An diesem Montag wird der Papst am Vormittag den Sitz in Rom des UN-Welternährungsprogramm besuchen und dort eine Rede halten. Wir übertragen diese Ansprache live und mit deutschem Kommentar. Am Dienstag wird im Vatikan das Dokument „Iuvenescit Ecclesia“ im Pressesaal vorgestellt. Es handelt sich um einen Brief der Glaubenskongregation an alle Bischöfe über katholische Bewegungen und geistliche Gemeinschaften. Am selben Tag wird der vatikanische Ökumene-Verantwortliche und Kurienkardinal Kurt Koch nach Wittenberg reisen, um an einem Treffen mit der evangelischen Kirchenverantwortlichen teilzunehmen. Am Abend findet ein weiterer Gerichtstermin beim sogenannten Vatileaks-2-Prozess statt. Am Mittwoch wird der Papst wie üblich die Generalaudienz abhalten und am selben Tag reist Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in die Ukraine. Am Donnerstag sollte – aber noch ist das ungewiss – das Panorthodoxe Konzil auf Kreta beginnen. Am Freitag wird der Papst die Teilnehmer der Versammlung des Päpstlichen Laienrates empfangen, die wohl zum letzten Mal in dieser Form getagt haben, da der Rat mit anderen vatikanischen Einrichtungen zusammengeführt werden soll. Am Samstag findet eine weitere Sonder-Generalaudienz im Rahmen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit statt, und am Sonntag betet der Papst auf dem Petersplatz mit den Gläubigen den Angelus. (rv)
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Kardinal Piacenza: Schluss mit einseitigen Blicken auf das Konzil
Kardinal Mauro Piacenza ruft die katholischen Priester der Weltkirche dazu auf, sich vertieft mit dem II. Vatikanischen Konzil und dem Katechismus zu beschäftigen. Zum Weltgebetstag für die Heiligung der Priester am 13. Juni verfasste der Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation einen Brief an die Geistlichen. Darin erinnerte er sie an ihre Verantwortung für die Neuevangelisierung in einer immer weniger gläubigen Welt, zumal des Westens.
Anders als in den Zeiten des Konzils ließen sich zwar die bereits evangelisierten Nationen heute nicht von einem „generellen Atheismus" versuchen; sie drohten aber dafür Opfer eines „besonderen Atheismus" zu werden, der „das Bewusstsein für die Schönheit und die Wärme der dreifaltigen Offenbarung verloren" habe, schreibt der Kardinal. Schon die Konzilsväter hätten damals im Sinn gehabt, sich direkt an die Atheisten zu wenden und ihnen die „unendliche Würde der Berufung" zu Gott zu erklären, von der sie sich entfernt hatten.
Im Gespräch mit Radio Vatikan rief Kardinal Piacenza auch dazu auf, einseitige Interpretationen des Konzils beiseite zu lassen.
„Dieses Konzil hatte viele Personen, die es danach im Mund führten, aber wenige, die es gründlich studiert haben so, wie es ist, und nicht so, wie wir es haben wollten. Man muss also die Texte des Konzils wieder entdecken, die Worte selbst des Konzils, die im Grund auf den Knien zu lesen wären, weil sie vom Heiligen Geist inspiriert sind. Ich sage: das II. Vatikanum soll neuerlich aufgenommen werden als die große Gnade, von der die Kirche im 20. Jahrhundert Nutzen gezogen hat und immer noch zieht. Und dann muss es für uns ein sicherer Kompass werden, der uns Orientierung auf dem Weg bietet, so dass wir uns bei der Neuevangelisierung besser vorbereiten und die Fragen unserer Leute beantworten können."
Das Konzil sei auch ein taugliches Instrument bei der immer nötigen inneren Erneuerung, so Kardinal Piacenza: Die Kirche setze sich schließlich aus Menschen zusammen, aus Sündern also, und müsse sich deshalb fortwährend im Heiligen Geist erneuern.
„Die Kirche muss praktisch dauernd die Ohren aufsperren, um zu hören, was der Heilige Geist sagt. Sie muss versuchen, das Radio des Weltgeistes leiser zu stellen und stattdessen ein anderes Radio lauter zu stellen, das nämlich, das aus der Stille kommt, aus dem Heiligen Geist. Ich glaube, man muss „basta" sagen zum Verrat am II. Vatikanischen Konzil und die Tür des Gehorsams aufreißen, des Gehorsams gegenüber den Texten des Konzils und gegenüber allem, was die Päpste und das authentische Lehramt der Kirche gesagt haben, als sie das Konzil auslegten, lasen und vorstellten."
Der Brief Kardinal Piacenzas an die Priester ist – vorerst ausschließlich auf Italienisch – auf der Seite der Kleruskongregation herunterzuladen: clerus.org. Der Anhang des Briefes bietet Vorschläge zur Vertiefung des Themas der Heiligung der Priester; unter anderem sind Schriftstellen vertreten sowie kurze geistliche Texte von Heiligen wie Katherina von Siena, Theresa von Lisieux, Edith Stein, Faustina Kowalska und Charles de Foucauld. In einer abschließenden Gewissenserforschung für Priester in 20 Punkten werden die Geistlichen u.a. dazu aufgefordert, über das Zentrum ihrer Berufung, den Zölibat und die würdige Feier der Liturgie nachzudenken. (rv)
Kardinal Marx: Europas Beitrag für den Frieden
Es sei das Testament Papst Johannes XXIII.: So wird allgemein seine Enzyklika Pacem in Terris beschrieben, die er vor fast 50 Jahren veröffentlichte. Damals hatte er das Konzil bereits zusammengerufen, der Papst hatte hinter den Kulissen der Kubakrise zu vermitteln versucht und er hatte auch schon erfahren, dass er unheilbar erkrankt war. Pacem in Terris wurde seine letzte Enzyklika.
Die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften beschäftigt sich in diesen Tagen in Rom mit der Friedensenzyklika. Dabei soll es vor allem darum gehen, wie aktuell die Gedanken für heute sind. Einer der Vortragenden ist der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Die Konstellation von Kaltem Krieg habe sich geändert, so Marx.
„Aber die Grundthemen, die der Papst anspricht sind weiterhin aktuell und müssen weiter ausgebaut werden, wie zum Beispiel finden wir eine Friedensordnung auf internationaler, auf globaler Ebene. Dies wird das Thema des 21. Jahrhunderts sein. Er hat zum ersten Mal im Grunde systematisch darüber nachgedacht, was ist überhaupt ein „Weltgemeinwohl", wie kann man das organisieren, was bedeutet das. Benedikt XVI. hat das in seinem „caritas in veritate" auch aufgegriffen. Manchmal wird das belächelt oder kritisiert, aber im Grunde gibt es dazu keine Alternative. Es geht jetzt darum, das konkret aufzubauen. Und ich möchte heute auch noch einmal darauf hinweisen, dass auch die Europäische Union in dieser Linie ein Beispiel dafür ist, wie man supranationale Gebilde subsidiär an einem gemeinsamen Gemeinwohl orientiert aufbauen kann. Ich glaube dafür ist Pacen in Terris weiterhin ein ganz wichtiger Impuls."
Sie selber werden über den Beitrag Europas für den Frieden sprechen. Wenn man zum Beispiel heute auf die Ukraine schaut stellt sich die Frage, ob wir in Europa schon friedensbereit sind.
„Auf keinen Fall! Wir haben auch Kriege in den 90er Jahren auf dem Balkan gehabt, das war eine schreckliche Erfahrung für uns alle, dass es überhaupt in Europa wieder so etwas geben könnte. Aber ich möchte besonders natürlich auf die Europäische Union eingehen, die ja in einer schweren Krise ist, auch durch die Schuldensituation vieler Länder, durch den überbordenen Finanzkapitalismus seit den 90er Jahren, der das alles mit verursacht hat. Wir müssen uns neu besinnen auf das was Europa beziehungsweise die Europäische Union sein wollte.
Ich glaube, dass Jean Monnet, der große Gründervater Europas, das eigentlich in einer ganz einfachen und schlichten Weise so formuliert hat: Europa soll ein Beitrag sein für eine bessere Welt. Dazu gehört zunächst einmal, dass wir selber in Europa unsere Strukturen, Institutionen so aufbauen, dass sie zukunftsfähig sind. Und das ist glaub ich gerade jetzt eine entscheidende Phase. Und dann Europa natürlich ein Beitrag leisten für die Welt und deutlich machen, dass es funktioniert. Man kann so etwas aufbauen, man kann subsidiär miteinander umgehen, man kann nationale Eigenarten achten und trotzdem gemeinsam etwas aufbauen. Das ist etwas ganz entscheidendes auch für die gesamte Welt, ob Europa das in dieser Krisensituation schafft, ob Europa zukunftsfähig wird."
Was erhoffen Sie sich von dieser Tagung?
„Ich erhoffe mir, dass wirklich hier ein intellektueller Austausch stattfindet, dass hier noch einmal deutlich wird, dass gerade die globale Organisation des Gemeinwohls, so will ich es mal formulieren, eine entscheidende Aufgabe, auch der Kirche ist. Deswegen sind wir auch hier im Vatikan versammelt, das die Kirche einen Beitrag dazu zu leisten hat und nicht nur national eng in Eigeninteressen uns verlieren, sondern eine große Vision von einem Weltgemeinwohl haben." (rv)
Die Einberufung des Konzils: Ein Zeitzeuge erinnert sich
Es ist 53 Jahre her, dass Papst Johannes XXIII. zum Ende der Gebetswoche für die Einheit der Christen in Sankt Paul vor den Mauern die Einberufung eines allgemeinen Konzils ankündigte, drei Monate nach seiner Wahl zum Papst. Dieses Zweite Vatikanische Konzil selbst wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Loris Francesco Capovilla war damals bei den Ereignissen dabei, er war Privatsekretär des Papstes. Heute 96 Jahre alt, erinnert er sich an die aufregenden Tage und berichtet, dass die Idee des Konzils direkt mit der Wahl Angelo Roncallis zum Papst entstand:
„Was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist die Weise, wie der Papst dieses große Problem der Einberufung angegangen ist. Er hat ganz und gar Gott vertraut und gleichzeitig geglaubt, dass die Institutionen der Kirche die Probleme lösen können. Ich habe ihm gesagt, als er mich fünf Tage nach seiner Wahl darauf angesprochen hat, dass ich das für ein Wagnis halte. Er sagte mir, dass auf seinem Tisch sich so viele Probleme versammeln, Sorgen und Fragen, der Bischöfe und der Orden; es brauche etwas Neues. Ich dachte damals an ein Heiliges Jahr oder eine Revision des Kirchenrechtes, das ja noch gar nicht so alt war. Aber der Papst dachte damals schon an ein ökumenisches Konzil." (rv)
Vatikan: Geplante Veröffentlichung des Päpstl. Komitee für Geschichtswissenschaften
Das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften will persönliche Erinnerungen von Bischöfen an das Zweite Vatikanische Konzil sammeln. Dabei ist an Tagebücher, Briefe und Aufsätze für Bistumszeitungen gedacht, erklärt der vatikanische Chef-Historiker Pater Bernard Ardura. Die Texte sollten im Umfeld der 50-Jahrfeiern des Konzilsbeginns im Oktober 2012 veröffentlicht werden. (rv)
Heute vor 49 Jahren: Das Konzil beginnt
„Venerabiles Fratres", Papst Johannes XXIII., Petersbasilika heute vor 49 Jahren: „Ehrwürdige Brüder! Es jubelt die Mutter Kirche, weil durch besondere Gnade der göttlichen Vorsehung dieser hochersehnte Tag angebrochen ist, an dem hier am Grabe des hl. Petrus unter dem Schutz der jungfräulichen Gottesmutter, deren Mutterwürde heute festlich begangen wird, das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil seinen Anfang nimmt."
Es sind die ersten Worte, die im Zweiten Vatikanischen Konzil – auf Latein – gesprochen werden. Im nächsten Jahr werden wir ausführlich an dieses Konzil erinnern, denn dann jährt sich seine Einberufung zum 50. mal. Die Glaubensversicherung und das Verständnis der Kirche in der Welt von heute, nichts weniger hatte sich das Konzil auf die Fahnen geschrieben. Und Johannes XXIII. machte den Anfang. Und der war zunächt einmal symbolisch: Der Papst ließt sich in der Basilica nicht wie damals üblich tragen, sondern ging zu Fuß, er trug nicht die päpstliche Tiara, sondern eine Bischofsmitra: Alles bereits Zeichen von dem, was kommen sollte. Die Basilika war zur Aula umgebaut, Bischöfe aus 133 Ländern hatten sich versammelt. Ihre Beratungen und ihre Dokumente prägen die Kirche bis heute. (rv)