Das Krankenhaus ist sowohl Ort des Leidens als auch Ort, an dem die christliche Nächstenliebe deutlich wird. Das betonte Papst Benedikt XVI. an diesem Samstagvormittag. Er sprach vor den Teilnehmern der 27. Internationalen Konferenz des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst. Die dreitägige Konferenz, die an diesem Samstag im Vatikan zu Ende ging, hatte zum Thema „Das Krankenhaus als Ort der Neuevangelisierung" und sah die Teilnahme von etwa 600 Ärzten, Krankenpflegern, Juristen und anderen Berufsgruppen aus der ganzen Welt, die im Gesundheitswesen tätig sind. In seiner Ansprache an die Mitarbeiter im Krankendienst sagte der Papst:
„Die Kirche wendet sich stets mit dem gleichen Geist brüderlicher Anteilnahme an diejenigen, die mit der Erfahrung des Schmerzens leben. Dabei ist sie vom Geist desjenigen beseelt, der mit der Macht der Liebe dem Geheimnis des Leidens seinen Sinn und seine Würde zurück gegeben hat. Eure Berufung ist eine einzigartige, für die es Studium, Sensibilität und Erfahrung braucht. Dennoch, von denjenigen, die in der Welt des Leidens arbeiten und diese Tätigkeit als „menschliche und spirituelle Mission" ansehen wollen, braucht es eine weitere Fähigkeit, die jenseits der akademischen Titel liegt. Es handelt sich um die „christliche Wissenschaft vom Leiden", die vom Konzil ausdrücklich als „die einzige Wahrheit, die in der Lage ist, auf das Geheimnis des Leidens zu antworten", bezeichnet wurde."
Die Konzilsväter, so der Papst weiter, hätten klar ausgedrückt, dass die Kirche nicht in der Lage sei, körperliche Gesundheit und Freiheit vom Leiden zu verschaffen. Dennoch, so der Konzilstext, habe sie etwas tiefer Gehendes und Wertvolleres zu bieten, denn Christus habe das Leid nicht abschaffen wollen, vielmehr habe er es selbst auf sich genommen. Dies sei ausreichend, um seinen Wert zu erkennen. Die Mitarbeiter im Gesundheitswesen rief Papst Benedikt auf, qualifizierte Experten in der Disziplin der christlichen Wissenschaft vom Leiden zu werden:
„Wenn heute einerseits aufgrund des technischen Fortschritts die Möglichkeiten steigen, einen Kranken physisch zu heilen, scheint andererseits die Fähigkeit zu schwinden, sich um die leidende Person ,zu kümmern´ und sie in ihrer Ganzheit und Einzigartigkeit zu erfassen. Es scheinen sich also die ethischen Horizonte der Medizinwissenschaft zu trüben, die riskiert zu vergessen, dass es ihre Berufung ist, jedem Menschen und dem ganzen Menschen zu dienen, in den verschiedenen Phasen seiner Existenz. Es ist zu hoffen, dass die Sprache der „christlichen Wissenschaft des Leidens", zu der Mitleid, Solidarität, Nachempfinden, Selbstverneinung, Uneigennützigkeit und das Geschenk seiner selbst gehören – zum universalen Wortschatz derjenigen wird, die im Bereich der Gesundheitsfürsorge arbeiten."
Auch in Zeiten der Krise, so der Papst, die dem Schutz der Gesundheit Mittel entziehe, sei dies ein Auftrag zur Neuevangelisierung. Gerade in diesem Kontext sei es unabdingbar, dass Krankenhäuser und ähnliche Einrichtungen sich auf ihre Rolle besönnen, um zu verhindern, dass Gesundheit – statt ein Allgemeingut zu sein – eine einfache „Ware" werde, die den Gesetzen des Marktes unterworfen und somit nur noch wenigen zugänglich sei. (rv)