Hoffnung für den im Jemen entführten Pater Tom

JemenADEN/ROM – Auch wenn es keine Neuigkeiten gibt und sich die Verhandlungen in einer unübersichtlichen Situation wie bei den Jemeniten als schwierig erweisen können, haben die Salesianer noch Hoffnung, dass Pater Tom Uzhunnalil, der am 4. März nach den Anschlägen auf das Kloster der Missionarinnen der Nächstenliebe im Jemen entführt wurde, noch am Leben ist.

Am 4. März waren das Kloster und das Pflegheim der Missionarinnen der Nächstenliebe Ziel eines Anschlags, bei dem vier Nonnen und zwölf Gäste getötet wurden.

Zum Zeitpunkt des Anschlags befand sich Pater Tom – ein Salesianer aus Kerala, Indien – in der Kapelle des Klosters zum Beten und wurde dort von den Attentätern entführt.

Pater Francesco Cereda, Vikar des Generaloberen der Salesianer, Pater Angel Fernandez Artime, sagte der CNA am 7. März, dass „es schwierig ist, zu verstehen, warum sie Pater Tom entführt haben.“

„Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten von Neu-Delhi hat bestätigt, dass gemeinsam mit Pater Tom auch eine der indischen Schwestern, die zur Gemeinschaft von Aden gehört, verschwunden und dass auch ihr Aufenthaltsort unbekannt ist“, sagte er weiter.

Die gemeinsame Nationalität „könnte ein Silberstreif am Horizont einer ansonsten sehr düsteren Situation sein. Wenn sie tatsächlich vorgehabt hätten, auch die beiden zu töten, dann hätten sie das schon früher zusammen mit den anderen 16 machen können.“

Pater Cereda betonte, dass „wir auf jede Möglichkeit der Freilassung unseres Mitbruders hoffen.“

Er erklärte, dass „die Zentralregierung von Indien durch das Außenministerium (MEA) daran beteiligt ist, den Aufenthaltsort der Schwester und von Pater Tom zu ermitteln.“

Darüber hinaus „hat auch der Oberminister des Bundesstaates Kerala, der Heimatstaat von Pater Tom, sein persönliches Interesse an der Sache bekundet und steht diesbezüglich in Kontakt mit der MEA in Neu Delhi.“ Auch „der Vatikan und die katholische Bischofskonferenz von Indien (CBCI) sind an der Suche nach Pater Tom und der Schwester beteiligt.“

„In der gesamten Salesianischen Welt wird für eine rasche Freilassung gebetet. Wir glauben, dass diese Bemühungen nicht vergebens sind“, so Pater Cereda.

Die Salesianer sind seit 1997 mit der Mission im Jemen betraut. Zu Beginn war sie Teil des Apostolischen Vikariats von Aden, gegründet von Papst Leo XIII im Jahre 1885.

Die Salesianer sind die einzigen katholischen Priester, die in dem Land arbeiten. In vier Städten bieten sie ihre Dienste an: in der Hauptstadt Sana’a, in Aden, in Holeida und in Taiz.

Wie Pater Cereda sagte, „waren Salesianer dort, um sich um die geistigen und sakramentalen Bedürfnisse der großen Zahl katholischer Migranten aus Indien, von den Philippinen und von überall sonst her zu kümmern.“

Pater Cereda bemerkte, dass „die Anwesenheit von Salesianern auch eine große Unterstützung für die Missionarinnen der Nächstenliebe war.“

Dennoch sei der Dialog mit anderen religiösen Konfessionen schwierig gewesen. „Es steht außer Frage in einen Dialog zu treten, wenn die grundlegende Situation für derartige Bemühungen nicht günstig ist. Also haben die Salesianer ihre Dienste in erster Linie beschränkt auf die von den Schwestern betriebenen Einrichtungen und die eingewanderte katholische Bevölkerung.“

Nach dem so genannten arabischen Frühling 2011 lehnten sich die Menschen gegen den ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh auf, was dazu beitrug, die bereits schwierige Situation weiter ins Chaos zu stürzen.

Seit 2015 herrscht im Jemen wieder Bürgerkrieg, der durch einen Konflikt zweier Fraktionen ausgelöst wurde, die beansprucht hatten, die jemenitische Regierung zu stellen. Das Gebiet unterliegt zudem dem Einfluß der Terrororganisation Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) und des selbsternannten Islamischen Staats (IS).

Trotz der schwierigen Situationen entschieden sich die Salesianer, im Jemen zu bleiben.

„Die Salesianer“, sagt Pater Cereda, „waren sich voll und ganz bewusst, dass sich die Situation von Tag zu Tag verschlechterte. Nachdem Indien die Botschaft im Jemen geschlossen hatte, rief die indische Regierung ihre Staatsangehörigen dazu auf, das Land zu verlassen und holte im Jahr 2014 Tausende von Indern zurück.“

Pater Cereda erwähnte, dass Bischof Paul Hinder, Apostolischer Vikar für Südarabien, im Januar vergangenen Jahres ein Gespräch mit dem Salesianer-Provinzial von Bangalore, Indien, hatte, dem die Mission im Jemen anvertraut ist.

„Man war der Meinung, dass die Aufgabe der Mission dem Land insgesamt die einzige organisierte katholische Präsenz rauben würde“, so Pater Cereda.

Doch „da man sich einig war, dass niemand einen anderen dazu zwingen könne, vor Ort zu bleiben, ließ man den einzelnen Mitbrüdern die Wahl“, erklärte der Vikar.

„Von fünf Mitbrüder kehrten drei nach Indien zurück, während zwei geblieben sind, mit der Hoffnung insbesondere den Missionarinnen der Nächstenliebe eine Unterstützung zu sein. Auch sie hatten beschlossen, zu bleiben, genauso wie die wenigen Katholiken, die noch immer mit ihnen vor Ort arbeiten.“

Pater Tom war einer von denen, die geblieben sind und er erbrachte einen riskanten Dienst, da er von der einen Gemeinschaft zur anderen gehen musste.

Jenseits aller ‘diplomatischen’ Bemühungen Pater Tom zu befreien, wird in der gesamten Salesianischen Welt für seine rasche Freilassung gebetet.

„Wir glauben“, sagte Pater Cereda zum Schluss, „dass diese Bemühungen nicht vergeblich sein werden. In der stark zersplitterten Gesellschaft des Jemens werden sich die Verhandlungen aber auf jeden Fall als schwierig herausstellen und wir können nicht vorhersagen, wie schnell wir es schaffen, Pater Tom zu befreien.“ (CNA Deutsch)

„Hier gibt es keine Christenverfolgung“ – Kardinal Sandris Reise ins indische Kerala

Mit positiven Nachrichten ist Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, von einer Reise ins südwestindische Kerala nach Rom zurückgekehrt. In dem Bundesstaat leben anteilmäßig die meisten Christen ganz Indiens; neben Hindus und Muslimen machen Christen in Kerala immerhin rund ein Fünftel der Bevölkerung aus. Diskriminierung oder Verfolgung von Christen wie vor einigen Jahren im ostindischen Orissa gibt es hier nicht. Im Vergleich zu anderen Bundesstaaten herrscht in Kerala keine drastische Armut, auch das Bildungs- und Gesundheitssystem ist relativ gut ausgebaut. Kardinal Sandri, der auf Einladung lokaler christlicher Gemeinschaften nach Kerala kam, lobt die Regierung des indischen Bundeslandes:

„In Kerala gibt es eine sehr offene und achtsame Regierung. Und zwischen den religiösen Konfessionen, also den katholischen, orthodoxen und jakobitischen, sowie Indiens großen Religionen wie dem Hinduismus und dem Islam herrschen Kooperation, gutes Zusammenleben und gegenseitiger Respekt. Es gibt hier nicht solche Gewalteskapaden, Verfolgungen und Unsicherheiten, wie es sie in anderen Regionen des Landes gab und welche die Kirche als solche leider in die schmerzvolle Lage bringen, sehen zu müssen, dass es nicht in allen Teilen Indiens Respekt vor der Menschenwürde, der Religionsfreiheit und den verschiedenen Kirchen und Konfessionen gibt."

Keralas Christen haben ein lange Tradition; sie führen ihren Ursprung bis auf den Apostel Thomas zurück und werden deshalb auch Thomas-Christen genannt. Ihre soziale Stellung ist stark; so gehören sie den oberen Kasten im Land an. Die katholischen Konfessionen stellen in Kerala die Mehrheit des christlichen Bevölkerungsteils: Es sind neben den Syro-Malabaren die Syro-Malankaren und die Lateinische Kirche, dazu außerdem noch die Orthodoxen. Besonders beeindruckt zeigt sich Kardinal Sandri von der Glaubensstärke der mit Rom unierten syro-malabarischen Kirche:

„Die syro-malabarische Kirche ist eine der wichtigsten der katholischen Ostkirchen – wir sprechen da von ungefähr fünf Millionen Gläubige. Diese Kirche hat eine Vitalität und einen apostolischen Geist der Evangelisierung, der einen wirklich mit Freude erfüllt! Außergewöhnlich bewegend war das Treffen mit den Christen, die sehr mit dem Heiligen Stuhl verbunden sind und denen ich den ausgiebigsten und zuneigungsvollsten apostolischen Segen des Papstes überbracht habe. Sie haben ihn alle mit erbaulicher Hingabe für den Nachfolger Petri aufgenommen!"

Doch auch in Kontakt mit den anderen indischen Religionen ist der Vatikanvertreter gekommen. Dabei wurde der Kardinal regelrecht in die Willkommenszeremonien mit hineingezogen, das lässt sich aus seinem enthusiastischen Bericht heraushören:

„Ich wurde zum Beispiel in allen Zeremonien, an denen ich teilgenommen habe, von den Hindus herzlich empfangen. Sie kamen sogar einmal mit einem Elefanten, dem ich mich nähern durfte. Oder bei einer anderen Gelegenheit sind sie mit ihren Cembali und ihren Musikern gekommen und haben inmitten all der Katholiken aufgespielt: das ist ein friedliches Zusammenleben!" (rv)