen es Leiden, Ungerechtigkeit, religiöse Unwissenheit, Gleichgültigkeit und alle Formen des Elends gebe, betonte er unter Hinweis auf die Vision und auf Formulierungen von Papst Franziskus.
Wie manche historische Gebäude, so Cantalamessa, sei auch die Kirche im Laufe der Jahrhunderte den Bedürfnissen des jeweiligen Augenblicks angepasst und mit Trennwänden, Treppen und Zimmern angefüllt worden. „Es kommt der Augenblick, da man merkt, dass all diese Anpassungen nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen und sogar ein Hindernis darstellen." Dann müsse man „den Mut besitzen, sie alle abzureißen und das Gebäude wieder in den einfachen und klaren Zustand wie nach seiner Erbauung zurückzuversetzen", betonte der Kapuziner. Er stellte klar, dass christliche Evangelisierung keine Eroberung und keine Propaganda sei, sondern „das Geschenk Gottes an die Menschen in der Gestalt seines Sohnes Jesus Christus".
„Neue Welt"
Mit dem Tod und der Auferstehung Christi habe die Welt ihr letztes Ziel erreicht, die „neue Welt" habe bereits begonnen, sagte der Kapuziner weiter. Ungeachtet allen technischen Fortschritts und aller Zukunftsszenarien sei das Ende der Zeit schon eingetreten. Trotz der Ungerechtigkeit, Armut und Gewalt dieser Welt habe in Christus die endgültige Weltordnung bereits Fuß gefasst. Der „neue Himmel und die neue Erde" hätten bereits begonnen. Vor allem die Bedeutung des Todes habe sich mit der Auferstehung Jesu verändert. „Der Tod ist keine Wand mehr, an der alle menschlichen Hoffnungen zerschellen. Er ist zur Brücke geworden, die uns mit der Ewigkeit verbindet", so der Vatikan-Prediger. (rv)